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Autismus, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Autismus · Nominativ Plural: Autismen · Verwendung im Plural ungebräuchlich
Aussprache  [aʊ̯ˈtɪsmʊs]
Worttrennung Au-tis-mus
Wortzerlegung aut- -ismus
Wortbildung  mit ›Autismus‹ als Erstglied: Autismus-Spektrum-Störung
Herkunft zu autósgriech (αὐτός) ‘selbst’
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Medizin, Psychologie Entwicklungsabweichung, die sich vor allem in Schwierigkeiten im sozialen Umgang, in der Kommunikation und in wiederkehrenden, stereotypen Verhaltensweisen äußert
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: atypischer, frühkindlicher, hochfunktionaler Autismus
als Akkusativobjekt: Autismus bei jmdm. diagnostizieren
in Präpositionalgruppe/-objekt: Formen von Autismus; von Autismus betroffen sein; Menschen, Patienten, Kinder mit Autismus
Beispiele:
Autismus beschreibt eine Entwicklungsveränderung des Gehirns, die sich in den Bereichen der Wahrnehmung und Kommunikation zeigt. Sie hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche wie Alltagskompetenz, Schul‑ und Berufsleben oder soziale Kontakte. Autismus ist keine Krankheit und auch kein »Erziehungsfehler«. Autismus ist angeboren und zeigt sich in vielfältiger unterschiedlicher Ausprägung. [Fränkischer Tag, 29.09.2020]
Vieles spricht […] dafür, dass Informationen im Gehirn von Menschen mit Autismus aufgrund veränderter neurologischer Verknüpfungen anders verarbeitet werden. Keinesfalls ist Autismus, wie früher angenommen, psychisch bedingt und gar auf emotionale Vernachlässigung durch sogenannte »Kühlschrankmütter«, Traumata oder Missbrauch zurückzuführen. Autisten sind demnach nicht krank. Ihr »Anderssein« ist vor allem durch eine veränderte Wahrnehmung gekennzeichnet. Konkret bedeutet dies, dass Menschen mit Autismus unter Umständen anders sehen, riechen, schmecken, hören und fühlen. [Gute Nachrichten, 02.04.2013, aufgerufen am 01.09.2020]
McCarthy ist als Impfgegnerin aktiv und vertritt die wissenschaftlich widerlegte Behauptung, dass ein Zusammenhang zwischen Impfungen im Kindesalter und Autismus bestehe. [Jenny McCarthy. In: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. 26.08.2022]
Owen leidet unter Autismus, wird seinen Eltern bald gesagt: einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung, die meist sehr früh im Leben bemerkt wird. Sie fällt unterschiedlich schwer aus: Manche Betroffenen führen ein fast normales Leben, andere sind lebenslang auf Hilfe angewiesen. [Welt am Sonntag, 10.06.2018]
Beim Autismus‑Spektrum wird zwischen verschiedenen Formen unterschieden: Asperger‑Syndrom, hochfunktionaler Autismus, atypischer Autismus und frühkindlicher Autismus. Nicht immer geht Autismus einher mit Intelligenzminderung. Unter den Betroffenen gibt es durchaus viele Normal‑ oder sogar Hochbegabte. [Reutlinger General-Anzeiger, 28.10.2017]
Der 1943 in den USA entdeckte Autismus ist nicht zu heilen, nur therapeutisch zu beeinflussen. [Klee, Ernst: Behinderten-Report. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch-Verl. 1981 [1974], S. 192]
2.
bildungssprachlich, abwertend egozentrische Wahrnehmung der Welt, die auf die eigene Perspektive reduziert ist und die Ansichten und Bedürfnisse anderer und Teile der Realität ausblendet
Beispiele:
Graf von Krockow beobachtet, daß die Deutschen sich seit der Wiedervereinigung nur noch mit sich selbst beschäftigen, »mit ihren Depressionen, Hysterien und Feindbildern«. Die Realität Europas »nehmen sie nur durch einen Schleier hindurch« wahr. Klaus Harpprecht spricht vom »deutschen Autismus«. [Die Nation gehört nicht der Rechten, 22.10.1993, aufgerufen am 18.08.2015]
Die Gelbwesten verweigern jegliche konstruktive Debatte. Populistisch an dieser Bewegung ist, dass sie die soziale Leidenschaft anstachelt und die soziale Vernunft erstickt. Es wird gern behauptet, Frankreich habe eine solche Tradition der Gewalt. Ich würde eher sagen, es gibt eine Tradition des fehlendes Kompromisses, des Autismus der Macht. [Welt am Sonntag, 09.12.2018]
Unabhängig vom Ausgang der Ermittlungen [zum Vorwurf der Untreue] sei es »nahezu unvorstellbar«, […] dass sich Stefan Schostok im Amt des Oberbürgermeisters [von Hannover] halten könne. Zu unentschlossen, zu weltfremd habe der im vergangenen Jahr agiert. Von »Schostoks Beratungsresistenz« ist im Landtag mittlerweile die Rede, auch das böse Wort »Autismus« fällt häufig, wenn die Sprache auf die Hannover‑Affäre kommt. [Welt am Sonntag, 09.09.2018]
Indem man Probleme und Konflikte bürokratisch verdrängt und befriedet, werden letztlich die betroffenen Individuen dazu gezwungen, ohnmächtig hinzunehmen und zu verarbeiten. Die Probleme selbst kehren übermorgen wieder. Herrschender Autismus heißt also: Probleme nicht nüchtern und vorurteilslos zur Kenntnis nehmen und mit den Betroffenen zu lösen zu suchen, sondern im bestehenden, institutionell vorgegebenen Muster »verstockt« bleiben. [Die Zeit, 20.01.1978]
Gäbe es überhaupt keine sozialen Sanktionen mehr, würden viele Neurotiker den bequemen Rückzug in die eigene »innere … Emigration« wählen, sich von allen anderen Menschen isolieren und im Autismus der Psychose erstarren. [Der Spiegel, 17.05.1976]
Müller zog seine künstlerische Energie oft gerade daraus, die Autismen einer Kunst, die sich am liebsten mit sich selbst beschäftigt, in die Luft zu jagen. [Der Tagesspiegel, 09.01.2009] ungewöhnl. Pl.

letzte Änderung:

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Medizin
Autismus[Hinweis: weitere Informationen erhalten Sie durch Ausklappen des Eintrages]
Oberbegriffe
  • psychische Störung  ●  psychische Erkrankung veraltet

Typische Verbindungen zu ›Autismus‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Autismus‹.

Zitationshilfe
„Autismus“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Autismus>.

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