DE3602370A1 - Verwendung von analgetica durch inhalation - Google Patents
Verwendung von analgetica durch inhalationInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Analgetika, sowie ein
Analgetikum enthaltendes Arzneimittel und ein Verfahren zur Anwendung
von Morphinderivaten zur Schmerzbehandlung.
Dahlström und Mitarbeiter haben festgestellt, daß der intravenöse
Morphinbedarf bei Patienten unter einer Morphininfusionsbehandlung
postoperativ im Mittel 2,6 mg/Std beträgt (Dahlström et al.,
Clinical Pharmacokinetics 7, 1982, 266-279), der eine minimale
analgetisch effektive Morphinkonzentration von 16 ng/ml hervorruft.
Nach intravenöser Gabe eines Morphinbolus bei Kindern
(0,1 mg/kg KG) wurde eine minimale analgetisch effektive
Morphinkonzentration von 65 ng/ml gefunden (Dahlström et al.,
Clin. Pharmacol. Ther. 26, 1979, 354-365).
Bei niereninsuffizienten Patienten kann die Morphinkonzentration
bei üblicher Morphindosierung jedoch toxische Bereiche erlangen
(Shelly et al., Br. med. J. 289, 1984, 1071-1072). Dabei besteht
zwischen der Morphinkonzentration und der eingeschränkten
Nierenfunktion eine Korrelation (Ball et al., Lancet I, 1985,
784-786; McQuay et al., Lancet II, 1984, 284-285; Aitkenhead et
al., Br. J. Anaesth. 56, 1984, 813-819), da die Elimination von
Morphin über die Niere an eine intakte Nierenfunktion gebunden
ist (Sear et al., Anesth. Analg. 65, 1985, 1065-1070).
Der größte Teil des freien, absorbierten Morphins wird in
der Leber in das biologisch inaktive Morphin-3-glukuronid umgewandelt
(Boerner et al., Drug Metab. Rev. 4, 1975, 39-73; Schulz
et al., J. Pharmacol. Exp. Ther. 183, 1972, 404-410). Die Morphin-6-
derivate dagegen sind analgetisch sehr viel potenter und
besitzen eine längere Halbwertszeit als Morphin (Mori et al.,
Life Sci. 11, 1972, 525-533) und eine sehr viel höhere Affinität
zur Hirnsubstanz als Morphin (Yoshimura et al., Chem. Pharm. Bull.
24, 1976, 901-906). Die Halbwertszeit des freien Morphins wird im
Mittel mit 1,5 bis 3,8 Stunden angegeben (Dahlström et al.,
Clinical Pharmacokinetics 7, 1982, 266-279; Berkowitz, Clinical
Pharmacokinetics 1, 1976, 219-230; Murphy et al., Anesthesiology
54).
Es wurde jetzt überraschenderweise gefunden, daß sich durch
Inhalation von Morphin bei Patienten nach großen thorakalen
Eingriffen eine ausgezeichnete Analgesie erzielen läßt.
Die zur Analgesie erforderlichen Morphindosen lagen bei
stoffwechselgesunden und niereninsuffizienten Patienten weit
unter den bei parenteraler Gabe erforderliche. Darüber hinaus
blieb die Morphinkonzentration der freien und metabolisierten
Morphin-Immunität unterhalb der Nachweisgrenze (wie
intraindividuelle Kontrollen bestätigen) bzw. zeigte auch bei
Niereninsuffizienten mit erhöhten Ausgangswerten nur minimale
Anstiege. Bei den Untersuchungen an mehr als 30 Patienten hat
sich eine Dosierung von 0,8 mg Morphin als Bolus über 2 Stunden
plus 0,8 mg Morphin pro Stunde zur Insufflation mit 5 Liter O2
pro Minute bei intubierten oder über Maske beatmeten Patienten
als wirksam erwiesen (eine geringere Dosis war analgetisch nicht
ausreichend; eine Verdopplung der Sosis erbrachte keine bedeutenden
Vorteile). Beobachtungszeitraum: 12 Stunden. Blutdruck,
Puls und Atemgase blieben sämlich klinisch unauffällig, Übelkeit,
Erbrechen und Harnretention traten bei keinem der Patienten
auf.
6 Patienten vertrugen klinisch eine Inhalation von
100 mg Dolantin pro 12 Stunden (Initialbolus 10 mg)
ausgezeichnet und waren nach großen thorakalen Eingriffen
schmerzfrei.
6 Patienten vertrugen klinisch eine Inhalation von 3 mg
Somatostatin, dessen analgetische Wirkung in der Humanmedizin
festgestellt wurde (Chrubasik, Lancet II,
1984, 1208-1209) pro 12 Stunden ausgezeichnet
(Initialbolus 250 µg) und waren nach großen abdominalen
Eingriffen schmerzfrei.
Es wurden auch Versuche mit Buprenorphin (0,15 mg
als Initialbolus über 2 Stunden plus 0,3 mg 12 Stunden),
Tramal (30 mg als Initialbolus über 2 Stunden und
70 mg pro 12 Stunden), Fentanyl (0,05 mg als Initialbolus
plus 0,25 mg pro 12 h) und AL-Fentanyl (0,5 mg
pro 2 Stunden und 0,4 mg pro 12 Stunden) erfolgreich
durchgeführt.
Daraus folgt, daß auch andere Analgetika mit diesen
Methoden wirksam angewandt werden können.
Die pharmakokinetischen Untersuchungsergebnisse lassen
darauf schließen, daß Morphin bei der pulmonalen
Absorption in ein 6-derivat metabolisiert wird, das
eine vielfach stärkere analgetische Potenz und eine
höhere Affinität zur Hirnsubstanz sowie eine längere
Halbwertszeit besitzt als Morphin. Dieses oder evtl.
ein anderes Metabolisierungsprodukt wird entweder
radioimmunologisch nicht erfaßt oder es entsteht in
geringsten, hochwirksamen Mengen.
Nachstehend wird die INHALATION VON MORPHIN ZUR POSTOPERATIVEN
SCHMERZBEHANDLUNG näher beschrieben:
8 Stoffwechselgesunde Patienten im Alter von 56 bis 86 Jahren,
die sich thorakalen Operationen unterziehen mußten, erhielten
zur Inhalation über eine Maske 0,8 mg Morphin (mit 5 L 02/Min)
bei gleichzeitiger Infusion von 0,8 mg Morphin pro Stunde in das
Reservoir des Inhalationsapparates. Zu verschiedenen Zeitpunkten
wurde arteriell Blut entnommen zur radioimmunologischen Bestimmung
der freien sowie der freien plus metabolisierten Morphin-
Immunität im Serum. Daneben wurden Blutdruck, Puls und Atemgase
registriert.
Die Serum-Morphinkonzentration der freien und metabolisierten
Morphin-Immunität lagen unterhalb der Nachweisgrenze.
Blutdruck-Puls und Atemgase blieben im altersentsprechenden
Bereich.
Eine 10-minütige Blutentnahme in den ersten 2 Stunden bei einem
Patienten zeigte keinen Anstieg der Morphinkonzentration.
Bei 7 niereninsuffizienten Patienten (Alter 41-82 Jahre) wurde
dieselbe Morphinmenge nach thorakalen Eingriffen über den Tubus
insuffliert (kein Verlust durch Ausströmen). Es fand sich bei 3
von 4 Patienten mit kaum erhöhter Ausgangs-Morphinkonzentration
ein minimaler Anstieg der Serumkonzentration, ebenso bei einem
von 3 Patienten mit erhöhten Ausgangswerten. Die klinischen Parameter
blieben unauffällig.
Die Serumkinetik nach 10 mg Morphin i. v. bei 3 dieser Patienten
verhielt sich wie zu erwarten.
Ein niereninsuffizienter Patient erhielt die Morphindosis über
die Maske. Es fand sich ebenfalls ein minimaler Anstieg der
Morphinkonzentration.
Unter der Morphin-Inhalationsbehandlung waren die Patienten
sediert, euphorisch und sehr kooperativ. Ein Hinweis auf
Atemdepression bestand nicht. Übelkeit, Erbrechen und
Harnretention traten nicht auf. Die Analgesie war ausgezeichnet.
- 1) Die Inhalation von Morphin eignet sich zur postoperativen Schmelzbehandlung nach thoralen Eingriffen
- 2) Die zur Analgesie erforderlichen Morphindosen liegen weit unter den bei parenteraler Behandlung erforderlichen
- 3) Es wird angenommen, daß Morphin bei der pulmontalen Absorption in Morphin-6-glucuronid metabolisiert wird, das eine vielfach stärkere analgetische Potenz (Yoshimura) und eine höhere Affinität zur Hirnsubstanz sowie eine längere Halbwertszeit (Shimoura) als Morphin besitzt.
- 4) Die Inhalation von Morphin kann bei niereninsuffizienten Patienten angewendet werden
Claims (6)
1. Verwendung von Analgetika (einschließlich von Peptiden) in
Form von Inhalation zur Schmerzbehandlung
2. Verwendung von Analgetika zur Herstellung von
Inhalationslösungen zur Schmerzbehandlung
3. Verwendung des pulmonal entstehenden analgetisch potenten
Morphinderivats zur Schmerzbehandlung
4. Verwendung der Inhalationsgabe von Analgetika bei
niereninsuffizienten Patienten
5. Arzneimittel enthaltend ein Analgetikum, dadurch gekennzeichnet,
daß es das Analgetikum in zur Inhalation
geeigneter Form enthält.
6. Verfahren zur Anwendung von pulmonal metabolisierten Morphinderivaten
zur Schmerzbehandlung.
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