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Verfahren zur Hydrierung von carbonylgruppenfreien organischen Verbindungen
Die Erfindung betrifft die Hydrierung von carbonylgruppen freien organischen Verbindungen
unter Verwendung eines Trägerkatalysators, der außer metalllischem Ruthenium noch
ein anderes Metall der Platingruppe, nämlich Platin, Palladium oder Rhodium, enthält.
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Die Literatur über die Hydrierung organischer Verbindungen enthält
zahlreiche Hinweise auf die Verwendung von Metallen der Platingruppe als Katalysatoren,
ohne die relative Eignung derselben klar zu unterscheiden. Bestimmungen der Hydriergeschwindigkeit
in Abhängigkeit von dem jeweils als Katalysator verwendeten Metall der Platingruppe
dürften folgende Verallgemeinerungen erlauben: Das Palladium ist für die Hydrierung
von
für die Hydrogenolyse aktivierter funktioneller Gruppen, für die bevorzugte Hydrierung
mehrfach ungesättigter Anteile und die selektive Reduktion von Säurechloriden aktiv.
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Das Platin ist weniger selektiv als das Palladium, d. h., es reduziert
die obengenannten funktionellen Gruppen, aber die Reduktion erfolgt langsamer, und
es hydriert außerdem verschiedene aromatische Verbindungen und nichtaktivierte Carbonylgruppen.
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Das Rhodium ist für die Hydrierung einer Anzahl aromatischer Verbindun-en
bei milden Bedingungen aktiv; aktivierte funktionelle Gruppen können auch einer
gleichzeitigen Hydrogenolyse unterliegen. Das Rhodium ergibt auch eine wirksame
Reduktion einer Anzahl von funktionellen Gruppen, insbesondere der = C = N - und
; C = O -Gruppen.
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Das Ruthenium eignet sich besonders für die Reduktion von Carbonylverbindungen
bei niedrigen Drücken und, bei höheren Drücken, von aromatischen Verbindungen, wenn
die Hydrogenolyse vermieden werden soll.
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Die meisten obengenannten Reduktionen verlaufen nachweisbar über eine
oder mehrere Zwischenprodukte. Zum Beispiel können Nitrogruppen über Nitroso- und
Hydroxylamine zu Aminen reduziert werden. Phenole ergeben über Cyclohexanone Cyclohexanole.
Oxime liefern über leicht hydrolysierbare Zwischenprodukte Amine. Man kann in Betracht
ziehen, daß das Versagen bestimmter Platinmetalle als Katalysatoren bei der Reduktion
bestimmter funktioneller Gruppen sich aus dem Unvermögen des Metalls ergibt, eine
bestimmte Zwischenverbindung in einer Reaktionsfolge zu reduzieren.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Hydrierung
von carbonylgruppenfreien organischen Verbindungen mit Wasserstoff in Gegenwart
eines Ruthenium enthaltenden Trägerkatalysators, welches darin besteht, daß man
einen Trägerkatalysator verwendet, dessen katalytisch aktive Metallkomponente zu
etwa 1 bis 90 Gewichtsprozent aus metallischem Ruthenium und zum Rest aus metalllischem
Palladium, Platin oder Rhodium besteht.
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Aus der USA.-Patentschrift 2 607 807 ist die Herstellung von aliphatischen
Alkoholen durch Hydrieren von aliphatischen Carbonsäuren in flüssiger Phase unter
Druck in Gegenwart eines rutheniumhaltigen Katalysators bekannt. Als Katalysatoren
können bei diesem Verfahren außer Rutheniumdioxyd oder Ruthenium-auf-Kohlenstoff
auch andere Rutheniumverbindungen, unter anderem auch Ruthenate, wie Silberruthenat,
verwendet werden. Über die in den nachfolgenden Beispielen nachgewiesene gesteigerte
Wirksamkeit von Katalysatoren, die außer metallischem Ruthenium noch ein anderes
Metall der Platingruppe enthalten, für die Hydrierung von carbonylgruppenfreien
organischen
Verbindungen ist der Patentschrift jedoch nichts zu entnehmen.
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Ferner wurde in der Literatur die Vermutung ausgesprochen, daß die
hohe katalytische Aktivität von verhältnismäßig unreinem Ruthenium für die Hydrierung
organischer Verbindungen möglicherweise auf aktivierende Verunreinigungen zurückzuführen
ist. Über die Natur dieser Verunreinigungen wurden jedoch keine Angaben gemacht.
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Das in dem erfindungsgemäß anzuwendenden Katalysator enthaltene Ruthenium
ist elementares Ruthenium, das auch aus den Oxyden desselben, wie dem Sesquioxyd,
Dioxyd und Tetroxyd, oder einem geeigneten Salz desselben gebildet worden sein kann.
Rutheniumformen, die durch Reduktion von Rutheniumverbindungen erhalten worden sind,
werden auf Grund der ungewöhnlichen Wirksamkeit, die sie als Promotorkatalysatoren
bei den Hydrierungen gemäß der Erfindung besitzen, oft bevorzugt.
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Das Rutheniummetall des Katalysators liegt im Gemisch mit metallischem
Platin, Palladium oder Rhodium vor, wobei der Rutheniumgehalt des Katalysators etwa
1 bis 90 Gewichtsprozent des Gehaltes des Katalysators an katalytisch aktivem Metall
beträgt.
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Geeignete Katalysatorträger sind z. B. Kohlenstoff, Aluminiumoxyd,
z. B. aktiviertes Aluminiumoxyd, Siliciumdioxyd, wie Kieselgur oder Kieselsäuregel,
Titandioxyd, Calciumcarbonat, Bariumsulfat oder Bentonit. Die bevorzugten Katalysatorträger
enthalten die oben angegebenen katalytisch aktiven Metalle in einer Gesamtmenge
von etwa 0,1 bis 100/0, bezogen auf das Katalysatorgesamtgewicht; wenn gewünscht,
kann auch ein Katalysator mit höherem Metallgehalt verwendet werden.
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Für die Herstellung der erfindungsgemäß verwendbaren Katalysatoren
ist die folgende Arbeitsweise beispielhaft, welche die Herstellung eines Katalysators
aus 3,5 Gewichtsprozent elementarem Ruthenium und 1,5 Gewichtsprozent elementarem
Platin auf Kohlenstoffpulver als Träger beschreibt.
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Eine Menge an Rutheniumchlorid (RuC13), die 20,0 g elementarem Ruthenium
äquivalent ist, wird in 120 ml 10°/piger Salzsäure ohne Erhitzen gelöst, mit Wasser
auf 21 aufgefüllt, wodurch man eine Lösung mit einem Rutheniumgehalt von 1 Gewichtsprozent
erhält; 140 ml dieser Lösung entsprechen 1,4 g elementarem Ruthenium. 38 g gepulverte
Aktivkohle (hergestellt aus Kiefernbaumstümpfen durch Verkohlung und Aktivierung
mit Luft bei hoher Temperatur) werden in 200 ml Wasser suspendiert und 1/2 Stunde
gerührt. Dann gibt man gleichzeitig 60 ml einer 1°/jgen wäßrigen Kaliumplatinchlorid-(K2PtC14)-Lösung
und die 140 ml der obigen Rutheniumchloridlösung ein und setzt danach tropfenweise
mit 2 Tropfen je Sekunde 15 ml einer 10°/jgen Natriumcarbonatlösung und weitere
15 ml mit 1/2 Tropfen je Sekunde zu. Der pH-Wert des Gemisches beträgt bei der Messung
mit dem Beckman-Potentiometer 4,80; man setzt weitere 4 ml 10°/Qiger Natriumcarbonatlösung
zu, wobei der pH-Wert auf 5,75 steigt. Man erhält überlegene Katalysatoren, wenn
der pH-Wert vor dem Erhitzen auf etwa 5,5 bis 6,00 eingestellt wird.
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Die Suspension wird dann unter Rühren 1 Stunde auf über 90 bis 100°C
erhitzt und danach abgekühlt und absetzen gelassen. Die überstehende Flüssigkeit
hat einen pH-Wert von 5,35 und zeigt beim SnC12-Test auf Platin eine im Filtrat
verbliebene Platinmenge, die 3,2 Gewichtsprozent der eingesetzten Platinmenge entspricht.
Man trennt das Sediment von dem Filtrat ab, wäscht und trocknet es etwa 12 Stunden
bei einer Temperatur von 90°C.
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Das getrocknete Sediment wird zerkleinert und vor der Verwendung als
Katalysator im Wasserstoffstrom bei 400°C 20 Minuten reduziert, wobei man vor der
Reduktion die Luft durch Stickstoff verdrängt.
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Für die Herstellung der Katalysatoren wird hier Patentschutz nicht
beansprucht.
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Erfindungsgemäß hydrierbare Verbindungen sind die carbocyclischen
aromatischen Verbindungen, z. B. Benzol, Toluol, Xylol, Naphthalin und Anthracen;
die heterocyclischen aromatischen Verbindungen, z. B. Pyridin, Pyrrol, Furan und
Furfurylalkohol; die aliphatischen Nitroverbindungen, z. B. 1-Nitropropan, 2-Nitropropan
und ß-Nitroäthylbenzol; die aromatischen Nitroverbindungen, z. B. Nitrobenzol, Nitrotoluole,
Nitrophenole und Nitronaphthaline; die aliphatischen Nitrite, z. B. Propionitril,
Benzylcyanid, Acetonitril, Acrylnitril; die aromatischen Nitrite, z. B. Phenylcyanid,
Toluonitril und Naphthylcyanid; die acetylenartigen Diole, wie Butindiole, z. B.
Butin-2-diol-1,4,1,4-Dimethylbutin-2-diol-1,4, 3,6-Dimethyloctin-4-diol-3,6 und
1,4-Diäthylbutin-2-diol-1,4; die Phenole, z. B. Phenol, die Kresole, Naphthole und
Anthranole; die Alkoxybenzole, z. B. Methoxybenzole, Methoxyphenole, Äthoxybenzole,
Methoxytoluole; die primären, sekundären und tertiären aromatischen Amine, einschließlich
Anilin, N-Methylanilin, N,N-Dimethylanilin, Naphthylamin und ß-Äthylphenylamin;
Hydroxylamine, z. B. Phenylhydroxylamin, Naphthylhydroxylamin, Butylhydroxylamin;
Oxime, z. B. Cyclohexanonoxim, Salicylaldehydoxym, und 1-Phenyl-1,2-propandion-2-oxim;
und Imine, z. B. N-Äthyläthylidenamin.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung ist sowohl für die Flüssig- als
auch die Dampfphasenhydrierung geeignet. Die bevorzugten Bedingungen ändern sich
etwas in Abhängigkeit von der Art der jeweiligen Umsetzung. Der Reaktionsdruck kann
im Bereich von etwa 0 bis 352 atü liegen, wobei ein Bereich von Atmosphärendruck
bis 49 atü bevorzugt wird.
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Die Reaktionstemperaturen bei Umsetzungen in der Flüssigphase liegen
im Bereich von etwa 0 bis 250°C und bei Umsetzungen in der Dampfphase im Bereich
von etwa 0 bis 350°C. Bei Umsetzungen in der Dampfphase kann die Raumgeschwindigkeit
(Durchsatz) im Bereich von etwa 0,1 bis 500 Raumteilen (Normalbedingungen) Gas je
Raumteil Katalysator je Stunde liegen; ein Bereich von 0,5 bis 10 wird bevorzugt.
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Für Umsetzungen in der Flüssigphase kann die Reaktionsdauer im Bereich
von 1 bis 2000 Minuten liegen, wobei 5 bis 60 Minuten bevorzugt werden. Die Katalysatorkonzentration,
bezogen auf das zu hydrierende Gut, liegt im Bereich von 10 bis 100 000 g der zu
hydrierenden Verbindung je Gramm Katalysator, wobei 100 bis 1000 g Ausgangsgut je
Gramm Katalysator bevorzugt werden. Umsetzungen in der Flüssigphase mit Rutheniumkatalysatoren
verlaufen im allgemeinen bei Verwendung von Wasser oder Alkoholen als Lösungsmittel
günstiger als bei Verwendung von wasserfreien sauren Lösungsmitteln, wie Eisessig.
Es hat sich gezeigt, daß Platin, Palladium oder Rhodium in Gegenwart von Eisessig
keine Promotorwirkung auf Umsetzungen unter Verwendung eines Trägerkatalysators
aus Ruthenium besitzen.
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Die folgenden speziellen Beispiele dienen der weiteren Erläuterung
der Erfindung.
Beispiel l Hier wird die Hydrierung von Butindiol
bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck unter Verwendung verschiedener Metalle der
Platingruppe als Katalysatoren untersucht. Die Hydrierung von Butindiol kann, wie
das folgende Schema zeigt, zu einer Vielfalt von Produkten, wie Butanol, Butendiol
und Butandiol führen.
Man gibt bei jedem dieser Versuche in einen starkwandigen 1-1-Erlenmeyerkolben 300
mg eines Katalysators ein und setzt 100 ml Methanol und 200 mg Butindiol zu. Der
Kolben wird in eine Schüttelvorrichtung eingesetzt, verschlossen und wiederholt
evakuiert und mit Wasserstoffgas geffillt. Man schließt das Gefäß dann zur Messung
der Wasserstoffaufnahme an eine Gasbürette mit Niveaukugel an, die Wasser enthält,
setzt die Schüttelvorrichtung in Betrieb und liest die Menge des umgesetzten Wasserstoffs
an der Gasbürette in verschiedenen Zeitabständen ab.
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In der Tabelle I sind die Geschwindigkeiten der Wasserstoffabsorption
in Milliliter Hz je Minute und die Menge des von dem Butindiol absorbierten Wasserstoffs
in Mol angegeben.
Tabelle I |
Hydrierung von Butindiol-1,4 in Methanol als Lösungsmittel |
Versuch Katalysatormenge Umgesetztes Hz Amgesetzter H2 |
Nr. Katalysator |
g |
ml/Min. |
Mol |
1 5 °/a Pd/C 0,300 20 2 |
2 3,4 Pd, 1,6 % Ru/C 0,300 47 3 |
3 2,5 Pd, 2,5 % Ru/C 0,300 100 3 |
4 4 0/0 Pd, 10/0 Ru/C 0,300 26 2,5 |
5 5 °%o Ru/C } Mischkatalysator { 0,150 150 }
32 2 |
6 5 °/o Ru/C 0,300 0 0 |
Alle Hydrierungen haben Geschwindigkeiten nullter Ordnung, mit Ausnahme des Reaktionsendes,
an dem eine langsame Absorption auftritt, welche über die in der Tabelle genannte
hinausgeht. Ausgenommen bei Verwendung des nur aus Ruthenium auf Kohlenstoff bestehenden
Katalysators, erfolgt die Umsetzung in jedem Falle rasch und ist in wenigen Minuten
beendet.
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Die Werte der Tabelle 1 zeigen, daß ein Teilaustausch des Palladiums
durch Ruthenium sowohl die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht als auch ein weiteres
Fortschreiten der Umsetzung zu n-Butanol statt zu Butandiol bewirkt. Somit wird
nicht nur eine erhöhte Aktivität, sondern auch eine modifizierte Umsetzung ermöglicht.
Durch einfaches Vermischen von jeweils 150 mg 5 °/o Pd/C und 5 °/o Ru/C erhält man
eine raschere Reaktion als mit 300 mg 5 °/o Pd/C. Bezogen auf das Palladiumgewicht,
ist der Mischkatalysator dem Palladium allein weit überlegen. Ruthenium allein ist
völlig inaktiv.
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Beispiel 2 Die Hydrierung von Nitroparaffinen ist im Vergleich mit
der der Nitroaromaten bekanntlich mit großen Schwierigkeiten verbunden. Diese Hydrierung
erfolgt im allgemeinen durch Aufnahme von 3 Mol Wasserstoff unter Bildung von Alkylaminen
bzw. aromatischen Aminen. Durch Aufnahme von 1 Mol Wasserstoff können Nitrosoverbindungen
(-N=O), durch Aufnahme von 2 Mol Wasserstoff Hydroxylaminverbindungen (- NH - OH)
und durch Aufnahme von 21/2 Mol Wasserstoff Hydrazoverbindungen (- NH - NH -) als
mögliche Zwischenprodukte entstehen. Mit dergleichen Apparatur wie im Beispiel 1
werden die Geschwindigkeiten der HZ-Absorption bei Nitropropan und Nitrobenzol untersucht.
In jedem Versuch werden 300 mg gepulverter Katalysator eingesetzt, der aus Ru, Pt
oder Kombinationen beider besteht, wobei jedes der katalytischen Metalle auf einen
Kohlenstoffträger aufgebracht ist. Man arbeitet mit 100 ml Methanol als Lösungsmittel
und 1 ml Nitropropan oder Nitrobenzol als Substrat. Ergebnisse:
Tabelle II |
Ver- Metall- ml Hz/Min. |
such Katalysator menge Nitro- Nitro- |
Nr. mg propan benzoi |
1 5 % Pt/C 15 51) 100 |
2 5 % Ru/C 15 0 0 |
3 1 °/o Pt, r |
4°/o Ru/C*) 15 18 60 |
4 2,5 °/o Pt, |
2,5 % Ru/C*) 15 23 80 |
5 5°/o Pt/C**) 3 8 30 |
5 °/o Ru/C 12 |
6 5°/o Pt/C**) 7,5 10 100 |
5 % Ru/C 7,5 # |
1) Nur Anfangsgeschwindigkeit; die Aktivität fällt stetig ab. |
*) Gemeinsam gefällter Katalysator. |
**) Katalysatorgemisch. |
Das Nitropropan wird stets langsamer als das Nitrobenzol hydriert und führt leichter
zur Vergiftung der meisten Katalysatoren. Die Reduktion des Nitropropans mit Platin-auf-Kohlenstoff
hat anfänglich eine mäßige Geschwindigkeit, die aber mit Fortschreiten der Reduktion
abfällt. Der Platin-auf-Kohlenstoff-Katalysator ist dagegen für die Hydrierung von
Nitrobenzol hochaktiv. Der 5 °/o-Ru/C-Katalysator allein besitzt für beide Reaktionen
im wesentlichen keine Aktivität.
Katalysatoren, die Ruthenium und
Platin enthalten, hydrieren Nitropropan mit konstanter Geschwindigkeit bis zur Absorption
von 3 Mol Wasserstoff. Bezogen auf das Platingewicht, sind diese Katalysatoren für
die Hydrierung sowohl von Nitropropan als auch Nitrobenzol viel aktiver als Platin-auf-Kohlenstoff
allein.
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Man braucht das Ruthenium nicht gleichzeitig mit Platin auszufällen,
um einen verbesserten Katalysator zu erhalten; durch Vermischung eines Ruthenium-auf-Kohlenstof-
und eines Platin-auf-Kohlenstoff-Katalysators werden erhöhte Hydrierungsgeschwindigkeiten
erzielt (vgl. Versuche 1 und 2 gegenüber 5 und 6). Auch hier wird das Platin in
wirksamerer Weise eingesetzt.
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Ruthenium ist zwar zur Hydrierung der Nitrogruppe völlig inaktiv,
erweist sich aber in einigen Lösungsmitteln bei der Hydrierung von Oximen als dem
Platin überlegen. Bei der Oximhydrierung an Ruthenium als Katalysator nimmt die
Geschwindigkeit zu, nachdem die Umsetzung zu etwa 60% vollständig ist; dies legt
nahe, daß das Ruthenium auch eine natürliche Befähigung zur Hydrierung von Hydroxylaminen
und/ oder Iminen hat. Gemische von Ruthenium mit Platin, Palladium oder Rhodium
liefern aktive Katalysatoren für die Hydrierung von Oximen, Hydroxylaminen und Iminen.
Die Hydrierung von Oximen erfolgt im allgemeinen durch Aufnahme von 1 Mol Wasserstoff
unter Bildung von Iminen und durch Aufnahme von 2 Mol Wasserstoff unter Bildung
von Aminen. Hydroxylamine, die als Zwischenprodukte bei der Hydrierung von Nitroverbindungen
zu Aminen entstehen können, lassen sich durch Umsetzung mit 1 Mol Wasserstoff in
Amine überführen. Auch Imine können durch Umsetzung mit 1 Mol Wasserstoff zu Aminen
hydriert werden.
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Beispiel 3 In einer Schüttelbombe wird bei 25°C und 31/2 atü die Hydrierung
von Propionitril zu Butylaminen untersucht, wobei man die Geschwindigkeit der HZ-Aufnahme
an dem Druckabfall bestimmt. In jedem Versuch werden 300 mg gepulverter Katalysator
auf einem Verbindungsträger, 50 ml Heran und 0,1 Mol Propionitril eingesetzt. Ergebnisse:
Tabelle III |
Hydrierung von Priopionitril |
Nitrit- prim. Amin (-NHz) sek. Amin (--NI-1) tert. Amin (,N-) |
Katalysator umwandlung Umwandlung Ausbeute Umwandlung Ausbeute
Umwandlung Ausbeute |
in 0/0 0/0 0/0 0 / 0
0/0 0/0 0/0 |
5 % Ru/C 0 0 0 0 0 0 0 |
5 % Pt/C 32 0 0 0 0 21 I 67 |
5 0/0 Pd/C 93 0 0 0 0 74 84 |
5 % Rh/C 100 3 3 89 89 0 0 |
Gleichzeitig ausge- |
fälltes Metall |
2'50/0 Ru, 59 0 0 0 0 41 70 |
25% Pd/C |
2,5 % } 100 0 0 0 0 81 81 |
2,5 o/o Pt/C |
Metallgemische |
5 0/0 Ru/C, 50 0 0 0 0 52 104 |
5 % Pd/C |
5 % Ru/C, 22 0 0 0 0 13 59 |
5 % Pt/C |
50/0 Ru/C, 95*) 0 0 78 82 7 7 |
5 % Rh/C |
*) Ein Teil des Produktes ist Imin. |
Diese Aufstellung zeigt, daß bei den angewandten Bedingungen das Ruthenium für die
Hydrierung von Propionitril inaktiv ist, Platin und Palladium in guter Ausbeute
zu dem tertiären Amin hydrieren und das Rhodium in guter Ausbeute zu dem sekundären
Amin hydriert.
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Wenn man Ruthenium und Palladium oder kuthenium und Platin zusammen
als gleichzeitig ausgefällte Katalysatormetalle oder als Gemische von Katalysatorpulvern
verwendet, sind die Umwandlungsprodukte vollständig tertiäre Amine. Im Falle der
Umwandlung an Ruthenium-Platin als Katalysator ist im Vergleich mit den Umwandlungen
an Pt/C allein der gleichzeitig ausgefällte Ruthenium-Platin-Katalysator bei weitem
am aktivsten; er ergibt eine Umwandlung von 810/0. Das Pt/C allein ergibt eine Umwandlung
von 210/0, und das Metallgemisch Pt/C und Ru/C ergibt nur 13 0/0. Bei der Verwendung
von Ruthenium- und Rhodiummetallgemischen als Katalysator ist die Umwandlung in
und Ausbeute an sekundärem Amin fast so groß wie bei dem Rhodium allein, wenngleich
das Ruthenium allein inaktiv ist, und nur halb soviel Rhodiumkatalysator verwendet
wird als beim Arbeiten mit dem Rhodiumkatalysator allein. Beispiel 4 Bei den gleichen
Druck- und Temperaturbedingungen wie im Beispiel 3 wird die Hydrierung von Pyridin
in Wasser untersucht. Das Pyridin wird von dem 50/, Ru/C-Katalysator nicht
hydriert. Von mehreren Palladium-auf-Kohlenstoff-Katalysatoren wird es langsam mit
Geschwindigkeiten hydriert, die eng um 1 ml HZ pro Minute pro 300 mg Katalysator
herumstreuen.
Ein Katalysator aus 2,5 0/0 Ruthenium und 2,5 0/0
Palladium auf Kohlenstoff hydriert Pyridin bei diesen Bedingungen dagegen mit einer
Geschwindigkeit von 5 ml Hz pro Minute 300 mg Katalysator. Die Wirksamkeit der beiden
Metalle zur Hydrierung von Pyridin könnte einer stufenweisen Hydrierung
zugeschrieben werden, die der bei chemischen Reduktionen auftretenden ähnelt. Das
Palladium hat eine besondere Aktivität für die Reduktion an nichtaromatischen Doppelbindungen,
wie den Doppelbindungen, die in Dihydro- oder Tetrahydropyridin auftreten. Das Ruthenium
andererseits reduziert innenständige Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen bei
diesen Bedingungen nicht. Das Palladium reduziert aromatische Systeme nicht leicht,
aber das Ruthenium ist oft, bei höheren Drücken, für diesen Zweck verwendet worden.
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Eine erhöhte Geschwindigkeit bei der Hydrierung von Pyridin wird auch
erhalten, wenn man einen Rutheniumkatalysator in Verbindung mit einem Palladiumkatalysator
verwendet. Bei Verwendung von je 150 mg des obengenannten Palladium-auf-Kohlenstoff-und
RUtheriium-auf-KohlenstoffKatalysators zusammen wird eine Geschwindigkeit von 2,5
ml Hz pro Minute pro 300 mg Katalysatorgemisch erreicht, während die Geschwindigkeit
bei Verwendung von 300 mg Palladium-auf-Kohlenstoff-Katalysator nur 1 ml H2 pro
Minute pro 300 mg Katalysator beträgt.
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Beispiel s Es wird die Hydrierung von Toluol bei einem Druck von 1
at und einer Anfangstemperatur von 200°C durch Überleiten der dampf- bzw. gasförmigen
Reaktionsteilnehmer über in Teilchenform vorliegende feste Katalysatoren untersucht.
Auf Grund der so stark exothermen Natur der Umsetzung tritt eine Erhitzung des Katalysators
auf maximal 265°C ein. Es werden verschiedene Katalysatoren auf granulatförmigem
Kohlenstoff und stranggepreßten Aluminiumoxydpellets als Träger für diese Reaktion
untersucht. Platin erweist sich auf beiden Trägern als hochaktiver Katalysator,
wird jedoch durch die Thiophene, die selbst in reagenzreinem Toluol vorliegen, das
nach analytischer Bestimmung nicht mehr als 0,003 0/0 Schwefel enthält, rasch vergiftet.
Rutheniumkatalysatoren allein sind bei dieser Umsetzung viel weniger aktiv als Platinkatalysatoren;
sie sind bei diesen Bedingungen ungefähr so aktiv wie Nickelkatalysatoren. Es wurde
gefunden, daß der Austausch von etwa zwei Drittel des Platins durch Ruthenium sowohl
auf dem stranggepreßten Aluminiumoxyd- als auch dem granulatförmigen Kohlenstoffträger
Katalysatoren ergibt, die der Vergiftung in stärkerem Maße widerstehen.
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In einer Reaktionsvorrichtung aus »Pyrex«-Glas werden unter Verwendung
von 18,4 g Katalysator in einem Bett von 2,54 cm Durchmesser Vergleichshydrierungen
von Toluol durchgeführt. Über den Katalysator wird bei 1 at Druck und bei einem
stündlichen Gewichtsdurchsatz von 2 ein Gemisch von 9 Mol Wasserstoff und 1 Mol
Toluol geleitet.
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Über den Katalysator werden in etwas weniger als einer Stunde etwa
40 ml reagenzreines Toluol geleitet. Das Produkt wird in einer mit festem Kohlendioxyd
und Methanol gekühlten Vorlage gesammelt und durch Vergleich des Brechungsindex
mit Standardproben auf den Prozentsatz an Methylcyclohexan bzw. Toluol geprüft.
Der Katalysator wird nach Spülung und Einwirkung der Luft wieder in die Reaktionsvorrichtung
eingegeben und in einem 41/Zstündigen Versuch bei den gleichen Bedingungen unter
Verwendung eines stärker verunreinigten Toluols eingesetzt, wobei man bei jedem
Vergleichsversuch mit dem gleichen Posten arbeitet. Proben für die Brechungsindexbestimmung
werden während der ersten, in der Mitte liegenden und letzten halben Stunde des
41/2-Stunden-Zeitraums, d. h., bezogen auf die Gesamtprüfung, von 1 bis 11/2, 3
bis 31/2 und 5 bis 51/2 Stunden genommen. Die prozentuale Umwandlung in Methylcyclohexan
ist für jede der vier Proben der genannten Katalysatoren in der Tabelle IV angegeben.
Tabelle IV |
Prozentuale Umwandlung in Methylcyclohexan |
Katalysatorzusammensetzung 0 bis 1 1 bis 1,5 3 bis 3,5 5 bis
5,5 |
1 Stunden Stunden Stunden Stunden |
0,6°/0 Pt auf C ................................. 76 65 1 0 |
0,40/, Ru, 0,20/0 Pt auf C . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . 68 58 25 0 |
0,6 0/0 Pt auf Aluminiumoxyd . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 74 44 7 0 |
0,40/0 Ru, 0,20/0 Pt auf Aluminiumoxyd . . . . . . . . . .
. 59 55 30 15 |
Die Tabelle zeigt, daß ein Austausch von Zwei Drittel des normalen Platingehaltes
gegen Ruthenium die Aktivitätsdauer des Katalysators bei dieser Umsetzung erhöht.
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Beispiel 6 Es werden die synergetischen Effekte bei der Hydrierung
von Phenolen und Alkoxybenzolen bestimmt. Die Ergebnisse sind in der Tabelle V zusammengestellt,
wobei die Hydrierungsgeschwindigkeiten in den mit M bezeichneten Spalten genannt
sind. In jedem Falle ist die durchschnittliche Hydrierungsgeschwindigkeit in dem
anfänglichen 4-Stunden-Zeitraum in Milliliter pro Minute angegeben. In den Fällen,
in denen bei den Versuchen der Tabelle V eine Hydrierung stattfindet, wird der Benzolring
durch Aufnahme von 3 Mol Wasserstoff vollständig hydriert; an den Seitenketten erfolgt
keine Umsetzung mit Wasserstoff: In der folgenden Tabelle haben die Symbole M, C
und S folgende Bedeutung: M = Absorption, gemessen, in Milliliter HZ pro Minute.
C
= Absorption, berechnet in Milliliter HZ pro Minute, gleich der halben Summe von
Ml und M2, wobei Ml die Geschwindigkeit für 300 mg des einen Metalls, M2 für 300
mg des anderen Metalls bedeutet. S = Synergismus (°/o), d. h. die Zunahme der Aktivität
über die aus den Metallen gesondert errechnete Aktivität;
Tabelle V |
Synergetische Effekte bei der Hydrierung von Phenolen und Alkoxybenzolen |
Katalysator Nr. |
1 I 2 I 3 I 4 I 5 6 I 7 |
Zusammensetzung |
5 °/o @t/C 50 /o @u/C 5 % Pt/C 5 0/° Pd/C
5 0/0 Pd/C i 2,5010 Pt 2@5 % Pd |
5 °/o Ru/C 5 °/° Ru/C 2,5 °/° Ru/C 2,5 °/o Ru/C |
Katalysatormenge, mg |
300 j 300 I 150 150 I 300 (
150 iso , 300 ' 300 |
Phenol I |
M 4,6 2,0 5,6 1,5 5,3 12,2 7,2 |
C - - 3,3 - 1,7 3,3 1,7 |
S - - 70 - 210 370 320 |
Resorcin |
M 4,0 0 3,6 0,6 1,6 4,7 0 |
C - - 2,0 - 0,3 2,0 0,3 |
S - - 80 - 400 135 - |
Hydrochinon |
M 3,0 0 1,2 0 1,2 6,2 1,5 |
C - - 1,5 - 0 1,5 0 |
S - - 0 - - 320 - |
Anisol |
M 2,5 0,9 7,5 0 1,1 7,0 3,1 |
C - - 0,7 - 0,5 0,7 0,5 |
S - - 1000 - 120 900 520 |
p-Dimeth- |
oxybenzol |
M 5,0 1,3 3,6 0 1,2 6,0 0 |
C - - 3,2 - 1,2 3,2 1,2 |
S - - 12 - 0 87 0 |
p-Methoxy- |
phenol |
M 2,6 0 0 0 0 4,7 0 |
C - _ - 3,1 - 0 3,1 0 |
S - - 0 - 0 51 0 |
Man gibt den Katalysator und 50 ml Wasser in eine Schüttelvorrichtung nach P a r
r ein, preßt nach Ausspülen der Luft HZ auf 31/2 atü auf und schüttelt 1 Stunde.
Man öffnet dann den Kolben und gibt 0,1 Mol Substrat ein, spült erneut und preßt
wieder Hz auf 31/Z atü auf. Man setzt dann die Schüttelvorrichtung in Betrieb und
zeichnet den Druckabfall in Abhängigkeit von der Zeit auf. Wenn der Druck auf 2,8
atü gefallen ist, wird wieder HZ auf 3,5 atü nachgepreßt. Der Gesamtdruckabfall
in 4 Stunden dient als Einheit für den Vergleich der Katalysatoraktivität. Bei der
vorliegenden Apparatur entspricht eine Beschickung auf 0,56 atü 0,1 Mol H2.
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Die Katalysatoren 3 und 5 nach Tabelle V bestehen jeweils aus zwei
mechanisch gemischten Katalysatoren, und bei den Katalysatoren 6 und 7 sind die
beiden Metalle gleichzeitig auf den Kohlenstoffträger niedergeschlagen.
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Die Bedeutung dieser Werte läßt sich z. B. an dem überraschenden Fall
der Steigerung der Anisol-Hydrierungsgeschwindigkeit mit Katalysator 3 (einem Gemisch
von 150 mg 5 °/o Pt/C und 150 mg 5 °/o Ru/C) und Katalysator 6 (300 mg gleichzeitig
ausgefälltem 2,5 °/o Pt und 2,5 °/o Ru auf Kohlenstoff) erkennen. Der Katalysator
1 (5 °/o Pt/C) hydriert das Anisol mit einer Geschwindigkeit von 0,5 ml/Min., und
der Katalysator 2 (5 % Ru/C) bewirkt eine Hydrierung mit einer Geschwindigkeit
von 0,9 ml pro Minute, während der obengenannte Katalysator 3 mit 7,5 ml pro Minute
und Katalysator 6 mit 7,0 ml pro Minute hydriert. Der prozentuale Synergismus errechnet
sich dann für den Katalysator 3 zu 1000 °/o und für den Katalysator 6 zu 9000/0.
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Bei der Hydrierung von Phenol ist die Geschwindigkeit, die man durch
Verwendung von 5 °/o Pd/C und 150 mg 5 °/o Ru/C erhält, um 210 °/o größer als die
Geschwindigkeit, die sich für dieses Gemisch von Katalysatoren auf der Annahme errechnet,
daß jeder unabhängig von anderen wirkt. Wenn Pd und Ru gleichzeitig ausgefällt werden,
ist die Geschwindigkeit um 320°/o größer, als für eine voneinander unabhängige Wirkungsweise
der Metalle zu erwarten ist.
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Gemäß der Tabelle V ergibt gleichzeitig ausgefälltes Pt und Ru starke
synergetische Erhöhungen der
Hydrierungsgeschwindigkeiten bei allen
sechs geprüften Substraten. Pd- und Ru-Katalysatoren ergeben große Effekte nur bei
der Hydrierung von Phenol, Resorcin und Anisol.