Dass Leonardo da Vinci die in Florenz als "Monna Lisa" bekannte dritte Frau des Seidenhändlers Francesco di Bartolomeo del Giocondo porträtiert hatte, war nie bestreitbar. Auch wenn man die Notiz nicht kannte, die der Kanzleibeamte Agostino Vespucci verfasst hatte und die in Heidelberg aufgefunden wurde und derzufolge sein Lisa-Porträt sich im Oktober 1503 in Arbeit befand, hätte es keinen Grund gegeben zu bezweifeln, was der große Kunsthistoriker Giorgio Vasari 1550 und 1568 über das Gemälde schrieb, das ihm nie zu Gesicht gekommen war. Das Befragen von Zeitgenossen gehörte ab 1546, als Vasari mit den Vorarbeiten zu seinen Künstlerbiografien begann, ja zu seinen bleibenden Gewohnheiten. Und dass er in diesem Fall auch Lisas Söhne befragte, darf angenommen werden. Geboren 1493 bzw. 1496, hatten sie das Entstehen des Abbilds ihrer Mutter immerhin in einem für unauslöschliche Gedächtnisinhalte besonders empfänglichen Alter erlebt.