laut.de-Biographie
The Beatles
Die Geschichte der vier 'Pilzköpfe', die später einmal die Welt erobern sollten, beginnt mit einem Halbstarken, der sich in der Schule langweilt. John Lennon stellt schnell fest, dass er anders denkt. Er wächst bei seiner Tante und seinem Onkel auf, denn die Mutter ist mit der Erziehung des Jungen überfordert. Früh beginnt John, sich für Kunst zu interessieren, zeichnet und schreibt kleine Gedichte. Doch er muss schnell erkennen, dass sein Umfeld wenig Verständnis für seine Berufswünsche Maler oder Journalist aufbringt.
"In dem sozialen Umfeld, in dem ich aufwuchs, hast du von Künstlern gelesen oder ihre Werke in Museen bewundert, aber du wolltest nicht, dass einer von ihnen bei dir wohnt", erklärte John später. Aber er weiß damals bereits, dass ein Leben als Arzt oder Anwalt für ihn nicht in Frage kommt, "eher gefröre die Hölle zu Eis". Als Teenager entdeckt er seine Liebe zur Musik, genauer gesagt zum Rock'n'Roll. Seine Mutter bringt ihm bei, Banjo zu spielen, Gitarre lehrt er sich selbst.
Zunächst leiht er sich das Instrument von einem Freund, später kauft ihm seine Mutter eine eigene Gitarre. Die Tante zeigt sich weniger begeistert von Johns neuer Leidenschaft und meint: "Die Gitarre ist ja ein ganz nettes Hobby John, aber du wirst nie von ihr leben können". Doch er lässt sich nicht beirren und gründet eine Band, deren Formation sich immer wieder ändert, bis sie 1957 als The Quarry Men auftreten, nach Johns Schule Quarry Bank benannt. Am 6. Juli diesen Jahres spielen sie bei einem Gartenfest der Pfarrgemeinde von Liverpool-Woolton, und dort trifft John zum ersten Mal auf Paul McCartney.
Anders als der rebellische Lennon wächst Paul behütet in einer mittelständischen Familie auf. Seine Mutter arbeitet als Krankenschwester und Hebamme, der Vater als Baumwollverkäufer. Wie John interessiert sich Paul für Kunst und Literatur, kann sich aber durchaus mit einem späteren Job als Lehrer anfreunden. Erst nach dem Tod seiner Mutter wendet er sich der Musik zu. Sein Vater schenkt ihm eine Trompete, später bringt er sich selbst Gitarre bei, muss dabei aber zunächst verkehrt herum spielen, da er Linkshänder ist. An besagtem Tag im Juli nimmt ihn sein Kumpel Ivan Vaughan mit zu dem Gartenfest.
Den exzentrischen Sänger der Quarry Men kennt Paul bereits vom Hörensagen, gilt John Lennon doch als stadtbekannter Haudegen, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte. Paul verfolgt den Auftritt der Band und geht später mit Ivan Backstage, wo die Jungs gerade ein paar Bierchen zischen. Ein wenig schüchtern schnappt er sich das Klavier und spielt ein paar Songs, John, bereits angetrunken, zeigt sich begeistert. Doch was den Sänger endgültig von Pauls Talent überzeugt: McCartney kann nicht nur sämtliche Akkorde von "Twenty Flight Rock" an der Gitarre und das verkehrt herum, nein, er kennt auch noch den Text auswendig. Damit, wie Paul später immer wieder gerne erzählt, schafft er es in die Beatles.
Etwa ein Jahr danach fragt McCartney seinen Mitschüler George Harrison ob er nicht bei The Quarry Men einsteigen möchte. Die beiden kennen sich aus dem Bus, denn sie wohnen im selben Stadtteil. Irgendwann erfährt George, dass Paul sich ebenfalls für Musik begeistert, und die beiden jammen ein wenig zusammen. Im März 1958 erscheint George zum Vorspielen, doch John hat Zweifel, da er Harrison mit seinen 15 Jahren noch für zu jung hält. Paul setzt sich am Ende durch und George übernimmt fortan den Part als Leadgitarrist.
Der scheue Junge, der in der Schule immer lieber für sich bleibt, avanciert innerhalb kürzester Zeit zum Mädchenschwarm. Neben Paul natürlich, schon damals der süße Junge von nebenan. 1960 gehören neben John und Paul an der rhythmischen und George an der Lead-Gitarre noch Stuart Sutcliffe am Bass und wechselnde Schlagzeuger zur Band. Als die Jungs, mittlerweile als Silver Beetles im Mai 1960 als Back-Up für den Sänger Johnny Gentle durch Schottland touren, übernimmt Tommy Moore das Schlagzeug. Kurz danach verlässt er die Band aber wieder, als nächstes sitzt Norman Chapman hinter den Drums, wird aber kurz darauf zum Militärdienst abberufen.
Nicht nur die Schlagzeuger wechseln ständig, der Name ebenfalls. So heißt die Band unter anderem Johnny And The Moondogs, Long John And The Beatles oder The Silver Beetles. Wie und warum man sich letzten Endes auf den Namen The Beatles einigt, darüber gibt es mehrere Versionen. Einmal behauptet John: "Wir hatten mehrere Name und änderten diese vor jedem Auftritt. Schließlich einigten wir uns auf The Beatles, weil es zwei Bedeutungen hat. Ich wollte einen Namen wie The Crickets mit zwei Bedeutungen, und so kam ich auf Beetles. Mit der Änderung BEA bekommt der Name auch zwei Bedeutungen. Einmal Käfer (Beetle = Käfer) und wenn du es liest, dann geht es um Beat Musik".
Jahre später witzelt er in einem Interview mit der Zeitschrift Mersey Beat: "Es kam zu mir als eine Version – ein Mann erschien vor mir auf einem brennenden Kuchen und sagte: Von diesem Tag an sollt ihr die Beatles mit einem A sein". George dagegen glaubt sich zu erinnern, dass Stuart die Idee zu dem Namen hat. "Stuart war großer Fan von Marlon Brando und es gibt da eine Zeile in dem Film "Der Wilde" in der Lee Marvin sagt: 'Johnny we've been looking for you, the Beetles have missed you, the Beetles have missed you'. Aber vielleicht hatten beide einfach dieselbe Idee zur gleichen Zeit". Nach dem man sich endlich auf The Beatles einigen konnte, steht die Band aber vor einem viel größeren Problem.
Allan Williams, ihr bis dato inoffizieller Manager vermittelt einige junge englische Bands zu Bruno Koschmider nach Hamburg. Da die Gruppen in seinen Clubs ziemlich gut ankommen, fragt Koschmider an, ob Williams noch mehr Bands in Petto hätte. Der Manager beschließt, die Beatles zu schicken, obwohl er anfangs wegen des jugendlichen Alters der Bandmitglieder Bedenken hat. Nur, den Beatles fehlt immer noch ein Drummer, außerdem will Koschmider eine Fünf-Mann-Band. So erinnern die Jungs sich an Pete Best, den sie aus Auftritten im Casbah Coffee Club kennen, der Petes Mutter gehört.
Auf die Frage, ob er mitmachen möchte, antwortet der Schlagzeuger sofort mit: "Ja" und nur vier Tage danach geht es nach Hamburg. Williams meint später über den Jungen, er spielte nicht sonderlich clever, aber ganz passabel. Die fünf unerfahrenen Musiker treffen im April 1960 in der Hansestadt ein und treten zuerst im Indra Club, einem Striplokal auf. Nachdem der Laden schließt, wechseln sie vier Monate später in den Kaiserkeller. Koschmider verlangt den Jungs einiges ab, stundenlange Auftritte und die ständige Erinnerung: "Liefert eine gute Show".
Die fünf nehmen das wörtlich, besonders John, ohnehin der größte Draufgänger der Band. Er beschimpft das deutsche Publikum als "Fucking Nazis", läuft nur mit einem Toilettensitz bekleidet herum oder trägt Frauenkleider. Aber auch die anderen betrinken sich, fangen Streits an, essen auf der Bühne oder legen sich einfach hin. Während einem der Auftritte lernt Stuart die Fotografin Astrid Kirchherr kennen, die beiden verlieben sich ineinander. Die ersten professionellen Fotos entstehen später durch Astrid. Das Verhältnis zwischen Koschmider und den Beatles gestaltet sich dagegen weniger positiv - die Band beschließt, dass sie genug vom Kaiserkeller hat, und will in den Top Ten Club wechseln.
Doch im November erwischen Polizisten den 17-jährigen George Harrison auf der Reeperbahn, was zu seiner sofortigen Ausweisung führt. Der Rest der Beatles beschließt, es erst einmal ohne ihn zu versuchen, aber knapp eine Woche später verhaften die Gesetzeshüter auch Paul und Pete, die ihre Sachen aus den Unterkünften, die Koschmider ihnen zugewiesen hatte, holen. Sie wanderten wegen Brandstiftung ins Gefängnis und als John und Stuart die Kaution bezahlen wollen, wandern sie ebenfalls hinter Gitter, da sie keine Arbeitserlaubnis besitzen. So müssen schließlich alle Beatles das Land verlassen.
In Liverpool hält die Jungs aber nichts mehr. Sie wollen zurück nach Hamburg, und sobald George sein 18. Lebensjahr erreicht, kehren sie auf die Reeperbahn zurück. Der Top Ten Club hat die Buchung der Band nie storniert und so gehen sie eine Zeitlang völlig in ihrer Rolle als Stars der Szene auf. Doch die langen Auftritte und die Drogen fordern langsam aber sicher ihren Tribut. Bald erscheint den Jungs das Leben auf der Reeperbahn nicht mehr so großartig. Sie beschließen zurück nach England zu gehen. Nur Stuart bleibt zurück, mittlerweile mit Astrid verlobt und ein Stipendium an der Kunstschule in Hamburg in der Tasche.
Er erklärt John, dass er aussteigt, Paul könne ja nun den Bass übernehmen. Zwischen ihm und McCartney gibt es davor einige Spannungen, denn Stuart will sich von dem Jüngeren nicht ständig sagen lassen, wie er sein Instrument spielen soll. Leider stirbt Stuart wenige Monate später an Hirnblutungen. Während ihres zweiten Aufenthalts nehmen die Beatles noch mit dem Sänger Tony Sheridan als Tony Sheridan And The Beat Brothers den Song "My Bonnie (Mein Herz ist bei dir nur)" auf. Über die Zeit in Hamburg meint Lennon später: "Ich wuchs nicht in Liverpool sondern in Hamburg auf". Ihre Heimat nimmt die Band bei ihrer Rückkehr viel besser auf als beim ersten Mal.
Sie bekommen besser bezahlte Auftritte, denn man präsentiert sie als "das nächste große Ding aus Hamburg". Pete kommt bei den Mädchen besonders gut an. Eine weitere kleine Sensation stellen ihre Haarschnitte dar, die ihnen später den Namen "die Pilzköpfe" einbringen. Zu diesem Zeitpunkt lernen sie Brian Epstein kennen, der einen Plattenladen von seinem Vater übernommen hat. Nachdem ein Kunde die Platte der Beatles verlangt und er sie nirgends auftreiben kann, erwacht seine Neugier. Als er erfährt, dass die Beatles regelmäßig im Cavern Club auftreten, beschließt er, sie sich einmal anzusehen.
Völlig hin und weg von ihrer Musik, schlägt er ihnen vor, sie zu managen. Die Band stimmt zu, unter der Bedingung, dass sie ihre Musik nicht verändern müssen. Von Allan Williams trennen die Jungs sich, nachdem es Streit zwischen ihm und Lennon gibt. Doch ganz ohne Veränderungen geht es nicht vonstatten, als Epstein im Januar 1962 das Management übernimmt. Er erklärt den Jungs, sie müssten aufhören auf der Bühne zu essen, zu rauchen und zu trinken und kauft ihnen Anzüge, damit sie auf der Bühne professioneller wirken. George und John zeigen sich von dieser Idee weniger begeistert, aber Paul und Pete können sie schließlich überreden.
Im April 1962 kehren die Beatles ein drittes Mal auf die Reeperbahn zurück, diesmal als Opener für den Star Club. Während dieser Zeit versucht Epstein fieberhaft ein Label für die Jungs zu finden. Er nutzt alle seine Verbindungen und Kontakte, die Jungs spielen bei mehreren Plattenfirmen vor, aber keiner befindet sie für gut genug. Es dauert acht Monate, bis er schließlich Parlophone, einen Ableger von EMI von der Band überzeugen kann. Produzent George Martin erklärt sich bereit die Jungs zu hören.
In einem Interview erinnert Martin sich Anfang der 70er Jahre: "Als mir Brian Epstein 1962 diese Jungs anschleppte, konnte ich keine Anzeichen überragender Songwriting-Qualitäten erkennen. 'Love Me Do' und 'P.S. I Love You' waren noch die besten, der Rest war schrecklich. Am Ende war es das Charisma der Truppe und die daraus resultierende Sympathie, die mich zum Signing bewegte." Doch es gibt eine Sache, die den Produzenten wirklich stört: Der schüchterne Drummer Pete Best.
So erklärt er Brian nach der ersten Studiosession: "Hör zu, was du mit den Jungs anstellst, ist deine Sache. Aber für die Single braucht die Band einen soliden Drummer, der sie besser unterstützt". Die Beatles selbst sehen das ähnlich und überlassen es Epstein, einen passenden Ersatz zu finden. Dieser erinnert sich an einen Drummer in Hamburg, der für Rory Storm And The Hurricans spielt. Bereits unter dem Künstlernamen Ringo Starr unterwegs und schon selbst ein kleiner Star in Musikerkreisen, passt Richard Starkey perfekt zum Rest der Band.
Was die Jungs nicht wissen: Auch Martin findet einen Drummer und will nun Andy White statt Ringo in der Band. Am Ende lässt er sich überreden dem Jungen eine Chance zu geben und so spielt er auf der ersten Single "Love Me Do/PS I Love You" das Tambourine. Das Lied geht bis auf Nummer 17 der UK Charts. Die nächste Single "Please Please Me", diesmal mit Ringo an den Drums aus dem gleichnamigen Album, schafft es bis an die Spitze. Im Oktober 1962 absolvieren sie ihren ersten Fernsehauftritt in "People And Places". Kreischende Mädchen werden zum Markenzeichen der Auftritte, die sogenannte Beatlemania greift um sich.
Doch nicht nur Fans begeistern sich für die vier Jungs aus Liverpool, auch Kritiker würdigen die Musik der Beatles. Am 23. Dezember 1963 schreibt William Mann, Musikkritiker bei der Times lobend über die Kompositionen der Band, ihre "frischen, wohlklingen Gitarren" auf "Till There Was You" oder ihre "ansteigenden Oktaven" bei "I Want To Hold Your Hand". Die Beatles selbst reagieren etwas perplex auf die Analyse des Kritikers und John witzelt 1980 in einem Interview: "Er schrieb irgendwas von 'Aeolian Cadences', ich habe bis heute keine Ahnung was er damit meinte, für mich klingt das nach exotischen Vögeln."
Das zweite Album der Band "With The Beatles" schreibt Geschichte, da es bereits vor dem tatsächlichen Erscheinen Silberstatus erreicht. Aber was in den nächsten Jahren folgt, verändert die Musikgeschichte ohnehin für immer. Innerhalb eines Jahres steigen die Fab Four, wie man sie fortan nennt, in ihrer Heimat zu absoluten Superstars mit mehreren Tourneen, zahlreichen Fernsehauftritten und einem Dauerplatz in den Charts auf. In diesem Jahr lernen sie auch eine noch weitgehend unbekannte Band kennen, die kurz vor der Veröffentlichung ihrer ersten Single steht: Die Rolling Stones. Später überlassen John und Paul ihren Freunden Mick Jagger und Keith Richards den Song "I Wanna Be Your Man", der auf Platz 12 der UK-Charts einsteigt.
Am 4. November 1963 treten die Beatles neben Marlene Dietrich und Harry Secombe im Rahmen der alljährlichen "Royal Command Performance" vor der Queen herself auf. John kündigt dabei das letzte Stück mit den Worten: "Für unser letztes Stück bitte ich um ihre Unterstützung: Könnten die Leute auf den billigen Plätzen bitte in die Hände klatschen? Der Rest von ihnen klappert einfach mit den Juwelen". Im folgenden Jahr wagen die Jungs den Sprung über den großen Teich, schon davor versucht ihr Manager die USA für die Band zu interessieren, aber ihre Singles "Please Please Me", "From Me To You" und "She Loves You" finden bei Capitol keine Beachtung.
Daraufhin weigern die Beatles sich, dort aufzutreten, bevor sie nicht einen Nummer Eins Hit in Amerika schaffen. Am 17. Januar 1964 geschieht genau dies: "I Want To Hold Your Hand" geht an die Spitze der Charts. Einen Monat später landen die Beatles auf dem New Yorker Flughafen und geben dort ein Interview, in dem der mittlerweile berühmte Humor der Band zu Tage tritt. Auf die Frage: "Singen sie etwas für uns?" antwortet John: "Nein, nicht ohne vorherige Bezahlung". Als sie gefragt werden, wie sie Amerika finden, missversteht John den Fragesteller absichtlich und meint: "Wir flogen bis Grönland und bogen dann links ab".
Am 9. Februar bei ihrem Auftritt in der Ed Sullivan Show gelingt ihnen angeblich ein weiterer Rekord: Im ganzen Land begeht zu dem Zeitpunkt niemand ein Verbrechen. Im folgenden Jahr dominieren die Beatles die Hitlisten mit einer noch nie erlebten Dominanz: In den USA halten sie die ersten fünf Plätze der Single-Hitparaden, in Australien sogar die ersten sechs, mit sieben weiteren Stücken stehen sie in den US-Top 100. Was liegt da näher, als auch zum Film zu wechseln? So entsteht im selben Jahr "A Hard Days Night" und entwickelt sich, ebenso wie der zugehörige Soundtrack, zum Kassenschlager.
Einen Monat später absolvieren die Jungs ihre erste Welttournee, auf der Ringo Starr sich eine schwere Mandelentzündung einfängt, so dass Jimmy Nicol für die Auftritte in Europa und Hongkong seinen Platz einnimmt. Danach folgt die erste große US-Tournee, die sich zum wahren Triumphzug entwickelt. Während des Auftritts in New York besucht Bob Dylan die Jungs auf ihrem Hotelzimmer und sie rauchen ihren ersten Joint. Nach ihrer Rückkehr im Herbst touren sie auch gleich noch mal einen Monat durch Großbritannien. Das folgende Jahr verbringen die Jungs ebenfalls mit Tournee und es entsteht eines der wohl bekanntesten Beatles-Stücke: "Yesterday".
Paul McCartney schreibt das Lied am Frühstückstisch, ursprünglich unter dem Titel "Scrambled Eggs" (Rühreier). Eine weitere Europa-Tour später, treten sie am 15. August 1965 im ausverkauften New Yorker Shea Stadium vor 55.600 Zuschauern auf. Allerdings haben weder die Band noch das Publikum viel davon, die weiblichen Fans übertönen alles mit ihrem Gekreische. Dieses Phänomen verfolgt die Beatles zeitlebens ihrer Karriere. Als sie 1966 am Münchner Flughafen landen, trampeln die Fans einander schier nieder und essen sogar das Gras, über das ihre Idole laufen. Ein weiteres Highlight für die Band ist das Treffen mit ihrem Idol Elvis Presley in dessen Haus in Bel Air.
1966 beschließen die Fab Four, nicht mehr auf Tour zu gehen, ihr letztes Konzert geben sie am 29. August im Candlestick Park von San Francisco. Über die Gründe für das Ende der Tourneen meint der 2016 gestorbene Martin in einem Interview: "Es herrschte ein unglaublicher Druck auf den Jungs. Während der Philippinen-Tournee erhielt George Harrison mehrere Morddrohungen. Die Band erlebte überall die gleiche Hysterie, sie konnte ihr nicht entfliehen. Du bist immer mit den selben drei Jungs zusammen und irgendwann schreit es in dir: 'Hey, Moment mal! Wo ist meine Freundin? Wo sind meine Kinder? Was ist das für ein Leben?' Es existiert einfach nicht."
Nicht nur auf den Philippinen hagelt es Kritik. Nach einem Kommentar von John Lennon, die Beatles seien populärer als Jesus, brennen in den USA die Schallplatten der Band. Überhaupt steht das Jahr 1967 für Veränderung, vor allem aber markiert das Jahr den Anfang vom Ende der Bandharmonie. Zunächst lösen die Jungs sich von ihrem Saubermann-Image. So erklärt Paul während eines Fernsehinterviews, er habe bereits viermal LSD geschluckt. Auf "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" findet sich auch "Lucy In The Sky With Diamonds" samt Zeilen wie: "Picture yourself in a boat on a river, with tangerine trees and marmalade skies, somebody calls you, you answer quite slowly, a girl with kaleidoscope eyes".
Das Album gilt weithin als das Meisterwerk der Fab Four. Auf die Frage nach dem Grad der Beeinflussung des Beach Boys-Albums "Pet Sounds" im Hinblick auf die Arbeiten an 'Sergeant Pepper' wusste Martin später einiges zu berichten: "Oh, wir alle liebten 'Pet Sounds'. Alles, was Brian Wilson tat, schien unantastbar. Paul und John wollten ebenso brillante Stücke schreiben, 'Pet Sounds' war der Maßstab. Wie dort mit Gesangsharmonien gearbeitet wurde, vor allem bei "Good Vibrations", war zweifellos eine Inspiration."
Auch die Liebe schlägt in diesem Jahr zu. So verliebt Paul sich in die Fotografin Linda Eastman, während John die japanische Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono kennen lernt. Sie gilt lange Zeit als Katalysator für den Split der Band. Obwohl sie nicht mehr touren, treten sie weiterhin im Fernsehen auf. John Lennons Friedenshymne "All You Need Is Love" performen sie in der weltweit per Satellit ausgestrahlten BBC-Sendung Our World Live und 400 Millionen Zuschauer kleben vor der Mattscheibe. Die Veröffentlichung des Liedes als Single bringt die Gruppe wieder überall an die Spitze der Charts zurück.
Im August besuchen die Beatles einen Vortrag des indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi in London. Er lädt sie zu einem Einführungswochenende in transzendentaler Meditation nach Bangor ein. Mit von der Partie: Mick Jagger und Marianne Faithfull. Während des Kurses erhalten sie die Nachricht, dass ihr Manager und Entdecker Brian Epstein tot in seiner Wohnung gefunden wurde. Völlig geschockt stürzen die Jungs sich im September in die Dreharbeiten zu ihrem dritten Film "Magical Mystery Tour". Ohne Drehbuch übernimmt Paul größtenteils die Regie, was John und George nicht sonderlich begeistert. Der Film entwickelt sich zum ersten Beatles-Flop überhaupt.
Im folgenden Jahr macht die Band sich mit ihren Frauen auf nach Rishikesh in Indien zu einem mehrwöchigen Meditationskurs des Gurus. Unter den weiteren Teilnehmern finden sich auch Mia Farrow, Mike Love und Donovan. Ringo bricht bereits nach einem Monat ab, Paul drei Wochen später. John und George bleiben dagegen über zwei Monate. Im selben Jahr gründen Paul und John auch das Unternehmen Apple, einen Konzern mit Abteilungen für Musik, Film und Kunst, der sich hauptsächlich der Entdeckung und Förderung von Talenten widmen soll. Aber dank mangelnden Geschäftssinns auf Seite der Gründer und Mitarbeiter entwickelt das Unternehmen sich zum Millionengrab.
Nach dem Fiasko mit der "Magical Mystery Tour" versuchen die vier es noch mal mit einem Film, diesmal mit den Beatles als Zeichentrickfiguren: "Yellow Submarine". George erinnert sich später: "'Yellow Submarine' erschien im Juli. Ich erinnere mich an ein Treffen mit Heinz Edelmann und den Zeichnern. Sie umrissen ein paar Ideen und wir redeten über die Charaktere in dem Cartoon. Aber es waren nur ein oder zwei Meetings mit ihnen und dem Produzent – im Grunde waren wir nicht groß dran beteiligt". Die immer intensivere Beziehung von John und Yoko führt letztlich zum Ende der Ehe mit Cynthia Lennon.
Mit seiner ersten Frau hat John einen Sohn, Julian, der Paul so leid tut, das er ihn zum größten Beatles-Hit aller Zeiten inspiriert: "Hey Jude". "Ich wollte ihm damit nur sagen: Komm schon Junge, deine Eltern haben sich scheiden lassen und ich weiß du bist nicht glücklich, aber das wird schon wieder", sagt er später über den Song. Die Spannungen zwischen John und Paul nehmen dagegen immer mehr zu. Vor allem weil dieser auf Yokos Anwesenheit bei sämtlichen Studioaufnahmen besteht. Während der Arbeit zu "The White Album" gibt es immer wieder Reibereien.
Lennon erläutert dazu 1971 in einem Interview mit dem Rolling Stone: "Schon als Brian starb, kollabierten wir und Paul übernahm die Rolle des Bandleaders. Doch wir anderen wollten uns nicht mehr führen lassen. Es ist überall so: Wenn du deine erste Frau triffst, verlässt du die Jungs an der Bar. Du spielst nicht mehr Fußball oder Billard, die Gang zerbricht. Es war eine harte Zeit. Immer wenn ich Pauls 'Get Back' höre, sehe ich ihn im Studio vor mir, wie er bei der Zeile 'Get back to where you once belong' Yoko ansieht. Er wird mich für paranoid halten, aber so war es. George beleidigte Yoko sogar direkt ins Gesicht, aber wir standen auch das durch. Ringo war ok, doch die anderen setzten uns gehörig zu." 1969 heiraten sowohl Paul als auch John ihre Freundinnen, womit sich John in den Augen der Band endgültig gegen die Beatles entscheidet.
Anfang des Jahres versucht die Band aber trotz aller Schwierigkeiten, ein weiteres Album auf die Beine zu stellen. Unter dem Arbeitstitel "Get Back" soll eine Musik-Dokumentation entstehen, in der Kameras die Jungs bei der Produktion des Albums und der Ausarbeitung einer Live-Show beobachten. Doch nach wenigen Tagen kommt es zu handfesten Streitereien. Was vor allem daran liegt, dass außer Paul keiner mehr so richtig Lust auf die ganze Sache hat. So erzählt John danach: "Ich traf keine bewussten Entscheidungen mehr. Paul oder wer auch immer sagte: 'Es Zeit für ein Album' und ich ging einfach hin, nahm eine Platte auf und gut. Es wurde einfach nur ein Job".
Da John sich also mehr und mehr zurückzieht, übernimmt wieder Paul die Rolle des Produktionsleiters. Es gibt aber nicht nur Spannungen zwischen dem einstigen Dreamteam Lennon/McCartney. George verlässt nach nur acht Tagen wütend das Studio, da Paul sein Gitarrenspiel kritisiert. Nach einem klärenden Gespräch setzen die Jungs zwar ihre Arbeit fort, die geplante Live-Show muss jedoch wegen eines Verkehrschaos nach 42 Minuten abgebrochen werden. Rückblickend stimmen alle Beteiligten darin überein: "Let It Be", wie das fertige Werk schließlich heißt, markiert das Ende der Beatles.
Selbst Paul gibt später zu: "Tatsächlich passierte Folgendes: Als wir uns für diese Produktion zusammensetzten zeigten wir im Grunde, wie die Trennung der Band vonstatten geht. Währenddessen war uns das nicht klar, danach schon". Dennoch raufen die Jungs sich im April noch mal zusammen und nehmen "Abbey Road" auf. Das Album erscheint im Herbst desselben Jahres, "Let It Be" erst im Mai 1970. Zu dem Zeitpunkt gibt es die Fab Four bereits nicht mehr. Paul McCartney schickt der britischen Presse ein Vorabexemplar seiner ersten Solo-LP "Paul McCartney".
Darin enthalten, ein Interview, in dem er die Trennung der Beatles verkündet. Auf die Frage: "Ist ihre Trennung von den Beatles nur vorübergehend oder permanent und sind die Gründe dafür persönliche oder musikalische Differenzen?" antwortet Paul: "Es handelt sich um persönliche, geschäftliche und musikalische Differenzen, aber hauptsächlich habe ich einfach mehr Zeit für meine Familie. Vorübergehend oder permanent? Keine Ahnung".
Am selben Tag erscheint auch das letzte offizielle Statement der Beatles: "Der Frühling ist da, Leeds spielt morgen gegen Chelsea und Ringo und John und George und Paul sind am Leben, wohlauf und voller Hoffnung. Die Welt dreht sich immer noch und wir und du mit ihr. Erst wenn sie aufhört sich zu drehen sollten wir anfangen uns Sorgen zu machen. Nicht vorher. Bis dahin geht es den Beatles gut und der Beat geht weiter, der Beat geht weiter ..."
Nach mehreren Streiterein um "Let It Be" und Pauls Alleingang in der Trennungsbekanntgabe folgt eine regelrechte Schlammschlacht, vor allem mit John. Keiner der Bandmitglieder erscheint zur Weltpremiere des Films am 20. Mai 1970. Da Apple sich mehr und mehr zum Klotz entwickelt verklagt Paul die restlichen Beatles und den Konzern vor dem Londoner High Court auf Beendigung der Geschäftsbeziehungen untereinander.
Der Prozess endet zu seinen Gunsten, am 27. Dezember 1974 endet schließlich auch die Beatles-Geschäftspartnerschaft. John zieht sich mit Yoko zurück und arbeitet an seinen Soloplatten. Auf die Frage, ob er eine Vision von "when I'm sixty-four" habe, meinte Lennon 1971: "Ich denke, Yoko und ich sind ein gütiges, altes Ehepaar in einem Haus an der irischen Küste, wo wir ab und zu im gemeinsamen Sammelalbum des Wahnsinns blättern".
Ringo, George und Paul konzentrieren sich ebenfalls auf ihre Soloprojekte, helfen sich aber immer wieder gerne aus. So beteiligt sich John an Ringos Soloalben und umgekehrt. Zu einem Treffen aller vier zusammen kommt es aber nicht mehr. Am 8. Dezember 1980 erschießt Mark David Chapman, ein geistesgestörter Fan, John Lennon in New York.
Mit ihm stirbt jede noch so kleine Hoffnung auf eine Reunion der Band. George erklärt Jahre danach: "Es wird keine Wiedervereinigung der Beatles geben, so lange John tot bleibt". Paul, zu dem Zeitpunkt in London, George im Henley-on-Thames und Ringo auf den Bahamas erhalten die Nachricht vom Tod ihres ehemaligen Kollegen und Freundes per Telefon. Eine Woche später treffen sie sich mit Yoko im Plaza Hotel.
In einem der letzten Interviews vor seinem Tod wurde John Lennon vom Playboy nach seinen Gefühlen zu den Errungenschaften der Beatles befragt: "Als ich ein Beatle war, dachte ich: Hey, ich bin in der besten Rockband auf dem verdammten Planeten. Aber heute? Ich bin mit jedem einzelnen Song von uns unzufrieden. Letzte Nacht hörte ich 'Lucy in the sky...' im Radio, es war schlimm. Ich meine, der Song ist gut, aber er wurde falsch aufgenommen. Am meisten ärgert mich, dass meine Songs unterbewusst zerstört wurden. 'Strawberry Fields' und 'Across The Universe' sind solche schrecklichen Aufnahmen. Bei Pauls Songs feilten wir stundenlang an jedem noch so kleinen Detail, doch wenn meine Songs dran kamen, setzte immer so eine Schlaffheit bei den anderen ein ..."
Sieben Jahre später erscheinen alle Alben der Beatles neu auf CD. "Sgt. Pepper" steigt dabei zum 20-jährigen Jubiläum gleich auf Platz drei der UK-Charts ein. 1988 erhalten die Beatles einen Platz in der Rock And Roll Hall Of Fame, doch nur Ringo und George nehmen an der Verleihung in New York teil. Paul bleibt wegen andauernder geschäftlicher Differenzen fern. Im selben Jahr erscheinen auch die Platten "Past Master Vol. 1 & Vol. 2" die Zusammenfassungen aller Beatles-Singles und EPs.
1994 beginnt das Projekt "Beatles Anthology" in dessen Rahmen Paul, George und Ringo zum ersten Mal nach 24 Jahren wieder einen neuen Beatles-Titel aufnehmen. "Free As A Bird" erscheint auf "Beatles Anthology I", dem noch zwei weitere Platten und eine fünfstündige Dokumentation folgen.
2000 erscheint gleichzeitig mit dem Greatest Hits-Album "One" eine Biographie in Buchform, in der die Beatles ihre Story zum ersten Mal in eigenen Worten erzählen.
Ein Jahr später stirbt George an Krebs, Paul und Ringo treten 2002 gemeinsam bei einem Gedenkkonzert für ihn auf, während Liverpool seinen Flughafen offiziell in "John Lennon Airport" umbenennt.
In den folgenden Jahren erscheinen immer wieder Beatles-Veröffentlichungen wie das Remix-Album "Love" oder "Let It Be... Naked", die Roh-Version des Albums von 1970. Ringo fasst die wichtigste Botschaft der Beatles folgendermaßen zusammen: "Wir waren ehrlich zueinander und ehrlich in unserer Musik. Die Musik war positiv. Positiv und voller Liebe. Sie schrieben – wir alle schrieben auch über andere Dinge, aber die grundsätzliche Aussage der Beatles war Liebe."
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