Zur Person
Yoko Tawada ist der Stadt Hamburg in besonderer Weise verbunden. Sie wurde 1960 in Tokio geboren, reiste im Alter von 19 Jahren mit der transsibirischen Eisenbahn nach Deutschland, studierte Germanistik an der Hamburger Universität und promovierte hier zur Sprachmagie in der europäischen Literatur. Bereits 1987 erschien eine ursprünglich auf Japanisch verfasste Sammlung ihrer Prosastücke und Gedichte in deutscher Übersetzung unter dem Titel Nur da wo du bist da ist nichts. Seitdem hat Tawada in dichter Folge zahlreiche Prosatexte, Gedichte, Essays, Theater- und Hörstücke in deutscher und japanischer Sprache publiziert und sich als gefeierte Gegenwartsautorin etabliert, die gerade aufgrund ihrer interkulturellen Schreibverfahren besondere Aufmerksamkeit erfuhr.
Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Förderpreis für Literatur (1990) und das Stipendium zum Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg (1993), den Adelbert-von-Chamisso-Preis (1996) und die Goethe-Medaille (2005), um nur einige zu nennen.
In Tawadas knappen wie konzentrierten Texten, die nicht selten zwischen poetischen, essayistischen und traktathaften Schreibformen changieren, geht es immer auch um die Erkundung der Möglichkeiten und Grenzen von Sprache. Durch ungewöhnliche Wortgefüge und Satzkonstruktionen werden konventionalisierte Bedeutungen und vertraute Konnotationen in fremdartige oder widerständige Figurationen verwandelt, die der erneuten Erschließung bedürfen. Von daher lässt sich Tawadas Literatur sowohl als fortgesetzte Sprachbefragung wie auch als kreatives Schreibspiel mit Ausdrucksweisen, Klangformen und Bedeutungskomplexen im Dienste neuer Sprachschöpfungen verstehen. Denn wie keine andere Autorin der Gegenwartsliteratur entwirft sie mit ihrem dichterischen Schreiben auch eine Interkulturelle Poetik.