Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

carpe diem

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GrammatikMehrwortausdruck (als Ausruf)
Aussprache [ˌkaʁpə ˈdiːəm]
Worttrennung car-pe di-em
Herkunft aus carpe diemlat ‘nutze den Tag’ < carperelat ‘pflücken, ergreifen, nutzen, genießen’ + diēslat ‘der Tag’

Bedeutungsgeschichte

Das geflügelte Wort stammt vom römischen Dichter Horaz (65 v. Chr.–8 n. Chr.), der vier Bücher carminalat ‘Lieder, Gedichte’ verfasste. Eine seiner Oden beendete er mit dem Satz: carpe diem, quam minimum credula posterolat ‘Genieße den Tag und vertraue möglichst wenig auf den folgenden.’ Im Zeitalter des Barock war der Imperativ carpe diemlat ein zentrales Motiv in Dichtung und Malerei.
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

bildungssprachlich nutze den Tag!; nutze jeden Tag die Zeit, die dir noch bleibt!; genieße die Annehmlichkeiten deiner Lebenszeit!
Beispiele:
[…] Zeit ist etwas, was uns nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung steht. […] Mit »carpe diem« forderten schon die alten Römer ihre Zeitgenossen dazu auf, sinnvoll mit Zeit umzugehen. [Fränkischer Tag, 27.10.2018]
Nun ist es nicht falsch, aber oft leicht dahingesagt, man solle seine begrenzte Lebenszeit »sinnvoll nutzen«, bevor sie ausläuft, carpe diem und so weiter, für sich selbst und jene, die einem nahestehen. Beziehungen sind komplex, Verhältnisse zu Familienmitgliedern schwierig, die Verstrickung ins Arbeitsleben und soziale Verpflichtungen unvermeidbar. […] [Süddeutsche Zeitung, 09.08.2021]
Für Christen besteht die Gewissheit, dass es Gott ist, der die Zeit in Händen hält. Nur er kann sie mit Segen und Glück erfüllen. Seit der Antike gibt es aber auch schon die Forderung des »carpe diem«, den Tag zu ergreifen, jeden Augenblick des doch einmal zu Ende gehenden Lebens zu nutzen. [Münchner Merkur, 25.04.2020]
Ja, der Tod. Man vergisst ihn so leicht. Obwohl man seit Menschengedenken weiss: Memento mori und carpe diem. Frei übersetzt: Halte den Tod vor Augen und geniesse den Tag. Beides eben. [Der Bund, 19.09.2019]
Gerade weil einem das Wissen um die Sterblichkeit im Nacken sitzt, duldet das Glück keinen Aufschub. Der Lustgewinn soll im Hier und Jetzt verbucht werden und nicht imaginär auf dem Konto einer ungewissen Zukunft stehen. Allein, »carpe diem« sagt sich so einfach und klingt so verlockend – und gehört doch mitunter zum Schwersten. […] [Neue Zürcher Zeitung, 21.02.2018]
Apropos, wovon habe ich eigentlich geträumt, als ich sechzehn war? Von nichts. Ich habe mich damit begnügt, mich treiben zu lassen. Ich pflückte den Tag, wie man so schön sagt – carpe diem. Ich hatte ein eigenes Zimmer, bekam zu essen, meine Wäsche wurde gewaschen, ich hatte Freundinnen, verbrachte viel Zeit mit meinen Kumpels und dachte, es würde immer so bleiben. [Neue Westfälische, 18.02.2015]
[…] wenn man sich bewusst macht, dass das Leben irgendwann einmal zu Ende geht, dann gibt einem das eine große Lebensenergie. Dann erkennt man die Schönheit des Lebens erst so richtig. […] Ich will wirklich – carpe diem – aus jedem Tag das Beste machen. [Frankfurter Rundschau, 16.03.2013]
Das Leben beginnt [in dem autobiografischen Roman] ein Fest zu werden, carpe diem heißt die Devise, die Liebhaber wechseln rasch, man wird erst intim, bevor man den anderen näher kennen lernen will. Alles ist Rausch, Ekstase, auch Orgie. Erotik und Kunst strukturieren früh sein Leben[…]. [Frankfurter Rundschau, 09.10.2002]
[…] Besser leben [in der südafrikanischen Provinz] mit Sicherheit die Vertreter aus Politik und Administration. Hier heisst die Lebensmaxime mitunter »carpe diem« – geniesse den Tag. [Neue Zürcher Zeitung, 16.06.1998]

letzte Änderung:

Zitationshilfe
„carpe diem“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/carpe%20diem>.

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