Ecclestone löst Sammlung auf: 69 Rennwagen für ca 362 Mio Euro
Rennwagen von Schumacher und Lauda werden verkauft
Motorsport-Fans aufgepasst! Bernie Ecclestone, der ehemalige Chef der Formel 1, trennt sich von seiner Rennwagensammlung. Die Ecclestone Grand Prix Collection umfasst 69 historische Formel-1- und Grand-Prix-Rennwagen, darunter auch ehemalige Fahrzeuge von Michael Schumacher und Niki Lauda!
Das Jahr 2024 steht wohl unter dem Stern der unerwarteten Sammlungsauflösungen und Jahrhundertauktionen. Erst im Herbst hielt die Fangemeinde historischer Oldtimer den Atem an, als in den USA die sagenumwobene Rudi Klein Collection nach mehreren Jahrzehnten der Geheimhaltung der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Hier kamen lange als verschollen geltende Klassiker wie der Mercedes 500 K von 1935 zum Vorschein, der einst Rennfahrer-Legende Rudolf Carraciola als Erstbesitzer zählte. Nun hat eine weitere Größe der Motorsportszene sich dazu entschieden, Benzin-Besessenen eine einzigartige Gelegenheit zu bieten. Insgesamt 69 historische Formel-1- und Grand-Prix-Rennwagen der Ecclestone Grand Prix Collection suchen jetzt ein neues Zuhause.
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Der Ferrari SF90 XX Stradale (2023) im Fahrbericht (Video):
Siegerfahrzeug von Lauda als Teil der Ecclestone Grand Prix Collection
Auf ein Schnäppchen darf in Betracht der hochkarätigen Fahrzeuge allerdings nicht gehofft werden. Der 94-jährige Brite sammelte alles, was Rang und Namen hat. Kein Wunder, blickt man auf die Karriere Ecclestones zurück. Das Licht der Welt erblickte er 1930 in London und begann bereits im Alter von 19 Jahren, Erfahrungen im Motorsport zu sammeln. Zunächst selbst als Fahrer in der Formula Three auf Cooper, dann ab 1957 als Manager von Stuart Lewis-Evans, der 1958 bei einem Unfall verstarb. Als Manager von Jochen Rindt kehrte Ecclestone zum Rennsport zurück. Nach Rindts Tod in 1970 in Monza, übernahm der Brite in der Saison 1971 das Brabham-Team und blieb bis 1988 Teamchef. Mit Brabham gewann er zwei Weltmeisterschaften und behielt gleich zahlreiche Siegerwagen für seine Sammlung. So befindet sich in der Ecclestone Grand Prix Collection unter anderem das Brabham-Alfa Romeo BT46B "Fan Car", mit dem Niki Lauda 1978 den Schweden Grand Prix gewann.
Als Mitgründer und späterer Geschäftsführer der FOCA (Formula One Constructors Association), später Formula One Group, verbrachte Bernie Ecclestone rund 40 Jahre seiner Karriere mit der Vermarktung des Formelsports. Laut Forbes generierte er ein Vermögen von 2,4 Milliarden US-Dollar (ca. 2,3 Mrd. Euro). Kein Wunder also, dass sich der ehemalige Formel 1-Mogul nur hochklassige Rennwagen in seine private Sammlung stellte. Sein Motto: "Ich habe immer das beste Exemplar gekauft." Insgesamt trug er in 50 Jahren somit Rennwagen zusammen, die 70 Jahre Motorsportgeschichte repräsentieren. Darunter befinden sich allerdings nicht nur Weltmeisterfahrzeuge, sondern auch Wagen von hoher technischer Bedeutung.
Produkte für den Klassiker:
Fahrzeuge von Schumacher, Moss und Piquet stehen zum Verkauf
So mancher Rennwagen der Grand Prix Collection betritt nun seit Jahrzehnten wieder die Bühne der Öffentlichkeit, wie beispielsweise der 1983er Brabham BT52, einst gesteuert von Nelson Piquet und getestet von Ayrton Senna. Der Vanwall VW10, der mit Sir Stirling Moss am Steuer in der Saison 1958 mehrere Grand Prix-Titel einheimste und als erstes britisches Fahrzeug ein F1-Rennen gewann, ist ebenfalls Bestandteil der Sammlung. Dazu kommen Rennwagen von Auto Union, Bugatti, Lancia und Mercedes, die die Anfänge des Grand-Prix-Motorsports in den 30er-Jahren markieren.
Ein besonderes Highlight von Bernie Ecclestones Grand Prix Collection ist die große Anzahl an Ferrari, die wohl viele Herzen höher schlagen lassen. Jeder einzelne Wagen der Scuderia hat eine besondere Vergangenheit vorzuweisen. Da wären zum einen der Ferrari 375, mit dem Alberto Ascari 1951 den Grand Prix von Italien gewann oder der Ferrari Dino 246F1, mit dem Mike Hawthorn 1958 Weltmeister wurde. Auch Carlos Reutemanns Ferrari 312T2, mit dem er in der F1-Saison 1977 den Grand Prix von Brasilien gewann, steht zum Verkauf. Besonders sticht allerdings der Ferrari F2002 heraus. Mit dem von der Presse "Rote Göttin" getauften Boliden gewann niemand geringeres als Michael Schumacher die Formel 1-Saison 2002. Ein echter Lauda-Ferrari darf natürlich auch nicht fehlen: Im Ferrari 312T der Sammlung wurde Niki Lauda 1975 Weltmeister. In Sachen Technik-Schmankerl sind der grüne Ferrari 125 "Thinwall Special", der mit seinem 1,5-l-V12 und 223 PS (164 kW) im Jahr 1951 die Motorsportszene auf den Kopf stellen sollte, und der Ferrari 312B3, der mit Ferraris erstem echten Monocoque-Chassis ausgestattet war, zu nennen.
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Sammlungswert auf 362 Mio Euro geschätzt
Warum der Brite sich von seinen außergewöhnlichen Schätzen trennt, erklärt er folgendermaßen: "Ich liebe alle meine Autos, aber es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, was passiert, wenn ich nicht mehr da bin." Angeboten wird die außergewöhnliche und wohl einmalige Sammlung von Händler Tom Hartley Jnr, der bereits zuvor Fahrzeuge aus Ecclestones Besitz verkauft hat. Schätzungsweise liegt der Wert der 69 historischen Renner bei einer Summe von sagenhaften 362 Mio Euro.
2023 wurde Bernie Ecclestone in Zuge eines Steuerstrafverfahrens zu einer Nachzahlung von 650 Mio Pfund (ca. 755 Mio Euro) verurteilt. Wie hoch die Verkaufssumme tatsächlich ausfallen wird, darüber lässt sich nur spekulieren. Eine Auktion wird es nicht geben. Für viele Motorsportfans und Investoren wird dies allerdings eine wohl einmalige Chance darstellen, in den Besitz geschichtsträchtiger Rennsport-Fahrzeuge zu kommen.