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De Heinrico

2008

Présentation, édition et traduction allemande d'un 'modus' en langue mixte (latin-vieil-haut-allemand) des environs de l'an Mil, conservé dans les "Carmina Cantabrigiensia". Ce petit texte de 27 vers décrit la rencontre fictive de l'empereur Otton III avec le duc bavarois Henri le Quérelleur, en compagnie de son fils homonyme, le futur empereur Henri II. Ce qui frappe est le rôle éminent du duc Henri : il est accueilli de façon la plus respectueuse possible par Otton et il est ensuite mis en valeur par le poète anonyme comme conseiller de l'empereur.

De Heinrico. – Altdeutsch-lateinischer Fürstenpreis auf einen Herzog von Bayern, überlieferte Abschrift Mitte 11. Jh. Gegenstand des Modus oder Liedes ist das Treffen eines bayr. Herzogs Heinrich in Begleitung seines Sohnes mit einem Kaiser Otto unter Betonung von Ritualen wie dem ehrenvollen Empfang durch Otto. Es handelt sich wohl um eine fiktive Begegnung Kaiser Ottos III., Herzog Heinrichs II. »des Zänkers« und seines Sohnes (»aequivocus«), des späteren Königs u. Kaisers Heinrich II. Die Entstehung ist zwischen 995 (Todesjahr Heinrichs »des Zänkers«) und 1002 (Todesjahr Ottos III.) anzunehmen. D. H. ist einzig in den Carmina Cantabrigiensia überliefert (CC 19 – Hs.: Cambridge, Univ. Library, Gg. 5.35, fol. 437r–437v) und gehört mit dem Liebesantrag (CC 28) zu den sonst nur aus der frühen altirischen und altengl. Tradition, später aus den Carmina Burana bekannten Mischdichtungen. Die 27 binnengereimten Langzeilen mit regelmäßig lat.-altdt. wechselnden Halbversen verteilen sich auf acht Strophen. Die nichtlateinischen Anteile lassen auf einen ursprünglich altsächsisch-altbairisch gemischten, durch mittelfränkische Überlieferung beeinflussten Text schließen (Klein). AUSGABEN: Wilhelm Braune u. Ernst Albrecht Ebbinghaus (Hg.): Ahd. Lesebuch. Tüb. 1979, Nr. XXXIX. – Jan M. Ziolkowski (Hg.): The Cambridge Songs (Carmina Cantabrigiensia). New York/London 1994 (mit engl. Übers.). – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Bln. 1998, S. 138f. (mit nhd. Übers.). – Jens Schneider 2002 (s. u.), S. 40. ÜBERSETZUNG: Jens Schneider u. Eike Schmidt: D. H. In: Edel und Frei. Franken im MA. CD-ROM zur Ausstellung. Hg. v. Haus der Bayer. Gesch. Augsb. 2004. LITERATUR: Thomas Klein: ›D. H.‹ u. die altsächs. Sentenz Leos von Vercelli. Altsächsisch in der späten Ottonenzeit. In: FS Johannes Rathofer. Hg. Ulrich Ernst u. Bernhard Sowinski. Köln/Wien 1990, S. 45–60. – Mathias Herweg: Ludwigslied, D. H., Annolied. Wiesb. 2002. – Jens Schneider: Heinrich u. Otto. Eine Begegnung an der Jahrtausendwende. In: AKG 84 (2002), S. 1-40 (mit Forschungslit.). – Ders.: Latein u. Ahd. in der Cambridger Liederslg.: CC 19 u. 28. In: Volkssprachig-lat. Mischtexte und Textensembles in der ahd., altsächs. und altengl. Überlieferung. Hg. Rolf Bergmann. Heidelb. 2003, S. 297–314. Jens Schneider paru dans : Killy Literaturlexikon, W. KÜHLMANN dir., vol. 2, 2e éd. revue, Berlin-New York, 2008, p. 567-568 DE HEINRICO Carmina Cantabrigiensia, n° 19 Traduction par Jens Schneider & Eike Schmidt (2002) Texte original (latin/vieil-haut-allemand, vers l’an 1000) : I. Nunc almus thero euuigero assis thiernun filius, benignus fautor mihi, thaz ig iz cosan muozi de quodam duce, themo heron Heinriche, qui cum dignitate thero beiaro riche beuuarode. II. Intrans nempe nuntius, then keisar namoda her thus: „cur sedes“ infit, „Otdo, ther unsar keisar guodo? hic adest Heinrich, bringt her hera kuniglich. dignum tibi fore thir seluemo ze sine.” III. Tunc surrexit Otdo, ther unsar keisar guodo. perrexit illi obuiam, inde uilo manig man, et excepit illum mid mihilon eron. IV. Primitus quoque dixit: „uuillicumo Heinrich, ambo uos equiuoci, bethiu goda endi mi. nec non et sotii, uuillicumo sid gi mi.” V. Dato responso fane Heinriche so scone, coniunxere manus, her leida ina in thaz godes hus. petierunt ambo thero godes genatheno. VI. Oramine facto intfieg ina auer Otdo, ducxit in concilium mit michelon eron. et amisit illi so uuaz so her thar hafode, preter quod regale, thes thir Heinrih ni gerade. VII. Tunc stetit al thiu sprakha sub firmo Heinricho. quicquid Otdo fecit, al geried iz Heinrih. quicquid ac amisit, ouch geried iz Heinrihc. VIII. Hic non fuit ullus, thes hafon ig guoda fulleist nobilibus ac liberis, thaz thid allaz uuar is, cui non fecisset Heinrich allero rehto gilich. Traduction allemande : I. Nun steh’ mir bei, gnädiger Sohn der unsterblichen Jungfrau, sei gütig mir gewogen, damit ich berichten kann von einem Herzog, dem Herren Heinrich, der würdig das Reich der Bayern geschützt hat. II. (Einst) trat ein Bote ein, er sprach den Kaiser mit Namen an: „Warum“, begann er zu reden, „sitzt du (noch), Otto, unser guter Kaiser? Heinrich ist hier, er bringt ein königliches Gefolge. Es wäre deiner würdig (oder: es würde dir ziemen), selbst zu erscheinen.“ III. Da erhob sich Otto, unser guter Kaiser. Er ging ihm entgegen, und (mit ihm) sehr viele Männer, und empfing ihn mit großen Ehren. IV. Und zuerst sagte er: „Willkommen, Heinrich, ihr beide gleichen Namens, (willkommen seid ihr) Gott und mir! Nicht weniger eure Begleiter: Seid mir willkommen!“ V. Nachdem Heinrich den Gruß trefflich erwidert hatte, reichten sie einander die Hände. Er (Otto) führte ihn in die Kirche. Sie erbaten beide die Gnade Gottes. VI. Nach dem Gebet fasste Otto ihn wieder (bei der Hand), er führte ihn mit großen Ehren zur (Rats-)Versammlung. Und er überließ ihm alles, worüber er da verfügte, außer der Königswürde, die Heinrich dort (auch) nicht begehrte. VII. Alsdann unterstand die ganze Beratung dem zuverlässigen Heinrich: Was immer Otto tat, bei alledem beriet ihn Heinrich. Was immer er unterließ, auch darin beriet ihn Heinrich. VIII. Hier war nicht einer (ich habe darüber sicheres Zeugnis von Adeligen und Freien, dass dies alles wahr ist), dem Heinrich nicht jegliche Gerechtigkeit hätte widerfahren lassen.