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Sonnen- und Lichtschutzmittel für das menschliche Haar
Bei den bekannten
Mitteln zum Schutz der Haut vor Sonneneinwirkung hat sich herausgestellt, daß es
zweckmäßig ist, in der normalen Sonne im Flachlande 8001, der Erythem erzeugenden
Ultraviolettstrahlen, im Hochgebirge aber go °/0 dieser UV-Strahlen zurückzuhalten,
um bei stundenlanger Bestrahlung der Haut einen sogenannten Sonnenbrand zu verhüten.
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Es sind verschiedene Mittel im Handel, die Unterschiede machen zwischen
Sonnenstrahlen des Hochgebirges und des Flachlandes. Es ist dabei üblich, Stoffe
zu nehmen, die aus dem Sonnenspektrum den Strahlenbereich zwischen 290 und 320 m
Wellenlänge mehr oder weniger herausfiltrieren. Die Strahlen mit größerer Wellenlänge
als 320 m hat man gern durch das Sonnenschutzmittel hindurchgelassen, weil sie die
Pigmentierung der Haut fördern und so den natürlichen Schutz der Haut gegen Sonnenlicht
verbessern.
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Als Träger der UV-Strahlen absorbierenden Stoffe werden Pasten, Alkohole,
Öle, Fette, Salben, Cremes herangezogen; als UV-Strahlen absorbierende Stoffe selbst
werden a) feinstpulverisierte feste Stoffe wie z. B. weiße oder gefärbte Pigmentfarbstoffe,
z. B. Zinkoxyd, b) normale, Licht durchlassende, UV-Strahlen jedoch absorbierende
Körper, wie z. B. Gerbsäure, fl-Umbelliferon-essigsäure usw., verwendet.
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Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, Lichtschutzmittel, wie
sie zum Schutze der Haut bekannt sind, auf das menschliche Kopfhaar anzuwenden,
da die Haare durch intensive Sonneneinwirkung stumpf und brüchig werden und sich
auch unvorteilhaft in der Farbe verändern. Zum Beispiel werden in der schweizerischen
Patentschrift 253 837 Lichtschutzmittel für das Haar beschrieben, die als Lichtfilter
Solprotex, Zeozon und Ultrazeozon enthalten. Die chemische Natur des Solprotex (Hersteller:
Firmenich, Genf) ist nicht bekannt, lediglich das Absorptions gebiet: 297 bis 3Ig
mp. Bei dem Zeozon und Ultra-
zeozon handelt es sich um ein o-Oxyäsculin-Derivat
in verschiedenen Konzentrationen, dessen UV-Absorptionsmaximum bei 300 m gemessen
wurde. Oberhalb von 320 mm hört die Absorption dieser Verbindungen praktisch auf.
Es wurden also bei diesen Lichtschutzpräparaten für die Haare dieselben Prinzipien
angewandt wie für die Haut, nämlich es wurden aus dem Sonnenlicht die kurzwelligen
UV-Strahlen absorbiert, während die Wirkung der längerwelligen UV-Strahlen oberhalb
320 mll erhalten bleibt.
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Bekannt ist ferner (französische Patentschrift 774418), Gewebe aus
Natur- und Kunstfaser gegen die vergilbende und faserzerstörende Wirkung von UV-Licht
im Wellenbereich von 2400 bis 3900 Ä durch Kondensationsprodukte von Lichtfilterstoffen
und Gerbstoffen zu schützen. Für die Behandlung von menschlichem Haar lassen sich
diese Mittel - auch bei Anpassung an den veränderten Zweck - nicht verwerten. Auch
lassen sich daraus die für die Haarbehandlung wesentlichen Erkenntnisse gemäß vorliegender
Erfindung nicht entnehmen.
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In der Literatur findet man als Angabe über die notwendige Auftragsstärke
bei Hautschutzsalben 7 bis 10 0, bei sehr dickem Auftrag bis zu 20 y, bei Ölen 5
bis 9 >, je nach Ölbeschaffenheit, und bei wäßrigen Lösungen ebenfalls 5 bis
9 SL, während bei den Lichtschutzmitteln für das Haar bisher nur Mineralöle niedriger
Viskosität als Träger bekanntgeworden sind (schweizerische Patentschrift 253 837).
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Es wurde nun gefunden, daß beim Haar im Gegensatz zur Haut eine Schädigung
durch die gesamte UV-Strahlung eintritt, also auch durch die Strahlen mit Wellenlängen
zwischen 320 und 400 mm. Die Schädigung der Haare durch die längerwelligen UV-Strahlen
ist sogar besonders umfangreich, gleichzeitig von großer praktischer Bedeutung,
da dieser Strahlenanteil im Sonnenlicht in den meisten Landschaften viel größer
ist als das kurzwellige Ultraviolett.
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Lediglich im Hochgebirge und an der See fällt die kurzwellige UV-Strahlung
anteilmäßig wirklich ins Gewicht. Es ist daher im Gegensatz zur Haut für die Haare
sehr wichtig, sie vor der Einwirkung der gesamten UV-Strahlung des Sonnenlichtes
zu schützen.
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Es wurde festgestellt, daß nach etwa 500 Stunden Belichtung durch
das Sonnenlicht im Flachland der Gehalt des Haares an Cystin um ungefähr 50 01o
verringert wird. Da Cystin ein wichtiges Bindeglied zwischen den einzelnen kettenförmigen
Keratinmolekülen bildet, führt ein derartiger Verlust an Cystin zu Verminderung
der Strukturfestigkeit des Haares. Dadurch wird die Frisier- und Dauerwellfähigkeit
des Haares stark herabgesetzt.
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Die Veränderungen des Haares durch Sonnenlicht machen sich auch in
farblicher Hinsicht bemerkbar.
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Nicht nur künstliche Haarfarben erleiden eine starke Aufhellung und
einen Umschlag in unerwünschte rötliche oder andere unbeabsichtigte Töne, sondern
auch das Naturhaar wird durch die UV-Strahlen stark aufgehellt und gleichzeitig
glanzlos.
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Dem Friseurfachmann ist es bekannt, daß das Haar sich nach einem
Aufenthalt im Hochgebirge oder auch schon nach einem gewöhnlichen Landaufenthalt,
wobei es üblich ist, viel ohne Kopfbedeckung zu gehen, und noch mehr nach einem
Aufenthalt an der See, wobei das Seewasser noch eine katalytische Beschleunigung
auf den Zerstörungsprozeß des Lichtes ausübt, in einem sehr schlechten Zustand befindet
und dann Dauerwellen und Färbungen außerordentlich schwierig durchzuführen sind.
Erst durch lange Haarkurbehandlungen, wobei das poröse Haar mit Fett aufgefüllt
oder das Haarkeratin mit gerbstoffhaltigen Drogen gehärtet und gefestigt wird, erlangt
das Haar die früheren Eigenschaften einigermaßen zurück, wobei es noch dahingestellt
bleiben muß, ob hierbei nicht der Nachwuchs den größten Anteil an der Gesundung
hat; denn das Haar wächst bekanntlich pro Monat mindestens 1 cm.
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Lichtschutzmittel für die Haut und die Haare müssen sich aber nicht
nur durch das UV-Absorptionsgebiet unterscheiden, sondern es wurde ferner gefunden,
daß die Schichtdicke beim Haarschutzmittel geringer sein muß als bei Hautschutzmitteln.
Das Haar würde sonst zu sehr an Eigenbeweglichkeit verlieren, die Frisur würde verschmieren
und nicht mehr locker fallen. Die Schichtdicke muß bei der Behandlung des Haares
unter 5 p liegen; bei feinen Haaren und empfindlichen Personen, die ungern Öl oder
Fixativ im Haar haben möchten, muß versucht werden, bis zu 0,2 0 Schichtdicke zu
kommen. Um eine so niedrige Schichtdicke zu erreichen, muß ein Öl oder eine sonstige
Trägermasse mit einer extrem niedrigen Viskosität genommen werden, etwa bis höchstens
I0 CP (gemessen im Höppler-Viskosimeter). Dabei muß die Trägermasse eine außergewöhnlich
gute Netzkraft besitzen, damit sie sich auf dem Haar zu einem lückenlosen Film verteilt.
Oder aber es muß die Mischung, wenn sie dicker ist und somit zunächst einen dickeren
Auftrag ergibt, so viel leicht verdunstende Mittel enthalten, daß die verbleibende
Schicht ebenfalls nicht dicker ist als 5 p. Es kann sich hierbei um Öle, Fette,
Harze, Wachse und Kunststoffe handeln, also auch um feste Trägerstoffe. Eine Schichtdicke
fester Stoffe bis zu 5 p ist dann zulässig und möglich, wenn es sich um Stoffe handelt,
die die gleiche Geschmeidigkeit wie das Haar aufweisen und fest am Haar haften,
wie etwa Tragant, Schellack oder Kunststoffe von der Art der Polymethacrylsäure
und deren Ester.
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Als besonders gut haben sich Lösungen erwiesen, die in das Haar,
insbesondere in die porösen, also besonders gefährdeten Partien des Haares einzudringen
in der Lage sind, so daß also nicht nur die Schicht, die oben auf dem Haar sitzt,
eine UV-Strahlen-Filtration ergibt, sondern auch die etwa bis zu 5 ll Tiefe gehenden
Poren und Risse des porösen und irgendwie schon vorgeschädigten Haares. Besonders
die Deckhaare - das sind die Haare, die bei einer bestimmten Frisur obenauf zu liegen
kommen - zeigen stets eine solche Porosität.
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Als UV-Strahlen absorbierende Stoffe kommen zum Schutze der Haare
besonders diejenigen Stoffe in Frage, die möglichst sämtliche UV-Strahlen abdecken,
also auch diejenigen, die bisher beim Hautschutz ungern genommen wurden, weil sie
neben einer Schädigung durch Verbrennung gleichzeitig eine
Hautbräunung
verhüten, wie beispielsweise ß-Umbelliferon-essigsäure, die dadurch zum Schutze
der Haare jedoch gut geeignet ist. Für ölhaltige Kompositionen werden entsprechende
öllösliche Ester verwendet, für wasser- und alkoholhaltige Kompositionen die freien
Säuren und Salze.
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Es können aber auch Gemische von Stoffen verwendet werden, die jeweils
nur einen bestimmten kleineren UV-Strahlen-Bereich herausfiltrieren. Sie sind dann
jedoch zweckmäßig so zu kombinieren, daß möglichst der gesamte UV-Strahlen-Bereich
erfaßt wird. Auch Substanzen, die UV-Licht in längerwelliges Licht verwandeln, sind
zum Schutz der Haare geeignet; ferner können für die Haarbehandlung solche UV-Strahlen
absorbierende Stoffe genommen werden, die als Lichtschutzmittel für die Haut wegen
einer hautreizenden Wirkung nicht in Frage kommen.
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Beispiele I. 0,5 bis Io,oOl, 0!o Benzylanthranilat 90,0 bis 99,5
ovo Mineralöl mit Viskosität kleiner als 10 cP nach Höppler Die Mittel werden mit
einem Zerstäuber auf das Haar, vorzugsweise auf die fertige Frisur aufgesprüht.
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Für lichtempfindliches Blondhaar oder für künstlich gefärbtes Haar
sind die höheren Konzentrationen über 20/0 Benzylanthranilat zu benutzen; ferner
kommen die höheren Konzentrationen auch für Spezialhaarschutzpräparate, die an der
See und im Gebirge zu benutzen sind, in Frage. Höhere Konzentrationen an Wirkstoff
sollen aber auch dann zur Anwendung kommen, wenn eine praktisch nicht spürbare Schicht,
nämlich eine möglichst geringe Beschwerung des Haares, beabsichtigt ist. In allen
anderen Fällen genügt ein Gehalt an Benzylanthranilat unter 201,.
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2. 1,0 0/o Polymethacrylsäure, eventuell das Natriumsalz o,o bis
5,0 0/o Alkohol (980/0in) 8g,o bis 98,0 01o Wasser 0,5 bis 2,50/0 Tannin (Natriumsalz)
0,5 bis 2,5 01o ß-Umbelliferon-essigsaures Natrium Die Mittel werden in das Haar
eingekämmt oder aufgesprüht und das Haar in die Frisur gelegt, das Wasser mit oder
ohne Warmluftdusche zur Verdunstung gebracht und das Haar gegebenenfalls anschließend
durch sogenanntes Ausfrisieren gelockert.
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Diese Mischung ist besonders für Personen geeignet, die kein Öl oder
Fett im Haar lieben.
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3. I,o01, Gerbsäure 5,o°/0 Schellack 0,3 ovo Saponin 32,0 01o Isopropylalkohol
2,1% Triäthanolamin 57,I bis 49,1 0/o Wasser I,0 bis 9,001, ß-Umbelliferon-essigsäure
I,5 O/o Parfüm Die Mittel werden in das Haar eingekämmt oder aufgesprüht und das
Haar in die Frisur gelegt. Diese Mischung stellt gleichzeitig ein glanzgebendes,
die Frisur stabilisierendes Mittel mit kurzer Trockenzeit dar.
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4. I,o01, Chininsulfat 2,0 01o ß-Methyl-Umbelliferonanthranilat 48,0
010 Alkohol 48,o°/O Wasser I,oO/, Parfüm 5. 87,70/0 Mineralöl - Siedegrenzen I8c
bis 280° C 2,0 bis 6,001, Weißöl I,0 bis 3,o°/O Paraffin 0,5 bis 1,5 % Weizenkeimöl
0,5 bis I,5 Olo Vitamin Fo 2,0 bis 6,0 01, Sojalecithin 0,I bis 0,3 01, Weichfettalkohol
o,2 bis o,6 01o Cholesterin 2,0 bis 6,00/0 Cetiol 2,00/0 Parfüm 2,0 01o Benzylanthranilat
Als Ultraviolett zurückhaltende Zusätze, die insbesondere auch Wellenlängen von
320 mp und darüber absorbieren, seien beispielsweise erwähnt: Methyl-Umbelliferon
ß-Umbelliferon-essigsäure Benzylanthranilat (kalt löslich in Mineralöl ohne Erhöhung
der Viskosität) ß-Methyl-Umbelliferon-anthranilat Sulfonamide, wie z. B. 2-(p-aminobenzolsulfamid)-thiazol,
oder 2-(p-aminobenzolsulfonamid)-pyridin Beispiel für die Wirkung Ausbleichen künstlich
gefärbter Haarsträhnen Blonde Haarsträhnen, gefärbt mit o,r0l0igen Lösungen von
a) Safranin HT gemäß Farbstofftabelle Schulz Nr. 967, b) Patentblau A gemäß Farbstofftabelle
Schulz Nr. 827, c) Aminogelb E gemäß Farbstofftabelle Schulz Nr. 16, d) ß-Naphtholorange
gemäß Farbstofftabelle Schulz Nr. I89, e) Methylenblau gemäß Farbstofftabelle Schulz
Nr. Io38, wurden 6 Wochen dem Tageslicht und damit dem Sonnenlicht ausgesetzt. (Die
Farbstoffe hatten sich durch Vorversuche als besonders lichtempfindlich erwiesen.)
Je drei Strähnen wurden I. lichtgeschützt aufbewahrt, 2. 6 Wochen belichtet, 3.
mit einem Mittel gemäß Beispiel I angesprüht und 6 Wochen belichtet.
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Es trat Ausbleichung bei den belichteten Strähnen ein, doch liegt
die Farbtiefe der angesprühten Strähnen sehr nahe bei der der unbelichteten Strähnen,
während die ungeschützten Strähnen eine starke Ausbleichung erfahren hatten.
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Es hat sich auch als zweckmäßig erwiesen, natürliche und künstliche
Farbstoffe mitzuverwenden, die der Haarfarbe der zu behandelnden Haare entsprechen
oder diese in der gewünschten Richtung vertiefen oder modemäßig abwandeln.