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Gewebe aus Garnen entgegengesetzter Drehrichtung und Verfahren zu
seiner Herstellung Die Erfindung betrifft Gewebe, die im wesentlichen keine Tendenz
zum Einrollen haben und unter Verwetrdung @-on Garnen hergestellt sind, die entgegengesetzte
Drehrichtung haben. Die hauptsächlichen Anwendungsformen der Erfindung liegen auf
dein Gebiet der appretierten Gewebe. Die Erfindung ist auch bei einigen nichtappretierten
Gewebetn, vor allem schmalen Geweben, von Nutzen.
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Es gilt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für Gewebe, die nicht oder
nur wenig zum Eirrollen neigen, z. B. Kleiderstoffe, 'Meterware, Vorhangstoffe.
z. B. Organdv, Batist. Voile, Marquisette und feiner Musselin. L-niformstofie, bedruckte
Gewebe. ferner schmale Gewebe einschließlich aufgescbnittener Ware. Bänder verschiedener
Art und verschiedener Breite, schmale Gewebe für industrielle Zwecke, z. B. N7usselin,
Drillich, Köper und Laken, wie sie z. B. für Kondensatoren- und Isoliertuch. Schuhfutter
usw. -. verwendet werden. Obwohl die meisten Gewebe sich ohne eine Appreturbehandlung
nicht störend einrollen, kann man sich hierauf nicht verlassen, besonders wenn es
sieh um schmale oder aufgeschnittene Gewebe handelt. Eine große Zahl verschiedenartiger
appretierter oder nichtappretierter Gewebe könnte eine wesentliche Verbesserung
erfahren, wenn es möglich wäre, ihre störende Neigung zum Einrollen zu bestimmen
und damit eine befriedigende und sichere Grundlage zur Beseitigung
der
störenden Einrollneigung zu schaffen, und dies nicht nur während des Schneidens
und der Verarbeitung derGewebe zuverschiedenenArtikeln, was für viele Zwecke genügt,
sondern auch während ihres Gebrauches, letzteres besonders hinsichtlich appretierter
Gewebe.
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In der Textiltechnik ist es seit langem bekannt, daß viele Gewebe
eine Neigung zum Einrollen in unerwünschtem Grade aufweisen. Wenn man z. B. ein
Stück, z. B. ein Quadrat von 30 cm Seitenlänge, eines handelsüblichen versteiften
leichten Gewebes, z. B. aus gewöhnlichem Organdy, auf eine ebene Fläche legt, so
wird das Stück sich so einrollen, daß diagonal entgegengesetzte Ecken, z. B. die
linke obere und die rechte untere Ecke, sich von der Fläche abheben und über den
mittleren Teil des quadratischen Gewebestückes einrollen. Diese Neigung bestimmter
Gewebe, sich einzurollen, ist besonders lästig bei der Herstellung und Verarbeitung
feiner versteifter Gewebe, bei der Herstellung von Bändern und allgemein bei der
Herstellung und im Gebrauch von mit Harz imprägnierten oder auf andere Weise versteiften
Geweben.
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Zur Beseitigung der Rollneigung sind zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen
worden, .darunter verschiedene chemische oder mechanische Verfahren zur Appretur
der verwendeten Garne und/oder des Gewebekörpers, ferner besondere Webarten oder
Behandlungen der Geweberänder, z. B. Webarten, bei denen in der Kette paarweise
abwechselnd rechts- und linksgedrehteGarne angeordnet werden, während der Schuß
aus Garnen einheitlicher Drehrichtung besteht, wie z. B. nach dem amerikanischen
Patent 2 2-i5 938 (Fig. 2), oder sowohl in der Kette als auch :im Schuß Garne abwechselnder
Drehrichtung in Paaren verwendet wenden (Fig. 3), wobei nur das letztgenannte Verfahren
.das angestrebte, sich nicht einrollende appretierte Gewebe hervorbringt, und zwar
durch einen von der vorliegenden Erfindung abweichenden Vorgang und infolge der
notwendigen Verwendung von Wechselstühlen mit sehr hohen Herstellungskosten. Diese
Maßnahmen haben sich jedoch als ungeeignet erwiesen, dass Problem befriedigend oder
einheitlich zu lösen, da sie zu kostspielig sind und, wie bei dem erwähnten amerikanischen
Patent (Fig.3), die Verwendung von speziellen Geräten und zusätzlichen Arbeitsvorgängen
bedingen.
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Die zahlreichen einander widersprechenden Vorschläge zur Lösung des.
seit langem bestehenden Problems des Einrollens des Gewebes, besonders appretierter
Gewebe, die zum großen Teil die Verwendung von Garnen entgegengesetzter Drehrichtung
bedingen, zeigen sowohl das Fehlen des Verständnisses für die Bedeutung der Garndrehung
im Zusammenhang mit dem Rollen des Gewebes sowie die mangelnde Erkenntnis des Vorhandenseins
und der Bedeutung anderer Faktoren, die, wie nachstehend beschrieben wird, das Rollen
des Gewebes ebenfalls beeinflussen.
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Die Erfindung schafft neuartige Gewebe, bei denen ein unerwünschtes
Rollen beseitigt oder auf ein gewünschtes Maß verringert wird, ferner ein Verfahren
zur Herstellung solcher Gewebe, ohne daß hierzu besondere Geräte erforderlich sind
und ohne die Herstellungskosten wesentlich zu steigern.
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Gemäß der Erfindung können breite und schmale Textilgewebe hergestellt
werden, die im wesentlichen keine Neigung zum Einrollen aufweisen. Ein besonderer
Zweck ist die Schaffung eines neuartigen Gewebes, das nach einer Quellung oder sonstigen
Appreturbehandlung nicht wesentlich oder störend rollt.
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Die Erfindung beruht auf dem Ergebnis umfangreicher Studien und Versuche.
Im Verlauf dieser Arbeiten wurden mehrere überraschende Feststellungen hinsichtlich
der das Rollen des Gewebes beeinflussenden Faktoren gemacht, nämlich die Feststellung,
daß die Garnnummer zwar der wichtigste Faktor, aber doch nur einer dieser Faktoren
ist, und d:aß der Grad der Garndrehung und die Fadendichte in der Richtung der Kette
und des Schusses einen beträchtlichen Einfluß haben. Grundlegend wurde ermittelt,
daß sich die Ketten- und Schußfäden gegenseitig stark beeinflussen und daß der von
einem gegebenen Kettengarn ausgeübte Roll- oder Drehefff,kt durch den Rolleffekt
eines Schußgarnes derselben Größe und derselben Drehung (gleiche Drehungszahl je
Zoll und gleiche Drehrichtung) neutralisiert-oder aufgehoben werden kann. Ferner
wunde gefunden, daß der Rolleffekt eines Garnsystems (Kette oder Schuß)- durch das
andere System, das Garn beider Drehrichtungen enthält, neutralisiert werden kann,
selbst wenn sich das zweite System von dem ersten System auch hinsichtlich Garnnummer,
Drehfaktor und Fadendichte unterscheidet, wobei der Unterschied in einem oder mehreren
dieser Faktoren auftreten kann. Im nachstehenden wird die praktische Ausführung
der Erfindung durch Anwendung dieser Erkenntnisse bei der Herstellung von im wesentlichen
rollfreien Geweben ausführlich erläutert.
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Außer den obigen Erkenntnissen, die neue Beiträge zur Textiltechnik
darstellen, ergaben sich solche hinsichtlich der Mechanik des Rollens appretierter
Gewebe. Die Vermutungen über die wirkliche Mechanik des Geweberollens wurde durch
das Studium und Zerschneiden zahlreicher Probestücke bestätigt, wobei sich gezeigt
hat, daß die Neigung nichtappretierter weicher Gewebe, sich einzurollen, von der
Neigung zum Aufdrehen bestimmter dominierender Garne derselben herrührt. Das Studium
gewisser versteifter Gewebe führte jedoch zu der paradoxen Feststellung, daß das
Rollen solcher Gewebe durch eine Zunahme der Drehung, d. h. durch festeres Eindrehen
der dominierenden Garne entsteht, indem diese Garne einen resultierenden Rolleffekt
ausüben, obwohl das gleiche Garnsystem versteifte Garne entgegengesetzter Drehrichtung
enthält. Zum Beispiel wurde beobachtet, daß ein quadratisches Stück eines bestimmten
handelsüblichen Tuches (Seitenlänge etwa 30 cm) auf eine ebene Unterlage
gelegt, sich so einrollt, daß sich zwei, der diagonal gegenüberliegenden Ecken etwas
von .der Fläche abheben, während .die beiden anderen diagonal gegenüberliegenden
Ecken
versuche», sich »ach unt:a einzudrehen. In diesem Fall rührte
(las Rollen von dem Aufdrehen verschiedener im Gewebe enthaltener Garne her. Nacli-(lem
dieses Gewebestück, wie üblich, mit Stärke appretiert worden war, wurde jedoch beobachtet,
daß es, wieder auf den Tisch gelegt, an den diagonal gegenül>erliegeiiden Ecken,
die vorher nach oben rollten, nunmehr stark dazu neigten, sich in der entgegengesetzten
Richtung, d. h. nach unten, einzudrehen, und (laß jene Ecken, die sich vorher nach
unten eingedreht hatten, sich jetzt stark nach oben rollten. Diese Erscheinung kam
daher, daß die im Gewebe enthaltenen Garne infolge der Appreturbehandlung sich fester
eindrehten. Diese Umkehi-ung der Einrollrichtung nach einer Appreturbeliandlung
war bisher unbekannt.
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Durch die richtige Anwendung dieser Erkenntnisse bei der Herstellung
und Auswahl von Garnen und der NVel>art kann man eine Vielfalt neuartiger Gewebe
erzeugen, in denen wenigstens ein Garnsystem Garne entgegengesetzter Drehrichtung
enthält und die, selbst wenn sie appretiert sind, entweder überhaupt nicht oder
nur in einem gewünschten iMaße rollen. Man kann die erforderlichen Garne und (lie
Gewebe mit den normalen Textlilniaschinen ohne wesentliche Steigerung der Kosten
gegenübergewöhtilichenTextilgeweben des gleichen (le\@-iclites herstellen.
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In der Zeichnung sind Fig. 1 und 2 stark vergrößerte Schaubilder ge-1)r:iticliliclier
l@ewebe, die den Vorgang des Einrollens zeigen; Fig. i ist ein nicht versteiftes
Gewebe mitKetten-und Scliul,ifä(leii entgegengesetzter Drehrichtung; Fig. 2 ist
ein versteiftes Gewebe, in dem in der Kette abwechselnd rechts- und linksgedrehte
Fäden angeordnet sind, während der Schuß aus Fäden einheitlicher Drehrichtung besteht;
Fig. 2a ist ein Schaubild, das das typische Einrollen eines kleinen Quadrates aus
einem solchen gebräuchlichen Gewebe zeigt, das völlig ungehemmt gelagert ist; Fig.
3 ist ein stark vergrößertes Schaubild eines nicht rollenden erfindungsgemäßen Gewebes
und Fig.4 eine Draufsicht auf eine andere Ausführungsforin eines erfindungsgemäßen
Gewebes in schematischer Darstellung.
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Die Gewebe (Feg. i und 2) sind auf ebenen horizontalen Flächen ruhend
zu denken, was durch gestrichelte Linien angedeutet ist. Die Fig. i zeigt ein nicht
versteiftes gebräuchliches Gewebe mit Kettfäden 2 und Schußfäden 3 entgegengesetzter
Drehrichtung, und zwar sind die Kettgarne 2 linksgedreht und die Schußgarne 3 rechtsgedreht.
In Fig. i neigen die Kettgartie 2 dazu, sich aufzudrehen, wie durch die Pfeile angedeutet
ist, und die untere und die diagonal gegenüberliegende obere Ecke des Gewebes von
der Auflagerfläche abzuheben, während die beiden anderen diagonal gegenüberliegenden
Ecken dazu neigen, sich in der entgegengesetzten IZiclitung, d. h. nach unten, einzurollen.
Die Schußgarne 3 neigen dazu, sich in der entgegengesetzten Richtung aufzurollen,
wie .durch die Pfeile angedeutet ist, und heben dieselben Ecken, so daß die Einrollkräfte
beider Garnsysteme bei dem .anheben der unteren und oberen Ecken sich addieren und
die beiden anderen Ecken nach unten zu biegen versuchen. Wenn das Gewebe nach Fig.
i versteift wäre, würden die diagonal gegenüberliegende rechte und linke Ecke stark
nach oben und die anderen Ecken stark nach unten rollen.
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. Fig. 2 zeigt ein appretiertes Gewebe einheitlicher Drehrichtung,
dessen Kette aus abwechselnd angeordneten rechts- und linksgedrehten Garnen (4s
4z) und Schußgarnen 5 von einheitlicher Linksdrehung und gleicher Stärke wie die
Kettgarne 4 besteht. In diesem Gewebe neigen die Garne beider Systeme dazu, sich
fester einzudrehen, wie dies durch die Pfeile angedeutet ist, so daß die Neigungen
der Kettgarne 4 sich in jedem Paar gegenseitig aufheben und die völlig ungehemmten
Schußgarne 5 die untere und die diagonal gegenüberliegende obere Ecke von der Auflagerfläche
abheben. Aus Gründen der besseren Darstellung der Mechanik des Rollens zeigt Fig.
2 das Gewebe nicht in der stark eingerollten Stellung, die es normalerweise einnehmen
würde, sondern in einer flachen Stellung.
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Fig. 2 a zeigt das für die üblichen Gewebe nach F ig. i und 2 typische
Rollen, das eintritt, wenn ein Stück eines solchen Gewebes völlig ungehemmt ist.
Man sieht, wie ein solches Gewebe, wenn das Einrollen weiter fortschreitet, dazu
neigt, eine Rolle zu bilden. Auf Grund der obigen Erklärungen ist also das Rollen
eines Gewebes die Resultierende der Rollwirkungen der beiden Garnsysteme.
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Fig. 3 zeigt ein nicht rollendes versteiftes Gewebe gemäß der Erfindung,
das auf einer horizontalen Fläche ruht und mit Kettgarnen 6z und 6s entgegengesetzter
Drehrichtung hergestellt ist, indem auf jedes Garn 65 (linksgedreht) fünf Garne
6z (rechtsgedreht) kommen. Diese Kettgarne sind stärker als die einheitlich rechtsgedrehten
Schußgarne 7. Letztere haben zwar dieselbe Fadendichte, aber einen solchen Verdrehungsgrad,
daß bei der Neigung beider Garnsysteme, sich fester einzudrehen, die resultierende
Tendenz der Kettgarne 6, die untere und obere Ecke anzuheben, durch das System der
Schußgartie neutralisiert wird, so daß die Ecken alle flach liegen und das Gewebe
sich nicht einrollt.
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Bei dem versteiften Gewebe nach Fig. 4 besteht die Kette aus Garnen
entgegengesetzter Drehrichtung 8z (rechtsgedreht) und 8s (linksgedreht).
Die. Kettgarne haben die doppelte Anzahl, dieselbe Größe und denselben Drehungsgrad
wie die einheitliche rechtsgedrehten Schußgarne 9, so daß das System der Kettengarne
hinsichtlich seinerTendenz zum Einrollen des Gewebes durch die Schußgarne neutralisiert
wird. Da der überschüssige Teil der Kettgarne, welche dieselbe Drehrichtung wie
die Schußgartie haben, durch die gleiche Anzahl von Kettgarnen entgegengesetzter
Drehrichtung ausgeglichen wird, ergibt sich ein Gewebe, das im wesentlichen keine
Neigung zum Einrollen hat.
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In fast allen Geweben ist die Zahl der Kettgarne ebenso groß oder
größer als sie der Schußgarne, so daß die meisten, aber nicht alle typischen Anwen-
dun gsformen der Erfindung hinsichtlich Faden- |
dichte zwischen einem Gewebe mit einer gleich- |
mäßigen Bindung (mit gleicher Fadendichte in |
Schuß und Kette) und einem Gewebe mit einem |
@ll@dllll@@l@@hdlt@J@ YDB Zlfel,Kettfd@den auf einen |
Schußfaden liegen. Die Erfindung kann aber auch |
bei Geweben angewendet werden, in denen die Fadendichte des Schusses größer ist
als diejenige der Kette. Fast alle Gewebe, besonders Gewel>c fier industrielle Verwendung,
die bisher hergestellt wurden, haben aus Gründen der Herstellung mit modernen Spinnmaschinen
Kettgarne, die stärker sind als die Schußgarne. Aus denselben Gründen ist .die Drehung
.der Kettgarne fast immer höher als die Drehung der Schußgarne (in der Weberei bedeutet
Keadrehung starke Drehung und Schußdrehung schwache Drehung).
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Die vorstehenden Grundsätze der Erfindung stellen die Grundlage für
die Ableitung einer mathematischen Gleichung dar, die in der Praxis eine allgemeine
Richtschnur für die erfolgreiche Anwendung der Erfindung bei der Herstellung nicht
rollender Gewebe gibt.
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Die Gleichung lautet
wobei :IT der Drehfaktor, N die Garnnummer, E die Fadendichte ist, während
w und f die Kette bzw. den Schuß bezeichnen. Die Ableitung der Gleichung
ist veröffentlicht im »Textile Research Journal« Nr. 3 (19.I7), S. 148ff.
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Bei der Anwendung der Gleichung zum Aufbau und zur Herstellung von
Geweben wird sie nach Festlegung der allgemeinen Richtlinien in bezug auf Fadendichte
und Garnnummer, z. B. bei einer vorzugsweisen Gewebeart mit dem einen System aus
Garnen entgegengesetzter Drehrichtung und dem anderen System aus Garnen einheitlicher
Drehrichtung, zunächst nur für die Kett- und Schußgarne einheitlicher Drehrichtung,
d. h. für das einheitlich gedrehte Garnsystem, gleichgültig ob dieses Schuß oder
Kette ist,- und für die Garne derselben Drehrichtung des anderen Systems angewendet
und so aufgelöst, daß die Zahl dieser letzteren Garne festgestellt wird, die notwendig
sind, um die .Tendenz des ersten Systems zum Einrollen des Gewebes zu neutralisieren.
Die restlichen Garne des zweiten Systems werden dann gleichmäßig in Garne beider
Drehrichtungen geteilt unter der Voraussetzung, daß alle Garne des zweiten Systems
die gleiche Nummer und den gleichen Drehfaktor haben.
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Bei dem Gewebe nach Fig. 3 z. B. wendet man.die Gleichung zunächst
auf die einheitlich rechtsgedrehten Schußgarne an und bestimmt die Zahl von Kettgarnen
der erwünschten Größe und derselben Drehrichtung, die erforderlich sind, um die
Tendenz der Schußgarne zum Einrollen des Gewebes zu neutralisieren, in diesem Fall
vier Kettfäden auf sechs Schußfäden. Es bleiben also zwei Kettgarne für jede Einheit
des Bindungsverhältnisses übrig, die nunmehr in ein linksgedrehtes und ein rechts-
gedrehtes Garn geteilt werden. Tn diesem Fall haben |
faktor. alle Kettgarne,dieselbe Es ergibt sich Stärke ein Gewebe
und denselben von gleicher Dreh- |
Fadendichte in Schuß und Kette, in dem auf sechs |
rechtsbedrehte Schußgarne sechs Kettgarne A-om- |
men, Von denen fünf rechts- und eines linksgedreht
. |
ist. Gemäß Fig. 4 ist der Vorgang ähnlich, nur mit dem Unterschied, daß zwei rechtsgedrehte
Kettgarne die Tendenz von je zwei der einheitlich gedrehten Schußgarne zum Einrollen
des Gewebes ausgleichen, so daß zwei Kettgarne entgegengesetzter Drehrichtung für
jede Einheit des Bindungsverhältnisses des Gewebes übrigbleiben.
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Nach den Lehren der Erfindung kann man dag Rollen des Gewebes stets
vermeiden, indem man die richtige Anzahl von Garnen entgegengesetzter Drehrichtung
(von der erforderlichen Größe und dem erforderlichen Drehfaktor) in nur eines der
beiden Garnsysteme einverleibt, und zwar in jenes System, das andernfalls vom Gesichtspunkt
des Rollens dominieren würde, so daß die resultierende Neigung dieses Systems, das
Gewebe einzurollen, die Neigung des anderen Garnsystems, das Gewebe in der entgegengesetzten
Richtung einzurollen, gerade neutralisiert. Daher hat in den bevorzugten erfirndungsgemäßen
Geweben eines der Garnsysteme einheitliche Drehrichtung. In der Mehrzahl der Fälle
ist dies das Schußsystem, da das Kettensystem in der normalen Weise das dominierende
System ist, das entsprechend der Erfindung modifiziert werden soll. Wenn das Schußsystem
aus Garnen entgegengesetzter Drehrichtung besteht, gehen wichtige wirtschaftliche
Vorteile verloren, besonders dann, wenn Wechselwebstühle erforderlich sind, um Einzelfäden
entgegengesetzter Drehrichtung einzubringen. 'Man kann auch in jedem der beiden
Systeme Garne entgegengesetzter Drehrichtung verwenden. Dies ist jedoch nicht erforderlich,
und auch bei einer solchen Anordnung gehen wichtige Vorteile verloren. Wenn jedes
System aus Garnen entgegengesetzter Drehrichtung besteht (oder auch in den Fällen,
wo dies nur auf ein System zutrifft), kann die Grundgleichung wie folgt angewendet
werden, um die resultierende Wirkung jedes Systems zum Einrollen des Gewebes zu
bestimmen:
wobei M der Drehfaktor, N die Garnnummer, E die Fadendichte ist und w und
f die Kette bzw. den Schuß, 7. die Rechtsdrehung und S die Linksdrehung bezeichnen.
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Ebenso muß man, wenn eines von beiden Garnsystemen Garne enthält,
die sich in bezug auf die Garnnummer oder den Drehfaktor voneinander
unterscheiden,
jede Gruppe gleichartiger Garne getrennt behandeln und die Ergebnisse addieren,
um den resultierenden Gesamtwert für jedes System zu erhalten.
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Der Drehfaktor im Sinne dieser Gleichung ist der gleiche, der in der
Textiltechnik verwendet wird und ist gleich Drehungszahl je Zoll Garnlänge, dividiert
durch die Quadratwurzel der Garnnummer (Baumwollsystem). Für die Anwendung in der
Gleichung sowie in der Beschreibung und den Patentansprüchen sind die Garnnummern
stets nach dem Baumwollsystem ausgedrückt. So werden z. B. Kunstseidengarne von
35o Dernier etwa als r5er Garn bezeichnet. Der Ausdruck Fadendichte bezeichnet die
Anzahl von Garnen je Zoll des Gewebes in der angegebenen Richtung. Bei der Anwendung
der Erfindung ist es nicht notwendig, eine absolute Gleichheit zu erzielen, da in
der Praxis notwendigerweise Abweichungen von dem durch die Gleichung dargestellten
Ausgleich auftreten. Maßgebend ist, ob ein bestimmtes Gewebe die hier beschriebenen
Grundsätze und Merkmale der Erfindung verkörpert bzw. aufweist.
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Zur Herstellung versteifter Gewebe gibt es verschiedene Mittel. Diese
kann man der Einfachheit halber in drei große Gruppen teilen. Die erste und gebräuchlichste
von diesen besteht in der Anbringung eines wasserlöslichen Films oder einer wasserlöslichen
Appretur auf der Oberfläche des Rohgewebes. Zu dieser Gruppe gehören wäßrige Lösungen
der Stärken, verschiedene gewöhnliche Appretiergummi-, Zuckerarten usw. Die mit
diesen Mitteln erzielte Appretur geht beim Waschen des Gewebes verloren.
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Das zweite Verfahren besteht darin, daß eine in Wasser befindliche,
aber nicht wasserlösliche Substanz auf das Rohgewebe aufgebracht wird. Zu diesem
Zweck kann man verschiedene Harze, wie z. B. Phenolformaldehyd, Harnstofformaldehyd,
Kaseinformaldehyd und die Methacrylate, verwenden. Da diese Chemikalien bei Anwendung
wasserunlöslich sind oder nach der Anwendung unlöslich gemacht werden (gewöhnlich
durch Erhitzen des Gewebes), wird die erzielte Appretur beim Waschen des Gewebes
nicht sogleich oder ohne weiteres beseitigt. Man nennt die mit derartigen unlöslichen
Stoffen erzielten Effekte dauerhafte Appretur, obwohl die Harze nach io- bis i5maligem
Waschen allmählich von dem Gewebe abgelöst werden und verschwinden. Man kann beide
Methoden bei einfarbigen oder gemischten Geweben oder Garnen anwenden, die aus irgendwelchen
beliebigen Textilfasern bestehen, einschließlich natürlichen und synthetischen Cellulosefasern
(Stapel oder geschnittener Stapel) oder aus den später angeführtendurchgehendenFadenmaterialien.
In den Geweben können auch Seide, Wolle oder Kaseinwolle, Superpolyamide oder andere
nicht cellulosehaltige synthetische Fasern oder Fadenmaterialien enthalten sein,
z. B. Mischpolymerisate von Vinylacetat und Vinylchlorid und Vitrylidenchlorid,
oder auch anorganische Fasern, z. B. aus Glas oder Asbest.
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Das dritte Verfahren wird nur zur Versteifung solcher Rohgewebe verwendet,
die ganz oder teilweise von Garnen aus Baumwolle oder anderen natürlichen Cellulosefasern,
wie z. B. Sisal, Ramie, Hanf oder Jute, oder aus nach dem Viskose- oder Kupferoxydammoniakverfahren
hergestellte Cellulosefasern oder anderen Fasern aus regenerierter Cellulose (entweder
Stapelfasergarn oder endlose Fäden) oder aus Celluloseester (entweder Stapelfasergarne
oder endlose Fäden), wie z. B. Celluloseacetat, Cellulosebutyrat und Cellulosepropionat,
oder aus Mischungen oder Mischestern derselben bestehen. Dieses Verfahren bedingt
die Verwendung von Mitteln, die die Gellulosefasern selbst zum Quellen und Gelatinieren
bringen. Wenn diese Mittel neutralisiert oder ausgelaugt werden, wird die Cellulose
wieder niedergeschlagen und die Garne oder deren Cellulosefa@sern werden mehr oder
weniger miteinander verklebt. Das ganze Gewebe wird merklich versteift, wenn dies
auch nicht gleichmäßig in beiden Richtungen geschieht. Da die Cellulose selbst das
Versteifungsmittel ist, ist dieses Verfahren hinsichtlich Waschfestigkeit das beste.
Als Quellmittel steht hierfür eine beträchtliche Anzahl von Chemikalien zur Verfügung,
die in der Textiltechnik als Quellmittel bekannt sind. Zum Beispiel kann für die
Behandlung eines Baumwollgewebes Zinkchlorid oder ein anderes Quellmittel, wie z.
B. Kupferoxydamrnoniaklösung (Kupfertetraminhydroxyd) oder Schwefelsäure verwendet
werden. Andere Beispiele sind, gemischte Säuren (Salpeter-und Schwefelsäure), Phosphorsäure,
eine Ätznatronlösung bei Minus ro° C, Calciumthiocyanat und andere mehr. Bei Geweben,
in denen Wollfasern oder ähnliche Fasern enthalten sind, wird man natürlich kein
stark alkalischesQuellmittel verwenden.DieEinwirkung von Quellmitteln auf Cellulosefasern,
wie z. B. entfettete Baumwolle und Kunstseide, ist im Appreturgewerbe gut bekannt
und wird in der Technik als Quellen, Gelatinieren oder Pergamentieren bezeichnet.
In dieser Beschreibung wird hierfür der Ausdruck Quellen gebraucht. Die bei der
Verwendung der verschiedenen Mittel angewendeten Verfahren unterscheiden sich etwas
voneinander. So setzt man z. B. Cellulosegewebe, die mit Zinkchlorid getränkt werden
sollen, einer mehrstündigen Behandlung aus, während cellulosehaltiges Material,
das mit Schwefelsäure behandelt werden soll, nur wenige Sekunden lang ,deren Wirkung
ausgesetzt wird. Die bei den drei Behandlungsarten zum Zweck der Versteifung von
Gellulosegarne enthaltenden Geweben erwünschte Reaktion besteht darin, daß die Gewebe
gequollen und oberflächlich lösbar gemacht werden, so daß sich die Fasern etwas
miteinander verkleben.
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In gewöhnlichen Textilgeweben neigen die einzelnen Garne dazu, sich
etwas aufzudrehen. Wenn das Gewebe mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten angefeuchtet
wird und die Garne daher quellen, wird ihr Bestreben, sich aufzudrehen, verstärkt.
Wenn man, den Durchmesser der normalen Garne verringern könnte, würde auch ihr Bestreben,
sich aufzudrehen, abnehmen, und zwar bis zu einem solchen Grade, daß sie schließlich
versuchen würden,
sich stärker einzudrehen. Dies erklärt die Tatsache,
daß die gequollenen und versteiften Garne eines Gewebes nach dem Trocknen und der
damit verbundenen Verringerung des Durchmessers versuchen, sich fester einzudrehen.
Die Fasern der Garne kleben aneinander, so daß sie sich dem Zustand von Einfadenkörpern
annähern. In solchen Garnen mit miteinander verquollenen Fasern ergeben zwei oder
drei Umdrehungen je Zoll eine beträchtliche Torsion, während zwei bis drei Umdrehungen
je Zoll in gewöhnlichem weichen Baumwollgarn keine erkennbare Torsion hervorrufen.
Wenn ein Garn z. B. mit Zinkchlorid getränkt wird, quillt es, wobei sein Bestreben,
sich aufzudrehen, wesentlich verstärkt wird. Wird dann das Zinkchlorid ausgelaugt,
so daß die verquollenen Garne fest werden, so nimmt die Quellung in dem Maße, wie
das Zinkchlorid entfernt wird, allmählich ab. Schließlich wird beim Trocknen des
Garns sein endgültiger Durchmesser beträchtlich verringert. Während dieses Trockenvorganges
verschwindet die Neigung des Garns, sich aufzudrehen, und es wird die Neigung, sich
stärker einzudrehen, erkennbar. Diese Neigung ist infolge der miteinander verquollenen
Garne viel stärker als die erstgenannte. Eine Umkehr der Roll- oder Drehneigung
tritt offenbar immer dann auf, wenn ein Garn verbunden und schließlich beim Trocknen
verdichtet wird, wobei unter verdichtet zu verstehen ist, daß der Durchmesser des
Garns verringert und seine Dichte dadurch vermehrt wird. Bisher ist die Gleichartigkeit
der vorstehenden Arten von Appreturmitteln in bezug auf das Rollen des Gewebes und
die Bedeutung des Quellens und,der anschließenden Verdichtung bei der Erzeugung
des Rollens nicht erkannt worden.
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Bei der Anwendung der obigen Grundsätze und der mathematischen Gleichung
ist die Drehrichtung derart gequollener und versteifter Garne in der Richtung des
festeren Eindrehens anzunehmen. Wenn eine Versteifung jedoch stattfindet, ohne daß
das Garn gequollen wird, drehen sich die derart versteiften Garne ebenso auf, wie
sie es vor der Versteifung getan haben.
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Man kann verschiedene versteifte Gewebe herstellen, die entweder in
der Kette oder im Schuß oder in beiden einen vorwiegenden Teil Garne enthalten,
die nicht gequollen und versteift sind und daher auch keine Umkehrung der Rolltendenz
(sich stärker eindrehende Garne) hervorrufen. In solchen Geweben gleichen sich.
die Tendenzen der Kett- und Schußfäden, die je zwanzig oder mehr Prozent gequollene
und versteifte Garne mit ihren umgekehrten Geweberolltendenzen enthalten, im allgemeiner
Übereinstimmung mit vorstehenden Ausführungen aus. In solchen Fällen kann man den
Garnanteil, der nicht so versteift ist (sowie seineDrehrichtung), ruhig außer Acht
lassen, da er in Anbetracht seiner verhältnismäßig geringfügigen Wirkung auf das
Einrollen des Gewebes im Vergleich zu der Wirkung des ausgesprochenen und sehr viel
stärkeren Einrolleffektes der gequollenen und versteiften Kett- und Schußfäden.
einheitlicher Drehrichtung ohne Bedeutung ist. Ebenso können weiche Garne entgegengesetzter
Drehrichtung (entgegengesetzt gegenüber den dominierenden Kett- und Schußfäden einheitlicher
Drehrichtung) in geringer Anzahl eingebracht werden, z. B. um ein Muster hervorzubringen,
doch können sie im Sinne der Gleichung außer Acht gelassen werden, da sie diese
nicht wesentlich beeinflussen.
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Bei der praktischen Anwendung der Erfindung ist es wichtig, Kett-
und Schußfäden zu schaffen, die von einheitlichem Krempelband in genau festgelegten
Garnnummern und Drehfaktoren gesponnen und die so verwebt werden, daß alle Teile
des Gewebekörpers einen völlig einheitlichen Aufbau haben, da die Erzielung des
gewünschten Ergebnisses von diesen Faktoren und ihren gegenseitigen Beziehungen
abhängt. Es ist bekannt, daß mit dem Fortgang des Spinnens selbst bei den modernsten
Maschinen und trotz sorgfältig kontrollierter Luftfeuchtigkeit im Spinnraum die
Garnnummer sich beträchtlich ändert. Man kann feststellen, daß eine Spinnmaschine,
die für die Herstellung von 3oer Garn eingestellt ist, nach 7- oder iotägigem Betrieb
Garne von einer Feinheit der Nummern 35 oder 36 oder von einer Stärke der Nummern
27 oder 26 liefert, und zwar geht ,die Veränderung in Richtung der leichteren Garne
gewöhnlich schneller und weiter als die in Richtung schwerer Garne. Man erklärt
diese Veränderungen mit \'2ränd.2runZ.°n der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur, der
Beschaffenheit des Rohmaterials und mit der Abnutzung der Maschine, die zu falschenEinstelliingen
führt.
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In modernen Textilfabriken ist es üblich, das Garn alle zwei Wochen
zu prüfen. Die vorgeschriebene Korrektur der Garnnummer geschieht gewöhnlich auf
dem ersten Feinspuler oder dem ersten Mittelspuler. Dieses Maß der Kontrolle ist
bei der Herstellung gewöhnlicher Gewebe ausreichend. Da es jedoch eine Verlagerung
der Garnnummer in dem obenerwähnten Ausmaße zuläßt, ergibt sich aus der der Erfindung
zugrunde liegenden Gleichung, daß es bei der praktischen Anwendung der Erfindung
völlig ungenügend ist. Ferner bringt jede Veränderung der Garnnummer eine beträchtliche
Veränderung des Drehfaktors hervor, da die Spinnmaschine dem Garn eher eine bestimmte
Anzahl von Umdrehungen je Zoll verleiht, als einen feststehenden Drehfaktor. Bei
der Herstellung erfindungsgemäßerGewebe ist es empfehlenswert, das Garn, und die
Maschineneinstellung täglich zu prüfen, besser am zweiten Streckwerk als an einem
der nachfolgenden Feinspuler. Ferner ist die Luftfeuchtigkeit im Spinnraum mit besonderer
Sorgfalt zu überwachen usw.
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Bei der Anwendung der Gleichung sind die tatsächlichen Werte der Garnnummern
(durch Analysen im Spinnraum bestimmt) und der Drehfaktoren, wie sie durch bekannte
Formeln mit Einbeziehung der Übersetzungsverhältnisse der Spinnmaschine ermittelt
werden an Stelle der theoretischen oder normalen Werte einzusetzen. Ebenso sind
die tatsächlichen vom Webraum gemeldeten
Werte für die Fadendichte
zu verwenden. Es wurde festgestellt, daß die geringfügigen Veränderungen in der
Fadendichte, die von Schwankungen in der Spannuni; des Webstuhles Herrühren, nicht
stören, wenn man die Spatititing -des Tuches täglich in der üblichen Weise nachprüft
und korrigiert. Es wurde ferner fe:stäncstellt, daß bei der Herstellung von Geweben,
die völlig rollfrei sein müssen, wie z.B. für Lautsprecherrahmen, der altmodische
Reibungsablaß am Webstuhl gegetiülyer dem automatischen positiven Ablaßmechanistnus
vorzuziehen ist, da letzterer größere Schwankungen in der Fadendichte zuläßt, weil
er die Spannung im allgemeinen weniger genau bestimmt. Es ist auch angemessene Sorgfalt
darauf zu verwenden daß das neutralisierte Gewebe in den nachfolgenden Zurichtevorgängen
nicht wesentlich verzerrt wird. Wenn die Spannungen in dem Gewebe einigermaßen gleichmäßig
sind, d. h. wenn im fertigen Gewebe die Fadendichte in der Kette und im Schuß entweder
ungefähr gleichmäßig höher oder gleichmäßig niedriger ist, braucht man nicht zu
befürchten, daß dies zu Störungen führt.
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Nachstellend sind einige Atisfiihrungslaispiele beschrieben Beispiel
i Ein nach bisheriger Technik hergestelltes leichtes Gewebe, das mit einem OZvethvl-Cellulose-Präparat
appretiert werden soll, hat eine tatsächliche Fadendichte von 59,4 X 51,4, Kettgarne
N r. 29,95 mit einem Drehfaktor von 4,48 und Schußgarne N r. 50.o6 mit einem Drehfaktor
von 3,91. Nach der Appretur weist das Material eine beträchtliche Rollneigung auf,
da es, entsprechend der Gleichung, um i,oo2 Einheiten nach der Kettseite hin überwiegt.
Der Grund für die Verwendung der schweren Kettgarne in diesem Gewebe besteht darin,
daß eitre beträchtliche Kettenfestigkeit erforderlich ist. Die Verwetiduitg der
leichten Schußgarne ist dadurch bedingt, daß das Gewicht des fertigen Produktes
eine bestimmte Grenze nicht überschreiten darf. Eine unmittelbare Anwendung der
Gleichung lehrt nur, (laß diese Rollneigung durch Vermehrung der Schußfadendichte
vermieden werden könnte, was jedoch hier nicht möglich ist, da es das Gewicht des
Gewebes vermehren würde, oder durch eine Verringerung der Kettfadendichte was nicht
möglich ist, da es die Zugfestigkeit der Kette verringern würde, oder durch Verwendung
schwererer Schußgartie, was nicht möglich ist, weil es das Gewicht des Gewebes vermehren
würde, oder durch Verwendung leichterer Kettgarrie, was nicht möglich ist, weil
es die Zugfestigkeit der Kette verringern würde. -Man könnte die Rolleigenschaften
dieses Erzeugnisses dadurch herabsetzen, daß man den Verdrehungsgrad der Schußgarne
erhöht und den Verdrehungsgrad deT Kettgarne verringert. Diese Verringerung darf
jedoch ein bestimmtes geringes Maß nicht überschreiten, da jede beträchtliche Verringerung
auch die Zugfestigkeit der Kette beträchtlich senken würde. Bei Anwendung der Gleichung
ergibt sich, daß bei einer Steigerung des Drehfaktors des Schußfadens auf 6,0o die
Kette immer noch um o,699 Einheiten überwiegen würde, ein Wert, der ausreicht, um
ein sehr störendes Rollen zu erzeugen.
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Der einzig zufriedenstellende Weg, um dieses Rollen zu beseitigen
und trotzdem die gestellten Bedingungen' zu erfüllen, besteht in diesem Fall darin,
in die Kette einige Garne umgekehrter Drehrichtung aufzunehmen. Bei Anwendung der
Gleichung stellt man fest, daß der Kettenwert 1,459 und der Schußwert 0,457 ist.
Wenn man die Kettenseite der Gleichung diesem Schußwert gleichsetzt und die Gleichung
nach E auflöst, ergibt sich, daß 18,6 Kettgarne je Zoll die 544 Schußgarne je Zoll
genau aufwiegen. Wenn man 18,6 von 59,4 abzieht müssen sich die restlichen 40,8
Kettfäden die Waage halten, d. h. sie müssen gleichmäßig aus links- und rechtsgedrehten
Garnen bestehen; mit anderen Worten, wenn der Schuß einheitlich rechtsgedreht ist,
müssen fast genau zwei Drittel der Kettgarne ebenfalls rechtsgedreht sein, während
das restliche Drittel linksgedreht sein muß, um ein Garn zu ergeben, das nach derGleichung
imwesentlichen ausgeglichen ist. Wenn die Kettgarne in der Reihenfolge ZZS, ZZS,
ZZS usw. eingezogen werden (Z = rechtsgedreht), S =linksgedreht) bei einer Gesamtfadendichte
von 59,4 (39,6 rechtsgedreht und 19,8 linksgedreht) entsteht ein nicht rollendes
Gewebe, das die geforderten Eigenschaften hat und in dem die Kette nur
UM 0,029 Einheiten überwiegt. Beispiel 2 Ein Gewebe zur Verwendung als Grundgewebe,
das nach einer Imprägnierung mit Phenolformaldehyd nicht rollt, wenn das Harz fest
geworden ist, kann mit einer normalen Fadendichte von 8o X 6o unter Verwendung von
Kettgarn Nr. 30 mit einem Drehfaktor von 4,18 und Schußgarn Nr. 40 mit einem
Drehfaktor von 3,29 hergestellt werden. Bei Anwendung der Gleichung, wobei die tatsächliche
Fadendichte von 79,8 X 59,3 und die tatsächlichen Garnnummern von 30,05 und 40,32
eingesetzt werden, stellt sich heraus, daß der Wert für die Kette 1,804 Einheiten
und der Wert für den Schuß o,620 Einheiten beträgt, d. h. daß in dem Gewebe die
Kette um 1,184 Einheiten überwiegt. Wenn man den Schuß von o,620 in der Kettenseite
einsetzt und die Gleichung nach E auflöst, ergibt sich, daß 27,4 Kettfäden erforderlich
sind, um den Rolleffekt der Schußfäden auszugleichen. Die restlichen 52,4 Kettfäden
müssen gleichmäßig aus links-und rechtsgedrehten Garnen bestehen, so daß sie sich
gegenseitig die Waage halten. Man erhält dann ein Gewebe, das völlig rollfrei ist.
Einfacher gesagt, wenn man den Schuß iooo/oig aus rechtsgedrehten Garnen webt und
in der Kette zwei rechtsgedrehte Garne auf jedes linksgedrehte Garn kommen, in der
Reihenfolge SZZ, SZZ usw., so entsteht ein nicht rollendes appretiertes Tuch, das
nach der Gleichung nur um o,ov9 Einheiten nach der Schußseite hin vom Gleichgewicht
abweicht. Dieses Beispiel eignet sich gut zur Herstellung von Tuch für Lautsprecherrahmen.
Beispiel
3 Ein Rohtuch für mehrfach gelegte Laken und Bänder kann mit einer Fadendichte von
88 X 40 (tatsächlicheWerte 87,8 X 39,7) unterVerwendung von Kettfäden Nr. 23,03,
Drehfaktor 4,52, und Schußfäden Nr. 39,87, Drehfaktor 3,28, hergestellt werden.
Die Gleichung zeigt, daß das Gewebe für die Kette einen Wert von 2,903 und
für den Schuf einen Wert von 0,422 hat, d. h. daß, die Kette um 2,481 Einheiten
überwiegt. Wenn man die Gleichung nach dem in den beiden vorherigen Beispielen verwendeten
System auflöst so ergibt sich, daß 12,8 Kettfäden je Zoll erforderlich sind, um
den Schuf auszugleichen. Die übrigen Kettfäden sollen gleichmäßig aus links- und
rechtsgedrehten Garnen bestehen. Theoretisch heißt das, daß der Schuf einheitlich
rechtsgedreht sein soll und die Kette je Zoll 50,3 rechtsgedrehte und 37,5
linksgedrehte Fäden enthalten soll. Das ergibt etwa ein Verhältnis von vier rechtsgedrehten
auf drei linksgedrehte Garne, oder jedes siebente Garn ist nicht gepaart. Das Muster
ist in diesem Fall ZSZSZSZZSZSZSZ. Wenn man die Gleichung auf dieses Gewebe anwendet,
wobei man die Schußdichte mit 87,8 einsetzt, zeigt sich, daß das Gewebe nur um
0,007 Einheiten nach der Schußseite hin überwiegt. Beispiel 4 Ein nicht rollendes
Organdygewebe einer Fadendichte von 68 X @@ wird wie folgt hergestellt: Die tatsächliche
Fadendichte ist 67,8 X 55,4, die Kettgarne sind Nr.6o,31 mit einem Drehfaktor von
6,71 und die Schußgarne Nr. 80,22 mit einem Drehfaktor von 6,03. Die
Anwendung der Gleichung auf dieses Gewebe zeigt, daß die Kette bei einem Wert für
den Schuf von 0,371 um 0,468 Einheiten überwiegt. Wenn man wie vorher nach
den Kettgarnen hin auflöst, zeigt sich, daß 30,0 Fäden je Zoll erforderlich
sind, um den Schuf auszugleichen, und daher der Rest von 37,8 Fäden je Zoll gleichmäßig
in links- und rechtsgedrehte Garne zu teilen ist. Daraus ergibt sich ein Verhältnis
von fast genau fünf rechtsgedrehten auf je zwei linksgedrehte Kettgarne, vorausgesetzt,
daß der Schuf ganz rechtsgedreht ist. Wenn man die Kettgarne daher in der Reihenfolge
SZZZSZZ, SZZZSZZ usw. anordnet, erhält man ein. nicht rollendes Organdygewebe, das
nach den gestellten Forderungen gewebt werden kann und nach der Gleichung nur um
0,o12 Einheiten nach dem Schuf hin überwiegt. Beispiel 5 Ein Köper mit dreibindigem
Schuf mit neuartigen Schußgarnen, der nach dem Quellen als Futterstoff für schwere
Bekleidungsstücke geeignet ist, wird mit einer tatsächlichen Fadendichte von 69,5
X 71,3 hergestellt. Die Kette besteht aus Garnen Nr. 22,6o mit einem Drehfaktor
von 4,5o. Die Schußgarne werden so kombiniert, daß ein Garn Nr. 13,91 mit einem
Drehfaktor von 3,75 mit einem anderen Garn entgegengesetzter Drehrichtung, das schwer
und fest genug verdreht ist, um ein nicht rollendes Gewebe entstehen zu lassen,
entweder mit dem erstgenannten Garn gebündelt wird oder beide Garne abwechselnd
auf einem Wechselwebstuhl einsgewebt werden. Die Gleichung zeigt, daß in diesem
Gewebe der Wert für die Kette 2,689 beträgt und der von dem Garn Nr. 13,91
beigesteuerte Wert für den Schuf 4,864 beträgt, d. h. daß die anderen Schußgarne
einen negativen Schußwert von 2,175 Gleichungseinheiten beisteuern müssen. Wenn
man die Schußseite der Gleichung gleich 2,175 setzt und 3,5o als einen angemessenen
Drehfaktor einsetzt und die Gleichung nach den. gesuchten Schußgarnen hin auflöst,
zeigt sich, daß diese Nr.22,o9 und von umgekehrter Drehrichtung sein müssen, damit
ein Gewebe entsteht, das nicht rollt. Ein solches Gewebe überwiegt im Schuff um
o,ooi Einheit. Beispiel 6 Ein Material für Moskitonetze mit einer Dreherbindung,
das sich nach der Appretur mit einem der dauerhaften, obenerwähnten Appretiermittel
nicht eindreht, wird wie folgt hergestellt: Das Gewebe hat eine theoretische Fadendichte
von 26 X 14 mit Kettfäden Nr. 29,93 mit einem Drehfaktor von 4,6o und Schußfäden
Nr. 31,88 mit einem Drehfaktor von 3,82. Die tatsächliche Fadendichte beträgt 27,7
X 13,5. Nach der Gleichung beträgt der Kettenwert 0,701, der Schußwert
0,250.
Dies ergibt ein Gewebe, das um o,451 Einheiten ungleich ist und. beträchtlich
rollt. Wenn man, wie vorher, nach der Kettfadendichte hin auflöst, so stellt sich
heraus, daß 9,9 Kettfäden je Zoll erforderlich sind, um den Rolleffekt der Schußfäden
auszugleichen. Die übrigen Kettfäden müssen zu gleichen Teilen rechts- bzw. linksgedreht
sein. Daraus ergibt sich ein sehr einfaches Muster für die Kette, indem zwei rechtsgedrehte
Garne für jedes linksgedrehte Garn eingebunden werden, vorausgesetzt daß der Schuf
zu iooo/o aus rechtsgedrehten Garnen: besteht. Wenn man dieGle.ichung erneut auf
dieses Endergebnis anwendet, so findet man, daß das Gewebe nur um 0,o16 Einheiten
auf der Schußseite überwiegt. Beispiel 7 Ein Kettenköpergewebe, das als Futter und
für verschiedene industrielle Zwecke verwendet werden kann und nach dem Appretieren
nicht rollt, wird mit einer tatsächlichen Fadendichte von 72,0 X 41,7 hergestellt.
Die Kettgarne sind N r. 7,75 mit einem Drehfaktor von 4,90, die Schußgarne Nr.
12,03
mit einem Drehfaktor von 3,52. Die Anwendung der Gleichung ergibt, daß
die Kette um 12,66 Einheiten überwiegt und daß 15,o Kettfäden ausreichen, um den
Rolleffekt der Schußfäden völlig zu neutralisieren. Wenn der Schuf völlig aus rechtsgedrehten
Garnen besteht, muß daher die Kette so eingezogen werden, daß 43,5 Fäden je Zoll
rechtsgedreht und 28,5 Fäden je Zoll linksgedreht sind. Es gibt aber kein einfaches
Muster, das diesen beiden Werten nahekommt.
Erfindungsgemäß wird
daher die Zahl der rechtsgedrehten (tarne je Zoll in der Kette willkürlich auf 45,0
erhöht und die Zahl der linksgedrelit#2n Fäden auf 27,0 gesenkt. Damit wird
ein ziemlich einfaches lfuster für die Kette erzielt, indem fünf rechtsgedrehte
Garne mit je drei linksgedrehten Garnen eingebunden werden. Dabei entsteht jedoch
ein Gewebe, in dem die Kette um o,63 Einheiten überwiegt, was genügt, um nach jeder
gründlichen Appreturbehandlung ein beträchtliches Rollen hervorzurufen. Es ist daher
eine letzte Korrektur erforderlich. Um den Kettenwert weiter herabzusetzen, wird
der Drehfaktor der Kettgarne, der zunächst mit 4,90 festgesetzt wurde, auf 4,20
gesenkt. Auf Grund der Gleichung ergibt dies einen Wert für die Kette von 3,44,
d. h. ein Gewebe, das in der Kette nur um 0,078 Einheiten überwiegt.
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Die rohen oder nicht appretierten erfindungsgemäß hergestellten Gewebe
können auf einfache Weise hinsichtlich ihrer Rollneigung geprüft und verglichen
werden, indem man aus dem Gewebe kleine Quadrate von einer Seitenlänge von 5 Zoll
(etwa 13 cm) ausschneidet, diese Prüfquadrate mit einer der Eigenart der in dem
Gewebe zu versteifenden Fasern und Garne entsprechenden Prüflösung imlirägtiiert,
die Quadrate bügelt und dann ihre Verformung unter festgelegten Bedingungen beobachtet,
z. B. durch Feststellung der Erhebung irgendeiner Ecke von einer horizontalen Auflagerfläche
(die Erhebung soll i1/2 Zoll nicht übersteigen). Die gründlichste Prüfung von Geweben
aus Baumwolle und/oder Viskosekunstseide geschieht so, daß man das Gewebe zunächst
in einer wie folgt angesetzten Lösung imprägniert: 40%ige Lösung eines I'lietiolformaldehyd-@-orkoiidetisates
in Methylalkohol' 4 Teile, Methylalkohol i Teil, Wasser 5 Teile.
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Die von dem Gewebe aufgenommene Lösungsmenge kann z. B. zwischen 125
und i5o Gewichtsprozenten, gerechnet auf das Gewicht des Rohgewebes, betragen. Dann
wird das Probestück 6o Sekunden lang zwischen zwei heißen Metallflächen. gepreßt
(Gesamtdruck etwa 4,5 kg netto), und zwar bei einer Temperatur von etwa 15o° C,
damit das Harz völlig kondensiert und fest wird. Das Probestück wird dann sofort
herausgenommen, ohne Hemmung auf eine horizontale Fläche, z. B. einen Tisch, gelegt
und sogleich beobachtet. Derart gründlich geprüfte Gewebe kann man als praktisch
rollfrei betrachten, wenn das Probestück im wesentlichen ausgestreckt bleibt und
keine seiner Ecken sich um mehr als i bis 11/2 Zoll über die Auflagerfläche erhebt.
Gewebe nach der Erfindung bleiben weit unterhalb des erwähnten Wertes. Die meisten
der üblichen Quellösungen ergeben keine Hebung einer Ecke eines Quadrates von 5
Zoll Seitenlänge um mehr als 1/2 bis i Zoll über die Auflagerfläche.