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Von einem Stock abzuschießende Stielhandgranate Die Erfindung betrifft
eine neue Waffe, die für den Infanteristen bestimmt ist und es diesem ermöglichen
soll, die letzten Zoo m vor dem Feinde zu überwinden. Bei einem Vorgehen der Infanterie
in diesem Bereich ist diese ohne artilleristische Unterstützung und findet in einzelnen
Maschinengewehrnestern u. dgl. oft einen schwer überwindlichen Widerstand. Gewehrgranaten
haben sich für diesen Fall nicht bewährt, da nach wenigen Schüssen der Gewehrlauf
unbrauchbar wird. Auch leichte Minenwerfer kommen beim Vorgehen in einem Bereich
von Zoo m vor dem Feind nicht in Frage, da sie in der Regel nur über 200 m wirksam
eingesetzt werden können.
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Die Erfindung gibt nun dem Infanteristen eine Stielhandgranate in
die Hand, die nicht nur als Handgranate benutzt, sondern außerdem auch von einem
Stock abgeschossen werden kann, so daß diese neue Stielhandgranate nicht nur innerhalb
des verhältnismäßig kleinen Wurfbereiches (bis etwa 4o m), sondern bis zu Zoo m
und darüber hinaus verwendet werden kann.
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Es sind zwar bereits von einem Stock abzuschießende Stielgranaten
bekannt, in deren hohlem Stiel eine Treibladung gelagert
ist. Diese
Stielgranaten sind jedoch nur zum Abschuß geeignet, so daß der Infanterist neben
diesen Stielgranaten auch noch Handgranaten der bekannten Art mit sich führen müßte.
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Die Erfindung vereinigt Stielgranate und Handgranate in der Weise,
daß bei der neuen Stielhandgranate der Hohlstiel mit der Treibladung verwendet wird,
während der Kopf der Granate gegenüber dem Stiel drehbar oder verschiebbar gelagert
und eine Zeitzündung derart vorgesehen ist, daß diese bei bestimmter Verdrehung
bzw. Verschiebung des Kopfes ausgelöst wird.
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Um die Sprengkapsel in den Granatenkopf einsetzen zu können, ist eine
lösbare Verbindung zwischen Stiel und Kopf in Gestalt eines Bajonettverschlusses
vorgesehen. Ferner ist eine Verriegelung angeordnet, die nach dem Aufstecken und
einer gewissen Verdrehung des Kopfes einschnappt, während nach Lösen dieser Verriegelung
eine weitere Verdrehung die Zeitzündung auslöst. _ Diese neue Stielhandgranate bietet
nicht nur die Möglichkeit, eine und dieselbe Granate je nach Bedarf einmal als Schußgranate
und einmal als Handgranate zu verwenden, sondern darüber hinaus noch den Vorteil,
daß bei der Verwendung als Handgranate eine einfachere Bedienung als bisher erzielt
wird. Bei den üblichen Handgranaten war es notwendig, zunächst eine Verschlußkappe
vom Stiel abzuschrauben, wonach erst nach Herausfallen einer Schnur der Reißzünder
ausgelöst werden konnte. Ein weiterer Vorteil der neuen Stielhandgranate liegt darin,
daß der Moment der Zündung beim Wurf durch einen leichten Knall angezeigt wird,
wodurch dem Werfer ein bestimmtes Gefühl der Sicherheit gegeben wird.
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Bei der neuen Stielhandgranate kann die Zeitzündung innerhalb des
Bruchteils einer Sekunde dadurch ausgelöst werden, daß mit der einen Hand die Verriegelung
des Kopfes gelöst und mit der anderen Hand der Stiel verdreht wird.
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An Hand der Zeichnung sind die Erfindungsmerkmale im einzelnen erläutert,
wobei in der Zeichnung ein besonders vorteilhaftes Ausführungsbeispiel dargestellt
ist. Es zeigt: Fig. i die Ansicht einer Stielhandgranate nach der Erfindung, Fig.
2 einen Längsschnitt durch diese Granate, Fig.3 die Ansicht eines Einzelteils (Zwischenstück),
Fig. .4 die Aufsicht auf diesen Einzelteil, Fig. 5 einen Schnitt nach der Linie
V-V der Fig. 4, Fig. 6 einen Längsschnitt durch den Kopf der Granate der Fig. z,
Fig. 7 eine Ansicht auf den Kopf in Richtung A der Fig. 6, Fig.8 einen Schnitt durch
einen Federring, Fig. 9 bis i i einen Schnitt nach der Linie IX-IX der Fig. 2 bei
verschiedener Stellung -der Einzelteile.
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Bei der gezeigten Ausführung besteht die neue Stielhandgranate aus
folgenden Hauptteilen: Einem zylindrischen Metallrohr i als Stiel, das durch eine
Schraubkappe 2 am unteren Ende verschlossen ist, einem mit diesem Rohr i fest verbundenen,
aufgeschobenen Zwischenstück 3, in dem die Zündungs- und Verriegelungsteile gelagert
sind, und einem vorteilhaft aus Blech gedrückten, auf das Zwischenstück 3 aufsteckbaren
Kopf 4, in dein ein Blechgehäuse 5 zur Lagerung der Sprengkapsel 6 eingesetzt ist.
Diese Sprengkapsel 6 kann durch Zeitzündung entweder beim Abschuß oder aber durch
Drehen des Kopfes 4 beim Wurf zur Explosion gebracht werden. Die Zweiteilung von
Rohr i als Stiel und Zwischenstück 3 ist nicht ein notwendiges Konstruktionsmerkmal;
es ist vielmehr möglich, beide Teile als Spritzgußstück oder gesenkgeschmiedet als
einen Teil herzustellen. Zum Abschuß der Stielhandgranate von einem Stock, auf den
das Rohr i nach Abnehmen der Kappe 2 aufgeschoben wird, ist eine Treibladung 7 im
Stiel vorgesehen, die durch ein Zündhütchen 8 mittels Schlagbolzens o. dgl. zur
Zündung gebracht wird. Bei der Explosion der Treibladung 7 wird gleichzeitig ein
Verzögerungszündsatz in Gestalt zweier hintereinandergeschalteter bekannter Verzögerungsröhrchen
9 und io gezündet, wobei die Flammen der Verbrennungsgase der Treibladung 7 durch
Bohrungen i i eines topfartigen Teils 12 hindurchschlagen. Wie aus der Zeichnung
zu entnehmen, sind die Verzögerungsröhrchen 9 und io in eine axiale Bohrung 13 (Fig.
5) des Zwischenstückes 3 eingesetzt. Die Verzögerungsröhrchen sind so gewählt, daß
die Sprengkapsel entsprechende Zeit nach dein Abschuß der Granate, beispielsweise
nach etwa 9 Sekunden, zur Explosion gebracht wird. Wie aus der Zeichnung hervorgeht,
sitzt die Sprengkapsel teilweise in dem Teil 14 des Blechgehäuses 5 und teilweise
in einer axialen Bohrung 15 des Zwischenstückes 3.
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Zum Einsetzen der Sprengkapsel 6 (Scharfmachen der Granate) ist zwischen
Kopf 4 und Zwischenstück 3 eine lösbare Verbindung in Gestalt eines Bajonettverschlusses
vorgesehen. Wie aus Fig. 6, 7 und 9 hervorgeht, sind im Hals 16 des Kopfes 4 zwei
Kreisstücke 17 und 18 verschiedener Länge befestigt, zweckmäßig aufgeschweißt. An
dem Zwischenstück 3 sind entsprechende Ausschnitte i9 und 2o für diese Stücke 17
und i8 vorgesehen,
so daß der Kopf 4 beim Aufschieben desselben
auf das Zwischenstück 3 mit den Stücken 17 und 18 in die Ausschnitte ig und
2o eingreift (vgl. Fig.9). Durch die verschiedene Länge der Kreisstücke bzw. Ausschnitte
kann der Kopf stets nur in einer ganz bestimmten Lage auf das Zwischenstück aufgeschoben
werden. Nach dem Aufschieben des Kopfes 4 kann dieser in Richtung B der Fig. 9 verdreht
werden, wobei die Kreisstücke 17 und 18 sich in einer Ringnut 2 1
des Zwischenstückes drehen können. Nach einer bestimmten Drehung von beispielsweise
6o° schnappt eine Verriegelungsvorrichtung ein, die bei der gezeigten vorteilhaften
Ausführung aus zwei durch Federn 22 belasteten radial verschiebbaren Knöpfen 23
besteht. Diese schnappen, wie aus Fig. i, 2, 6 und io hervorgeht, in entsprechende
Löcher 24 im Kopf 4 ein und sichern damit den Kopf gegen weitere Verdrehung. Um
bei der Benutzung der Stielhandgranate als Wurfgranate die Zeitzündung auszulösen,
ist es nur erforderlich, die Knöpfe 23 mit den Fingern der den Kopf 4. haltenden
Hand einzudrücken, während die andere Hand gleichzeitig den Stiel i mit Zwischenstück
3 entgegen Richtung B der Fig. io bis zu einem Anschlag weiter verdreht, der bei
dem gezeigten Ausführungsbeispiel aus einer in der Nut 2i angeordneten Schraube
25 besteht, gegen den das Kreisstück 17 anschlägt. Bei dieser Drehung des Kopfes
aus der Stellung der Fig. io in die Stellung der Fig. i i wird eine Zeitzündung
ausgelöst. Hierfür sind erfindungsgemäß ein auf ein Zündhütchen 26 wirkender Schlagbolzen
27 (Fig. 5) und eine Feder 28 mit einem Hammer 29 (Fig. 6) vorgesehen, und zwar
derart, daß diese,Feder beim Aufstecken und Verdrehen des Kopfes 4 gespannt und
beim weiteren Verdrehen ausgelöst wird, wobei der Hammer 2g: mit Federkraft auf
den Schlagbolzen 27 schlägt. Wie aus Fig. 6, 7 und 9 bis i i hervorgeht, ist im
Kopf bzw. im Gehäuse 5 bei 3o eine schraubenförmige Blattfeder 28 befestigt, die
am freien Ende den Hammer 29 trägt. Am Stiel bzw. am Zwischenstück 3 ist eine Nase
3 i vorgesehen, die sich beim Aufstecken des Kopfes 4 gegen die Blattfeder 28 legt
(Fig. 9) und beim Verdrehen des Kopfes an der sich hierbei weiterspannenden Feder
bis zur Freigabe derselben entlanggleitet. Bei Aufstecken und Verdrehen (Fig. 9
und io) wird also diese Feder 28 stark gespannt. Wird dann vor dem Werfen der Granate
der Kopf in Richtung B aus der Stellung der Fig. io weitergedreht, so rutscht schließlich
das Ende 32 der Feder 28 an der Nase 3 1 ab, so daß die Feder entspannt wird
und mit dem Hammer 29 auf den Schlagbolzen 27 schlägt (vgl. Fig. i i). Durch die
Explosion des Zündhütchens 26 wird eine auf dem Zündhütchen gelagerte kleine Pulvermenge
zur Entzündung gebracht. Die seitliche Bohrung, in der das Zündhütchen 26 sitzt,
ist durch eine Abschlußscheibe 33 aus Blei nach außen abgedeckt und gegen das Eindringen
von Feuchtigkeit gesichert.
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Die heißen Gase, die Explosion des Zündhütchens und der kleinen Pulvermenge
schmelzen die Bleischeibe durch und geben den Explosionsgasen den Weg nach außen
frei. Durch die Explosion des Zündhütchens 26 und der beigegebenen kleinen Pulvermenge
werden die Verzögerungsröhrchen 9 und io im Mittelteil der Bohrung 13 an der Stelle
34 gezündet. Die Zeit bis zur Explosion der Sprengkapsel 6 ist auf diese Weise etwa
auf .die Hälfte (beispielsweise 4 bis 5 Sekunden) gegenüber der Verzögerungszeit
beim Abschuß der Granate verkürzt. Die Verzögerungsröhrchen 9 und io brennen hierbei
sowohl nach der Sprengkapsel 6 als auch nach der Treibladung 7 hin, wodurch die
Möglichkeit gegeben ist, eine zusätzliche Sprengladung, die als zylindrischer Körper
in den Stiel eingeschoben werden kann, durch die Treibladung zur Explosion zu bringen.
Das würde die Sprengwirkung der Granate bedeutend erhöhen, indem auch noch der Stiel
zerrissen wird.
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Wichtig ist es, daß nach dem Niederschlagen des Hammers 29 bzw. nach
der Zündung Kopf und Stiel der Handgranate verriegelt wird, so daß ein unerlaubtes
Auseinandernehmen nach evtl. Versagen der Zündung praktisch unterbunden ist. Wie
aus der Zeichnung, insbesondere Fig. i i, zu entnehmen, springt die Feder 28 nach
ihrer Freigabe hinter die Nase 3i, so daß der Stiel'der Handgranate gegenüber dem
Kopf nichtmehr zurückgedreht werden kann.
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Wie aus Fig.6 hervorgeht, besteht der Kopf 4 aus einem gedrückten
bzw. gezogenen Blech. In diesem Blechkopf 4 ist das Blechgehäuse 5 eingesetzt, das
mit dem Kopf 4 am Rand 35 und an beiden Öffnungen 24 für die Knöpfe 23 durch Umbördeln
verbunden ist. Um die Kammer 36 dieses Gehäuses, in dem sich die Sprengkapsel befindet,
gegen Feuchtigkeit abzudichten, ist eine Ringdichtung 37, beispielsweise eine mit
Paraffin getränkte Papierdichtung, vorgesehen, die gemäß Fig. 2 von einer Mutter
42 festgehalten und mit einem Federring 38 gegen das Gehäuse 5 an der Stelle 39
gepreßt wird. Dieser Federring ist in Fig. 8 dargestellt. Er kann atls einem Stück
durch Stanzen und Biegen hergestellt werden, wobei dieser Ring 38 mit vier Füßen
4o versehen ist, die sich auf der Fläche 41 des Zwischenstückes 3 (Fig. 5 und 3)
abstützen und den Ring 38 federn gegen die
Dichtung 37 pressen.
Dieser Federring 38 hat zugleich noch die Aufgabe, ein zu lockeres Gleiten des Kopfes
auf dem Zwischenstück aufzuheben, indem er Kopf und Zwischenstück an der oberen
Fläche der Ringnut 21 gegeneinanderpreßt. Zu dieser Aufgabe wird außerdem die Schlagfeder
28 zusätzlich herangezogen.