DE3745135C2 - Verwendung von hydrophilen Triazolothieno-diazepinen zur Behandlung von Arteriosklerose - Google Patents
Verwendung von hydrophilen Triazolothieno-diazepinen zur Behandlung von ArterioskleroseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von hydrophilen Triazolothieno-diazepinen zur Behandlung von
Arteriosklerose, die durch den Abbau der Endothelzellenbarriere hervorgerufen wird.
Das Endothel bildet eine zellige Auskleidung, die das Gewebe schützt. Beim
Durchbrechen der Endothelzellenbarriere treten eine Reihe von Erkrankungen auf. So
kann eiweißreiche Flüssigkeit aus dem Gewebe austreten, was zur Ödembildung
führen kann. Auch kann die Herabsetzung der Endothelzellbarriere in Rahmen von
bakteriellen Erkrankungen (Endotoxinschock), viralen sowie autoimmunen
Entzündungen und Allergien sowie Pseudoallergien auftreten. Eine unbeschädigte
Endothelzellbarriere in verpflanzten Organen stellt die Grundvoraussetzung für das
Gelingen von Organverpflanzungen dar. Weiterhin kann durch Herabsetzung der
Endothelzellbarriere die Blut-Hirnschranke beeinträchtigt werden. Da das Endothel
vor einer Absiedlung von erkrankten Gewebezellen schützt, wirkt es einer
Metastasierung entgegen. Auch führen Läsionen des Endothels zu einem gesteigerten
Stoffeinstrom, der Reaktionen hervorruft, die zur Arteriosklerose führen können.
Eine PAF-Acether-Bildung in aktivierten Zellen ruft Störungen in den großen und
kleinen Gefäßen hervor. Diese können zur Verengung von Koronargefäßen, zu
intestinalen Ulcera, zu Haut- und Lungenerkrankungen führen.
PAF-Acether (platelet-activating-factor) ist seiner chemischen Struktur nach 1-0-
Alkyl-2-acetyl-sn-glyceryl-3-phosphorylcholin (J. Exp. Med. 1972, 136: 1356-1377;
J. Biol. Chem. 1979, 254: 9355-9358). Es ist bekannt, daß PAF-Acether starke
inflammatorische und hypotensive Eigenschaften besitzt und die koronare
Vasokonstriktion sowie die akute Ödembildung in der Haut induziert. Es sind PAF-
Acether-Rezeptoren an Blutplättchen, polymorphonuklearen Neutrophilen und
Membranpräparationen menschlichen Lungengewebes beschrieben worden (J.
Immunol. 1982, 129: 1637-1641; Thromb. Res. 1986, 41: 699-706).
In DE 35 02 392 A1 werden neue Thieno-triazolo-1,4-diazepino-2-carbonsäureamide,
Verfahren zu ihrer Herstellung und pharmazeutische Zusammensetzungen offenbart; siehe
Seite 7 bis 12. Diese Verbindungen sollen PAF-Acether antagonistische Wirkung haben; siehe
Seite 12, 6. Absatz. Auf Seite 13, Absatz 2 und 3, werden Entzündungsprozesse des
Tracheobronchialbaumes (akute und chronische Bronchitis, Asthma bronchiale) oder der Niere
(Glomerulonephritis), anaphylaktische Zustände, Allergien und Entzündungen im Bereich der
Schleimhäute und der Haut (z. B. Psoriasis) sowie durch Sepsis, Endotoxine oder
Verbrennungen bedingte Schockzustände als Indikationen der PAF-Antagonisten genannt. Als
Indikationen werden Entzündungen und Allergien von Bronchien, Trachealbaum, der Haut und
der Schleimhaut genannt.
Aufgabe der Erfindung ist es, Substanzen für die Behandlung von Arteriosklerose
bereitzustellen, die durch den Abbau der Endothelzellenbarriere hervorgerufen oder
begleitet wird.
Dies wird erfindungsgemäß durch hydrophile Triazolothieno-diazepine erreicht, die
die PAF-Acether-Bindungsstellen an Zellen inhibieren.
Diese Substanzen eignen sich insbesondere zur Behandlung von Entzündungen,
Allergien, Ödemen, bakteriellen Erkrankungen, spastischen Koronarverengungen,
Arteriosklerose, Abstoßungsreaktionen bei Organverpflanzungen sowie des
Endotoxinschocks. Sie sind ferner zur Herabsetzung der Metastasierung geeignet.
Triazolothieno-diazepine, wie WEB 2086 sind in Br. J. Pharmac. (1987), 90: Seite
139-146 beschrieben. Von den hydrophilen Triazolothieno-diazepin-Verbindungen
sind insbesondere WEB 2086 und 2098 geeignet.
Erfindungsgemäß werden insbesondere WEB 2086 und WEB 2098 verwendet, um
eine Durchbrechung der Endothelzellenbarriere durch PAF-Acether sowie durch PAF-
Acether stimmulierte Zellen zu verhindern.
Wie nunmehr festgestellt wurde, weisen die Endothelzellen Bindungsstellen oder
Rezeptoren für PAF-Acether auf. Durch Wechselwirkung mit diesen Rezeptoren
kommt es zur intrazellulären Calciumvorschiebung und zur Bildung von Mediatoren,
wie Histamin, Prostaglandinen, usw., einschließlich PAF-Acether selbst, die die
Endothelzellen angreifen bzw. zerstören.
Möglich ist auch, daß an die Rezeptoren von Endothelzellen gebundener PAF-Acether
zur Adhärenz von aktivierten Zellen, wie Thrombozyten, Neutrophilen, Eosinophilen,
Monozyten, Tumorzellen und dergleichen führt, die PAF-Acether auf der Oberfläche
ihrer Plasmamembranen tragen und ihrerseits die Bildung von Mediatoren
hervorrufen.
Thrombozyten, Neutrophile sowie möglicherweise Eosinophile und Tumorzellen
weisen ihrerseits Rezeptoren für PAF-Acether auf. Ein weiterer Mechanismus, der
zur Durchbrechung der Endothelzellenbarriere führen kann, dürfte darin bestehen,
daß bei Bindung von PAF-Acether an die Rezeptoren dieser Zellen die erwähnten
Mediatoren ausgeschüttet werden, die dann die Endothelzellen angreifen.
Um dem zu begegnen, werden erfindungsgemäß hydrophile Triazolothieno-diazepine
verwendet, die einerseits die PAF-Acetherbindung an den Endothelzellen direkt
inhibieren, andererseits aber auch die Bindung von PAF-Acether an anderen Zellen,
wie Thrombozyten, Neutrophilen und Eosinophilen blockieren und damit einen
indirekten Angriff dieser Mediatoren auf die Endothelzellen verhindern.
D. h. erfindungsgemäß werden hydrophile Triazolothieno-diazepine verwendet, die
PAF-Acether-Bindungsstellen an Endothelzellen inhibieren, wegen der
Mediatorbildung bei einer PAF-Acether-Bindung an andere Zellen und der
Beeinträchtigung der Endothelzellen durch diese Mediatoren können jedoch auch
solche Verbindungen zur Anwendung kommen, die die PAF-Acether-Bindungsstellen
an diesen Zellen inhibieren.
Die PAF-Acether-Bindungsstellen inhibierenden Substanzen können durch Injektion
oder oral verabreicht werden.
Die nachstehend beschriebenen Versuche dienen der weiteren Erläuterung der
Erfindung.
Menschliche Endothelzellen wurden von der Nabelschnurvene isoliert (J. Clin Invest.
1973, 52: 2745-2756). D. h. die Vene wurde mit einer Kanüle versehen und mit
0,1%igen Collagenaselösungen gefüllt (Typ I, Sigma, St. Louis, MO, USA). Nach
einer 10 Minuten langen Inkubation bei 37°C wurden die gelösten Zellen
herausgespült und durch Zentrifugation gesammelt. Die Zellen wurden in einem
Hams F-12-Medium mit 10% hitzeinaktiviertem fötalen Kalbserum (FCS Hyclone,
Logan, Utah, USA), 1% Ultroser SF (IBF, Villeneuve 1a Garenne, Frankreich) und
90 µg/ml Heparin ergänzt mit 50 U/ml Penicillin und 50 µg/ml Streptomycin,
resuspendiert (Science 1983, 222: 623-625). Die Zellen wurden in einer 25 cm2
Kulturflasche inkubiert (Primaria, Falcon, Labware, Oxnard, Californien, USA), und
zwar eine Stunde. Die nichthaftenden Zellen wurden dann abgezogen und die
haftenden Zellen wurden weiter in frischem Kulturmedium kultiviert, wobei ein
Mediumwechsel alle 2 Tage vorgenommen wurde. Wenn die Kulturen-Konfluenz (3
bis 5 Tage) erreicht haben, wurden die Zellen geerntet, indem sie kurz Trypsin-EDTA
(Gibco, Paisly, Schottland) ausgesetzt wurden und in eine 35 mm Kulturschale
(Primaria, Falcon) mit einem 1 : 3 bis 1 : 5 Splitverhältnis gegeben wurden. Die Zellen
wurden dann weiter in einem Hams F-12-Medium mit 15% FCS, 1% Ultroser FS
und 90 µg/ml Heparin wachsen gelassen, wobei ein Mediumwechsel alle zwei bis drei
Tage vorgenommen wurde. Die Zellen erreichten eine Konfluenz nach 4 bis 6 Tagen,
wobei die Zahl der Zellen 5,2 ± 0,15 × 105 je Schale betrug. Die Zellen des ersten
Durchgangs wurden während der gesamten Untersuchung verwendet. Die Kulturen
wurden als Endothelzellen aufgrund morphologischer Kriterien und durch indirekte
Immunfluoreszenz unter Verwendung eines spezifischen Antiserums für humanes
Faktor VIII-Antigen (Nordic Immunol. Tilburg, Niederlande), welches ein übliches
Markierungsmittel für endotheliale Zellen ist, bestimmt. Die Endothelzellkulturen
enthielten keine Monocyten/Makrophagenhaltigen Zellen aufgrund morphologischer
Kriterien und durch indirekte Immunfluoreszenz unter Verwendung monoklonaler
Antikörper für alpha2-Makroglobulin.
Von den konfluenten, also zusammengewachsenen menschlichen Endothelzellen
wurde zweimal sorgfältig das Kulturmedium mit Tyrodes Puffer abgewaschen,
welcher 0,25% entfettetes Rinderserumalbumin (BSA) enthielt. Zu den konfluenten
endothelialen Zellen wurden bei 20°C 900 µl Tyrodes Puffer (pH 7,4), 0,25% BSA
(Grad v. Sigma), 1,3 mM Ca2+, 100 µl 3H-PAF-Acether (0,065 nM
Endkonzentration) (1-0-3H-Octadecyl-2-acetyl-sn-glyceryl-3-phosphorylcholin 80
Cl/mmol, Amersham, Bucks, Großbritannien) mit und ohne 500 nM
(Endkonzentration) unmarkiertem PAF-Acether (1-0-Octadecyl-2-acetyl-sn-glyceryl-
1-phosphorylcholin) (Bachem, Bubendorf, Schweiz) in unterschiedlichen
Zeitabständen (3, 5, 15, 30 Min.) gegeben.
Bei einem zweiten Experiment wurden unterschiedliche Konzentrationen von 3H-
PAF-Acether (0,0325-0,65 nM Endkonzentrationen) in Abwesenheit oder Gegenwart
von unmarkiertem PAF-Acether oder dessen Enantiomeren (3-0-Hexadecyl-2-acetyl
glyceryl-1-phosphocholin) (500 nM) 30 Minuten inkubiert, wie vorstehend
beschrieben.
In weiteren Versuchen wurde der PAF-Acether-Antagonist WEB 2086 (1, 10, 100,
1000 nM, Endkonzentration) oder Vehikel
(isotonische NaCl-Lösung) zusammen mit 0,65 nM 3H-PAF-Acether zu konfluenten
Endothelzellen gegeben.
Nach 30 Minuten wurde die freie Aktivität zweimal von den konfluenten
Endothelzellen mit Tyrodes Puffer (pH 6,4) welcher BSA enthielt, bei 20°C
gewaschen, und dann einmal mit kalter isotonischer NaCl-Lösung. Die Zellen wurden
durch Zugabe von kalter isotonischer EDTA-NaCl-Lösung (5 mM) getrennt, wonach
bei 4°C 30 Minuten inkubiert wurde. Die gelösten Zellen wurden von dem Medium
durch Vakuumfiltration mit einem Millipore-Vakuumsystem (Molsheim, BRD)
abgetrennt. Der Inkubationspuffer wurde ebenfalls filtriert, um einen Verlust an
Zellen während des Waschvorgangs nach dem Bindungsversuch zu vermeiden. Die
Filter wurden zweimal mit 10 ml kaltem Tyrodes Puffer gewaschen und die
Radioaktivität die an die Filter gebunden war, wurde unter Standardbedingungen in
PSC (Amersham) bestimmt. Die filtergebundene Radioaktivität in Abwesenheit von
Endothelzellen wurde abgezogen von der Radioaktivität in Gegenwart von
Endothelzellen. Die gebundene Radioaktivität wurde in fmol 3H-PAF-Acether,
gebunden an 5,20 ± 0,15 × 105 endotheliale Zellen, berechnet.
Nach einer Inkubation von 30 Minuten mit steigenden Konzentrationen von PAF-
Acether-Antagonisten wurden die Zellen durch kalte EDTA NaCl-Lösung freigesetzt
und dann durch Vakuumfiltration abgetrennt. Die 3H-PAF-Acether-Bindung wurde in
fmol, gebunden an 5,2 ± 0,15 × 105 Endothelzellen berechnet.
Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle 1 wiedergegeben.
1 nM | 0,66 ± 0,2 fmol |
10 nM | 1,5 ± 1,1 fmol |
100 nM | 2 ± 1,1 fmol |
1000 nM | 3 ± 0,7 fmol |
D. h. die PAF-Acetherbindung an 5,2 × 105 Endothelzellen vermindert sich bei einem
Zusatz von 1 nM WEB 2086 um 0,66 ± 0,2 und bei 1000 nM um 3 ± 0,7 fmol.
Konfluente humane Endothelzellen wurden mit unterschiedlichen Konzentrationen von
3H-PAF-Acether (0,065; 0,13; 0,653 nM Endkonzentrationen) unter den
Bedingungen des Bindungsversuchs bei 20°C 30 Minuten inkubiert. Die
Endothelzellen wurden sorgfältig dreimal gewaschen und durch dreimaliges Gefrieren
und Auftauen gelöst. Die suspendierten lysierten Endothelzellen (1 ml) wurden in
Chloroform/Methanol (1 : 2 V/V) extrahiert und es wurde Chloroform/Wasser (1 : 1
V/V) zugegeben. Die Chloroformphase wurde isoliert und die Wasserphase wurde mit
Chloroform dreimal gewaschen, um eine Hochdruckflüssigkeitschromatographie
(HPLC) durchzuführen (C. R. Acad. Sci. Paris, 1979, 289: 1037-1040).
In der nachstehenden Fig. 1 ist die 3H-PAF-Acether-Bindungs-Kinetik gezeigt, d. h.
der Effekt von unmarkiertem PAF-Acether (500 nM) auf die 3H-PAF-Acetherbindung
(0,065 nM) an kultivierte humane Endothelzellen. Die Endothelzellen (5,2 ± 0,15 ×
105) wurden in unterschiedlichen Zeiträumen mit 3H-PAF-Acether in Abwesenheit
(⚫) oder in Gegenwart (O) von unmarkiertem PAF-Acether inkubiert und dann durch
Inkubation in EDTA-NaCl-Lösung (5 mM) bei 4°C vor einer Vakuumfiltration
freigesetzt. Die spezifische Bindung (∎) wurde als Differenz des gesamten
gebundenen (⚫) 3H-PAF-Acether in Abwesenheit gegenüber unspezifisch gebundenen
in Gegenwart von unmarkiertem PAF-Acether (O) ausgerechnet. Die 3H-PAF-
Acether-Bindung wurde in % der gesamten Radioaktivität berechnet. Die Werte sind
Mittelwerte (± 1 SD) von drei Versuchen.
Die kultivierten humanen Endothelzellen, an die 3H-PAF-Acether (0,065 nM) in einer
zeitabhängigen Weise gebunden ist, erreichten nach einer Inkubationszeit von 5 Min.
ein Plateau, wie Fig. 1 zu entnehmen. Nach einer Inkubation von 30 Min. setzte nicht
markierter PAF-Acether (500 nM) die 3H-PAF-Acether-Verbindung um 33,0 ±
6,6% herab.
In Fig. 2 ist die 3H-PAF-Acether-Bindung an adherente humane Endothelzellen
wiedergegeben. Nach einer Inkubation von 30 Minuten mit zunehmenden
Konzentrationen von 3H-PAF-Acether (0-0,653 nM) in Abwesenheit (⚫) oder
Gegenwart (O) von unmarkiertem PAF-Acether (500 nM) wurden Endothelzellen mit
EDTA-NaCl (5 mM) Lösung bei 4°C vor dem Abtrennen durch Vakuumfiltration
freigesetzt. Die Differenz des gesamten gebundenen 3H-PAF-Acether in Abwesenheit
gegenüber Gegenwart von nicht markiertem PAF-Acether (spezifische Bindung ∎)
wurde in fmol, gebunden an 5,2 ± 0,15 × 105 Endothelialzellen, ausgerechnet.
Nach 30 Minuten erreichten humane Endothelzellen, an die 3H-PAF-Acether
gebunden war (Gesamtbindung) in einer konzentrationsabhängigen Weise noch kein
Plateau. In Gegenwart von überschüssigem unmarkiertem PAF-Acether (500 nM)
wurde 3H-PAF-Acether (unspezifische Bindung) in einer konzentrationsabhängigen
nicht absättigbaren Weise ebenfalls gebunden. Die Differenz zwischen der gesamten
(⚫) und der unspezifischen Bindung (O), welche als spezifische Bindung (∎) definiert
wird, erreichte ein Plateau von 1,72 ± 0,9 fmol, gebunden an 5,2 ± 0,15 × 105
Endothelzellen bei Konzentrationen höher als 0,16 nM 3H-PAF-Acether, wie aus Fig.
2 hervorgeht. Die Scatchard-Datenanalyse zeigte einen Kd-Wert von 0,043 nM.
Die Stereospezifität der endothelialen Bindungsstellen für PAF-Acether wurde
nachgewiesen, da das Enatiomere von PAF-Acether die Bindung von 3H-PAF-
Acether nicht beeinflußte.
In vergleichenden Bindungsstudien wurden Endothelzellen und Thrombozyten
untersucht. (Thrombosis Res., 1986, 41: 699-706). In Scatchardanalysen wurden dabei
für Endothelzellen ein KD von 0,043 nM und für Thrombozyten von 0,54 nM
errechnet. Die unterschiedliche Affinität der Bindungsstellen führt zu Bezeichnungen
der "very high affinity pafacether receptors" (VHA-pafacether-receptors) und "high
affinity receptors" (HA-pafacether-receptors).
Der PAF-Acether-Antagonist WEB 2086 inhibiert die 3H-PAF-Acether-Bindung
(0,65 nM) an Endothelzellen in einer konzentrationsabhängigen Weise (Tabelle 1).
Nach einer Inkubation von 30 Min. der konfluenten Endothelzellen mit zunehmenden
Konzentrationen von 3H-PAF-Acether (0,065 bis 0,65) wurde ein Abbau von 3H-
PAF-Acether ausgeschlossen, da intakter 3H-PAF-Acether (93,4 ± 0,67%) mittels
Hochdruckflüssigkeitschromatographie gewonnen wurde und lediglich 1,4 ± 0,99%
3H-PAF-Acether zu 3H-Lyso-PAF-Acether abgebaut wurde.
Diese Ergebnisse zeigen, daß spezifische Bindungsstellen für PAF-Acether in
menschlichen Endothelzellen in Kulturen bestehen. Die spezifische Bindung
(Differenz zwischen gesamter und unspezifischer Bindung) wurde mit 3H-PAF-
Acether zwischen 0,16 und 0,65 nM gesättigt, was eine konstante Menge von
Bindungsstellen an Endothelzellen andeutet, die in der Lage sind, 3H-PAF-Acether in
reversibler Weise zu binden, wobei ein 3H-PAF-Acether-Abbau ausgeschlossen wird.
Die konzentrationsabhängige Inhibierung der 3H-PAF-Acether-Bindung durch WEB
2086 unterstreicht die Gegenwart von spezifischen Bindungsstellen an Endothelzellen.
Die PAF-Acether-Bindung an Endothelzellen scheint im übrigen anders zu sein als an
Blutplättchen, da der Kd-Wert eine viel höhere Affinität wiedergibt und WEB 2086
die 3H-PAF-Acether-Bindung inhibiert.
Die Gegenwart von PAF-Acether-Rezeptoren in Endothelzellen deutet auf deren
Funktion hin. Blutplättchen und Neutrophile sind eindeutige Beispiele von Zellen,
welche PAF-Acether-Rezeptoren besitzen und beide bilden und setzen diesen Mediator
als Messenger zwischen Zellen der gleichen Spezies frei, wodurch ein
Aktivierungssignal sich fortpflanzt und verstärkt. Dies dürfte auch zwischen
benachbarten Endothelzellen der Fall sein. Darüber hinaus wird angenommen, daß
PAF-Acether eines der Signale zwischen stimulierten Endothelzellen einerseits und
Blutplättchen und Neutrophilen andererseits darstellt. Demzufolge können die
Membranrezeptoren für PAF-Acether der molekulare Träger für die Gegenwart des
Mediators an der Außenseite (und Innenseite) der Membran sein.
In der Tat initiieren Mediatoren, wie Histamin, Bradykin, ATP, Leukotriene C4 und
D4 und Interleukin 1 die PAF-Acether-Synthese von kultivierten humanen
Endothelzellen. Synthetisierten PAF-Acether bleibt stark mit den Zellen verbunden
und konnte nicht freigesetzt werden, was auf eine PAF-Acether-Bindung an zelluläre
Membranen hindeutet, welche die Haftung der Neutrophilen stimulieren kann (Proc.
Natl. Acad. Sci. 1986, USA, 83: 2204-2208; J. Clin. Invest. (1986); 77: 2027-
2033). Weiterhin mag eine PAF-Acether-ähnliche Substanz, die erstmals in
Lipoproteinen gefunden wurde, die Adherenz von Monozyten, Thrombozyten und
weiteren Blutzellen erhöhen und somit zur Entstehung der Arteriosklerose beitragen.
Die vorstehenden Ergebnisse zeigen also spezifische 3H-PAF-Acether-Bindungsstellen
(VHA-Bindungsstellen) an humanen Endothelzellen, welche nicht mit den spezifischen
3H-PAF-Acether-Bindungsstellen an Blutplättchen (HA-Bindungsstellen)
übereinstimmen.
Wie vorstehend erwähnt, werden erfindungsgemäß neben Substanzen, die die Bindung
von PAF-Acether an Rezeptoren der Endothelzellen inhibieren, auch solche
Substanzen eingesetzt, welche PAF-Acether-Rezeptoren an anderen Zellen,
insbesondere Blutplättchen (Thrombozyten) inhibieren, da die Bindung von PAF-
Acether an diese Zellen zur Bildung von Mediatoren führt, die die Endothelzellen
angreifen. Weiterhin können sich die Zellen mittels ihrer eigenen Bindungsstellen an
endothelial gebundenen PAF-Acether anlagern. Demgemäß wurden auch Versuche
zur PAF-Acether-Bindung an Thrombozyten durchgeführt. Diese hier nicht näher
beschriebenen Versuche ergaben, daß von den hydrophilen Triazolothieno-diazepin-
Verbindungen insbesondere WEB 2086 und 2098 zu einer signifikanten Inhibierung
der PAF-Acether-Rezeptoren an Thrombozyten führen, während WEB 2105 und
WEB 2118 eine erheblich geringere Inhibierung zeigten.
Claims (3)
1. Verwendung von hydrophilen Triazolothieno-diazepinen zur
Behandlung von Arteriosklerose, die durch den Abbau der
Endothelzellenbarriere hervorgerufen wird.
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei die hydrophilen Triazolothieno-diazepine WEB
2086 oder WEB 2098 sind.
3. Verwendung der hydrophilen Triazolothieno-diazepine nach Anspruch 1 oder 2 in
Form von Präparaten zur Injektion oder oralen Verabreichung.
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE4034090B4 (de) * | 1990-10-20 | 2004-05-13 | Korth, Ruth-Maria, Dr.med. | Verwendung von Ginkgoliden und Triazolothienodiazepinen zur Behandlung der Blutplättchenaggregation in Gegenwart von LDL und LA-paf |
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-
1987
- 1987-04-01 DE DE3745135A patent/DE3745135C2/de not_active Expired - Fee Related
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