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Übungsflugkörper mit Drallstabilisierung
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Die Erfindung betrifft einen Übungsflugkörper, insbesondere ein Übungsgeschoß,
mit Drallstabilisierung und einer Bremseinrichtung.
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Bei Übungsgeschossen, aber z.B. auch bei Übungsgranaten oder gegebenenfalls
auch Übungsraketen, ist es vorteilhaft, die maximale Reichweite gegenüber der des
zu simulierenden oder scharfen Flugkörpers zu verringern, um auf kleinen Schießplätzen
gefahrlos üben zu können. Es ist Übungsmunition mit Übungsgeschossen aus Kunststoffen,
insbesondere im Gewehrkaliberbereich bekannt, deren maximale Schußweite nur etwa
10 % derjenigen der scharfen Munition beträgt. Diese Ubungsgeschosse erfordern jedoch
aufgrund ihrer geringen Geschoßmasse Änderungen am Waffenverschluß oder ein Zusatzgerät;
um die automatische Funktion der Waffe zu gewährleisten.
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Aus der DE-PS 14 53 827 ist weiterhin ein Übungsgeschoß mit verkürzter
Reichweite bekannt, welches ohne Änderungen an der Waffe oder Zusatzgeräte die automatische
Waffenfunktion ermöglicht. Dieses auch Kurzbahn-Geschoß genannte Ubungsgeschoß weist
eine durchgehende axiale Bohrung auf, die noch im Waffenlauf freigegeben wird und
ein gezieltes Abströmen der Treibgase bewirkt. Zusätzlich kann dieses drallstabilisierte
Ubungsgeschoß mit einer Bremseinrichtung an der Bohrungswand versehen sein, die
z.B. als Gewinde mit entgegen den Geschoßdrall verlaufender Steigung ausgebildet
ist. Eine weitere Abbremsung kann noch dadurch erreicht werden, daß das Übungsgeschoß
mit einer zur Geschoßachse senkrechten vorderen Stirnfläche ausgebildet wird Auch
damit beträgt aber die maximale Reichweite dieses Ubungsgeschosses noch etwa 50
% derPnigen
des scharfen Geschosses.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen drallstabilisierten
Uibungsflugkörper mit Bremseinrichtung so auszubilden, daß er bei einfacher und
zuverlässiger Bauweise ohne Änderung an der jeweiligen Waffe einsetzbar ist und
seine maximale Reichweite um mehr als 50 70 reduziert gegenüber dem scharfen Schuß
ist. Bei dem Übungsflugkörper handelt es sich insbesondere um ein Übungsgeschoß,
welche ohne Waffenänderungen oder -zusätze in Feuerwaffen, automatischen SchuSvaffen,
Maschinengewehren oder Maschinenkanoner im Mittel- oder Großkaliber einsetzbar sein
soll.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Ausbildung entsprechend
dem Kennzeichen des Anspruchs 1. Die sich in Längsrichtung des Übungsflugkörpers
erstreckenden, symmetrisch über seinen Umfang verteilt angeordneten Bremsflügel
liegen in der Ausgangsposition, d.h. vor dem Schuß und beim Durchgang durch das
Waffenrohr am Übungsflugkörper an und werden erst nach Austritt aus der Rohrmündung
aufgrund der durch die Rotation des übung flugkörpers bedingten Fliehkraft abgespreizt
und damit in ihrer Form derart geändert, daß die gewollte Bremswirkung eintritt
Die Größe des Bremseffektes kann durch die Anzahl der Bremsflügel, ihre Form, Fläche
und Festigkeit entsprechend der im jeweiligen Einzelfall geforderten Reichweitenreduzierung
festgelegt werden.
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Dabei sind die Bremsflügel - in Flugrichtung betrachtet - bevorzugt
mit ihrem vorderen Ende mit dem Übungsflugkörper verbunden, so daß sie nach Austritt
des Übungsflugkörpers aus dem Waffenrohr in Flugrichtung ausgeschwenkt werden. Die
Masse des Übungsflugkörpers ist dabei gleich oder nur wenig kleiner, vorzugsweise
weniger als 20 %, als die des zu simulierenden Flugkörpers, so daß die volle Waffenfunktion
ohne Änderungen oder Zusatzgeräte gewährleistet ist. Mit dieser sehr einfach aufgebauten,
ausschließlich nach dem Fliehkraftsystem arbeitenden Bremseinrichtung ist die geforderte
sehr starke Verringerung der maximalen Fluqweite und ein dementsprechend kleiner
Gefahrenbereich vor dem Waffenrohr - erreichbar, so daß diese UlBungsflugkörper
auch auf Übungsplätzen kleiner Ausdehnung einsetzbar sind.
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In zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung ist flügel entsprechend
Anspruch 2 auszubilden, um den zeitlichen Ablauf des Abspreizens zu steuern. Damit
ist es in vorteilhafter Weise möglich, das Wirksamwerden dem fliehkraftgeregelten
Bremseinrichtung entsprechend der gewollten Flugbahnbeeinflussung festzulegen. Beispielsweise
können die Bremsflügel dazu in ihrem am Befestigungsende gelegenen Abwinkelungsbereich
mit einer verringerten Materialdicke, d.h. einem kleineren Querschnitt ausgebildet
werden. Aber auch ein bei gleicher Materialdicke weicheres Materialverhalten, z.B.
aufgrund einer entsprechenden örtlichen Wärmebehandlung, gegenüber der übrigen Flügelfläche
kann vorgesehen werden.
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Gemäß einem weiteren im Anspruch 3 angegebenen Vorschlag der Erfindung
ist die Bremseinrichtung als einteiliges Formteil ausgebildet, das in besonders
einfacher Weise mit dem Übungsflugkörper, insbesondere im Bereich dessen vorderen
Endes, z.B. durch Einspannen zwischen dem Geschoßkörper und der Geschoßspitze, verbindbar
ist Eine besonders vorteilhafte Herstellung dieses Formteils ist im Anspruch 4 angegeben.
Die sich an das Stanzen anschließende Verformung erfolgt bevorzugt durch Tiefziehen.
Die Ausführung nach Anspruch 5 bietet insbesondere den Vorteil, daß die Bremsflügel
sozusagen geschützt angeordnet sind, so daß beim Handhaben, Transport usw. ein unzulässiges
Abbiegen der Bremsflügel weitgehend ausgeschlossen ist. Bei Übungsmunition mit einer
Patronenhülse kann nach Anspruch 6 zusätzlich vorgesehen werden, daß die Patronenhülse
mit ihrem Hals das hintere abspreizbare Ende der Bremsflügel übergreift und dadurch
bis zum Abschuß zuverlässig in ihrer Anlage am Geschoßkörper durch Formschluß fixiert.
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Die erfindungsgemäße Bremseinrichtung kann in Kombination mit den
vom Kurzbahn-Geschoß her bekannten Maßnahmen zur Schußweitenverringerung angewendet
werden, sofern eine noch stärkere Reduzierung der Reichweite gefordert sein sollte.
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Die erfindungsgemäße Bremseinrichtung ist für Zielübungsmunition in
allen Kalibern anwendbar, wobei nur noch ein sehr stark verkleinerter Sicherheitsbereich
erforderlich ist, die volle automatische Waffenfunktion ohne Änderungen an der Waffe
oder Zusatzgeräte aber dennoch gewährleistet ist. Erfindungsgemäße Übungsge schosse
können aufgrund ihrer sehr kurzen Reichweite aber z.B.
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auch anstelle der im Mittelkaliberbereich verwendeten Zerfallmunition
eingesetzt werden, die ihrerseits wiederum als Ersatz für die in diesem Kaliberbereich
aus waffentechnischen Gründen nicht vorhandene Manövermunition dient. Der Vorteil
ist, daß im Unterschied zur Zerfallmunition die Waffenbelastung sowohl auf das Verschlußsystem
wie auf das Rohr die gleiche ist wie beim scharfen Schuß.
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Die Erfindung ist in der Zeichnung in Ausführungsbeispielen gezeigt
und wird anhand dieser nachstehend noch näher erläutert. Es zeigen Fig. 1 ein Übungsgeschoß
mit Bremseinrichtung in der Ausgangsposition, Fig 2a u. b das Übungsgeschoß nach
dem Abschuß, Fig. 3a bis c verschiedene Bremseinrichtungen, Fig. 4 bis Sb Varianten
des Übungsgeschosses und Fig. 6a u. b ein Übungsgeschoß mit Patronenhülse.
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Das in Fig. 1 im Längsschnitt gezeigte Übungsgeschoß weist den beschoßkörper
1 mit der Aussparung 2 und die in der Ansicht gezeigte Geschoßspitze 3 auf. Zwischen
dem Geschoßkörper 1 und der Geschoßspitze 3 ist die Bremseinrichtung 4 mit ihrem
zentralen gemein samen Halteteil 5 formschlüssig eingespannt. Die Bremsflügel 6
sind in die Aussparung 2 der Mantelfläche 8 des Geschoßkörpers 1 eingelegt, so daß
sie in der Ausgangsposition über die Mantelfläche nicht seitlich hinausstehen. Zwischen
den Flügeln 6 und dem Halteteil 5 ist der Abwinkelungsbereich 9 mit verminderter
Dicke ausgebildet.
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Die Geschoßspitze 3 kann aus Aluminium hergestellt und - wie in der
linken Hälfte der Fig. gezeigt - mit dem Geschoßkörper 1 über
das
Gewinde 10 verbunden sein. Sie kann aber z.B. auch als hau-7 benartiger Hohlkörper
aus Kunststoff gefertigt sein und - wie die rechte Hälfte der Fig. zeigt - über
die Schnappverbindung 11 mit dem Geschoßkörper 1 verbunden sein. Das Übungsgeschoß
weist ferner das Führungsband 12 und den Leuchtspursatz 13 auf.
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Fig. 2a zeigt das Übungsgeschoß mit eingeschraubter Geschoßspitze
3 nach dem Abschuß mit abgespreizten Bremsflügeln 6 im Längschnitt, während Fig
2b die Draufsicht zeigt, welche die vier ausgestellten, symmetrisch angeordneten
Bremsflügel 6 mit ihren streifenförmigen Abwinkelungsbereichen 9 erkennen läßt.
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Fig. 3a und 3b zeigen in der Draufsicht zwei verschiedene einteilige
Bremseinrichtungen 4 mit sechs bzw. acht BremsflügelnG, bei denen gleichfalls zwischen
dem zentralen Halteteil 5 und den Flügeln 6 die streifenförnigen Abwinkelungsbereiche
9 verringerter Dicke ausgebildet sind. Diese Formteile sind bevorzugt als Stanzteile
ausgeführt. Als Ausgangsmaterial kann Tiefziehblech aus z.B. Stahl, Messing, Kupfer,
Aluminium bzw. deren Legierungen mit entsprechenden Oberflächenbehandlungen wie
Chromatierung, Cadmierung od.dgl. verwendet werden. In Fig. 3c ist das Tiefziehen
verformte Stanzteil der Fig. 3a im Schnitt gezeigt. Es weist den zentralen ringzylindrischen
Halteteil 5 und die Bremsflügel 6 mit ihren Abwinkelungsbereichen 9 auf.
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Bei dem in Fig. 4 im Schnitt gezeigten Übungsgeschoß ist die Bremseinrichtung
4 kombiniert mit der vorn Kurzbahn-Geschoß bekannten durchgehenden axialen Bohrung
14, der noch im Waffenrohr abwerfbaren haubenartigen Geschoßspitze 15 aus Kunststoff
und der vorderen senkrechten Stirnfläche 16. Sofern es die Zuführung der Munition
in die jeweilige Waffe zuläßt, kann gemäß Fig. 5a das Übungsgeschoß auch von vornherein
mit einem stumpfen Kopfstück 17 versehen werden, welches die Bremseinrichtung 4
im Geschoßkörper 1 einklemmt. Die in Fig. 5b gezeigte Draufsicht dieses Übungsge
schosses zeigt die mehreren Aussparungen 18 in der Mantelfläche 8 für die Einlage
je eines Bremsflügels 6. Mit dieser Kombination von erfindungsgemäßer Bre-aseinrichtung
und insbesondere stumpfer vorderer Stirnfläche wird eine axiale iderstandserhöhung
und durch durch ~~~.~~~~~~~ ~~~~~~~ ~~ ~~~ ~ ~ ~~~ ~~~~
damit eine
optimale verkürzte Schußweite erreicht.
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In Fig. 6a ist schließlich noch ein Übungsgeschoß für Faustfeuerwaffen
gezeigt, und zwar zur Hälfte in der Ansicht und zur Hälfte im Schnitt. Die Bremseinrichtung
4 ist auch hier wieder zwischen dem Geschoßkörper 1 und der Geschoßspitze 3 formschlüssig
eir:gespannt. Die Patronenhülse 19 übergreift mit ihrem vorderen Ende 20 das hintere
Ende der Bremsflügel 6 und sichert diese so in ihrer Ausgangsposition, d.h. in ihrer
Anlage am Geschoßkörper 1.
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Fig. 6b zeigt eine Draufsicht auf das Übungsgeschoß nach erfolgtem
Abschuß mit den vier abgespreizten Bremsflügeln 6. Auch bei diesem Übungsgeschoß
sind wie bei den anderen keine Änderungen an automatischen oder halbautomatischen
Waffen erforderlich, so daß diese jederzeit auch für den scharfen Schuß einsetzbar
sind.
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