DE2500076C3 - Verfahren zur Gewinnung von intravenös-verträglichen Gammaglobulinen - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von intravenös-verträglichen GammaglobulinenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von iv-verträglichen Gammaglobulinen aus einem
Gammaglobulin-Rohniederschlag von Blut, der mittels üblicher Fällmethoden wie durch Cryo-Äthanol-Fraktionierung
gewonnen wurde, durch Unlöslichmachen des antikomplcmentären Gammaglobulin-Anteils in
einer wäßrigen Lösung des Rohniederschlages durch Bindung desselben an ein wasserlösliches Polymer und
anschließendes Ausfällen der unlöslichen Bestandteile.
Zu den im Plasma des Blutes gelösten Stoffen gehören u. a. die Gammzslobulr ·;, die für die Behandlung
und Prophylaxe von Infektionen eingesetzt werden. Zur Isolierung der Garmaglobuline müssen
möglichst alle anderen im Plasma vorhandenen Substanzen entfernt werden, damit es möglichst rein zur
Verfügung steht.
Zur Fällung und Isolierung von Gammaglobulinen aus Blut bedient man sich insbesondere eines unter dem
Namen »COHN-Methode« bekannten Verfahrens (C ο h η et al, J. Amer. Chem. Soc Vol. 68, pp. 459 ...
475; Vol. 72, pp. 465 ... 474). Dieses Verfahren geht a^
von einem aus verschiedenen Blutproben gemischten Plasma. Es ist im Prinzip eine fraktionierte Fällung unter
verschiedenen Konditionen. Bei der ersten Stufe wird bei -3°C und einem pH-Wert von 7,2 bei einer
Äthanolzugabe von 8% zunächst als erstes Sediment vornehmlich Fibrinogen abgeschieden. Die überstehende
Flüssigkeit wird in einer zweiten Stufe mit etwa IWo
Äthanol bei pH 5,6 gefällt. Der Niederschlag eniii t
vorwiegend Gammaglobulin. Zur Reinigung dieses, als COHN-Fraktion II-III bezeichneten Niederschlages
wird dieser wieder aufgelöst und zunächst bei pH 5 und 8% Äthanol erneut gefällt Der verbleibende Überstand
wird dann mit 25% Äthanol bei pH 7,2 erneut gefällt. Der dabei entstehende Rohniederschlag besteht aus
mindestens 90% Gammaglobulinen. Der Niederschlag wird in einer geeigneten Pufferlösung aufgenommen
und steht nach Slerilfiltration für die Anwendung am Menschen bereit.
Es hat sich gezeigt, daß Jn zahlreichen Fäüen
Gammaglobulin-Präparate, die auf die vorbeschriebene oder andere Weise gewonnen wurden, antikomplementär
wirksam sind, so daß bei intravenöser Verabreichung durch körpereigene Reaktionen Komplikationen entstehen*
Es ist daher bereits versucht worden, die Intravenös^
verträglichkeit von Gammaglobulinen durch weitere Reinigung des Rohniederschlages zu erhöhen. Es sind
verschiedene Verfahren bekannt, die antikomplementäre Wirksamkeit (ACA) wirksam auszuschließen, sei es
durch physikalische, sei es durch chemische Methoden. Als Beispiele seien aus der Literatur genannt:
1. Behandlung mit geeigneten Enzymen, z. B. Plasmin;
2. Hydrolyse bei hoher Wasserstoffionenkonzentration (z. B. bei pH 4,0);
ίο 3. Modifizierung mit p-Propiolacton.
Weitere Verfahren finden sich abgehandelt in der Beschreibungseinleitung zur GB-PS 13 72 953. In dieser
Patentschrift wird im Gegensatz zu dem bisher angeführten Stand der Technik ein Verfahren zur
is Gewinnung von iv-verträglichen Gammaglobulinen
beschrieben, bei dem aus dem Gammaglobulin-Rohniederschlag die ACA entfernt wird, indem es durch ein
wasserlösliches Salz bzw. ein wasserlösliches lineares, fadenförmiges, ungeladenes Polymer zu eine.n unlöslichen
Komplex gebunden und ausgefällt wird. Als Polymer wird insbesondere Polyäthylenglykol mit
einem Molekulargewicht von 5000 in einer Menge von
44 · · ■ 7 g/100 ml Lösung verwendet, die mindestens 3 g
Gammaglobulin/100 ml Lösung enthalten muß.
Anstelle des PEG werden als Fällungsmittel auch wasserlösliche lineare ungeladene Fadenpolymere in
äquivalenten Mengen vorgeschlagen, wobei Dextran, Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Nonylphenyläthoxilat
und Polyalcylenglykol genannt, jedoch keine Beispiele angegeben werden.
Es zeigt sich jedoch, daß trotz der fraktionierten Fällung mit PEG immer noch ACA im gereinigten
Gammaglobulin vorhanden ist Es wird daher vorgeschlagen, einen weiteren Aussalzschritt zur ACA-Entfernung
anzuschließen. Die Notwendigkeit des weiteren Aussalzschrittes ergibt sich aus der mangelnden
Selektivität des PEG, wobei bei der ACA-Fällung auch
natives Gammaglobulin mitfällt bzw. bei der anschließenden Fällung des nativen Gammaglobulins noch
ίο mitgefälltes ACA-Material vorhav,sten ist. Aus diesem
Grunde ist der Anteil nativer Moleküle im gewonnenen Produkt nicht 100%.
Demgegenüber stellt sich die Aufgabe, aus dem Gammaglobulin-Rohniederschlag mit hoher Ausbeute
Gammaglobuline zu gewinnen, deren Anteil an nativen Gammaglobulin-Molekülen praktisch 100% ist, so daß
die antikomplementäre Wirksamkeit völlig unterdrückt ist und das Globulin zur intravenösen Anwendung
bedenkenlos geeipnet ist Auch soll die Lagerfähigkeit des neuen Produktes wesentlich gegenüber solchen
Produkten erhöht sein, die einen geringeren Anteil an nativen Gammaglobulinen enthalten.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren gemäß Erfindung, bei dem der Gammaglobulin-Rohniederschlag
in einer wäßrigen Lösung aufgenommen wird, in der ah wasserlösliches Polymer Hydroxyäthylstärke
mit einem Molekulargewicht von 1000 — 900 000 in einer Konzentration von 1—30 Gew.-% in der
Lösung vorliegt, die einen pH-Bereich von 3,5—8.0
aufweist. Aus dieser Lösung wird der antikomplementäre Anteil ausgefällt.
Die Hydroxyäthylstärke dient zur Trennung von denaturierter) Molekülen von solchen, die gewonnen
werden. Sie bewirkt einen Schutz der nichtaggregierteh
Gammaglobulin-Moleküle vor Ausfällung, Durch Zuga*
be der Hydroxyäthylstärke ist die nachfolgende, an sich
bekannte Fällung des nativen Gammaglobulin in der genauen Selektierung Wesentlich verbessert.
Die Lösung des Gammaglobulin-Rohniederschlages
in der gepufferten Hydroxyäthylstärke-Lösung enthält demnach ausfällbare und nicht ausfällbare Bestandteile.
Sie wird in einem nachfolgenden fraktionierten Fällungsverfahren, beispielsweise mit Polyäthylenglykol,
von den ausfällbaren (antikomplementären) Bestandteilen befreit Hierzu wird vorzugsweise der
Hydroxyäthylstärke-Lösung mit dem rohen Niederschlag in einem ersten Schritt 10% Polyäthylenglykol
zugegeben. Dabei werden die antikomplementären Bestandteile zusammen mit HES ausgefällt und
anschließend zentrifugiert. Der verbleibende Überstand wird bsi pH 7,0—7,2 mit 20% Polyäthylenglykol
versetzt und erneut zentrifugiert Der jetzt gewonnene Niederschlag enthält praktisch völlig reines Gammagiobulin.
Es wird zweckmäßigerweise in einer physiologischen Kochsalzlösung gelös-i und auf eine Konzentration
von 5% Eiweiß gebracht Nach Sterilfiltration steht die Lösung zur therapeutischen, insbesondere intravenösen,
Anwendung zur Verfügung.
Vorzugsweise wird der Gammaglobulin-Rohniederschlae in einer gepufferten Hydroxyäthylstärke-Lösung
aufgenommen, die einen pH-Wert von 6,5—6,9 .'ufweiot
Die einzelnen Verfahrensschritte werden anhand eines Beispiels erläutert
1. Herstellung des Gammaglobulin-Rohniederschlages
Es wird ausgegangen von einem gesammelten Humanblut-Piasma. Dieses wird zur Auslösung einer
Fällungsreaktion mit 8 Gew.-% Äthanol bei einem pH-Wert von 7,2 bei —3°C versetzt Aus dem Plasma
wird die sog. Fraktion I nach COHN ausgeschieden. Die aufstehende Flüssigkeit wird anschließend bei -5° C
und einem pH-Wert von 5,8 mit 19% Äthanol versetzt. Es scheidet sich die sog. Fraktion H-III aus, die aus
Gamma-Globulinen besteht. Der Niederschlag wird wieder aufgelöst und bei pH 5 und 8% Äthanol erneut
gefällt Der verbleibende Überstand wird dann mit 25% Äthanol bei pH 7,2 erneut gefällt Der hierbei
entstehende ".ohniederschlag (= Fraktion II) besteht
aus mindestens 90% Gammaglobulin.
2. Herabsetzung der antikomplementät en
Wirksamkeit
Wirksamkeit
45
Um den Gammaglobulin-Rohniederschlag weiter zu reinigen, wird dieser in einer gepufferten, wäßrigen
Lösung mit einem pH-Wert von 6,7 in einer Konzentration von 6% erneut gelöst. In dieser
wäßrigen Lösung sind weiterhin etwa 10 Gew.-% Hydroxyäthylstärke gelüM. Die Hydroxyäthylstärke
führt selbst nicht zu einer Fällungsreaktion, sondern ermöglicht die Trennung tier erwünschten und nicht
erwünschten Gammaglobulin-Anteile.
Die eigentliche Fällung erfolgt in an sich bekannter Weise. Der Lösung des Rohniederschlages werden 10
Gew.-% Polyäthylenglykol zugeführt. Es scheiden sich die antikomplementären Bestandteile des Gammaglobulins
durch Bildung unlöslicher Komplexe aus. Das Gemisch wird zentrifugiert Der verbleibende Überstand,
der das reine Gammaglobulin enthält, wird nochmals bei pH 7,2 mit 20 Gew»-% Polyäthylenglykol
Versetzt Es scheidet sich ein Niederschlag des reinen Gammaglobulins ab. Dieser wird zentrifugiert und
erneut in einer physiologischen Kochsalzlösung aufgenommen und auf eine Konzentration von 5,2% Eiweiß
gebracht und anschließend sterilfiltriert Hiernach steh*
er zur therapeutischen Anwendung bereit Das Präparat enthält hochreines Gammaglobulin, das zur intravenösen
Anwendung geeignet ist
Das vorstehende Beispiel kann dadurch variiert werden, daß der pH-Bereich der gepufferten HES-Lösung
zwischen 3,5 und 8,0, vorzugsweise zwischen 6,5 und 63 liegt
Der Gehalt an Hydroxyäthylstärke beträgt vorzugsweise 8—10 Gew.-%, wobei sich ein Optimum der
Wirksamkeit dann ergibt wenn der Anteil des Gammaglobulins-Rohniederschlages in der Lösung 6
Gew.-% bei einem Gehalt von etwa 10% Hydroxyäthylstärke
beträgt
Die Zeichnung zeigt verschiedene Immun-Elektrophorese-Diagramme
(IEP) verschiedener Gammaglobuline bzw. Normalseren, die nach bekannten bzw. dem
neuen Verfahren hergestellt sind. Die obere Hälfte des Diagramms zeigt dabei jeweils IEl- Diagramme von
Normal-Blutseren (Ausgangsmaterial;, während die unteren Hälften Diagramme folgender Substanzen
zeigen:
a) Standard-Gammaglobulin;
b) pro.oolytisch modifiziertes Gammaglobulin;
c) Betapropiolaction modifiziertes Gammaglobulin;
d) Gammaglobulir, nach dem neuen Verfahren hergestellt
Bei den Proben gemäß Diagramm a) dis c) handelt es
sich jeweils um ein im Handel befindliches modifiziertes Präparat Ein Präparat, das gemäß GB-PS 13 72 953
gewonnen wird, ist in Deutschland im Handel nicht erhältlich. Diese Proben zeigen außer der Gammaglobulin-Linie
(längliche, sichelförmige Linie im rechten Bereich des Diagramms) noch weitere Eiweißbestandteile
des menschlichen Blutes. Die Gammaglobulin-Linien sind bei den Proben a) und b) infolge der
chemischen Modifizierung unscharf dargestellt. Die Probe c) zeigt eine gegenüber der Gammaglobulin- Linie
des Vergleichsserums veränderte Position.
Demgegenüber zeigt sich deutlich, daß die Probe d) praktisch ausschließlich aus reinem Gammaglobulin
besteht da die sichelförmige Linie des Spektrums deutlich im Normalserum enthalten ist.
Aus den Diagrammen ist abzulesen, daß das nach dem neuen Verfahren gewonnene Gammaglobulin praktisch
zu 100% rein ist und dem Gammaglobulin des ursprünglichen Blutserums vollständig entspricht. Letzteres
bedeutet, daß die Moleküle nicht modifiziert oder chemisch verändert sind. Aus diesen Eigenschaften
resultieren auch die in Versuchen überprüften weiteren
vorteilhaften Eigenschaften des Gammagiobulins gemäß
dem neuen Verfahren, nämlich seine absolut sichere Intravenösverträglichkeit und seine stark
verringerte antikomplementäre Wirksamkeit gegenüber den körpereigenen Abwehrstoffen, die bei in-vitro
und Klinik-Tests nachgewiesen werden konnten. Als weiterer Vorteil fi.°' sich erwiesen, daß bei Lagerungsversuchen eine besonders große Stabilität der erfindungsgemäß
hergestellten Gämmäglöbuline festgestellt werden konnte.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Gewinnung von iv-verträglichen Gammaglobulinen aus einem Gammaglobulin-Rohniederschlag von Blut, der mittels üblicher Fällmethoden, wie durch Cryo-Äthanol-Fraktionierung gewonnen wurde, durch Unlöslichmachen des antikomplementären Gamrnaglobulin-Anteils in einer wäßrigen Lösung des Rohniederschlages durch Bindung desselben an ein wasserlösliches Polymer und anschließendes Ausfällen der unlöslichen Bestandteile, dadurch gekennzeichnet, daß als wasserlösliches Polymer Hydroxyäthylstärke verwendet wird, welche in einem Molekulargewicht von 1000—900 000 und in einer Konzentration von 1—30 Gew.-°/o in der Lösung vorliegt, die einen pH-Bereich von 3,5—8,0 aufweist
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