DE19940239B4

DE19940239B4 - Pflege- und/oder Heilverband, insbesondere zur Intensivtherapierung von Langzeit-Hauterkrankungen bei Mensch und Tier

Info

Publication number: DE19940239B4
Application number: DE19940239A
Authority: DE
Inventors: Harald Dipl.-Betriebsw. Tillmann; Pierre Dr. Foss
Original assignee: Lohmann and Rauscher GmbH and Co KG
Current assignee: Lohmann and Rauscher GmbH and Co KG
Priority date: 1999-08-25
Filing date: 1999-08-25
Publication date: 2006-12-28
Anticipated expiration: 2019-08-26
Also published as: DE19940239A1

Abstract

Ein Pflege- und/oder Heilverband, insbesondere zur Intensivtherapierung von Langzeit-Hauterkrankungen bei Mensch oder Tier, ist dadurch gekennzeichnet, daß er unter Ausbildung für mehrfahr wiederholbare Anwendungen aus einem textilen Trägermaterial besteht, an dessen Innenseite wenigstens eine therapeutisch wirksame Auflage austauschfähig fixierbar ist, die auf der der Haut zugewandten Fläche mit Therapeutika wie Salben, Ölen, Salzmischungen und/oder Pflege- oder Heilmitteln beschichtet oder getränkt ist.

Description

Die Erfindung betrifft einen Pflege- und/oder Heilverband, insbesondere zur Intensivtherapierung von Langzeit-Hauterkrankungen bei Mensch und Tier.
Im Bereich von Dermatosen stehen für Langzeit-Hauterkrankrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis oder Kontaktekzeme Behandlungsformen wie z. B. die Balneotherapie oder Strahlungstherapie zur Verfügung. Behandlungen hiergegen sind in der Regel zeitintensiv und fordern daher vom Patienten ein hohes Maß an Disziplin, um Bäder oder Strahlungsbehandlunggen regelmäßig einzuhalten. Darüber hinaus bergen solche Behandlungsformen Risiken wie z. B. Verbrennungen durch Überdosis an Strahlung oder Kollabieren des Patienten infolge von Herz-/Kreislaufproblemen. Weiterhin bedürfen nicht abgeheilte Hautareale vor allem nach erfolgloser Bäder- oder Strahlungstherapie einer über einen längeren Zeitraum durchzuführenden gezielten Intensivbehandlung.
Eine erfolgversprechende Behandlung chronischer Hauterkrankungen muß dabei nicht nur die allgemeinen Heilbedingungen berücksichtigen, sondern auch individuell und phasengerecht durchführbar sein. Dabei spielen beim Stand der Technik laufend verbesserte Auflagen und Verbände eine wichtige Rolle. Sie dienen nicht nur der passiven Abdeckung, d.h. dem Schutz vor mechanischen Störfaktoren und bakterieller Kontamination, sondern auch der Konditionierung, indem sie die natürlichen Heilungsprozesse aktiv unterstützen. Ziel einer derartigen Konditionierung ist eine möglichst schnelle und komplikationsfreie Spontanheilung der Erkrankung.

So wird in der US 5,556,375 A eine Wundabdeckung beschrieben, deren Träger fest auf der Haut aufgeklebt ist. Der Träger weist eine Öffnung zur Aufnahme einer Abdeckung auf, die mit einer auf dem Träger haftenden Deckfolie in der Aufnahmeöffnung fixiert wird.

Die DE 689 13 615 T2 beschreibt ebenfalls Wundverbandsysteme mit einer eine Öffnung aufweisenden Grundplatte, die eine Klebefläche zur Befestigung des Verbandes auf der Haut und eine gegenüberliegende Fläche zur Befestigung einer Wundauflage über der Öffnung aufweist.

Die DE 38 39 625 A1 offenbart eine Vorrichtung zur Applikation von transdermal resorbierbaren Wirkstoffen, die eine auf der Haut mit einer Klebschicht befestigte Halterung, einen auf der Halterung zu befestigenden Einsatz und einem in einem Stanzloch anzuordnenden auswechselbaren Träger, der mit transdermal resorbierbaren Wirkstoffen getränkt ist, aufweisen, wobei die der Haut abgewandte Seite mit einer Metallfolie abgedeckt ist, um die Hauttemperatur zu erhöhen.

In der GB 2 150 028 A werden Wundverbände beschrieben, die aus einer Abdeckung mit Wundauflage und auf der Haut aufzuklebenden Befestigungsstreifen mit Klettverschlußelementen auf der der Haut abgewandten Seite zur lösbaren Befestigung der Abdeckung mit der Wundauflage bestehen.

DE 31 39 808 A1 beschreibt eine Kompresse, die lösbar an einer Binde befestigt ist. Die Kompresse wird mit der Binde durch mehrfaches Umwickeln der Gliedmaßen und der aufliegenden Kompresse über dem zu behandelnden Hautareal fixiert.

Für herdorientierte Intensiv-Therapien (HIT) werden spezielle auf den Heilungsprozess abgestimmte Systeme benötigt, die jedoch in vielen Fällen trotz umfangreicher Angebote von Heilmitteln den Bedürfnissen der Patienten nicht optimal angepaßt sind. Mobilität des Patienten sowie kostengünstige Verbände zur selbständigen Durchführung von Verbandswechseln bei phasengerechter Anwendung sind dabei nur zwei wesentliche Parameter, die zum Wohlbefinden eines Patienten beitragen und damit günstige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Heilungsprozess schaffen.

Pflasterverbände mit medizinischen Auflagen zeichnen sich durch einfache Handhabung aus, allerdings wird bei jedem erforderlichen Wechsel der Auflage ein neuer Verband benötigt. Eine Unterbrechung der Behandlungszeit und ein anschließendes Wiederverwenden des Verbandes mit derselben Auflage ist nicht vorgesehen.

Zum Fixieren einer Auflage können auch Fixierbinden verwendet werden. Sie werden in der Regel von geschultem Personal fachmännisch so angelegt, daß die Auflage genau auf der zu behandelnden Hautfläche fixiert ist. Während des Tragens ist ein Verrutschen der Auflage jedoch nicht mit erforderlicher Sicherheit auszuschließen.

Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen sicher fixierbaren Pflege- und/oder Heilverband, insbesondere zur Intensivtherapierung von Langzeit-Hauterkrankungen bei Mensch oder Tier anzugeben, der bei einem Wechsel der therapeutisch wirksamen Auflage keinen neuen Verband bzw. Träger erfordert, dem Patienten ein selbständiges Wechseln von Auflagen im Bereich der heilungsbedürftigen Hautpartien nach Maßgabe seines Befindens ermöglicht und dabei einen einfach zu handhabenden sowie kostengünstigen Verband ergibt, mit dessen Hilfe eine herdorientierte Intensivtherapie (HIT) für eine schnelle, komplikationsfreie Heilung der erkrankten Hautstelle(n) eingeleitet und gefördert wird.

Zur Lösung der Aufgabe wird bei einem Verband der im Oberbegriff von Anspruch 1 angegebenen Art mit der Erfindung vorgeschlagen, daß er unter Ausbildung für mehrfach wiederholbare Anwendungen aus einem textilen Trägermaterial besteht, an dessen Innenseite wenigstens eine therapeutisch wirksame Auflage austauschfähig fixierbar ist, die auf der der Haut zugewandten Fläche mit Therapeutika wie Salben, Ölen, Salzmischungen und/oder Pflege- oder Heilmitteln beschichtet oder getränkt ist.

Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Auflage mit einem leicht lösbaren Befestigungssystem, beispielsweise in Form einer doppelseitigen Klettverbindung mit dem Trägermaterial, ausgerüstet ist.

Die erfindungsgemäße Ausgestaltung des Verbandes ermöglicht es dem Patienten, die therapeutisch wirksame Auflage des Verbandes ohne Wechsel des Trägermaterials selbständig und kostengünstig nach individuellem Befinden zu wechseln.

Weiter sieht eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Pflasters vor, daß die Auflage aus einem stark saugfähigen Material besteht.

Dabei kann die Auflage in Form und Größe dem jeweils zu behandelnden Hautareal angepaßt sein. Dies ergibt einen wesentlichen Vorteil der Erfindung, weil mit fortschreitender Heilung, d.h. bei kleiner werdenden Herden, durch ein variables, flexibles Einsetzen kleinerer, am Trägermaterial fixierbarer Auflagen ermöglicht wird, gesunde bzw. abgeheilte Hautareale zu schonen bzw. nicht unnötig zu strapazieren. Dabei wird auch therapeutisch wirksame Zubereitung gespart; die Kosten werden minimiert.

Es können auch zwei oder mehr Auflagen gleichzeitig an einem Trägermaterial angeordnet werden, insbesondere nach Maßgabe des Heilungsfortschritts mit für wenigstens ein Hautareal unterschiedlich dotierbaren Therapeutika.

Weiterhin kann mit Vorteil eine Auflage als elastische Vliesstoffkompresse zur Hautseite saugend, zur anderen Seite hin flüssigkeitsdicht ausgebildet sein.

Hierdurch ergibt sich der wesentliche Vorteil, daß durch das wasserdichte Material innerhalb des Verbandes ein feuchtes Milieu erzeugt wird, so daß die Aufnahme der Therapeutika, mit welchen die Auflage durchtränkt oder beschichtet ist, in das kranke Gewebe deutlich gefördert wird, vergleichbar einem transdermalen System.

Eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verbandes sieht vor, daß das Trägermaterial aus Polyester (PES), Polyurethan (PU), einem Laminat aus Polyester und Polyurethan (PES/PU), oder aus Baumwolle/Elastan/Polyurethangemisch (BW/ELASTAN/PU) besteht.

Mit Vorteil ist das Trägermaterial dehnbar, wasserdampfdurchlässig, atmungsaktiv, flüssigkeitsundurchlässig und waschbar. Es kann daher nach dem Waschen – wie mit der Erfindung vorteilhaft vorgesehen – immer wieder verwendet werden.

Zum Zwecke einer exakten Positionierung, auch über einen längeren Sitz auf dem zu therapierenden Körperteil sowie bei Mobilität des Patienten, ist vorgesehen, daß das Trägermaterial mit überlappbaren Endbereichen versehen ist, die mit einem problemlos mehrfach verbindbaren bzw. zu öffnenden Verschluß, z. B. einem Klett-, Schnür-, oder Haftklebeverschluß, versehen sind.

Um darüber hinaus die Anlagefläche der Auflage mit überall gleichmässsigem Anlagedruck an das kranke Hautareal anlegen zu können, kann erfindungsgemäß das Trägermaterial aufblasbar oder mit einem aufblasbaren Mittel wie z. B. einer Kunststoff- oder Gummiblase versehen sein.

Beispielsweise kann dabei auf Körperextremitäten wie Hände, Füße, Knie, Ellenbogen etc. wenigstens eine anpaßbare Vlieskompresse, innen saugend, außen flüssigkeitsundurchlässig und mit entsprechenden therapeutischen Zubereitungen versehen, aufgebracht sein, über welche ein aufblasbarer Verband gezogen ist, der ein enges Anliegen und Anpassen der medizinischen Auflage an die Form der Extremitäten und somit eine optimierte und beschleunigte Einwirkung auf dieselben bewirkt.

Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung besteht im Anbringen einer Gleichstromquelle, um die Einwirkung in die Haut zu steigern. In Kombination mit einer Zeit- und/oder Zähluhr wird die Anwendungshäufigkeit des Verbandes belegt und überwacht.

Das erfindungsgemäße System gewährleistet eine gezielte Intensivbehandlung erkrankter Hautareale, die zusätzlich zu anderen Therapien einsetzbar ist. Die Therapie wird durch eine längere Behandlungsdauer effektiv und kostengünstig. Durch den Heilungsprozeß kleiner werdende zu behandelnde Kontaktflächen werden durch einen variablen, flexiblen Wechsel der Auflagen optimal versorgt. Im Gegensatz zu einer Bestrahlung bzw. Bädertherapie etc. ermöglicht die Intensivbehandlung nach der Erfindung eine Schonung gesunder Hautareale. Zugleich ist ein schneller Wechsel von mit verschiedenen Therapeutika getränkten Auflagen leicht und problemlos durchführbar. Durch den Einsatz eines feuchtigkeitsundurchlässigen Materials wird ein Feuchtmilieu erzeugt, das die Aufnahme von Wirkstoffen von der Auflage an oder in die Haut fördert und beschleunigt.

Der Patient wird in die Lage versetzt, bei Bedarf von fremder Hilfe unabhängig den Verbandwechsel z. B. zu Hause selbst vorzunehmen. Dies bewahrt dem Patient seine Mobilität und führt zu Kostenentlastungen der Kostenträger und Patienten.

Darüber hinaus werden durch einfache Handhabung des Fertigverbandes gezielte Intensivbehandlungen über einen längeren Zeitraum ermöglicht. Damit läßt sich eine individuelle und phasengerechte Behandlung erreichen, die subjektiv auf einen Patienten abstellbar ist. Verbände, die während der Ruhephasen des Patienten getragen werden, können somit über einen längeren Zeitraum ihr Wirkung entfalten.

Claims

Pflege- und/oder Heilverband, insbesondere zur Intensivtherapierung von Langzeit-Hauterkrankungen bei Mensch oder Tier, welcher für mehrfach wiederholbare Anwendungen geeignet ist, dadurch gekennzeichnet, daß er aus einem textilen Trägermaterial besteht, an dessen Innenseite wenigstens eine therapeutisch wirksame Auflage, die auf der der Haut zugewandten Fläche mit Therapeutika beschichtet oder getränkt ist, austauschfähig fixierbar ist, wobei das Trägermaterial zur exakten Positionierung und Fixierung auf dem Körper, bzw. auf einer Extremität desselben mit überlappbaren Endbereichen versehen ist und diese durch einen mehrfach verbindbaren und zu öffnenden Verschluß miteinander verbindbar sind.
Verband nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die der Haut zugewandte Fläche der Auflage mit Pflege- oder Heilmitteln, vorzugsweise Salben, Ölen oder Salzmischungen, beschichtet oder getränkt ist.
Verband nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Auflage mit einem leicht lösbaren Befestigungssystem ausgerüstet ist.
Verband nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Befestigungssystem in Form einer doppelseitigen Klettverbindung mit dem Trägermaterial ausgebildet ist.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Auflage aus einem stark saugfähigen Material besteht.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Auflage eine elastische Vliesstoffkompresse und zur Hautseite saugend, zur hautabgewandten Seite flüssigkeitsdicht ausgebildet ist.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Trägermaterial aus Polyester, Polyurethan, einem Laminat aus Polyester und Polyurethan, oder aus einem Baumwolle/Elastan/Polyurethangemisch besteht.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Trägermaterial dehnbar, wasserdampdurchlässig, atmungsaktiv, flüssigkeitsundurchlässig und waschbar ist.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der mehrfach verbindbare und zu öffnenden Verschluß durch einen Klett-, Schnür- oder Haftklebeverschluß ausgebildet ist.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er eine Gleichstromquelle besitzt, oder an eine solche anschließbar ist.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er mit einer Zeit- und/oder Zähluhr zusammenwirkend ausgebildet ist.
Verband nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Trägermaterial zur Erzeugung eines überall auf der Anlagefläche der Auflage gleichmäßigen Anlagedruckes aufblasbar ausgebildet oder mit einem aufblasbaren Mittel ausgestattet ist.
Verband nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß das aufblasbare Mittel eine Kunststoff- oder Gummiblase ist.