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Die
Fluoreszenzmarkierung von Biomolekülen spielt eine wichtige Rolle
in der Bioanalytik und biologischen Forschung. Man unterscheidet
zwischen Fluorophoren, die nicht-kovalent an Biomoleküle wie z.
B. Proteine oder DNA binden (z. B. Interkalatoren), und solchen,
die kovalent (chemisch) an Biomoleküle gebunden werden können. Einer
der dafür
am häufigsten
verwendeten Fluorophore ist der des Fluoresceins. Er hat den Vorteil,
dass er mit der 488 nm-Linie des Argin-Ionenlasers sehr wirksam angeregt werden
kann, da sein Absorptionsmaximum in wässriger Lösung bei ca. 490 nm liegt.
Umgekehrt hat die Verfügbarkeit
von Markern aus der Gruppe der Fluoresceine dazu beigetragen, dass
der Argon-Ionenlaser zu einem Standardwerkzeug der fluoreszenten
Bioanalytik geworden ist.
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Allerdings
besitzen Fluoresceine zwei Nachteile, die bisher nicht behoben werden
konnten: Zum einen ist ihre Fluoreszenz stark pH-abhängig, was
bei unerwarteten pH-Änderungen
in einer Untersuchungslösung zu
fehlerhaften Messergebnissen (und damit Analysen) führt, zum
anderen sind Fluoresceine relativ photolabil und bleichen unter
längerer
Bestrahlung deutlich aus, sodass die Fluoreszenzintensität langsam
abnimmt. Auch dies führt
zu fehlerhaften Ergebnissen.
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Hier
wird eine neue Gruppe von Biomarkern beschrieben, die die Vorteile
einer pH-unabhängigen Fluoreszenz
und einer großen
Photostabilität
aufweist. Die Farbstoffe haben die chemische Grundstruktur eines Pyrrolo(3,4-c)pyrrols,
an welcher sich Reaktivgruppen befinden, die eine Reaktion mit Biomolekülen oder
mit funktionellen Oberflächen
ermöglichen.
Verbindungen dieses Typs wurden wegen ihrer Schwerlöslichkeit
und Unreaktivität
als Farbpigmente für
Autolacke eingesetzt, z. B. in Eur. Pat. 994.911 und 353.184; Eur.
Pat Appl. 184.981 (1986); 184.982 (1986); sowie US-Patente 4.778.899
und 4.749.795 (1986). Die Diketo-pyrrolopyrrole wurden auch als
Farbtoner (Jap. Pats. 2055-362-A, 2039-159; 3011-357) und als photoleitfähige Substanzen (
EP A 353.184 ) vorgeschlagen,
wobei deren Unlöslichkeit
und Unreaktivität
eine Grundvoraussetzung für
deren Anwendung für
die oben genannten Zwecke darstellt.
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Biomarker
müssen
hingegen gut löslich
sein, idealerweise in Wasser. zumindest aber in wassermischbaren
Lösungsmitteln,
da Biomarkierungen fast immer in wässriger Lösung durchgeführt werden.
Zusätzlich (und
im Gegensatz zu Farbpigmenten) müssen
sie eine hohe Reaktivität
(auch bei Raumtemperatur) aufweisen, da man Reaktionen mit Biomolekülen praktisch
nur im Temperaturbereich zwischen 0 und 50 °C durchführen kann. Die erfindungsgemäßen Farbstoffe
sind durch zum einen durch die Anwesenheit entsprechender Substituenten
besser löslich,
zum anderen durch die Anwesenheit entsprechender Reaktivgruppen
zur Biokonjugation geeignet. Die neuen Biomarker können in
ihrer Farbe so abgestimmt werden, dass sie mit der 488 nm-Linie
des Ar-Ionenlasers angeregbar sind. Insgesamt gesehen bilden die
erfindungsgemäßen Pyrrolopyrrole
eine Substanzklasse, welche folgende Vorteile aufweist:
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- (1) Es fehlt die bei anderen Farbstoffen oft
beobachtete pH-Empfindlichkeit der Farbe, zumindest im physiologischen
pH-Bereich;
- (2) ihre Farbe ist durch Variation der chemischen Substituenten über einen
weiten Bereich abstimmbar;
- (3) sie besitzen hohe Quantenausbeuten und immer eine gute Photostabilität;
- (4) sie sind durch die in der klinischen Analytik, in der Fließcytometrie
und im Hochdurchsatz-Screening
routinemäßig eingesetzten
Laser mit Wellenlängen
zwischen ca. 430 und 580 nm anregbar, und
- (5) sie sind schließlich
so herstellbar, dass sie nur eine reaktive Gruppe tragen und somit
an definierte Stellen eines Biomoleküles konjugiert werden können; die
bei Vorhandensein mehrerer Reaktivgruppen oft beobachtete Quervernetzungsreaktionen
unterbleiben somit.
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2. Stand der Technik
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Biokonjugation
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Eine
Vielzahl von fluoreszenten Markern wurde bereits beschrieben. Generell
handelt es sich dabei um fluoreszente Chromophore, die eine reaktive
Gruppe tragen, die mit einer anderen funktionellen Gruppe eines
Biomoleküls
eine chemische (kovalente) Bindung eingehen. Das allgemeine Reaktionsschema
einer kovalenten Markierung kann wie folgt dargestellt werden:
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Hierin
bedeutet F einen Fluorophor, an dem sich eine reaktive Gruppe X
befindet, die mit einer an einem Biomolekül oder Partikel befindlichen
zweiten reaktiven Gruppe HY eine chemische Reaktion eingeht. Meist
wird dabei eine Gruppe vom Typ HX abgespalten. Alternativ kann man
einen (Fluoreszenz)farbstoff mit einer Biotingruppe versehen. Biotin
bindet mit hoher Affinität
(Kd ca. 1013 Mol/L)
an die Proteine Avidin oder Streptavidin (SA). Wenn sich das SA
an einem Biomolekül
befindet, kann man über
die Biotin-(Strept)avidin-Bindung eine nicht-kovalente Anknüpfung von
Farbstoffen an Biomoleküle
erzielen. Typische Beispiele für die
Gruppen X und Y sind in Tabelle 1 angegeben.
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Tabelle
1. Reaktivgruppen (X) an synthetischen Fluorophoren, die deren Ankopplung
an spezifische Gruppen (Y) von Biomolekülen oder von Polymeren ermöglichen.
Daneben haben auch die in den beiden letzten Spalten angeführten Affinitätsbindungen
zwischen Biotin und Strept(avidin) große Bedeutung.
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Auf
eine dieser Weisen gelingt es, einen Fluorophor F in ein Biomolekül einzuführen und
dieses somit einem fluoreszenz-analytischen Verfahren zugänglich zu
machen. Dazu zählen
vor allem Fluoreszenzimmunoassays, ELISAs, Hybridisierungsassays,
Liganden-Rezeptor-Wechselwirkungen,
Pharma-Screening-Studien und Enzymhemmtests.
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Polymerpartikel
können über derartige
Konjugationsreaktionen ebenfalls angefärbt werden, wenn sie entsprechende
Gruppen (Y) tragen. Alternativ könne
sie einfach mit lipophilen Farbstoffen, die sich im entsprechenden
Polymer lösen,
angefärbt
werden.
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Fluorochrome
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Als
Fluorochrome bezeichnet man – vorzugsweise
in der Bioananalytik – Fluoreszenzsysteme,
die sich zur kovalenten Anfärbung
von Biomolekülen
eignen. Zahlreiche Fluorochrome (mit Absorptionsmaxima zwischen
300 und 900 nm) sind bekannt. Im kurzwelligen Spektralbereich sind
dies vor allem die Cumarine, Fluoresceine und Bodipy-Farbstoffe.
Die chemischen Strukturen eines jeweiligen Vertreters der genannten Klassen,
nämlich
des Alexa 430 (A), des Oregon Green (B) und eines Bodipy-Farbstoffes
(C) sind weiter unten dargestellt. Die Fluoresceine und viele Cumarine
sind mit dem Nachteil einer pH-abhängigen Fluoreszenz behaftet.
Die Bodipy-Farbstoffe A (beschrieben in den
US-PS 6.005.113 , 5.433.896, 5.338.854,
5.274.113) sind in wässriger
Lösung
photolabil und oft hydrolytisch unbeständig.
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Die
Rhodamine bilden eine weitere Gruppe von Fluorochromen. Sie sind
vom Nachteil der pH-Empfindlichkeit
weitgehend frei, aber sie sind mit dem Argon-Ionenlaser nicht effizient
anregbar und sie tragen am Ring immer eine positive Ladung, was
unerwünschte
elektrostatische Effekte verursacht. Auch die von Waggoner und Mitarbeitern
in den
US-PS 6.048.982 ,
5.627.027, 5.569.766, 5.569.587, 5.486.616, 5.268.486 beschriebenen
Reaktivfarbstoffe aus der Gruppe der Cyanine der folgenden allgemeinen
Struktur D:
worin M für O, S, NR oder C(CH
3)
2, steht, und n
die Werte 0 bis 3 annehmen kann, absorbieren bei weit über 500
nm, meist sogar über
600 nm, und sind ebenfalls positiv geladen.
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3. Die neuen Farbstoffe
und Marker
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Es
wird nun gefunden, dass sich Fluorophore vom allgemeinen Typ I als
Biomarker eignen, wenn sie (a) durch geeignete chemische Modifikation
besser löslich
gemacht werden, und (b) durch Einführung reaktiver chemischer
Gruppen so aktiviert werden, dass sie mit Biomokülen in überwiegend wässriger
Lösung
bei Raumtemperatur (oder nur schwach erhöhter Temperatur) freiwillig
eine chemische Bindungsreaktion eingehen. Die neuen Biomarker weisen
Absorptionsmaxima zwischen 400 und 580 nm auf und können relativ
einfach als monoreaktive Fluorochrome zur Anfärbung von Biomolekülen eignen.
Im Vergleich zu den Fluoresceinen weisen sie deutlich verbesserte
Photostabiltät
und ebensogute Quantenausbeuten auf, und ihre Absorptions- und Fluoreszenzspektren
sind weitgehend pH-unabhängig.
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Die
erfindungsgemäßen Reaktiv-Farbstoffe
besitzen die allgemeine chemische Struktur I,
worin
R
1 bis
R
4 für
H oder einen beliebigen organischen Substituenten stehen kann, insbesondere
aber für
einen linearen, verzweigten, cyclischen oder ungesättigten
Alkylrest, einen (Hetero)arylrest, oder einen heterocyclischen Rest,
von denen jeder für
sich mit einer oder mehreren Halogen-, Carboxy-, Cyano-, Hydroxy,
Alkoxy, Amino- (oder substituierten Amino-), Aryl-, Heteroaryl-Sulfo- oder Phosphogruppen
substituiert sein kann, wobei
R
1 und
R
3 auch für Halogen, CN, COOH, CONR
1, oder COO-Alkyl stehen kann.
R
1 und R
2 bzw. R
3 und R
4 über aliphatische,
aromatische oder heterocyclische Ringe miteinander verbunden sein
können,
X
für O,
S, C(CN)
2, oder N-R
5 steht,
wobei R
5 die für R
1 – R
4 angegebene Bedeutung hat, und worin
zumindest
ein Rest R
1 bis R
5 eine
beliebige Gruppe (einschließlich
einer Biotingruppe) darstellt oder enthält, die eine kovalente Markierung
oder eine Affinitätsmarkierung
eines Biomoleküls
oder eines Polymerpartikels ermöglicht.
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Die
erfindungsgemäßen Reaktiv-Farbstoffe
besitzen des weiteren die allgemeine chemische Struktur II,
worin
R
1 bis
R
3 für
H oder einen beliebigen anderen organischen Substituenten stehen
kann, insbesondere aber für einen
linearen, verzweigten, cyclischen oder ungesättigten Alkylrest, einen (Hetero)arylrest,
oder einen heterocyclischen Rest, von denen jeder für sich mit
einer oder mehreren Halogen-, Carboxy-, Cyano-, Hydroxy, Alkoxy,
Amino- (oder substituierten Amino-), Aryl-, Heteroaryl-, Sulfo-
oder Phosphogruppen substituiert sein kann, wobei
R
1 und R
2 über aliphatische,
aromatische oder heterocyclische Ringe miteinander verbunden sein
können,
R
1 und R
3 auch für Halogen,
CN, COOH, CON(R
1)
2 oder
COO-Alkyl stehen kann,
X für
O, S, C(CN)
2, oder N-R
5 steht,
wobei R
5 die für R
1 – R
3 angegebene Bedeutung hat,
Y für OR
6, SR
6, N(R
6)
2, OPOCl
2 steht, wobei R
6 die
für R
1 – R
3 angegebene Bedeutung hat, und worin
zumindest
ein Rest R oder Y eine beliebige Gruppe (einschließlich einer
Biotingruppe) darstellt oder enthält, die eine kovalente Markierung
oder eine Affinitätsmarkierung
eines Biomoleküls
oder eines Polymerpartikels ermöglicht.
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4. Synthesen der Fluorophore
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Die
Synthese der Grundkörper
der erfindungsgemäßen Fluorochrome
kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Entsprechende allgemeine
Vorschriften finden sich in den oben genannten Patentschriften und
bei I. P. Lorenz et al. in Chemistry Eur. J. 8 (2002) 4047–4055 (wo
Metallkomplexe von Diketo-pyrrolopyrrolen beschrieben werden), und
bei C. J. H. Morton et al. in Tetrahedron 58 (2002) 5547–5565 (wo
aus Diketo-pyrrolopyrrolen neue und andere Heterocyclen dargestellt
werden). Von allgemeiner Bedeutung ist die Umsetzung von Bernsteinsäure-di-tert.-butylester
mit einem Nitril und nachfolgender Umsetzung mit einem Amin der
allgemeinen Struktur R
4-NH
2 die
Produkte der allgemeinen Struktur 1 entstehen. Die Verbindungen
von Typ 1 (und davon abgeleitete Derivate) dienen als Ausgangsmaterial
für weitere
Synthesen:
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Durch
Umsetzung von 1 (mit R4 = CH3 und
R3 = Phenyl) mit Benzonitril wird z. B.
das N-Methyl-1,4-Diketo-3,6-diphenyl-pyrrolo(3,4-c)pyrrol
2a erhalten, das mit rauchender Schwefelsäure zur Sulfoverbindung 2b sulfoniert
und damit wasserlöslich
gemacht werden kann.
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Im
Folgenden werden Beispiele für
chemische Strukturen reaktiver Marker gegeben:
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Die
rote (und grün
fluoreszierende) Verbindung 3 kann nach Aktivierung zum N-Hydroxysuccinimidester
(NHS-Ester) direkt mit Aminogruppen zur Reaktion gebracht werden.
Das tiefrote Sulfochlorid 4 stellt eine Alternative dar, bei der
die Sulfogruppe die Reaktivität
gegenüber
Aminogruppen bewirkt. Die gelbe (und blaugrün fluoreszierende) quarternierte
Verbindung 5 kann ebenfalls über
einen NHS-Ester an Amine konjugiert werden. Das rote Isothiocyanat
6 reagiert mit Aminen bei Raumtemperatur unter Bildung einer Thioharnstoffbrücke im Sinne
von
wobei Fl für den Pyrrolopyrrol-Fluorophor
und Pr für
Protein steht.
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Der
im folgenden gezeigte rotviolette Alkohol 7 kann, wie weiter ungten
gezeigt werden wird, in einen Phosphoramidit -Ester überführt werden,
der dann an die Ribosereste von Polynucleotiden konjugiert werden kann
und somit deren Fluoreszenz-Markierung ermöglicht. Schließlich können mit
Hilfe des violetten Dicyanomethylenderivates 8 über dessen Biotingruppe alle
jene Biomoleküle
angefärbt
werden, die eine Avididn-, Streptavidin- oder Neutravidingruppe
besitzen, das diese zu Biotin eine außerordentlich hohe Affinität aufweisen.
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Die
Ketogruppen in den erfindungsgemäßen Pyrrolo(3,4-c)pyrrolen
können
mit Lawesson-Reagens in die entsprechenden Thio-pyrrolo(3,4-c)pyrrole
vom Typ 9a überführt werden:
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Deren
Methylierung in Aceton mit Methyliodid in Gegenwart von Kaliumcarbonat
führt zu
den Thioethern 10a. Deren Umsetzung mit primären Alkylaminen oder Arylaminen
führt zu
den Iminen 9b, mit sekundären
Aminen zu 10b, und die Umsetzung mit Malonodinitril in Ether zu
den 1-Dicyanomethylen-4-keto-pyrrolo(3,4-c)pyrrolen
vom Typ 9c. Diese Dicyanomethylenderivate besitzen deutlich langwelligere
Absorptions- und Emissionswellenlängen.
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5. Funktionalisierung
zum reaktiven Marker
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Praktisch
jede der obigen Carbonsäuren
(z. B. 3 oder 5) kann zum Reaktivfarbstoff aktiviert werden, indem
man sie in einem aprotischen organischen Lösungsmittel mit N-Hydroxysuccinimid
und Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) nach folgendem Schema zu einem
Reaktivester umsetzt:
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Hier
steht F für
den Pyrrolo(3,4-c)pyrrolo-Fluorophor. Verbindungen 3 und 5 wurden
so umgesetzt. Aus Alkoholen (z. B. 8) erhält man wiederum durch Umsetzung
mit dem Phosphin I in an sich bekannter Weise das Phosphoramidit
II, das sich zur Markierung von Zuckerresten der DNA oder RNA eignet,
wie dies weiter unten beschrieben werden wird.
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Alternativ
kann man aus Alkoholen durch Reaktion mit Iodacetylchlorid die entsprechenden
Iodacetylderivate erhalten, die sich zum Anfärben von Thiolgruppen eignen:
wobei
Fl für
den Pyrrolopyrrol-Fluorophor und Pr für Protein steht.
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Eine
besondere Form der Aktivierung besteht in der Umsetzung von Pyrrolo(3,4-c)pyrrolen
vom Typ 9 (wenn R
2 nicht H ist) mit POCl
3, die zum Phosphorylchlorid 8c führt. Derartige
Phosphorsäureester
reagieren im folgenden Sinn direkt mit Aminogruppen von Proteinen:
wobei wieder Fl für den Pyrrolopyrrol-Fluorophor
und Pr für
Protein steht.
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6. Eigenschaften der Marker
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Die
erfindungsgemäßen Pyrrolo(3,4-c)pyrrole
besitzen eine deutlich verbesserte Löslichkeit in allen Lösungsmitteln,
wenn keine NH-Gruppen vorliegen. Die in den oben genannten Patentschriften
beziehen sich aussdem vorwiegend auf Pyrrolopyrrole mit freien NH-Gruppen,
da diese wegen ihrer Schwerlöslichkeit
hinsichtlich der dort beschriebenen Anwendungen besonders vorteilhaft
ist.
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Löslichkeitsverbessernde
N-Alkylgruppen und N-Hydroxyalkylgruppen können schon bei der Synthese
der Grundstruktur eingeführt
werden, aber auch eine nachträgliche
Alkylierung kann erfolgen, z. B. mit Hilfe der entsprechenden Alkylhalogenide
oder Alkyltosylate und unter Zusatz eines Säurefängers wie z. B. Kaliumcarbonat,
einer Aminbase oder eines Alkoholates. Die Alkylierung bewirkt zum
einen eine deutliche Verbesserung der Löslichkeit der Verbindungen,
was sie somit erst als Biomarker erst geeignet macht, kann aber
auch gleichzeitig dazu dienen, funktionelle Gruppen einzuführen, z.
B. eine Carboxygruppe, eine Hydroxygruppe, oder eine andere funktionelle
oder reaktive Gruppe.
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Die
Wasserlöslichkeit
der Pyrrolo(3,4-c)pyrrole kann weiter verbessert werden, wenn Sulfogruppen eingeführ werden.
Dies erfolgt entweder durch Einsatz sulfonierter Benzonitrile (oder
deren Ester) in der anfänglichen
Synthesephase, oder durch Umsetzung von Aryl-1,4-diketopyrrolo(3,4-c)pyrrolen
durch Sulfonierung mit rauchender Schwefelsäure.
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Die
Absorptionsmaximum der Marker mit R1 = R2 = Alkyl liegt bei 400 – 430 nm, das der Marker mit
R1 = Alkyl und R2 =
Aryl bei 430 – 480
nm, und das der Macker mit R1 = R2 = Aryl oder Heteroaryl liegt bei 460 – 580 nm.
Konkret liegt das Absorptionsmaimum des Farbstoffes ??? (mit Ar
= Sulfophenyl) in wässriger
Lösung bei
478 nm, das Fluoreszenzmaximum bei 525 nm (unkorrigiert). Im Vergleich
mit Fluorescein fällt
eine deutlich größere Stokes-Verschiebung
(~50 nm) auf. Der molare dekadische Absorptionskoeffizient beträgt 24 000
(M–1 cm–1).
Die Farbe des Markers kann durch andere Substituenten in der para-Stellung
des Arylrestes, oder durch Ersatz des Aryl- durch Alkyl- oder andere
Arylreste variiert werden. So liegt das Absorptionsmaximum des 1,4-Diketo-3,6-bis(4-dimethylaminophenyl)-pyrrolo(3,4-c)pyrrols
schon bei 550 nm. Somit erscheint es in Lösung blauviolett. Gleichzeit
steigt die molare Absorbanz auf ca. 80 000 M–1 cm–1 an.
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7. Biokonjugation
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Reaktivierte
Carbonsäuren
(vorzugsweise deren NHS-Ester) können
bei Raumtemperatur in an sich bekannter Weise an primäre Aminogruppen
konjugiert werden:
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Auch
die Thioether vom Typ 10a können
mit primären
oder sekundären
Aminen umgesetzt werden und führen
zu den Produkten vom Typ 9b, wobei R für den Proteinrest steht.
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Die
oben beschriebenen Phosphoramidite vom Typ II reagieren mit einem
Nucleosid in an sich ebenfalls bekannter Weise zum Primär-Konjugat
III. Nach Oxidation mit Iod erhält
man fluoreszenz-markierte Nucleoside vom Typ IV. Im folgenden Schema
stehen B für
eine Nucleobase und F für
den Pyrrolo(3,4-c)pyrrol-Fluorophor.
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8. Markierungsbeispiele
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8.1. Markierung von Humanserumalbumin
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Man
löst 1
mg des NHS-Esters von 3 in l 00 μL
wasserfreiem Dimethylformamid (DMF). Gleichzeitig werden 5 mg Humanserumalbumin
(HSA) in 1 mL eines 50 mM Bicarbonat-Puffers von pH 9.0 gelöst. Die DMF-Lösung wird
nun in kleinen Portionen (ca. 10 μL)
und unter Rühren
in die Proteinlösung
gegeben. Nach beendeter Zugabe wird 5 h weitergerührt.
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Unkonjugierter
Farbstoff wird von markiertem Protein durch Gelpermeations-Chromatographie (Sephadex
G25) an einer 15-cm-Säule
(i. D. 1 cm) mit 22 mM Phosphatpuffer (pH 7.2) als Eluens getrenntg.
Die am schnellsten laufende (orange gefärbte) Bande enthält das markierte
Protein. Der unkonjugierte überschüssige Label
befindet sich in der am langsamsten wandernden orange-roten Zone.
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8.2. Markierung eines
amino-modifizierten Nucleinsäure-Oligomers
mit dem Marker 3c
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Das
am 5'-Ende amino-modifizierte
15-Oligomer 3'-ATA-GTG-TCT-TAG-TAC-(CH2)6-NH2 wird
mit dem Isothiocyanat 6 auf folgende Weise umgesetzt: Das Oligomer
(0.2 mg) wird in 5 mL Acetonitril gelöst und auf 50 °C erwärmt. Danach
wird eine Lösung
von 0.1 mg des Farbstoffes in 1 mL Acetonitril langsam zugetropft. Nach
1 h wird das Acetonitril abgedunstet und der Rückstand einer präparativen
HPLC (Acetonitril als Eluens) unterworfen. Oligomer und restlicher
(überschüssiger)
Farbstoff lassen sich über
die grüne
Eigenfluoreszenz des Konjugates leicht detektieren bzw. trennen.
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8.3. Markierung von Glas-Mikropartikeln
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Poröse Glaskügelchen
(1.0 g; Porengröße 70 nm;
mit Aminopropylgruppen an der Oberfläche (40 – 100 μMol pro Gramm Kügelchen;
bezogen von Sigma, Produkt-Nr. G-5019) werden in Bicarbonat-Pufferlösung von
pH 8.0 suspendiert. Dazu wird langsam und unter raschem Rühren bei
50 °C eine
Lösung
von 3 mg des OSI-Esters von 5 in DMF getropft. Nach einer Stunde
werden die gelb angefärbten
Glaspartikel abgetrennt, mit reichlichen Mengen an destilliertem
Wasser und Methanol gewaschen, bis kein Farbstoff mehr im Waschwasser
zu finden ist. Danach werden die Partikel getrocknet und im trockenen
Zustand gelagert. Die gelb gefärbten
Partikel weisen eine starke grüne
Fluoreszenz auf.
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5.5. Markierung eines
Proteins mit einem Biotin-Marker
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Die
Markierung erfolgt über
die Biotin-Streptavidin-Bindungsreaktion. Polyclonales anti-HSA
(von der Ziege; Sigma Prod. Nr. A-1151) wird nach 10-facher Verdünnung mit
Phosphat-Puffer zuerst mit Streptavidin-Maleinimid (Sigma, Prod.
Nr. S-9415) nach der Vorschrift von Duncan et al. in Analytical
Biochemistry 132 (1983) 68 an eine Thiol-Gruppe des Proteins konjugiert.
Das so entstandene Streptavidin/anti-HSA-Konjugat wird nach elektrophoretischer
Aufreinigung in Pufferlösung
(pH 7.0) mit dem Biotin-Marker 8 versetzt und nach 2 h Stehen bei
Raumtemperatur elektrophoretisch gereinigt. Man erhält auf dieses
Weise einen rot-violett gefärbten
Antikörper
mit einer gelbgrünen
Fluoreszenz.
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5.6. Herstellung eines
Phosphoramidites
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Man
löst unter
Argon-Atmosphäre
50 mg (145 mmol) des Alkohols 7 in 3 mL trockenem Dichlormethan.
Dazu gibt man 47.5 μL
(166 μmol)
2-Cyanoethyl-N,N,N',N'-tetraisopropylphosphordiamidit
und 330 μL
einer gesättigten
Tetrazol-Lösung
in Acetonitril. Die Lösung
wird eine Stunde bei Raumtemperatur gerührt und dann zweimal mit 5
mL einer 5%-igen NaHCO3 in Wasser und einmal
mit 10 mL einer gesättigten
wässrigen NaCl
Lösung
extrahiert. Die organische Phase wird getrocknet und das Produkt
mittels Säulenchromatographie
(reversed phase) gereinigt. Ausbeute: 33,4 mg (43%) eines rotvioletten
Pulvers.