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Die Erfindung betrifft ein Verbundglas, welches durch eine Zwischenfolie seitenabhängig unterschiedlich wirkt.
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Verbundglas umfasst in der Regel zwei oder mehr Glasscheiben, die mindestens eine Zwischenfolie zur Erhöhung der Bruchsicherheit des Verbundglases umfassen. Insbesondere für Gebäudeverglasungen soll Verbundglas von außen reflektierend sein, um die Sonneneinstrahlung zu vermindern, und von innen semitransparent sein, um den Blick nach außen zu ermöglichen. Zu diesem Zweck ist es unter anderem bekannt, eine innenseitig und außenseitig unterschiedlich beschichtete Zwischenfolie im Verbundglas einzusetzen.
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Es wird bereits Verbundglas angeboten, welches ein - von innen semitransparent wirkendes - regelmäßiges Muster aus opaken Zwischenfolienstücken umfasst. Die Zwischenfolienstücke sind dabei innenseitig schwarz beschichtet und außenseitig mit einer wählbaren Farbe, beispielsweise in einem grünen oder einem blau Farbton, reflektierend gestaltet.
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Die Herstellung des Verbundglases erfordert bereits eine Vielzahl von Einzelschritten. Eine Verarbeitung von Zwischenfolienstücken erhöht den Herstellungsaufwand und somit die Herstellungskosten weiter.
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Aus jeweils anderem Kontext sind bereits bekannt: beschichtete Folien, welche abhängig vom Betrachtungswinkel beispielsweise unterschiedlich farblich erscheinen, und bekannt Lackierungen mit betrachtungswinkelabhängig unterschiedlich wirkenden Pigmenten.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein für den Betrachter optisch attraktives Verbundglas bereitzustellen, dass insbesondere kostengünstig herstellbar ist.
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Die Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Die abhängigen Ansprüche betreffen bevorzugte Ausgestaltungen.
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Das Verbundglas umfasst zumindest zwei Glas- und/oder Kunststoffplatten sowie eine zwischen den Glas- und/oder Kunststoffplatten angeordnete Zwischenfolie. Durch die Zwischenfolie ist das Verbundglas seitenabhängig unterschiedlich ausgebildet. Bevorzugt ist es von einer Innenseite semitransparent und von einer Außenseite reflektierend. Vorliegend ist das Verbundglas durch die Zwischenfolie angepasst, von der Außenseite betrachtungswinkelabhängig unterschiedlich zu erscheinen.
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Das Verbundglas ist somit nicht nur optisch für den Betrachter attraktiver, sondern auch wesentlich vielseitiger einsetzbar. Die Betrachtungswinkelabhängigkeit kann zur Darstellung eines Motivs, wie Firmenlogo, oder einer Information, wie Text, Ziffern oder Richtungspfeil(en), dienen. Ebenso kann die Betrachtungswinkelabhängigkeit des Verbundglases an den Einbauort angepasst sein, beispielsweise an die Farbe des betrachtungswinkelabhängig unterschiedlichen Hintergrunds, wie Umgebung oder Nachbargebäude.
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Die Betrachtungswinkelabhängigkeit wird in der Zwischenfolie durch eine Reliefstruktur, einen Interferenzschichtaufbau oder Pigmente in einer Pigmentschicht bereitgestellt. Das Verbundglas wird dadurch konfigurierbar ohne Zusatzkosten zu verursachen. Eine beispielsweise hinsichtlich Motiv, Betrachtungswinkel oder Farbtönen angepasste Betrachtungswinkelabhängigkeit erfordert keine erneute Zertifizierung des Verbundglases, da nur Parameter der Reliefstruktur, des Interferenzschichtaufbaus oder des Pigments der Zwischenfolie angepasst werden. Insbesondere andere Stoffe, weitere Schichten oder andere Pigmentarten sind nicht erforderlich.
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Die Zwischenfolie kann unterschiedliche, gegebenenfalls untereinander kombinierbare, Betrachtungswinkelabhängigkeiten bereitstellen. Unter einem ersten Betrachtungswinkel, vorzugsweise einem ersten Betrachtungswinkelbereich, erscheint das Verbundglas in einem ersten Buntfarbton reflektierend und unter einem zweiten Betrachtungswinkel, vorzugsweise einem zweiten Betrachtungswinkelbereich, unfarbig - insbesondere reflektierend oder nicht reflektierend - oder in einem zweiten Buntfarbton reflektierend. Ebenso kann für den Betrachter betrachtungswinkelabhängig eine Bewegung, insbesondere eines Motiv oder mehrerer Teilflächen, dargestellt werden. So kann ein Motiv, wie Firmenlogo oder Richtungspfeil, sich auf einer Gebäudefassade bewegen, insbesondere wahlweise in der Bewegungsrichtung eines sich vor dem Gebäude bewegenden Betrachters, entgegen dessen Bewegungsrichtung, orthogonal zur Betrachter-Bewegungsrichtung oder mit sich ändernder Motiv-Bewegungsrichtung bei linearer Betrachter-Bewegungsrichtung. Anstelle eines sich bewegenden Motivs können sich für den Betrachter erkennbare Teilflächen bewegen (ein Muster aus Teilflächen wandert ggf. vollflächig oder nur innerhalb eines Motivs). Ebenso oder zusätzlich kann betrachtungswinkelabhängig ein Motiv für den Betrachter gezeigt werden oder nicht gezeigt werden. Das Motiv verschwindet (oder erscheint) bei einem Grenzbetrachtungswinkel. Analog kann ein erstes (statisches oder bewegtes) Motiv sich betrachtungswinkelabhängig in ein zweites Motiv ändern (Kreis => Viereck). Komplexer aber ebenfalls denkbar ist es, betrachtungswinkelabhängig ein Motiv in unterschiedlichen dreidimensionalen Ansichten zu zeigen.
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In vorteilhaften Ausgestaltungen umfasst die Zwischenfolie eine Teilschicht mit Pigmenten, deren Farbton vom Betrachtungswinkel abhängt. Vorzugsweise sind die Pigmente dabei einheitlich ausgerichtet. Beispielsweise können Interferenzschichtpigmente verwendet werden, die betrachtungswinkelabhängig in zwei unterschiedlichen Buntfarbtönen reflektieren. Die Buntfarbtöne können mittels einer Teilschichtdicke der Interferenzschichtpigmente, in der Regel einer Abstandsschicht, gewählt werden. Alternativ umfasst die Zwischenfolie eine Teilschicht mit Flüssigkristall-Pigmenten, deren Farbton vom Betrachtungswinkel abhängt.
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Die Zwischenfolie umfasst eine Folienteilschicht sowie weitere Teilschichten, wie beispielsweise die Pigmentschicht.
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Ebenso kann die Zwischenfolie eine nicht reflektierende und dunkle Teilschicht umfassen. Diese Teilschicht lässt die Zwischenfolie von der Innenseite insgesamt semitransparent erscheinen. Sie ist bevorzugt eine semitransparente Teilschicht, kann aber - bei teilflächig angeordneten Zwischenfolien - auch opak sein. Die semitransparente Teilschicht ist vorzugsweise auf einer - der innenseitigen oder der außenseitigen - Oberfläche einer Folienteilschicht angeordnet. Besonders bevorzugt ist die semitransparente, nicht reflektierende und dunkle Teilschicht schwarz und/oder matt ausgebildet. Sie kann zudem als Hintergrund für eine vollflächige Teilschicht mit Flüssigkristall-Pigmenten dienen.
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In weiteren vorteilhaften Ausgestaltungen umfasst die Zwischenfolie einen Interferenzschichtaufbau. Der Interferenzschichtaufbau umfasst vorzugsweise drei (und optional zwei oder fünf) Teilschichten. Die Dicke einer Abstandschicht des Interferenzschichtaufbau wird einen ersten (und einen zweiten) Buntfarbton bestimmen. Als Abstandsschicht wird vorzugsweise eine dielektrische Teilschicht oder die Folienteilschicht der Zwischenfolie verwendet. In der Regel ist die Abstandsschicht zwischen zwei semitransparenten, reflektierenden Teilschichten angeordnet, die insbesondere aus einem Metall oder aus hochreflektierendem Material gebildet sein können.
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Im Verbundglas ist zumindest eine, vorzugsweise genau zwei, drei oder alle, der folgenden Teilschichten der Zwischenfolie vollflächig ausgebildet: Folienteilschicht, Pigmentschicht, Reliefschicht, erste Reflektorschicht, Abstandsschicht und/oder zweite semitransparente Reflektorschicht.
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Eine opake Teilschicht oder eine Mattstruktur der Zwischenfolie wären dagegen in der Regel teilflächig ausgebildet, derart dass das Verbundglas von innen semitransparent wirkt. Alternativ ist eine semitransparente Teilschicht der Zwischenfolie vollflächig ausgebildet ist, so dass das Verbundglas von innen semitransparent wirkt.
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In besonders bevorzugten Ausgestaltungen weist die Zwischenfolie eine Reliefschicht auf. Die Reliefschicht kann eine geprägte Teilschicht sein, insbesondere kann die Folienteilschicht und/oder eine Prägeteilschicht, vorzugsweise gebildet durch einen, insbesondere härtbaren, Prägelack, geprägt sein. Die Reliefschicht bzw. die Prägung wirkt außenseitig farbgebend, wenn sie beispielsweise als farbfilternde Subwellenlängenstruktur gebildet ist. Alternativ oder zusätzlich kann die Reliefschicht außenseitig die Betrachtungswinkelabhängigkeit erzeugen. Die Reliefschicht kann dabei beispielsweise eine Linsenstruktur, eine verdeckende Struktur oder eine Reflektorstruktur sein. Durch jede Linse der Linsenstruktur hindurch sieht der Betrachter betrachtungswinkelabhängig entweder eine erste oder ein zweite Motivfläche, die beispielsweise unterschiedlich farbig sein können. Eine verdeckende Reliefstruktur (beispielsweise aus Noppen, Pyramiden oder Linien) verdeckt betrachtungswinkelabhängig den Blick auf eine Motivfläche oder gibt den Blick darauf frei. Besonders bevorzugt ist die Reliefstruktur eine Reflektorstruktur, wobei betrachtungswinkelabhängig einzelne Reflektoren wirksam werden, also in Richtung des Betrachters reflektieren. Als gerichtete Reflektoren der Reflektorstruktur können gerichtete plane oder gewölbte Flächen, fresnelartige Reflektoren oder gitterförmige Reflektorflächen dienen. Reflektorstrukturen können insbesondere eingesetzt werden für die bereits genannten Effekte eines erscheinenden, sich ändernden, dreidimensional wirkenden oder bewegten Motivs. Insbesondere zur Darstellung eines Farbwechsels kann die Reliefstruktur auf zwei Ebenen mit zwei Teilreliefstrukturen ausgebildet sein, wobei jede Teilreliefstruktur (bzw. Ebene) farblich unterschiedlich reflektiert. Alternativ kann die Reliefstruktur als Mattstruktur ausgebildet sein, um das Verbundglas innenseitig matt, also nicht reflektierend, semitransparent zu gestalten.
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Die Zwischenfolie selbst kann - regelmäßig oder unregelmäßig - gerastert vorgesehen sein, insbesondere in einer Vielzahl einzelner Zwischenfolienstücke. Alternativ kann die Zwischenfolie vollflächig oder netzartig, insbesondere mit einer Vielzahl von Aussparungen, vorgesehen sein. Eine vollflächige Zwischenfolie kann auf einer - vorzugsweise transparenten - Folienteilschicht eine Vielzahl einzelner Vorfolienstücke oder eine netzartige Vorfolie, also mit einer Vielzahl von Aussparungen, umfassen. Im Falle einer vollflächigen Zwischenfolie liegt zumindest eine Folienteilschicht vollflächig vor. Die weiteren Teilschichten können ebenfalls vollflächig vorliegen, soweit sie transparent oder semitransparent sind. Von innen opak wirkende Teilschichten oder opake Vorfolienstücke liegen dagegen nur teilflächig vor, also insbesondere gerastert oder netzartig.
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Das Verbundglas weist die vorliegende, optisch wirksame Zwischenfolie auf. Es kann optional weiterhin zumindest eine mechanisch wirksame Folie umfassen.
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Glas- oder Kunststoffplatten im vorliegenden Sinne sind steif und weisen eine Mindestdicke von 0,2 mm auf, vorzugsweise eine Dicke von 0,2 bis 15 mm, weiter vorzugsweise von 0,2 bis 9 mm. Verbundglas ist regelmäßig mehr als 0,5 m2 groß und/oder dicker als 10 mm, bevorzugt als 15 mm weiter bevorzugt als 20 mm, insbesondere 10 bis 60 mm, bevorzugt 20 bis 45 mm dick. Zwischenfolien sind flexibel (nicht starr). Die Dicke der Zwischenfolie beträgt vorzugsweise maximal 150µm, bevorzugt weniger als 100 µm, weiter bevorzugt weniger als 60 µm.
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Das beschriebene Verbundglas kann vorteilhaft als Fenster, wie Gebäudefenster, Fahrzeugfenster oder sonstiges großflächiges Fenster, in einer Verbundglashalterung angeordnet werden.
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Aus einer Vielzahl derartiger Fenster, die insbesondere in ihrer Betrachtungswinkelabhängigkeit gleichartig oder unterschiedlich ausgebildet sind, kann beispielsweise eine Gebäudefassade gebildet werden. Die Betrachtungswinkelabhängigkeit kann - implementierungsabhängig gleich oder unterschiedlich - ausgebildet werden, um für die Vielzahl der Fenster die gleiche Betrachtungswinkelabhängigkeit zu erzielen. Alternativ kann die Vielzahl der Fenster bewusst unterschiedliche Betrachtungsabhängigkeiten aufweisen, um ein Gesamtmotiv zu bilden.
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Anhand der folgenden Figuren werden bevorzugte Ausgestaltungen konkreter beschrieben. Es zeigen
- 1 im Querschnitt ein Fenster mit Verbundglas, welches eine Zwischenfolie aufweist;
- 2 im Querschnitt einen Ausschnitt des Verbundglases mit einer ersten Ausgestaltung einer Zwischenfolie;
- 3 im Querschnitt einen Ausschnitt des Verbundglases mit einer zweite Ausgestaltung einer Zwischenfolie;
- 4 im Querschnitt einen Ausschnitt des Verbundglases mit einer dritten Ausgestaltung einer Zwischenfolie; und
- 5 in Aufsicht einen vollflächigen, einen gerasterten und einen netzartigen Zwischenfolienbereich.
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Das Fenster in 1 umfasst ein Verbundglas 1 mit zumindest zwei Glasplatten 11, 12 und hier einer optionalen weiteren Glasplatte 13 sowie einer zwischen den Glasplatten 11 und 12 angeordneten Zwischenfolie 20. Das Verbundglas 1 ist in einer Verbundglashalterung 2 angeordnet, die beispielsweise ein Fensterrahmen sein kann.
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Im Verbundglas, insbesondere zwischen den Glasplatten 12 und 13, kann zumindest eine - nicht dargestellte - optionale weitere Folienschicht liegen, die vorzugsweise transparent ist und beispielsweise als Laminierhilfe oder als mechanisch wirksame Folie dient (wie Bruchsicherheit). Die Zwischenfolie 20 ist dagegen eine optisch aktive bzw. wirksame Zwischenfolie.
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Von seiner Innenseite I betrachtet ist das Fenster durch die Zwischenfolie 20 für einen Betrachter 3 semitransparent. Die Innenseite I des Fensters definiert auch eine innenseitige Oberfläche der Zwischenfolie bzw. - sofern begrifflich verwendet - eine Innenseite der Zwischenfolie 20. Von seiner Außenseite A betrachtet ist das Fenster durch die Zwischenfolie 20 für den Betrachter 3 reflektierend und wirkt betrachtungswinkelabhängig unterschiedlich. Unter einem ersten Betrachtungswinkel W1 sieht der Betrachter ein erstes Erscheinungsbild des Verbundglases, beispielsweise vollflächig blau reflektierend bzw. ein hell reflektierendes Motiv vor einem dunkel reflektierenden Hintergrund. Unter einem zweiten Betrachtungswinkel W2 sieht der Betrachter ein zweites Erscheinungsbild des Verbundglases, beispielsweise nun vollflächig grün (statt blau) reflektierend oder ein Motiv in der blau reflektierenden Fläche bzw. das helle Motiv in einem anderen Farbton, an anderer Position oder nicht mehr. Das erste bzw. zweite Erscheinungsbild entsteht jeweils in einem Betrachtungswinkelbereich, beispielsweise W1 < 0 Grad und W2 >= 0 Grad. Eine senkrechte Betrachtung entspricht 0 Grad, 1 zeigt also ungefähr W1 = -30 Grad und W2 = +30 Grad.
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Das Verbundglas erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 0,5 m2 . Die Glas- (und/ oder Kunststoff-)platten sind starr. Sie sind regelmäßig einige mm dick, beispielsweise 0,8 bis 9 mm. Die Zwischenfolie 20 ist dagegen flexibel (und wesentlich dünner). Sie ist weniger als 200µm dick, beispielsweise 40 - 80µm dick.
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2 zeigt in einer ersten Variante, wie die Betrachtungswinkelabhängigkeit und die Semitransparenz mit Hilfe der Zwischenfolie 20 erreicht werden.
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Zwischen den Glasschichten 11, 12 ist die Zwischenfolie 20 mit seinen Teilschichten 21, 22, 23 angeordnet. Eine transparente Folienteilschicht 21 dient als Trägerschicht. Auf der Außenseite der Folienteilschicht 21 (bzw. deren außenseitigen Oberfläche) ist in einem Raster eine schwarze opake Teilschicht 22 angeordnet. Durch die nur teilflächig vorhandene opake Teilschicht 22 ist das Verbundglas von innen semitransparent.
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In der Figur unter der opaken Teilschicht liegt eine vollflächige Pigmentteilschicht 23, deren Farbton betrachtungswinkelabhängig zwischen einem ersten und einem zweiten Buntfarbton wechselt. Beispielsweise sieht ein Betrachter aus einem Betrachtungswinkelbereich von + / - 30 Grad (0 Grad entspricht senkrechter Betrachtung) das Verbundglas mit dem ersten Buntfarbton, wie blau, grün oder ..., reflektieren. Bewegt der Betrachter sich nun aus diesem Betrachtungswinkelbereich heraus, ändert sich der Buntfarbton. Ab einem Winkel von mehr als + 30 Grad, also in einem zweiten Betrachtungswinkelbereich (oder weniger als - 30 Grad - einem optionalen weiteren Betrachtungswinkelbereich) reflektiert das Verbundglas für den Betrachter in dem zweiten Buntfarbton, wie grün, gelb oder ... respektive. Die Pigmentteilschicht umfasst beispielsweise Flüssigkristallpigmente oder Interferenzschichtpigmente. Insbesondere für Flüssigkristallpigmente dient die gerasterte opake Teilschicht 22 als Hintergrund, welche den (betrachtungswinkelabhängigen) Farbton besser erkennbar macht. Flüssigkristallpigmente werden in der Regel einheitlich ausgerichtet, um den gewünschten Farbeindruck zu erzeugen. Interferenzschichtpigmente könnten ebenso, beispielsweise magnetisch oder durch Prägung einheitlich ausgerichtet werden, um den Farbeindruck deutlicher werden zu lassen.
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In Ausgestaltungen können die Pigmente der Pigmentschicht ausgerichtet sein. Die Ausrichtung kann für magnetisch ausrichtbare Pigmente beispielsweise mittels eines Magnetfeldes erfolgen. Reflektierende Pigmente können somit wie gerichtete Reflektoren verwendet werden. Opake oder reflektierende Pigmente können alternativ jalousieartig ausgerichtet werden.
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Nicht dargestellt - aber anhand von 2 funktional verständlich - ist, dass die semitransparent wirkende Teilschicht 22 ebenso auf der Innenseite der Folienteilschicht 21 aufgebracht sein könnte. Zudem sollte erwähnt werden dass die semitransparent wirkende Teilschicht 22 - auf der einen oder der anderen Seite - auch als vollflächige semitransparente Teilschicht ausgebildet werden könnte.
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3 zeigt eine solche vollflächige semitransparente Teilschicht 32 auf einer Innenseite einer Folienteilschicht 31. Semitransparente Teilschichten, wie die Teilschicht 32, sind bevorzugt dunkel und matt, also nicht reflektierend, ausgestaltet. Das Verbundglas wirkt somit für den Betrachter von innen semitransparent.
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In der Ausgestaltung gemäß 3 wird die Betrachtungswinkelabhängigkeit durch einen Mehrschichtaufbau (oder Interferenzschichtaufbau) 33 erzeugt. Der Mehrschichtaufbau 33 ist außenseitig auf der Folienteilschicht 21 angeordnet. Der Mehrschichtaufbau 33 umfasst zwei semitransparente Reflektorschichten 331 und 333 zwischen denen eine Abstandsschicht 332 angeordnet ist. Die semitransparenten Reflektorschichten 331 und 333 können durch Metall oder hochbrechendes Material gebildet sein. Die Abstandsschicht 332 ist bevorzugt transparent, kann aber optional ein Farbpigment umfassen, welches einen diskreten Farbwechsel unterstützt. Die Dicke der Abstandsschicht 332 bestimmt der beiden Farbtöne, in denen der Mehrschichtaufbau 33 betrachtungswinkelabhängig reflektierend erscheint. Ein Farbwechsel kann nun eingestellt durch die Dicke der Abstandsschicht zwischen ausgehend von einem nahezu beliebigen ersten Buntfarbton zu einen anderen (in der Regel nicht mehr frei wählbaren) Buntfarbton erfolgen. Der Mehrschichtaufbau 33 kann weitere Schichten umfassen, beispielsweise ein symmetrischer Fünfschichtaufbau sein mit einer weiteren Abstandsschicht und einer weiteren semitransparenten Reflektorschicht oder ein asymmetrischer Fünfschichtaufbau mit zwei weiteren HRI-Schichten sein. Der Mehrschichtaufbau 33 bzw. zumindest eine oder zwei seiner Teilschichten 331 und 333 werden bevorzugt vollflächig aufgebracht.
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Es ist denkbar in 2 oder 3 auf die nicht reflektierende Teilschicht 22, 32 zu verzichten. Die Teilschicht 331 kann - beispielsweise mittels einer aufgerauhten, strukturierten oder geprägten außenseitigen Oberfläche der Folienteilschicht 31 - von innen matt und von außen reflektierend wirken. Ebenso kann die Folienteilschicht 21, 31 als nicht reflektierende Schicht dienen. Beispielsweise kann eine schwarz eingefärbte Folienteilschicht 21, 31 verwendet werden.
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Insbesondere metallische Schichten des Interferenzschichtaufbaus werden regelmäßig mittels PVD-Beschichtung erstellt. Ein Interferenzschichtaufbau kann jedoch auch mittels Koextrusion hergestellt werden, beispielsweise aus einer Folge von dielektrischen Schichten mit selektiv unterschiedlichem Brechungsindex.
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4 zeigt eine Ausgestaltung, in welcher sowohl die Semitransparenz als auch die Betrachtungswinkelabhängigkeit mittels einer Reliefstruktur erzielt wird.
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Eine nicht reflektierende Teilschicht 42 der Zwischenfolie 40 wird durch eine geprägte Mattstruktur gebildet. Die Mattstruktur kann in die innere Oberfläche der Folienteilschicht geprägt sein oder in eine zusätzliche Präge(lack)schicht. Ist die Mattstruktur opak, kann sie - wie in 4 dargestellt - teilflächig ausgebildet sein, um selbst bei vollflächiger Zwischenfolie die Semitransparenz zu erzielen.
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Die Reliefstruktur 43 der Zwischenfolie 40 erzeugt die Betrachtungswinkelabhängigkeit. Sie ist außenseitig auf der Folienteilschicht angeordnet.
Im dargestellten Beispiel wird die Reliefstruktur durch eine Linsenstruktur 433 und eine Farbschicht 431 gebildet, wobei optional eine Zwischenschicht 432 vorgesehen sein kann. Die Farbschicht 431 ist - abgestimmt auf das Linsenrater - abwechselnd mit zwei unterschiedlichen (semitransparente) Farben gestaltet. Ein Betrachter sieht durch die Linsenstruktur 433 unter negativem Betrachtungswinkeln nur die erste der beiden Farben und bei positiven Betrachtungswinkeln nur die zweite der beiden Farben. Das Verbundglas erscheint also betrachtungswinkelabhängig in dem ersten oder dem zweiten Buntfarbton. Es ist anzumerken, dass die Farbschicht 431 keinesfalls vollflächig vorliegen muss. Vielmehr reicht es aufgrund der fokussierenden Wirkung der Linsenstruktur aus, beispielsweise jeweils 10% der Fläche mit der entsprechenden Farbe vorzusehen.
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Als Reliefstruktur kann analog auch eine Reflektorstruktur verwendet werden. Im Beispiel von 4 könnte man gedanklich einfach Farbschicht und Reliefschicht gespiegelt anordnen. Der Betrachter sieht durch die Farbschicht hindurch auf gerichtete Reflektoren, welche betrachtungswinkelabhängig dem Betrachter nur eine der beiden Farben zeigen. Reflektorstrukturen mit einer Vielzahl von gerichteten Reflektoren können - ohne beabstandete Farbschicht - verschiedene betrachtungswinkelabhängige Effekte erzeugen. Im Wesentlichen wird zu diesem Zweck die Ausrichtung der beispielsweise planen, gerichteten Reflektoren lokal in der Reflektorstruktur so moduliert, dass ein Motiv nur in einem bestimmten Betrachtungswinkelbereich erscheint (reflektierend aufleuchtet) oder sich mit dem Betrachtungswinkel bewegt (reflektierend an unterschiedlichen Positionen aufleuchtet). Die Details der Funktionsweise solcher Reliefstrukturen sind für sich genommen auf dem Gebiet von Banknoten hinreichend bekannt.
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5 illustriert in Aufsicht Varianten, wie die gezeigten Ausgestaltungen der Zwischenfolie im Verbundglas vorliegen können, vollflächig oder teilflächig insbesondere gerastert oder netzartig. Die Zwischenfolie 50v ist semitransparent und kann vollflächig vorliegen. Eine Vielzahl einzelner Zwischenfolienstücke 50r oder ein Zwischenfoliennetz 50n liegen im Verbundglas nur teilflächig vor. Sie können somit auch opak (oder semitransparent) sein, damit das Verbundglas von innen semitransparent wirkt. Die Zwischenfolienstücke sind vorzugsweise einheitlich ausgebildet und in einem Raster angeordnet. Das Zwischenfoliennetz 50n umfasst eine Vielzahl von Aussparungen. Eine Vielzahl auf einer transparenten Folienteilschicht angeordneter, einzelner, optisch betrachtungswinkelabhängiger (Vorfolien-) Stücke kann ebenso eine vollflächige Zwischenfolie bilden. Diese vollflächige Zwischenfolie wäre in Aufsicht vergleichbar mit der dargestellten Vielzahl der Zwischenfolienstücke 50r.
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Insbesondere in größeren Fensterflächen, die auch aus mehreren Verbundglasfenstern bestehen können, kann die Zwischenfolie 50v, 50r, 50n insgesamt motivartig vorgesehen (positives betrachtungswinkelabhängiges Motiv) oder ausgespart sein (negatives Motiv mit betrachtungswinkelabhängigem Hintergrund).
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Die betrachtungswinkelabhängigen Reliefstrukturen können (reflektierende) Fresnelstrukturen oder plane gerichtete Mikrospiegel umfassen. Die reflektierend wirkende Beschichtung der Reflektoren kann wahlweise mit einer PVD-Metallisierung aus Al, Ag, Au, Cu, AlCu, ZnS oder TiN erstellt werden oder aber mit Hilfe von, insbesondere nanoskaligen oder plättchenförmigen, Metallpigmenten aufgedruckt werden. Durch einen zusätzlichen Auftrag von lasierender Farbe können andere metallische Farben bereitgestellt werden. Beispielsweise ergibt das Überdrucken einer Aluminiummetallisierung mit transluzenter gelber Farbe eine goldene Anmutung.
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Für höherwertige Verbundgläser ist sogar eine Kombination aus den genannten betrachtungswinkelabhängigen Strukturen denkbar. So kann beispielsweise eine betrachtungswinkelabhängig wirkende Reliefstruktur (Motiv erscheint oder verschwindet) mit einer Interferenzbeschichtung versehen werden (Motiv wechselt - zugleich oder in weiterem Betrachtungswinkelbereich - die Farbe).
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Ein Verbundglas wird hergestellt mit den Schritten des Bereitstellens der Zwischenfolie und des entsprechenden seitenorientierten Anordnens der Zwischenfolie zwischen den Glasplatten.
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Die Zwischenfolie wird beispielsweise bereitgestellt, indem auf einer schwarzen Folie die betrachtungswinkelabhängige Struktur (Pigmentschicht, Interferenzschicht oder Reliefstruktur) erstellt wird oder indem die betrachtungswinkelabhängige Struktur von einem Zwischenträger auf die schwarze Folie übertragen wird. Wäre die schwarze Folie(nteilschicht) semitransparent könnte sie vollflächig, netzartig oder rasterartig verwendet werden. Für die folgende Verwendung als Zwischenfolienstücke (direkt zwischen den Glasplatten) oder Vorfolienstücke (auf Folienteilschicht und dann als Zwischenfolie zwischen den Glasplatten), kann die Ausgangsfolie opak (oder semitransparent) schwarz sein.
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Anschließend wird die schwarze Folie mit betrachtungswinkelabhängiger Struktur in einzelne (Vorfolienstücke oder) Zwischenfolienstücke gestanzt, gelasert oder geschnitten.
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Die einzelnen Zwischenfolienstücke werden seitenrichtig auf einer Glasplatte platziert und zwischen dieser Glasplatte und einer weiteren Glasplatte einlaminiert. Sofern die einzelnen Stücke dagegen zunächst auf eine - vorzugsweise - transparente Folienteilschicht übertragen werden, bilden sie Vorfolienstücke. Die aus der Folienteilschicht und den Vorfolienstücken entstandene Zwischenfolie wird seitenrichtig zwischen zwei Glasplatten einlaminiert.
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Großflächige dynamische Effekte auf Fenstern oder Fassaden lassen sich beispielsweise auch folgendermaßen realisieren.
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Ausgehend von einer Vielzahl einheitlicher Zwischenfolienstücke mit einer vorbestimmten Reflektorneigung, wird beim Anordnen der Zwischenfolienstücke der Azimutinkel (und somit die Ausrichtung des Reflektors) gesteuert. Jedes Zwischenfolienstück kann beispielsweise einen planen Reflektor mit Neigungswinkel, z.b. von 15 Grad, oder eine Vielzahl kleiner Reflektoren mit gleichem Neigungswinkel umfassen, wobei optional eine lasierende farbgebende oder eine farbkippende Beschichtung vorgesehen sein kann. So entsteht eine für die gewünschte Betrachtungswinkelabhängigkeit eingerichtete Reflektorenanordnung (z.b. Motiv erscheint, wandert oder wechselt die Farbe). Die einzelnen Reflektoren bilden die Pixel des Motivs, die entsprechend ihrer Ausrichtung den Effekt bzw. das Motiv bestimmen.
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Schwarz ist der bevorzugte Farbton für die Innenseite, wahlweise können jedoch auch andere, vorzugsweise dunkle, Buntfarbtöne verwendet werden.
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Mittels zur Außenseite analoger innenseitiger Ausgestaltung ist es ebenso denkbar, dass das Verbundglas von der Innenseite betrachtet ebenso betrachtungswinkelabhängig erscheint.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Verbundglas
- 2
- Verbundglashalterung
- 3
- Betrachter
- 11,12,13
- Glasplatte
- I, A
- Innenseite, Außenseite des Verbundglases
- W1, W2
- Betrachtungswinkel
- 20, 30,40
- Zwischenfolie
- 21, 31, 41
- Folienteilschicht
- 22, 32
- nicht reflektierende Teilschicht
- 23
- betrachtungswinkelabhängige Farbpigmentschicht
- 33
- betrachtungswinkelabhängiger Mehrschichtaufbau
- 331, 333
- Reflektorschichten
- 332
- Abstandsschicht
- 42
- Mattstruktur
- 43
- betrachtungswinkelabhängige Reliefstruktur
- 431
- Farbschicht
- 432
- Abstandsschicht
- 433
- Linsenstruktur
- 50v
- vollflächige Zwischenfolie
- 50r
- Zwischenfolienraster
- 50n
- netzartige Zwischenfolie