DE102010022493B4 - Bremssystem mit einem Bremskraftverstärker sowie Verfahren zur Verwendung eines entsprechenden Bremssystems - Google Patents
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Abstract
Description
- Die Erfindung betrifft ein Bremssystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie ein entsprechendes Verfahren.
- Stand der Technik
- Wegen der höheren Funktionalität und auch des geringeren Einbauvolumens werden zukünftig verstärkt hydraulische Bremskraftverstärker (BKV) und insbesondere elektromechanische Bremskraftverstärker zum Einsatz kommen. Bei Bremsanlagen mit elektromechanischen Bremskraftverstärker unterscheidet man zwischen Ausführungen ohne Wegsimulator wie sie z. B. aus
WO 2010/088 920 A1 DE 10 2005 018 649 A1 undDE 10 2009 055 721 A1 bekannt sind. - Bei o. g. Bremskraftverstärkerausführungen besteht ein gravierendes Sicherheitsrisiko, wenn beim Druckabbau bei Zurücknahme der Pedalkraft und Pedalweg der Antrieb des Bremskraftverstärkers klemmt und kein Druckabbau mehr möglich ist. Dies führt dazu, dass bei entsprechendem Druckniveau das Fahrzeug auf der Straße stehen bleibt und durch die Leistung des Motors nicht mehr bewegt werden kann. Ähnliches kann auch bei der elektrischen Servolenkung eintreten, wenn der Motor oder das Getriebe klemmt. Um dies zu verhindern, werden aufwändige konstruktive Maßnahmen, sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung eingesetzt, um diesen Fall zu vermeiden.
- Die
DE 10 2009 043 484 A1 beschreibt ebenso wie dieDE 103 18 401 A1 ein konventionelles ABS- und ESP-System. Ein weiteres konventionelles ABS- und ESP-System ist aus derDE 10 2004 050 103 A1 bekannt. - Die
DE 10 2006 050 277 A1 beschreibt ein gattungsbildendes Bremssystem, bei dem in einem Fehlerfall Druck in ein Reservoir abgebaut werden kann. - Aufgabe der Erfindung ist es, eine kostengünstige und wirksame Maßnahme für diesen Fehlerfall bei einer Bremsanlage bereitzustellen.
- Die Aufgabe wird durch das Bremssystem nach Anspruch 1 sowie durch das Verfahren nach Anspruch 6 gelöst.
- Die Lösung der Aufgabe besteht darin, eine Speicherkammer zum Druckabbau in mindestens einer Radbremse zu verwenden. Hierbei können die oft schon vorhandenen Speicherkammern des konventionellen ABS- oder ESP-Systems verwendet werden. Bei diesen Systemen wird beim Druckabbau für die ABS-Regelung durch kurzzeitiges Öffnen des Auslassventils Druckmittel in die Speicherkammer geleitet, um dadurch ein Blockieren des betreffenden Rades zu verhindern. Das entsprechende Volumen wird durch die Rückförderpumpe in den Bremskreis und Hauptbremszylinder zurück gepumpt.
- Im beschriebenen Fehlerfall mit blockierendem Antrieb wird dieser Pfad ebenso genutzt. Sofern sich der Druck in dem Bremskreis nach der Zurücknahme der Pedalkraft oder des Pedalweges nicht reduziert, was mit entsprechenden Sensoren gemessen wird, wird erfindungsgemäß das Auslassventil längere Zeit geöffnet, damit das Druckmittel in die Speicherkammer gelangt. gleichzeitig kann auch die Rückförderpumpe eingeschaltet werden.
- Der hohe Druck, welcher nach dem Öffnen des Auslassventils durch die Rückförderpumpe entsteht, kann durchaus die HZ-Kolben des Bremskraftverstärkers trotz klemmenden Antriebes zurück drängen, was über die Messung von Druck oder Positionsänderung des Antriebes festgestellt werden kann.
- Abhängig vom Druckniveau beim Auftreten des Klemmens kann durch diese Lösung der Druck ganz oder auf ein niedriges Niveau reduziert werden, so dass der Fahrer ggf. mit verringerter Geschwindigkeit das Fahrzeug aus der Gefahrenzone bewegen kann.
- Die vorbeschriebene Verwendung einer Speicherkammer ist zudem einsetzbar bei einem Bremskraftverstärker mit Wegsimulator und Speicherkammer, wie er aus der
DE 10 2009 055 721 A1 bekannt ist. Auch hier kann im Fehlerfall Druckmittel zur Druckreduzierung nach Öffnen des vorgeschalteten Magnetventils in die Speicherkammer(n) gelangen und damit der Druck in den Radbremsen erheblich reduziert werden. Eine Fehlererkennung und Druckreduzierung gelingt bei diesem System besonders gut, da der Vorgang durch systembedingte und bereits vorhandene Sensoren für Pedalweg, HZ-Kolbenposition und Druck überwacht werden kann. - Vorteilhaft ist der Mehraufwand für die erfindungsgemäße Lösung des Bremsdruckabbaus im Fehlerfall des Antriebs oder Getriebes des Bremskraftverstärkers sehr gering. Sofern eine Speicherkammer vorhanden ist, muss lediglich die Software konventioneller ABS- oder EPS-Systeme angepasst werden.
- Nachfolgend wird die erfindungsgemäße Verwendung mindestens einer Speicherkammer näher erläutert.
- Es zeigen:
-
1 : Hydraulischer Bremskraftverstärker mit konventioneller ABS-Ventilschaltung und Speicherkammer zur Verwendung im Störungsfall; -
2 : elektromechanischer Bremskraftverstärker mit Speicherkammern, welche erfindungsgemäß für den Störungsfall des Antriebs oder Getriebes zum Druckabbau verwendet werden. - Die
1 zeigt aus mechanischer Sicht eine herkömmliche Bremsanlage mit ABS-System mit der bekannten Ventilschaltung und Pumpe, sowie einem Bremskraftverstärker1 für einen Bremskreis, auf deren detaillierte Beschreibung verzichtet wird. - Im oberen Bildteil ist der getrennt angeordnete Bremskraftverstärker
1 mit Tandemhauptzylinder4 dargestellt, der über das Bremspedal2 betätigt wird. Mit dem Bremspedal2 ist ein Pedalwegschalter oder Sensor3 verbunden, welcher den Bremsbeginn anzeigt oder auch zur Bremskraftverstärkung verwendet wird. Die separate Einheit, als HCU5 bezeichnet, verwendet Komponenten zur Druckmodulation von ABS und ESP. Für ESP werden weitere Magnetventile eingesetzt, z. B. zum Druckaufbau ohne Bremskraftverstärkeraktivierung, welche nicht dargestellt sind. Für diese Funktion wird auch ein oder mehrere Druckgeber17 verwendet. Gerät ein Rad infolge von zu viel Bremsmoment in größeren Schlupf, so wird das mittels einer Hydraulikleitung mit dem Bremskolben verbundene Auslassventil7 zur Druckabsenkung kurzzeitig geöffnet, wodurch sowohl Druckmittel in die Speicherkammer8 gelangt und als auch von der Rückförderpumpe6 zum Hauptzylinder4 zurück gepumpt wird. - Tritt nun der Fehlerfall mit blockiertem Antrieb ein, so wird zur Druckreduzierung das Pedal
2 in Richtung Ausgangsstellung bewegt. Hierbei erfolgt infolge der Blockierung jedoch nicht die zur Pedalstellung passende Druckreduzierung. Um die Relation zwischen Pedalstellung bzw. Pedalweg und Solldruck wieder einzuregeln werden alle Auslassventile7 solange geöffnet bis die Relation von Pedalweg und Druckgeber17 wieder gegeben ist. In vielen Fällen wird das Bremspedal2 in die Ausgangsstellung bewegt, was Druck Null entsprechen soll. Wird nun gleichzeitig die Rückförderpumpe6 eingeschaltet, so wirkt deren Druck gegen den blockierten Antrieb, was wiederum zur Folge haben kann, dass der hohe Druck den Hauptzylinderkolben entgegen dem blockierten Antrieb verstellt und der Druck entsprechend dem Vorgabewert, z. B. Pedalweg, abgebaut wird. Wenn das Bremspedal2 sich in der Ausgangsstellung befindet, wird in diesem Fall der Kolben über das Schnüffelloch bewegt und somit Druck Null erzeugt, was über den Druckgeber im THZ-Kreis möglich ist. - Ist die Blockierung so stark, dass die Rückförderpumpe
6 keine Wirkung hat, so muss sie entweder bei maximal zulässigem Druck, welcher vom Druckgeber17 gemessen wird, abgeschaltet werden oder sie blockiert und wird über die Drehzahl oder Stromerkennung abgeschaltet. In diesem Fall ist die Druckreduzierung durch das Speichervermögen der Speicherkammer gegeben. - Wenn kein Druckgeber im Radkreis eingebaut ist, so wird im Fehlerfall solange das Auslassventil
7 geöffnet, bis wieder durch größeren Pedalweg ein Druckanstieg gewünscht wird oder die Auslassventile7 bleiben bei ”Pedal in Ausgangsstellung” eine bestimmte Zeit offen, damit die Speicherkammer8 gefüllt wird. Die Füllung ist stets abhängig vom vor der Blockierung eingesteuerten Bremsdruck. Ist dieser im Teilbremsbereich, so kann der Druck ohne wirksame Rückförderpumpe auf niedrige Werte abgebaut werden, so dass der Fahrer zwar eine Warnanzeige erhält, aber ohne weiteres auf den nächsten Parkplatz fahren kann. Ist der eingesteuerte Druck hoch, so kann er nur bei kleinerer Geschwindigkeit mit der Motorkraft zur nächsten Parkmöglichkeit fahren. Entsprechende Hinweise kann er im Display erhalten. So kann er dem gefährlichen Stehenbleiben auf der Fahrbahn entkommen. Dieser Fall wird extrem selten auftreten, da ein hoher Bremsdruck auch hohe Rückstellkräfte auf den Kolben bewirkt, was dem vollständigen Blockieren entgegen wirkt. - Die
2 zeigt ein System. Dieses System besitzt einen Wegsimulator mit zusätzlichen Komponenten, die hier nur mit Pedalinterface14 beschrieben sind. Entsprechend dem vorzugsweise mittels des Sensors3 gemessenen Pedalwegs wird der Elektromotor11 zur Bremsdruckerzeugung über den Tandemhauptzylinder (THZ)4 angesteuert. In der Verbindungsleitung vom THZ4 zum Bremssattel10 sind Speicherkammern8 eingesetzt, die über vorgeordnete bzw. vorgeschaltete schaltbare Magnetventile15 gefüllt oder entleert werden können. Dies kann z. B. zur Nachförderungen von Druckmittel in die Bremskreise zur Bremsbelag-Lüftspielsteuerung oder zur Leerwegsteuerung gemäß derDE 10 2009 043 484 A1 eingesetzt werden. - Wie beim Bremssystem der
1 können die Speicherkammern8 auch im vorbeschriebenen Fehlerfall genutzt werden. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass keine Rückförderpumpe vorhanden ist. Tritt der Fehlerfall ein, so wird dieser durch Vergleich von Pedalweg, gemessen mit Sensor3 , und Druck im Hauptbremszylinder, gemessen mit Sensor9 , erkannt und durch Öffnen der den Speicherkammern8 vorgeschalteten Schaltventile15 in beiden Bremskreisen der Druckabbau entsprechend dem Pedalwegsignal eingeleitet bzw. eingeregelt. Der Störungsfall kann zudem durch Vergleich von Pedalweg, gemessen mit Sensor3 , und des gemessenen Motorstroms des Antriebs erkannt bzw. ermittelt werden. Auch bei diesem Bremssystem ist, wie beim Bremssystem der1 beschrieben, der Druckabbau in die Speicherkammer8 abhängig von der Höhe des Einsteuerdrucks. Bei kleineren Werten ist der Druckabbau bestimmt durch die Speicherdruckkennlinie, bei Kolbenspeicher durch die effektive Vorspannfeder, was ca. 3–5 bar bewirkt. Dieser Druck ist für ein Weiterfahren zum nächsten Parkplatz durch entsprechende Hinweise im Display völlig unkritisch. Dagegen gilt bei hohem Steuerdruck das in1 Gesagte. - Erfolgt bei den Bremssystemen entsprechend der
1 und2 während der Fahrt zum Parkplatz ein erneuter Druckaufbau, so kann dies in beiden Systemen durch direkte Wirkung vom Bremspedal für die THZ-Kolben erfolgen. Es kann dabei durch Öffnen der Ventile7 bzw.15 aus dem Speicher im niedrigen Druckbereich Druckmittel wieder in die Bremskreise zurückgeführt werden. Hierzu sind verschiedene Steuerungsmöglichkeiten denkbar, die in der Vielfalt nicht beschrieben werden, da sich an der grundsätzlichen Lösung nichts ändert. - Wie bereits erläutert, ist der Mehraufwand bei der erfindungsgemäßen Lösung für eine wirksame Abhilfe für den kritischen Fehlerfall sehr gering.
- Bezugszeichenliste
-
- 1
- Bremskraftverstärker (BKV)
- 2
- Bremspedal
- 3
- Pedalwegschalter/Sensor
- 4
- Tandemhauptzylinder (THZ)
- 5
- HCU
- 6
- Rückförderpumpe
- 7
- A-Ventil
- 8
- Speicherkammer
- 9
- Speicherkammerschalter/Sensor
- 10
- Bremssattel
- 10a
- Bremskolben
- 11
- E-Motor
- 12
- Pedalstange
- 13
- Drehwinkelgeber
- 14
- Speicherkammer MV
- 15
- Druckgeber
Claims (7)
- Bremssystem mit einem Bremskraftverstärker (
1 ) mit Antrieb (11 ), bei dem mittels mindestens einem schaltbaren Ventil (7 ,15 ) Druckmittel aus mindestens einer Radbremse (10 ) oder mindestens einem Bremskreis in eine Speicherkammer (8 ) leitbar ist, wobei eine Steuerungseinrichtung zumindest das mindestens eine schaltbare Ventil (7 ,15 ) steuert, wobei im Störungsfalle des Bremskraftverstärkers (1 ), wenn dessen Antrieb (11 ) oder das zwischen Antrieb (11 ) und Kolben des Hauptbremszylinders (4 ) zwischengeschaltete Getriebe blockiert ist, die mindestens eine Speicherkammer (8 ) zur Aufnahme von Druckmittel aus der Radbremse bzw. dem Bremskreis und somit zum Druckabbau in mindestens einer Radbremse dient, dadurch gekennzeichnet, dass die Speicherkammer (8 ) die für eine ABS- und/oder Fahrstabilitäts-Regelungs-Funktion vorgesehene Speicherkammer ist und die Speicherkammer (8 ) eine geschlossene Kolbenspeicherkammer mit einem durch Federkraft vorgespannten Kolben ist. - Bremssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Bremskreis eine Speicherkammer (
8 ) mit zugehörigem schaltbaren Ventil (7 ,15 ) zum Druckabbau im Störungsfall aufweist. - Bremssystem nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Bremssystem einen Wegsimulator aufweist.
- Bremssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung mittels Sensoren (
3 ,13 ,17 ) den Störungsfall durch Vergleich der Eingangssignalgrößen ”Kolbenweg” und/oder ”Druck im Bremskreis” und/oder ”Motorstrom des Antriebs” einerseits und ”Pedalweg” und/oder ”Pedalkraft” andererseits erkennt. - Bremssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Rückförderpumpe (
6 ) des ABS-Systems Druckmittel zur Zurückstellung des Kolbens des Hauptbremszylinders (4 ) in den Hauptbremszylinders (4 ) fördert. - Verfahren unter Verwendung eines Bremssystems nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung das mindestens eine schaltbare Ventil (
7 ,15 ) im Störungsfall des Antriebs und/oder des zwischen Antrieb und Kolben des Hauptbremszylinders (4 ) zwischengeschalteten Getriebes zum Druckabbau in mindestens einer Radbremse öffnet, sofern zuvor das Bremspedal (2 ) zum Druckaufbau betätigt worden war. - Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei aufgetretenem Störungsfall und erfolgtem Druckabbau mittels der Speicherkammer(n) (
8 ) bei einer erneuten Bremsung mittels des Bremspedals (2 ) der Kolben des Hauptbremszylinders (4 ) zum Druckaufbau verstellt wird, wobei das jeweilige schaltbare Ventil (7 ,15 ) geschlossen bleibt.
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