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Gebiet der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von (Meth)acrylat-Copolymeren
in Retard-Arzneiformen
zur Verringerung des Einfusses von Ethanol auf die Wirkstofffreisetzung.
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Technischer Hintergrund
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US 2003/0118641 A1 beschreibt
ein Verfahren zur Reduzierung des Missbrauchspotentials von oralen Arzneiformen,
die extrahierbare Opioide enthalten. Dabei soll insbesondere eine
Resistenz gegenüber
der Wirkstoffextraktion mittels haushaltsüblicher Lösemittel, wie Isopropylalkohol,
Wodka, Weissweinessig, Heißwasser
oder Peroxid, 0,01 HCl in verdünntem
Alkohol, bewirkt werden. Es wird vorgeschlagen, den Wirkstoff mit
einem Matrix-formenden Polymeren und einem Ionenaustauschmaterial,
z. B. Stryrol-Divinylbenzol-Polymerisaten, in mikronisierter Form
zu formulieren. Für
die Funktion erhöhter
Resistenz gegenüber
der Wirkstoffextraktion ist das Ionenaustauschmaterial entscheidend.
Das Matrix-formende
Polymer dient offensichtlich als Strukturgeber für den Arzneimittelkern. Für die matrix-formenden
Polymere wird eine lange Liste möglicher Substanzen
angegeben, die unter vielen anderen Stoffen auch Polymethacrylate
umfasst. Bevorzugte Matrixbildner sind C
1-C
6-Hydroxyalkylcellulosen.
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US 2004/0052731 A1 beschreibt
eine Arzneiform, insbesondere geeignet für Opioid-Wirkstoffe, die zur Reduzierung des
Missbrauchspotentials durch unsachgemäße Verabreichung beitragen
soll. Es wird vorgeschlagen, eine lipophile Wirkstoffvariante mit
einem wasserunlöslichen
Zusatzstoff, wie z. B. einer Fettsäure oder vernetzten wasserlöslichen
Polysacchariden, zu kombinieren.
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US 2005/0163856 A1 beschreibt
ein therapeutisches Verfahren zur Behandlung von unter Schmerz leidenden
Patienten mit einer Oxycodon enthaltenden Arzneiform mit reduziertem
Missbrauchspotential durch Auflösen
in einem Lösemittel
und anschließender
unsachgemäßer Applikation.
Der Wirkstoff soll dazu mit einem Matrix-formenden Polymer, ausgewählt aus
der Gruppe der Hydroxypropyl-Cellulose, Hydroxypropylmethyl-Cellulose
oder Hydroxyethyl-Cellulose, formuliert werden.
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WO 2006/002884 A1 beschreibt
gegen Missbrauch gesicherte orale Darreichungsformen, die ein Polymer,
insbesondere ein Polyalkylenoxid, mit einer Bruchfestigkeit von
mindestens 500 N enthält.
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WO 2006/094083 A1 beschreibt
eine Arzneiform mit kontrollierter Venlafaxin-Freisetzungscharakteristik. Zur Reduzierung
des Missbrauchspotentials durch Ethanol Zugabe wird der Wirkstoff
in eine Matrix aus einem gelierenden, vernetzten Polymeren, z. B.
Xanthan, eingebunden. Als Zusatzstoffe können weitere hydrophobe Polymere,
u.a. auch Polymethacrylate, hinzugefügt werden.
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Aufgabe und Lösung
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Die
vorliegende Erfindung geht von Retard-Arzneiformen für die orale
Verabreichung aus (Orale Retard-Arzneiformen). Dieser Typ von Arzneiform
ist für
eine länger
anhaltende Freisetzung eines Wirkstoffs meist während der Darmpassage vorgesehen.
Man versucht durch entsprechende retardierende Formulierungen der
Arzneiform zu erreichen, dass nach anfänglichem Anstieg der Blutspiegelkonzentration
des Wirkstoffs diese möglichst
lange im therapeutisch optimalen Bereich verbleibt. Eine zu hohe
Blutspiegelkonzentration des Wirkstoffs, die meist toxische Wirkungen
hat, oder auch eine zu niedrige, unterschwellige Blutspiegelkonzentration
des Wirkstoffs, die keine oder keine ausreichende therapeutische
Wirkung, soll vermieden werden.
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Bei
der retardierenden Formulierungen von oralen Arzneiformen ist maßgeblich
der Einfluss des Magensafts und der Darmsäfte, insbesondere die Ionenstärke und
der Umgebungs-pH-Wert, in an sich bekannter Weise zu berücksichtigen.
Ein Problem besteht darin, dass die dabei für die Wirkstoffabgabe angenommenen idealen Verhältnisse
durch die allgemeinen Lebensgewohnheiten, Unachtsamkeit oder durch
ein Suchtverhalten der Patienten in Bezug auf die Verwendung von
Ethanol bzw. Ethanol-haltigen Getränken verändert sein können. In
diesen Fällen
wird die eigentlich für
ein ausschließlich
wässriges
Milieu ausgelegte Arzneiform zusätzlich
einem mehr oder weniger starken alkoholischen bzw. ethanolischem
Milieu ausgesetzt. Durch das Auflösen von oralen Retard-Arzneiformen
in alkoholischen Getränken
oder deren gleichzeitige oder überlappende Einnahme
mit alkoholischen Getränken
kann es zu einer unerwünschten
oder gar kritischen Beschleunigung oder Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung
kommen.
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Da
sich nicht alle Patienten des Risikos gleichzeitiger Einnahme von
Retard-Arzneiform
und Ethanol-haltiger Getränke
bewusst sind oder entsprechende Warnungen, Hinweise oder Empfehlungen
befolgen oder zu befolgen in der Lage sind, stellt sich die Aufgabe,
orale Retard-Arzneiformen so auszulegen, dass ihre Wirkungsweise
möglichst
wenig durch die Anwesenheit von Ethanol beeinflusst wird.
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Zweck
der vorliegenden Erfindung ist es ausdrücklich nicht, die Einnahme
von Ethanol-haltigen Getränken
zusammen mit Retard-Arzneiformen anzuregen, zu fördern oder zu ermöglichen,
sondern die möglicherweise
fatalen Folgen absichtlichen oder versehentlichen Missbrauchs zu
mildern oder zu vermeiden.
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Unterschiedliche Situationen
in Magen oder Darm
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Wegen
der Unübersehbarkeit
von in-vivo Effekten, legt die vorliegende Erfindung in-vitro Verhältnisse als
objektiv nachvollziehbare Messgrundlagen zu Grunde.
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Die
Erfindungsgemäße Aufgabe
besteht in der Bereitstellung einer oralen Retard-Arzneiform, bei der die
Wirkstofffreisetzung in acidem Medium nach USP Paddle bei pH 1,2
und 37 °C
mit einem Gehalt von 5, 10 oder 40 % Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt
nach 2 Stunden im Vergleich zum Medium ohne Ethanol um nicht mehr als
20 %, bevorzugt um nicht mehr als 10 % erhöht oder erniedrigt ist. Diese
Anforderung betrifft die Verhinderung oder Reduzierung des Effekts
einer unerwünschten
oder risikoreichen Freisetzung einer nicht vorgesehenen Wirkstoffinitialdosis
im Magen. Diese Situation betrifft in erster Linie die mehr oder
weniger gleichzeitige Einnahme der oralen Retard-Arzneiform und
eines alkoholischen Getränks
innerhalb der Verweilzeit im Magen, z. B. innerhalb eines Zeitfensters
von ca. 2 Stunden.
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Die
Erfindungsgemäße Aufgabe
besteht in der Bereitstellung einer oralen Retard-Arzneiform, bei der die
Wirkstofffreisetzung in gepuffertem Medium nach USP Paddle bei pH
6,8 und 37 °C
mit einem Gehalt von 5, 10 oder 40 % Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt
nach 4 Stunden im Vergleich zum Medium ohne Ethanol um nicht mehr
als 20 % bevorzugt um nicht mehr als 10 % erhöht oder erniedrigt ist. Diese
Anforderung betrifft die Verhinderung oder Reduzierung des Effekts
einer der Beschleunigung oder Verlangsamung der im Darm vorgesehenen
Wirkstofffreisetzung. Diese Situation betrifft im Wesentlichen die
nachträgliche
Einnahme eines alkoholischen Getränks in zeitlichem Abstand zur
Einnahme der oralen Retard-Arzneiform, so dass die Arzneiform erst
im Darm einem Ethanol-haltigen Millieu ausgesetzt wird.
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Messmethoden
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Die
Messung der prozentual freigesetzten Wirkstoffmenge kann z. B. durch
On-line UV-Spektroskopie bei einer für den jeweiligen Wirkstoff
geeigneten Wellenlänge
erfolgen. Einem Fachmann ist die Methodik geläufig.
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Die
Wirkstofffreisetzung kann nach USP, insbesondere USP 28-NF23, General
Chapter <711>, Dissolution, Apparatus
2 (Paddle), Method <724> „Delayed Release (Enteric
Coated) Articles-General General Drug Release Standard", Method B (50 Upm,
37 °C) mit
folgender Abwandlung bestimmt werden: Die Arzneiformen werden zunächst für 120 min
in künstlichen
Magensaft (USP) bei pH 1,2 geprüft,
anschließend
wird mit Phosphatpuffer auf pH 6,8 umgepuffert, was einem künstlichen
Darmmillieu entspricht. Die Messung im ethanolischen Milieu mit
der entsprechenden Ethanol-Menge (v/v) im Medium ausgeführt.
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Unterschiedliche Anforderungen
bezüglich
der in-vitro Ethanol-Gehalte
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Die
Differenzierung der Aufgaben in drei Ethanolgehalte von 5 oder 10
oder 40 % (Volumen/Volumen), entspricht unterschiedlichen hohen
Anforderungen.
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5 % Ethanol
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Eine
orale Retard-Arzneiform, bei der die Wirkstofffreisetzung in acidem
Medium nach USP Paddle bei pH 1,2 und 37 °C mit einem Gehalt von 5 % Ethanol
(v/v) zum Zeitpunkt nach 2 Stunden im Vergleich zum Medium ohne
Ethanol um nicht mehr als 20 %, bevorzugt um nicht mehr als 10 %
erhöht
oder erniedrigt ist, wird in-vivo durch die gleichzeitigen Einnahme
von alkoholischen Getränken
mit niedrigem Ethanolgehalt, wie z. B. Bier (ca. 4,8 % Ethanol-Gehalt),
im Vergleich zu einer nicht erfindungsgemäß ausgelegten Arzneiform relativ
wenig beeinflusst.
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Einer
orale Retard-Arzneiform, bei der die Wirkstofffreisetzung, gemessen
nach USP Paddle bei 37 °C in
acidem Medium bei pH 1,2 für
2 Stunden und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit einem
Gehalt der Medien von 5 % Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt nach insgesamt
6 Stunden im Vergleich zum Medium ohne Ethanol um nicht mehr als
20 %, bevorzugt um nicht mehr als 10 % erhöht oder erniedrigt ist, wird
in-vivo durch die nachträgliche
Einnahme von alkoholischen Getränken
mit niedrigem Ethanolgehalt, wie z. B. Bier (ca. 4,8 % Ethanol-Gehalt),
im Vergleich zu einer nicht erfindungsgemäß ausgelegten Arzneiform relativ
wenig beeinflusst.
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Diese
relativ niedrige Anforderungen ist in der Praxis durchaus von Bedeutung,
da ein Großteil
des im Sinne der Erfindung alkoholische Getränke konsumierenden Patientenkreises überwiegend
Getränke
mit geringem Ethanolgehalt konsumieren dürfte, was häufig allgemein üblichen
Nahrungsaufnahme-Gewohnheiten entspricht. Man denke nur an die südlicheren
Regionen Deutschlands, wo Bier auch heute noch in großen Teilen
der Bevölkerung
als Grundnahrungsmittel angesehen und regelmäßig konsumiert wird. Arzneiformen,
die diese Anforderungen erfüllen, entfalten
ihre vorteilhafte Wirkung bei Patientenkreisen, die überwiegend
oder ausschließlich
Getränke
mit geringem Ethanolgehalt konsumieren.
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10 % Ethanol
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Eine
orale Retard-Arzneiform, bei der die Wirkstofffreisetzung in acidem
Medium nach USP Paddle bei pH 1,2 und 37 °C mit einem Gehalt von 10 %
Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt nach 2 Stunden im Vergleich zum Medium
ohne Ethanol um nicht mehr als 20 %, bevorzugt um nicht mehr als
10 % erhöht
oder erniedrigt ist, wird in-vivo
durch die gleichzeitige Einnahme von alkoholischen Getränken mit
mittlerem Ethanolgehalt, wie z. B. Wein oder dem Einnahme geringer
Mengen von alkoholischen Getränken
mit hohem Ethanolgehalt im Vergleich zu einer nicht erfindungsgemäß ausgelegten
Arzneiform relativ wenig beeinflusst. Ein vor oder nach der Einnahme
der oralen Retard-Arzneiform eingenommener Schnaps (20 ml mit ca.
45 % Ethanolgehalt) würde sich
im Magen zu einer niedrigeren Ethanolkonzentration verdünnen, allerdings
könnte
die Arzneiform kurzfristig lokal einem höheren Ethanol-Gehalt ausgesetzt
sein.
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Einer
orale Retard-Arzneiform, bei der die Wirkstofffreisetzung, gemessen
nach USP Paddle bei 37 °C in
acidem Medium bei pH 1,2 für
2 Stunden und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit einem
Gehalt der Medien von 10 % Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt nach insgesamt
6 Stunden im Vergleich zum Medium ohne Ethanol um nicht mehr als
20 % bevorzugt um nicht mehr als 10 % erhöht oder erniedrigt ist, wird
in-vivo durch die gleichzeitige Einnahme von alkoholischen Getränken mit
mittlerem Ethanolgehalt, wie z. B. Wein oder dem Einnahme geringer
Mengen von alkoholischen Getränken
mit hohem Ethanolgehalt im Vergleich zu einer nicht erfindungsgemäß ausgelegten
Arzneiform relativ wenig beeinflusst.
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Diese
mittlere Anforderung ist in der Praxis von Bedeutung, da ein gewisser
Anteil des im Sinne der Erfindung alkoholische Getränke konsumierenden
Patientenkreises Getränke
mit mittlerem Ethanolgehalt, wie z. B. Wein, oder gelegentlich geringe
Mengen von alkoholischen Getränken
mit hohem Ethanolgehalt konsumiert. Obwohl das Suchtpotential dieses
Verhaltens bekannt ist und immer öfter öffentlich diskutiert wird,
entspricht es de-facto immer noch den allgemeinen Lebensgewohnheiten
der Nahrungsaufnahme weiter Bevölkerungsteile,
z. B. im europäischen
Raum.
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40 % Ethanol
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Eine
orale Retard-Arzneiform, bei der die Wirkstofffreisetzung in acidem
Medium nach USP Paddle bei pH 1,2 und 37 °C mit einem Gehalt von 40 %
Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt nach 2 Stunden im Vergleich zum Medium
ohne Ethanol um nicht mehr als 20 % bevorzugt um nicht mehr als
10 % erhöht
oder erniedrigt ist, bietet einen hohen Schutz gegenüber unerwünschten
Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme von alkoholischen Getränken mit
niedrigem, mittlerem oder hohem Ethanolgehalt.
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Einer
orale Retard-Arzneiform, bei der die Wirkstofffreisetzung, gemessen
nach USP Paddle bei 37 °C in
acidem Medium bei pH 1,2 für
2 Stunden und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit einem
Gehalt der Medien von 40 % Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt nach insgesamt
6 Stunden im Vergleich zum Medium ohne Ethanol um nicht mehr als
20 % erhöht
oder erniedrigt ist, bietet einen hohen Schutz gegenüber unerwünschten
Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme von alkoholischen Getränken mit
niedrigem, mittlerem oder hohem Ethanolgehalt.
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Diese
hohe Anforderung ist in der Praxis von Bedeutung, da ein geringer
Anteil des im Sinne der Erfindung alkoholische Getränke konsumierenden
Patientenkreises Getränke
mit hohem Ethanolgehalt konsumiert. Dieser Personenkreis ist in
der Regel als alkoholabhängig
zu bezeichnen und deshalb häufig
nicht geneigt oder in der Lage während
der Einnahme von Medikamenten auf den Konsum harter Alkoholika zu
verzichten. Das Missbrauchpotential ist in dieser zahlenmäßig sicher
kleinsten Patientengruppe am höchsten.
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Diese
hohe Anforderung ist in der Praxis auch von Bedeutung, da die US-amerikanische Behörde Food
and Drug Administration (FDA) zunehmend die Missbrauchsproblematik
(Stichwort: Drug Induced Dose Dumping) von Retard-Arzneiformen in den
Focus der Arzneimittelsicherheit rückt und für bestimmte Arzneiformformen
Nachweise für
die Resistenz gegenüber
dem „Drug
Induced Dose Dumping" verlangt.
Hierfür
sind unter anderem auch Testsysteme, die auf 40 % Ethanol-Zusatz
beruhen, von Bedeutung.
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Die
oben genannten Aufgaben werden gelöst durch die Verwendung von
magensaftunlöslichen (Meth)acrylat-Copolymeren
in oralen Retard-Arzneiformen
als Matrixbildner für
den enthaltenen Wirkstoff zur Verringerung des Effektes der Beschleunigung
oder Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung durch den Einfluss von
Ethanol unter in-vitro Bedingungen.
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Die
Wirkung von magensaftunlöslichen
(Meth)acrylat-Copolymeren in oralen Retard-Arzneiformen als Matrixbildner für den enthaltenen
Wirkstoff zur Verringerung des Effektes der Beschleunigung oder
Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung durch den Einfluss von Ethanol
unter in-vitro Bedingungen war bisher unbekannt.
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Ausführung der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von magensaftunlöslichen
(Meth)acrylat-Copolymeren in oralen Retard-Arzneiformen als Matrixbildner für den enthaltenen
Wirkstoff zur Verringerung des Effektes der Beschleunigung oder
Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung durch den Einfluss von Ethanol
unter in-vitro Bedingungen.
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Magensaftunlösliche (Meth)acrylat-Copolymere
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Neutrale, magensaftunlösliche (Meth)acrylat-Copolymere
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Neutrale
oder im wesentlichen neutrale Methacrylat-Copolymere bestehen mindestens
zu 95, insbesondere zu mindestens 98, bevorzugt zu mindestens 99, insbesondere
zu mindestens 99, besonders bevorzugt zu 100 Gew.-% aus (Meth)acrylat-Monomeren
mit neutralen Resten, insbesondere C1- bis
C4-Alkylresten.
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Es
handelt sich um unabhängig
vom pH-Wert lösliche
oder quellbare Polymerisate, die für retardierende Arzneimittelüberzügen oder
wie im vorliegenden Fall als retardierende Bindemittel geeignet
sind. Bei letzterer Verwendung ist es natürlich von besonderer Bedeutung,
dass es in-vivo nicht zu einer vorzeitigen Wirkstofffreisetzung
in Mund, Magen oder Darm kommt, d.h., dass die Wirkstoffinitialdosis
so gering wie möglich
ist.
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Geeignete
(Meth)acrylat-Monomere mit neutralen Resten sind z. B. Methylmethacrylat,
Ethylmethacrylat, Butylmethacrylat, Methylacrylat, Ethylacrylat,
Butylacrylat. Bevorzugt sind Methylmethacrylat, Ethylacrylat und
Methylacrylat.
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In
geringen Anteilen, zu höchstens
5, bevorzugt höchstens
2, besonders bevorzugt höchstens
1 oder 0,05 bis 1 Gew.-% können
Methacrylatmonomere mit anionischen Resten, z. B. Methacrylsäure, enthalten sein.
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Geeignet
sind z. B. neutrale oder nahezu neutrale (Meth)acrylat Copolymere
aus 20 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat, 60 bis 80 Gew.-% Methylmethacrylat
und 0 bis 5 Gew.-% Methacrylsäure
(Typ EUDRAGIT® NE, EUDRAGIT® NM
oder Typ Kollicoat® EMM 30D, BASF).
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Geeignet
sind z. B. neutrale (Meth)acrylat Copolymere aus 20 bis 40 Gew.-%
Ethylacrylat und 60 bis 80 Gew.-% Methylmethacrylat (Typ EUDRAGIT® NE).
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EUDRAGIT® NE
ist ein Copolymer aus 30 Gew.-% Ethylacrylat und 70 Gew.-% Methylmethacrylat.
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Bevorzugt
sind neutrale oder im Wesentlichen neutrale (Meth)acrylatcopolymere,
die gemäß der
WO 01/68767 als Dispersionen
unter Verwendung von 1–10
Gew.-% eines nichtionischen Emulgators mit einem HLB-Wert von 15,2
bis 17,3 hergestellt wurden. Letztere bieten den Vorteil, dass eine
Phasenseparation unter Ausbildung von Kristallstrukturen durch den
Emulgator unterbleibt (Eudragit
® NM).
EUDRAGIT
® NM
ist ein Copolymer aus 30 Gew.-% Ethylacrylat und 70 Gew.-% Methylmethacrylat.
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Gemäss
EP 1571164 A2 können entsprechende
nahezu neutrale (Meth)acrylatcopolymere, mit geringen Anteilen,
0,05 bis 1 Gew.-% an monoolefinisch ungesättigten C
3-C
8-Carbonsäuren
jedoch auch durch Emulsionspolymerisation in Gegenwart vergleichsweise
geringer Mengen anionischer Emulgatoren, z. B. 0,001 bis 1 Gew.-%,
als Dispersion erhalten werden.
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Bevor
die neutralen oder nahezu neutralen (Meth)acrylatcopolymere im erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzt werden, sollen diese bevorzugterweise zunächst als
Feststoff aus den Dispersionen gewonnen werden, z. B. durch Sprüh- oder Gefriertrocknen.
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Anionische, magensaftunlösliche (Meth)acrylat-Copolymere
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Magensaftunlösliche (Meth)acrylat-Copolymere
können
z. B. 40 bis 100, bevorzugt zu 45 bis 99, insbesondere zu 85 bis
95 Gew.-% radikalisch polymerisierte C1-
bis C4-Alkylestern der Acryl- oder der Methacrylsäure und
0 bis 60, bevorzugt 1 bis 55, insbesondere 5 bis 15 Gew.-% (Meth)acrylat-Monomere
mit einer anionischen Gruppe enthalten.
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In
der Regel addieren sich die genannten Anteile zu 100 Gew.-%. Es
können
jedoch zusätzlich,
ohne dass dies zu einer Beeinträchtigung
oder Veränderung
der wesentlichen Eigenschaften führt,
geringe Mengen im Bereich von 0 bis 10, z. B. 1 bis 5 Gew.-% weiterer
vinylisch copolymerisierbarer Monomere, wie z. B. Hydroxyethylmethacrylat
oder Hydroxyethylacrylat enthalten sein.
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C1- bis C4-Alkylestern
der Acryl- oder Methacrylsäure
sind insbesondere Methylmethacrylat, Ethylmethacrylat, Butylmethacrylat,
Methylacrylat, Ethylacrylat und Butylacrylat.
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Ein
(Meth)acrylat-Monomer mit einer anionischen Gruppe kann z. B. Acrylsäure, bevorzugt
jedoch Methacrylsäure
sein.
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Weiterhin
geeignet sind anionische (Meth)acrylat Copolymere aus 40 bis 60,
Gew.-% Methacrylsäure und
60 bis 40 Gew.-% Methylmethacrylat oder 60 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat
(Typen EUDRAGIT® L
oder EUDRAGIT® L100-55).
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EUDRAGIT® L
ist ein Copolymer aus 50 Gew.-% Methylmethacrylat und 50 Gew.-%
Methacrylsäure.
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EUDRAGIT® L100-55
ist ein Copolymer aus 50 Gew.-% Ethylacrylat und 50 Gew.-% Methacrylsäure. EUDRAGIT® L
30-55 ist eine Dispersion enthaltend 30 Gew.-% EUDRAGIT® L
100-55.
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Ebenso
geeignet sind anionische (Meth)acrylat Copolymere aus 20 bis 40
Gew.-% Methacrylsäure und
80 bis 60 Gew.-% Methylmethacrylat (Typ EUDRAGIT® S).
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Besonders
gut geeignet sind (Meth)acrylat Copolymere, bestehend aus 10 bis
30 Gew.-%, Methylmethacrylat, 50 bis 70 Gew.-% Methylacrylat und
5 bis 15 Gew.-% Methacrylsäure
(Typ EUDRAGIT® FS).
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EUDRAGIT® FS
ist ein Copolymer aus 25 Gew.-%, Methylmethacrylat, 65 Gew.-% Methylacrylat
und 10 Gew.-% Methacrylsäure.
EUDRAGIT® FS
30 D ist eine Dispersion enthaltend 30 Gew.-% EUDRAGIT® FS.
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Weiterhin
geeignet für
die Zwecke der Erfindung ist ein Copolymer (s.
WO 2003/072087 ) welches sich aus
20
bis 34 Gew.-% Methacrylsäure
und/oder Acrylsäure,
20
bis 69 Gew.-% Methylacrylat und
0 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat
und/oder gegebenenfalls
0 bis 10 Gew.-% weiteren vinylisch
copolymerisierbarer Monomeren
zusammensetzt, mit der Maßgabe, dass
die Glastemperatur des Copolymers nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3, höchstens
60 °C beträgt. Dieses
(Meth)acrylatcopolymer ist wegen seiner guten Reißdehungseigenschaften insbesondere
zum Verpressen von Pellets zu Tabletten geeignet.
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Das
Copolymer setzt sich insbesondere zusammen aus radikalisch polymerisierten
Einheiten von
20 bis 34, bevorzugt 25 bis 33, besonders bevorzugt
28 bis 32 Gew.-% Methacrylsäure
oder Acrylsäure,
bevorzugt ist Methacrylsäure,
20
bis 69, bevorzugt 35 bis 65, besonders bevorzugt 35 bis 55 Gew.-%
Methylacrylat und gegebenenfalls
0 bis 40, bevorzugt 5 bis
35, besonders bevorzugt 15 bis 35 Gew.-% Ethylacrylat zusammen,
mit der Maßgabe, dass
die Glastemperatur des Copolymers (Messung ohne Weichmacherzusatz
bei einem Restmonomergehalt (REMO) von weniger als 100 ppm, Aufheizrate
10 °C/min,
Stickstoffatmosphare) nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3 (Tmg),
höchstens
60, bevorzugt 40 bis 60, besonders bevorzugt 45 bis 55 °C beträgt.
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Das
Copolymer besteht bevorzugt in wesentlichen bis ausschließlich aus
den Monomeren Methacrylsäure,
Methylacrylat und Ethylacrylat in den oben angegegebenen Mengenanteilen.
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Es
können
jedoch zusätzlich,
ohne dass dies zu einer Beeinträchtigung
der wesentlichen Eigenschaften führt,
geringe Mengen im Bereich von 0 bis 10, z. B. 1 bis 5 Gew.-% weiterer
vinylisch copolymerisierbarer Monomere, wie z. B. Methylmethacrylat,
Butylmethacrylat, Butylacrylat oder Hydroxyethylmethacrylat enthalten
sein.
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Zur
Einstellung spezieller Freisetzungsprofile bzw. Freisetzungsorte
können
auch Mischungen der genannten Copolymere zum Einsatz kommen.
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Unter
Glastemperatur wird hier insbesondere die midpoint temperature Tmg nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3, verstanden.
Die Messung erfolgt ohne Weichmacherzusatz, bei Restmonomergehalten
(REMO) von weniger als 100 ppm, bei einer Aufheizrate von 10 °C/min und
unter Stickstoffatmosphäre.
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Die
Copolymere werden in an sich bekannter Weise durch radikalische
Substanz-, Lösungs-,
Perl- oder Emulsionspolymerisation erhalten. Sie müssen vor
der Verarbeitung durch geeignete Mahl-, Trocken- oder Sprühprozesse
in den erfindungsgemäßen Teilchengrößenbereich
gebracht werden.
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Dies
kann durch einfaches Brechen extrudierter und abgekühlter Granulatstränge oder
Heißabschlag erfolgen.
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Insbesondere
bei Mischung mit weiteren Pulvern oder Flüssigkeiten kann der Einsatz
von Pulvern vorteilhaft sein. Geeignete Gerätschaften zur Herstellung der
Pulver sind dem Fachmann geläufig,
z. B. Luftstrahlmühlen,
Stiftmühlen,
Fächermühlen. Gegebenenfalls
können
entsprechende Siebungsschritte einbezogen werden. Eine geeignete
Mühle für industrielle
Großmengen
ist zum Beispiel eine Gegenstrahlmühle (Multi Nr. 4200), die mit
ca. 6 bar Überdruck
betrieben wird.
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Weiterhin
geeignet für
die Zwecke der Erfindung sind Copolymere (s.
WO 2004/096185 ) aus
20 bis
33 Gew.-% Methacrylsäure
und/oder Acrylsäure,
5
bis 30 Gew.-% Methylacrylat und
20 bis 40 Gew.-% Ethylacrylat
und
größer 10 bis
30 Gew.-% Butylmethacrylat und
gegebenenfalls
0 bis 10
Gew.-% weiteren vinylisch copolymerisierbarer Monomeren, wobei sich
die Anteile der Monomeren zu 100 Gew.-% addieren,
mit der Maßgabe, dass
die Glastemperatur des Copolymers (glass transition temperature)
nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3 (midpoint temperature T
mg),
55 bis 70 °C
beträgt.
Copolymere dieses Typs sind wegen seiner guten mechanischen Eigenschaften
insbesondere zum Verpressen von Pellets zu Tabletten geeignet.
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Das
oben genannte Copolymer setzt sich insbesondere zusammen aus radikalisch
polymerisierten Einheiten von
20 bis 33, bevorzugt 25 bis 32,
besonders bevorzugt 28 bis 31 Gew.-% Methacrylsäure oder Acrylsäure, bevorzugt
ist Methacrylsäure,
5
bis 30, bevorzugt 10 bis 28, besonders bevorzugt 15 bis 25 Gew.-%
Methylacrylat,
20 bis 40, bevorzugt 25 bis 35, besonders bevorzugt
28 bis 32 Gew.-% Ethylacrylat, sowie
größer 10 bis 30, bevorzugt 15
bis 25, besonders bevorzugt 18 bis 22 Gew.-% Butylmethacrylat
zusammen,
wobei die Monomerzusammensetzung so gewählt wird, dass die Glastemperatur
des Copolymers 55 bis 70 °C,
bevorzugt 59 bis 66, besonders bevorzugt 60 bis 65 °C beträgt.
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Zur
Einstellung spezieller Freisetzungsprofile bzw. Freisetzungsorte
können
auch Mischungen der genannten Copolymere zum Einsatz kommen.
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Unter
Glastemperatur wird hier insbesondere die midpoint temperature Tmg nach ISO 11357-2, Punkt 3.3.3, verstanden.
Die Messung erfolgt ohne Weichmacherzusatz, bei Restmonomergehalten
(REMO) von weniger als 100 ppm, bei einer Aufheizrate von 10 °C/min und
unter Stickstoffatmosphäre.
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Das
Copolymer besteht bevorzugt in wesentlichen bis ausschließlich, zu
90, 95 oder 99 bis 100 Gew.-%, aus den Monomeren Methacrylsäure, Methylacrylat,
Ethylacrylat und Butylmethacrylat in den oben angegebenen Mengenbereichen.
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Es
können
jedoch zusätzlich,
ohne dass dies zu einer Beeinträchtigung
der wesentlichen Eigenschaften führen
muß, geringe
Mengen im Bereich von 0 bis 10, z. B. 1 bis 5 Gew.-% weiterer vinylisch
copolymerisierbarer Monomere, wie z. B. Methylmethacrylat, Butylacrylat,
Hydroxyethylmethacrylat, Vinylpyrrolidon, Vinylmalonsäure, Styrol,
Vinylalkohol, Vinylacetat und/oder deren Derivate enthalten sein.
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Die
Copolymere werden in an sich bekannter Weise durch radikalische
Substanz-, Lösungs-,
Perl- oder Emulsionspolymerisation erhalten. Sie müssen vor
der Verarbeitung durch geeignete Mahl-, Trocken- oder Sprühprozesse
in den erfindungsgemäßen Teilchengrößenbereich
gebracht werden.
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Dies
kann durch einfaches Brechen extrudierter und abgekühlter Granulatstränge oder
Heißabschlag erfolgen.
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Insbesondere
bei Mischung mit weiteren Pulvern oder Flüssigkeiten kann der Einsatz
von Pulvern vorteilhaft sein. Geeignete Gerätschaften zur Herstellung der
Pulver sind dem Fachmann geläufig,
z. B. Luftstrahlmühlen,
Stiftmühlen,
Fächermühlen. Gegebenenfalls
können
entsprechende Siebungsschritte einbezogen werden. Eine geeignete
Mühle für industrielle
Großmengen
ist zum Beispiel eine Gegenstrahlmühle (Multi Nr. 4200), die mit
ca. 6 bar Überdruck
betrieben wird.
-
Die
Herstellung der anionischen (Meth)acrylatcopolymere mit Anteilen
anionischer Monomere von über
5 Gew.-% im Polymerisat kann in an sich bekannter Weise durch radikalische
Polymerisation der Monomeren erfolgen (siehe z. B.
EP 0 704 207 A2 ,
EP 0 704 208 A2 ,
WO 2003/072087 ,
WO 2004/096185 ). Die Copolymere
sind in an sich bekannter Weise durch radikalische Emulsionspolymerisation
in wäßriger Phase in
Gegenwart von vorzugsweise anionischen Emulgatoren herstellbar,
beispielsweise nach dem in
DE-C
2 135 073 beschriebenen Verfahren.
-
Das
Copolymerisat kann nach gängigen
Verfahren der radikalischen Polymerisation kontinuierlich oder diskontinuierlich
(Batch-Verfahren) in Gegenwart radikalbildender Initiatoren und
gegebenenfalls Reglern zur Einstellung des Molekulargewicht in Substanz,
in Lösung,
durch Perlpolymerisation oder in Emulsion hergestellt werden. Das
mittlere Molekulargewicht Mw (Gewichtsmittel, bestimmt z. B. durch
Messung der Lösungsviskosität) kann
z. B. im Bereich von 80.000 bis 1.000.000 (g/mol) liegen. Bevorzugt
ist die Emulsionspolymerisation in wäßriger Phase in Gegenwart wasserlöslicher
Initiatoren und (vorzugsweise anionischen) Emulgatoren.
-
Im
Falle der Substanzpolymerisation kann das Copolymer in fester Form
durch Brechen, Extrusion, Granulieren oder Heißabschlag erhalten werden.
-
Magensaftunlösliche (Meth)acrylat-Copolymere
mit quaternären
Ammoniumgruppen
-
Entsprechende
(Meth)acrylat-Copolymere sind z. B. aus
EP-A 181 515 oder aus
DE-PS 1 617 751 bekannt.
Es handelt sich um unabhängig
vom pH-Wert lösliche
oder quellbare Polymerisate, die für Arzneimittelüberzügen geeignet
sind. Als mögliches
Herstellungverfahren ist die Substanzpolymeriation in Gegenwart
eines im Monomerengemisch gelösten
radikalbildenden Initiators zu nennen. Ebenso kann das Polymerisat auch
mittels Lösungs-
oder Fällungspolymerisation
hergestellt werden. Das Polymerisat kann auf diese Weise in Form
eines feinen Pulvers erhalten werden, was bei der Subtanzpolymerisation
durch Mahlen, bei Lösungs- und
Fällungspolymerisation
z. B. durch Sprühtrocknung
erreichbar ist.
-
Das
(Meth)acrylat-Copolymer, setzt sich aus 85 bis 98 Gew.-% radikalisch
polymerisierten C1- bis C4-Alkylestern
der Acryl- oder der Methacrylsäure
und 15 bis 2 Gew.-% (Meth)acrylat-Monomeren mit einer quaternären Ammoniumgruppe
im Alkylrest zusammen.
-
Bevorzugte
C1- bis C4-Alkylestern
der Acryl- oder der Methacrylsäure
sind Methylacrylat, Ethylacrylat, Butylacrylat, Butylmethacrylat
und Methylmethacrylat.
-
Als
(Meth)acrylat Monomer mit quaternären Ammoniumgruppen wird 2-Trimethylammoniumethylmethacrylat-Chlorid
besonders bevorzugt.
-
Ein
entsprechendes Copolymer, kann z. B. aus 50–70 Gew.-% Methylmethacrylat,
20–40
Gew.-% Ethylacrylat und 7–2
Gew.-% 2-Trimethylammoniumethylmethacrylat-Chlorid aufgebaut sein.
-
Ein
konkret geeignetes Copolymer enthält 65 Gew.-% Methylmethacrylat,
30 Gew.-% Ethylacrylat und 5 Gew.-% 2-Trimethylammoniumethylmethacrylat-Chlorid
aufgebaut sein (EUDRAGIT® RS).
-
Ein
weiteres geeignetes (Meth)acrylat-Copolymer kann z. B. aus 85 bis
weniger als 93 Gew.-% C1- bis C4-Alkylestern der Acryl- oder der
Methacrylsäure
und mehr als 7 bis 15 Gew.-% (Meth)acrylat Monomeren mit einer quaternären Ammoniumgruppe
im Alkylrest aufgebaut sein. Derartige (Meth)acrylat-Monomere sind handelsüblich und
werden seit langem für
retardierende Überzüge verwendet.
-
Ein
konkret geeignetes Copolymer enthält z. B. 60 Gew.-% Methylmethacrylat,
30 Gew.-% Ethylacrylat und 10 Gew.-% 2-Trimethylammoniumethlymethacrylat-Chlorid
(EUDRAGIT® RL).
-
Arzneiform
-
Die
Erfindung betrifft orale Retard-Arzneiformen. Die sind Arzneiformen
mit hinhaltender Wirkstofffreigabe (Sustained-release Typ), verlängerter
Wirkstofffreigabe (Prolonged-release Typ), gestaffelter Wirkstofffreigabe
(repeat action- oder layered-time-action Typ) oder verzögerter Wirkstofffreigabe
(Delayed-release Typ),
die für
die orale Aufnahme vorgesehen sind. Die Wirkstofffreisetzung soll
in Regel über
einen längeren Zeitraum
gesteuert werden, so lang anhaltende Blutspiegelkonzentrationen
des Wirkstoffs im therapeutisch optimale Bereich bewirkt werden.
-
Die
oarle Retard-Arzneiform enthält
einen Wirkstoff, der in eine Matrix aus einem magensaftunlöslichen
(Meth)acrylat-Copolymeren eingebettet ist, sowie gegebenenfalls
weitere pharmazeutische Hilfsstoffe. Die Anteile von Wirkstoff,
magensaftunlöslichem
(Meth)acrylat-Copolymeren, sowie den gegebenenfalls enthaltenen
pharmazeutische Hilfsstoffen addieren sich zu 100 Gew.-%.
-
Die
Arzneiform enthält
eine wirkstoffhaltige Matrix, die 5 bis 80, bevorzugt 10 bis 30
Gew.-% des magensaftunlöslichen
(Meth)acrylat-Copolymeren enthalten kann.
-
Die
Arzneiform enthält
eine wirkstoffhaltige Matrix, die einen Wirkstoffanteil von 0,01
bis 95, bevorzugt von 20 bis 60 Gew.-% enthalten kann.
-
Die
Arzneiform bzw. die wirkstoffhaltige Matrix kann einen Anteil an
pharmazeutischen Hilfsstoffen von bis zu 94,99 Gew.-% aufweisen.
-
Die
Arzneiform kann als Pellet vorliegen. Bessere Resultate werden mit
Matrix-Tabletten
erreicht, so dass die Form bevorzugt ist.
-
Unter
Pellets wird eine besonders runde oder sphärische Form von Granulaten
verstanden, die einen Wirkstoff einschließt. Pellets weisen meist gute
Fließeigenschaften
auf. Die mittlere Teilchengröße kann
z. B. im Bereich von 50–2000 μm liegen.
Sie werden bevorzugt in Kapseln oder Sachets abgefüllt oder
nach Zumischung weiterer Hilfsstoffe zu zerfallenden Tabletten verpresst.
-
Mischungen
zur Herstellung von Tabletten aus Pellets werden durch Vermischen
der Pellets mit geeigneten Bindemitteln für die Tablettierung, nötigenfalls
der Zugabe von zerfallsfördernden
Substanzen und nötigenfalls
der Zugabe von Schmiermitteln zubereitet. Das Mischen kann in geeigneten
Maschinen stattfinden. Ungeeignet sind Mischer, die zu Schäden an den
Pellets führen,
z. B. Pflugscharmischer. Zur Erzielung geeigneter kurzer Zerfallszeiten
kann eine spezielle Reihenfolge bei der Zugabe der Hilfsstoffe zu
den Pellets erforderlich sein. Durch Vormischung mit der Pellets
mit dem Schmier- oder Formentrennmittel Magnesiumstearat kann deren
Oberfläche
hydrophobisiert und somit Verkleben vermieden werden.
-
Matrixtabletten
-
Unter
einer Matrixtablette wird eine verpresste Tablette mit einer porösen Gerüst- bzw. Matrixstruktur verstanden,
die den Wirkstoff durch Lösungs-
und Diffusionsvorgänge
unter weitgehender Beibehaltung der Tablettenform, im Gegensatz
zu zerfallenden Tabletten, kontrolliert bzw. retardiert freisetzt.
-
Typische
Bindemittel für
Matrixtabletten sind z. B. Calciumphosphate, Ludipress®, Lactose
oder andere geeignete Zucker oder Calciumsulfate. Bevorzugt werden
Substanzen mit geringer Schüttdichte.
-
Zerfallshilfsmittel
(Sprengmittel), wie z. B. quervernetztes Polyvinylpyrrolidon, können gegebenenfalls in
geringen Mengen, z. B. von 0 bis 5 Gew.-% enthalten sein. Bevorzugt
sind keine Zerfallshilfsmittel enthalten oder nur in so geringer
Menge, z. B. bis 5 Gew.-%, so dass sie nicht zum Zerfall der Tablette
sondern nur zur Auflockerung der Matrixstruktur beitragen. Durch
Auswahl eines geeigneten Bindemittels kann die Verwendung von Zerfallshilfsmittel
entfallen.
-
Typische
Schmier- und Formentrennmittel sind Magnesiumstearate oder andere
geeignete Salze von Fettsäuren
oder in der Literatur zu diesem Zweck aufgeführte Substanzen (z.B. Laurinsäure, Calciumstearat, Talkum
usw.). Bei Verwendung geeigneter Maschinen (z.B. Tablettenpresse
mit externer Schmierung) oder geeigneter Formulierungen kann die
Verwendung eines Schmier- und Formentrennmittels in der Mischung
entfallen.
-
Der
Mischung kann gegebenenfalls ein Hilfsmittel zur Fließverbesserung
beigefügt
sein (z. B. hochdisperse Kieselsäurederivate,
Talkum usw.).
-
Das
Tablettieren kann auf üblichen
Tablettenpressen, Exzenter- oder Rundlauftablettenpressen erfolgen,
bei Preßkräften im
Bereich von 5 bis 40 kN, bevorzugt 10–20 kN. Die Tablettenpressen
können
mit Systemen zur externen Schmierung ausgestattet sein. Gegebenenfalls
kommen spezielle Systeme zur Matrizenbefüllung zum Einsatz, die die
Matrizenbefüllung
mittels Rührflügeln vermeiden.
-
Wirkstoffe
-
Die
Erfindung eignet sich im Prinzip für alle Arten von Wirkstoffen.
Die erfindungsgemäße Wirkung
tritt jedoch umso stärker
ein, je geringer die Ethanol-Löslichkeit
des Wirkstoffs selbst ist. Bevorzugt sind auch Wirkstoffe, bei denen
das Missbrauchs- bzw. Nebenwirkungspotential besonders hoch oder
kritisch für
den Patienten ist. Zu nennen sind z. B. die Stoffklassen der Analgetika,
z. B. Diclofenac oder Opioide, Phychopharmaka, z. B. Antidepressiva
wie z. B. Amitryptilin, oder andere im zentralen Nervensystem wirksame
Substanzen. Weiterhin zu nennen sind Substanzen, bei denen der therapeutische
Bereich besonders eng ist, z. B. herzwirksame Substanzen wie z.
B. Herzglykoside, wie z. B. Diltiazem oder Digitoxin.
-
Pharmazeutische Hilfsstoffe
-
Typische
pharmazeutische Hilfsstoffe sind insbesondere Füllmittel, Bindemittel, Gleitmittel,
Fließregulierungsmittel,
Schmiermittel, Formtrennmittel, Zerfallshilfsmittel, Feuchthaltmittel,
Gegensprengmittel und Weichmacher.
-
Wenig
bzw. nicht geeignet bzw. gegebenenfalls aus dem Schutzumfang in
Form eines Disclaimers aus der Erfindung auszuschliessen sind:
- – Ionenaustauscherharze,
wie sie in der US
2003/0118641 A1 beschrieben sind. Hier wird die Gefahr
von toxischen Nebenwirkungen oder unerwünschter Wechselwirkungen mit
dem Wirkstoff gesehen.
- – Vernetzte
Hydrogelbildner, wie in der WO
2006/094083 beschrieben werden, insbesondere Xanthan Gum und
Locust Bean Gum. Bei diesen naturbasierten Stoffen werden oftmals
zu hohe Schwankungen in den Produkteigenschaften festgestellt, die
sie für
die Zwecke der Erfindung ungeeignet erscheinen lassen.
- – Hydroxypropyl-Cellulose,
Hydroxypropylmethyl-Cellulose oder Hydroxyethyl-Cellulose, gemäß der US 2005/0163856 A1 ,
können
gegebenenfalls ebenfalls ausgeschlossen werden, da ihr Hydratisiserungsgrad zu
Wechselwirkungen mit Nahrungsbestandteilen (Fond-Effekte) führen kann.
-
BEISPIELE
-
Die
Messung der prozentual freigesetzten Wirkstoffmenge erfolgt durch
On-line UV-Vis Spektroskopie bei
einer für
den jeweiligen Wirkstoff geeigneten Wellenlänge.
-
Beispiel 1
-
- Schmelzextrudierte Pellets, enthaltend den Wirkstoff Theophyllin,
eingebettet in eine Matrix aus 50 Gew.-% Eudragit® RS
(Copolymer aus 65 Gew.-% Methylmethacrylat, 30 Gew.-% Ethylacrylat
und 5 Gew.-% 2-Trimethylammoniumethylmethacrylat-Chlorid).
-
Hergestellt
wird die Probe durch Schmelzextrusion auf einem Doppelschneckenextruder
mit getrennter Feststoffzuführung
bei einer Maximaltemperatur von 170°C. Als Wirkstoff wird 50 % Theophyllin
(Schmelzpunkt 270–274 °C) ungeschmolzen
in die Polymermatrix bestehend aus 50 % EUDRAGIT® RS
PO eingebettet. Die Schmelze wird auf einem Leistritz Micro Pelletizer
zu sphärisch
geformten, ausgerundeten Micro Pellets bei einer Abschlagstemperatur
von ca. 150 °C
verarbeitet. Die Drehzahl des mit einem Messer laufenden Pelletizers
betrug 2500/min. Die hergestellten Teilchen liegen zu mehr als 90
% im Teilchengrößenbereich
von 800–1000 μm.
-
Gemessen
nach USP Paddle (50 Upm) bei 37 °C
in acidem Medium mit 5 oder 10 % EtOH (v/v) bei pH 1,2 für 2 Stunden
und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit einem
resultierenden Gehalt von 2,5 oder 5 % Ethanol (v/v) zum Zeitpunkt
nach insgesamt 2 und 6 Stunden im Vergleich zum Medium ohne Ethanol. Tabelle 1
| Wirkstofffreisetzung
[%] nach 2 Stunden | Wirkstofffreisetzung
[%] nach 6 Stunden |
Ohne
EtOH | 20,6 | 34,3 |
2,5
% EtOH | – | 46,5 |
5
% EtOH | 31,5 | 81,1 |
10
% EtOH | 59,9 | – |
-
Ergebnis:
Die oben stehende Formulierung bleibt lediglich in acidem Medium
bei 5 % EtOH nach 2 Stunden und in gepuffertem Medium bei 2,5 %
EtOH nach 6 Stunden unterhalb des geforderten 20 % Werts für die Beschleunigung
oder Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung in Vergleich zum Medium
ohne EtOH. Die Formulierung ist daher lediglich bedingt brauchbar.
-
Beispiel 2
-
- Matrix-Tabletten, enthaltend den Wirkstoff Diltiazem HCl,
eingebettet in eine Matrix aus 20 Gew.-% Eudragit® NE
(Copolymer aus aus 30 Gew.-% Ethylacrylat und 70 Gew.-% Methylmethacrylat).
-
Granulierung:
-
700
g Diltiazem HCl und 1300 g Calciumhydrogenphosphat werden im Wirbelschichtgerät gemischt und
vorgewärmt.
Bei Erreichen einer Produkttemperatur von 25–30°C werden 1.6 L der auf 25 %
(m/m) mit Wasser verdünnten
EUDRAGIT® NE
30 D Suspension mit steigender Sprührate von 17.4 g/min bis 31.7
g/min eingesprüht
und das Material dadurch granuliert. Als Wirbelschichtgerät wird ein
Glatt WSG 2 (top spray Modus) verwendet mit 1.2 mm Düsendurchmesser
und 2 bar Sprühdruck.
-
Tablettenherstellung:
-
Das
Granulat wird mit 0.5 % (m/m) Magnesiumstearat für 10 min im Erweka Bikonusmischer
gemischt. Die Tablettierung erfolgt auf einer instrumentierten Korsch
EK 0 Exzenterpresse (12 mm Stempel, Wölbungsradius 20) zu Tabletten
mit 500 mg Masse und einem Wirkstoffgehalt von 175 mg. Die Tabletten
zerfallen nicht in den Freisetzungsmedien.
-
Gemessen
nach USP Paddle (50 Upm) bei 37 °C
in acidem Medium mit 0, 5, 10 oder 40 % EtOH (v/v) bei pH 1,2 für 2 Stunden
und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit dem
jeweils gleichem EtOH-Gehalt zum Zeitpunkt nach insgesamt 2 und
6 Stunden. Tabelle 2
| Wirkstofffreisetzung
[%] nach 2 Stunden | Wirkstofffreisetzung
[%] nach 6 Stunden |
Ohne
EtOH | 59,9 | 89,7 |
5
% EtOH | 57,5 | 88,1 |
10
% EtOH | 53,8 | 78,8 |
40
% EtOH | 57,6 | 85,9 |
-
Ergebnis:
Die oben stehende Formulierung bleibt in acidem Medium und in gepuffertem
Medium nach 6 Stunden bei allen EtOH-Konzentrationen unterhalb des
geforderten 20 % Werts für
die Beschleunigung oder Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung in
Vergleich zum Medium ohne EtOH. Die Formulierung ist daher ist daher
besonders geeignet, um den Einfluss von EtOH auf die Wirkstofffreisetzung
zu vermindern.
-
Beispiel 3
-
- Matrix-Tabletten, enthaltend den Wirkstoff Natrium Diclofenac,
eingebettet in eine Matrix aus 10 Gew.-% Eudragit® NM
(Copolymer aus aus 30 Gew.-% Ethylacrylat und 70 Gew.-% Methylmethacrylat).
-
Granulierung:
-
100
g Diclofenac-Natrium und 128.75 g Lactose werden im High Shear Mixer
5 Minuten gemischt. 66.7 g EUDRAGIT® NM
30 D Suspension wird portionsweise dazugegeben und die Mischung
damit granuliert. Das feuchte Granulat wird über ein 0.8 mm Sieb gegeben
und im Ofen bei 40°C
24 Stunden getrocknet. Das getrocknete Granulat wird über ein
0.8 mm Sieb gegeben.
-
Tablettenherstellung:
-
Das
Granulat wird mit 0.5 % (m/m) Magnesiumstearat für 1 min gemischt. Die Tablettierung
erfolgt auf einer Rundläuferpresse
(Shanghai Tianxiang Pharmaceutical CO. Ltd.) (8 mm Stempel) zu Tabletten
mit 250 mg Masse und einem Wirkstoffgehalt von 100 mg und einer
Bruchfestigkeit von 15 kg/cm2.
-
Gemessen
nach USP Paddle (50 Upm) bei 37 °C
in acidem Medium mit 0, 5, 10 oder 40 % EtOH (v/v) bei pH 1,2 für 2 Stunden
und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit dem
jeweils gleichem EtOH-Gehalt zum Zeitpunkt nach insgesamt 2 und
6 Stunden. Tabelle 3
| Wirkstofffreisetzung
[%] nach 2 Stunden | Wirkstofffreisetzung
[%] nach 6 Stunden |
Ohne
EtOH | 30,1 | 49,0 |
5
% EtOH | 38,5 | 63,5 |
10
% EtOH | 86,5 | 100 |
40
% EtOH | 95,0 | 100 |
-
Ergebnis:
Die oben stehende Formulierung bleibt in acidem Medium und in gepuffertem
Medium nach 6 Stunden bei einer EtOH-Konzentration von 5 % unterhalb
des geforderten 20 % Werts für
die Beschleunigung oder Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung in
Vergleich zum Medium ohne EtOH. Die Formulierung ist daher ist daher
geeignet, um den Einfluss von Ethanol-haltigen Getränken mit
niedrigem EtOH-Gehalt, wie z. B. Bier, auf die Wirkstofffreisetzung
zu vermindern.
-
Beispiel 4
-
- Matrix-Tabletten, enthaltend den Wirkstoff Diltiazem HCl,
eingebettet in eine Matrix aus 20 Gew.-% Eudragit® FS
(Copolymer aus 25 Gew.-%, Methylmethacrylat, 65 Gew.-% Methylacrylat
und 10 Gew.-% Methacrylsäure.
-
Granulierung:
-
350
g Diltiazem HCl und 650 g Calciumhydrogenphosphat werden im Wirbelschichtgerät gemischt
und vorgewärmt.
Bei Erreichen einer Produkttemperatur von 25°C werden 1 L der auf 20 % (m/m)
mit Wasser verdünnten
EUDRAGIT® FS
30D Suspension mit einer Sprührate
von 18 g/min eingesprüht
und das Material dadurch granuliert. Als Wirbelschichtgerät wird ein
Glatt GPCG 1.1 (top spray Modus) verwendet mit 1.2 mm Düsendurchmesser
und 2 bar Sprühdruck.
-
Tablettenherstellung:
-
Das
Granulat wird mit 0.5 % (m/m) Magnesiumstearat für 10 min im Erweka Bikonusmischer
gemischt. Die Tablettierung erfolgt auf einer instrumentierten Korsch
EK 0 Exzenterpresse (11 mm Stempel, Wölbungsradius 8,5) zu Tabletten
mit 500 mg Masse und einem Wirkstoffgehalt von 175 mg. Die Tabletten
zerfallen nicht in den Freisetzungsmedien.
-
Gemessen
nach USP Paddle (50 Upm) bei 37 °C
in acidem Medium mit 0, 5, 10 oder 40 % EtOH (v/v) bei pH 1,2 für 2 Stunden
und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit dem
jeweils gleichem EtOH-Gehalt zum Zeitpunkt nach insgesamt 2 und
6 Stunden.
-
Gemessen
nach USP Paddle (50 Upm) bei 37 °C
in acidem Medium mit 0, 5, 10 oder 40 % EtOH (v/v) bei pH 1,2 für 2 Stunden
und anschließendem
Umpuffern auf gepuffertes Medium nach USP Paddle pH 6,8 mit dem
jeweils gleichem EtOH-Gehalt zum Zeitpunkt nach insgesamt 2 und
6 Stunden. Tabelle 4
| Wirkstofffreisetzung
[%] nach 2 Stunden | Wirkstofffreisetzung
[%] nach 6 Stunden |
Ohne
EtOH | 58,3 | 76,9 |
5
% EtOH | 49,1 | 64,6 |
10
% EtOH | 44,2 | 57,4 |
40
% EtOH | 62,9 | 95,6 |
-
Ergebnis:
Die oben stehende Formulierung bleibt in acidem Medium und in gepuffertem
Medium nach 6 Stunden bei allen EtOH-Konzentrationen unterhalb des
geforderten 20 % Werts für
die Beschleunigung oder Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung in
Vergleich zum Medium ohne EtOH. Die Formulierung ist daher ist daher
besonders geeignet, um den Einfluss von EtOH auf die Wirkstofffreisetzung
zu vermindern.
-
Beispiel 5
-
- Matrix-Tabletten, enthaltend den Wirkstoff Diltiazem HCl,
eingebettet in eine Matrix aus 20 Gew.-% Eudragit® RS.
-
Granulierung:
-
700
g Diltiazem HCl und 1300 g Calciumhydrogenphosphat werden im Wirbelschichtgerät gemischt und
vorgewärmt.
Bei Erreichen einer Produkttemperatur von 25–30°C werden 1.6 L der auf 25 %
(m/m) mit Wasser verdünnten
EUDRAGIT® RS
30 D Suspension mit einer Sprührate
von 7.4 g/min bis 31.7 g/min eingesprüht und das Material dadurch
granuliert. Als Wirbelschichtgerät
wird ein Glatt WSG 2 (top spray Modus) verwendet mit 1.2 mm Düsendurchmesser
und 2 bar Sprühdruck.
-
Tablettenherstellung:
-
Das
Granulat wird mit 0.5 % (m/m) Magnesiumstearat für 10 min im Erweka Bikonusmischer
gemischt. Die Tablettierung erfolgt auf einer instrumentierten Korsch
EK 0 Exzenterpresse (12 mm Stempel, Wölbungsradius 20) zu Tabletten
mit 500 mg Masse und einem Wirkstoffgehalt von 175 mg. Die Tabletten
zerfallen nicht in den Freisetzungsmedien. Tabelle 5
| Wirkstofffreisetzung
[%] nach 2 Stunden | Wirkstofffreisetzung
[%] nach 6 Stunden |
Ohne
EtOH | 63,1 | 84,6 |
5
% EtOH | 63,2 | 88,2 |
10
% EtOH | 62,6 | 84,8 |
40
% EtOH | 70,0 | 88,8 |
-
Ergebnis:
Die oben stehende Formulierung bleibt in acidem Medium und in gepuffertem
Medium nach 6 Stunden bei allen EtOH-Konzentrationen unterhalb des
geforderten 20 % Werts für
die Beschleunigung oder Verlangsamung der Wirkstofffreisetzung in
Vergleich zum Medium ohne EtOH. Die Formulierung ist daher ist daher
besonders geeignet, um den Einfluss von EtOH auf die Wirkstofffreisetzung
zu vermindern.