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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
Ohreinsatzes, welcher individuell an das Relief eines außen an den
Gehörgang angrenzenden
Ohrmuschelbereichs angepaßt
ist. Die Erfindung betrifft auch einen Ohreinsatz, eine Ohreinsatzanordnung
und die Verwendung einer Ohreinsatzanordnung.
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Nach
einem solchen Verfahren hergestellte Ohreinsätze können dazu dienen, einen Ohrhörer, einen
Miniaturlautsprecher o.ä.
aufzunehmen, der so paßgenau
in die entsprechende Ohrmuschel einsetzbar ist.
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Ein
solches Verfahren und ein solcher Ohreinsatz ist beispielsweise
aus der
DE 101 11
636 B4 bekannt. Die entsprechend hergestellte Aufnahme dient
dazu, einen Ohrhörer,
oder ein sogenanntes Headset aufzunehmen, welches so angenehm und sicher
im bzw. am Ohr zu tragen ist.
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Aus
der
DE 40 41 105 A1 ist
ein Verfahren zur Herstellung einer individuell an die Konturen
eines Ohrkanals angepaßten
Otoplastik oder eines Ohrpaßstücks bekannt.
Dabei wird ein Verfahren beschrieben, bei welchem die Konturen des
Ohrkanals beispielsweise mittels eines Ohrkanalabdrucks, erfaßt werden
und dann in ein dreidimensionales Computermodell umgewandelt werden,
das dazu dient, computergestützt,
ein entsprechendes Ohrpaßstück zur Aufnahme
im Ohrkanal herzustellen. Solche Ohrpaßstücke sind dazu vorgesehen, Hörgerätekomponenten
für Hörhilfen
aufzunehmen.
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Bei
beiden Verfahren ist für
die direkte Erfassung der Ohrrelief- bzw. der Gehörganggeometrie über ein
Abdruckverfahren eine vergleichsweise aufwendige Ohrabdrucknahme
erforderlich, die hohe Anforderungen an die handwerkliche Sorgfalt
bei der Vorbereitung und Durchführung
an die hygienischen Rahmenbedingungen stellt. Zur Abdrucknahme ist
es nämlich
erforderlich, daß der
Ohrkanal bzw. der Gehörgang
vor der Abdrucknahme mit einem geeigneten Pfropfen verschlossen
wird, um zuverlässig
zu verhindern, daß Abformmaterial
zu weit in den Gehörgang
eindringt. Dieses vergleichsweise invasive Verfahren erfordert geübtes und
geschultes Personal und kann – schon
allein aus hygienischen Gründen – nicht überall durchgeführt werden.
Es besteht auch ein gewisses Verletzungs- und Infektionsrisiko. Üblicherweise
führen
nur ausgebildete Hörgeräteakustiker
oder entsprechend geschultes medizinisches Personal einen solchen
Abformvorgang durch.
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Das
in der
DE 101 11 634
B4 beschriebene Verfahren erfordert auch einen relativ
hohen handwerklichen Aufwand bei der Herstellung des Paßstücks, da
der eigentliche Ohreinsatz in einem aufwendigen manuellen Gieß- und Bearbeitungsverfahren
entsprechend dem aus der Formmasse gebildeten Formling hergestellt
wird.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein verbessertes
Verfahren bereitzustellen, welches zumindest einen Teil der oben
angegebenen Nachteile ausräumt,
so daß entsprechende Ohreinsätze kostengünstig auch
für Anwendungen
in der Gebrauchs- und Unterhaltungselektronik herstellbar sind und
auch für
Gehörschutzanwendungen
geeignet sind.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß dem Patentanspruch 1 gelöst.
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Dabei
wird zum Abformen des gewünschten Ohrmuschelbereichs
eine plastisch verformbare (knetbare), nicht bzw. nur gering fließfähige, aushärtbare Abdruckmasse
verwendet, die es ermöglicht, den
Ohrmuschelbereich so abzuformen, daß ohne weitere Maßnahmen
sichergestellt werden kann, daß die
Abdruckmasse nicht ungewollt über
den Eingangsbereich hinaus in den Gehörgang bzw. den Ohrkanal eindringt.
Diese Maßnahme
erlaubt es, die Abdrucknahme praktisch an jedem Ort auch von vergleichsweise
ungeschulten Personen durchführen
zu lassen und vereinfacht die Abdrucknahme erheblich. Es ist sogar
möglich,
auf diese Weise die Abdrucknahme selbst am eigenen Ohr vorzunehmen.
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Weiterhin
wird, nachdem die Abdruckmasse zu einem Formstück ausgehärtet ist und entnommen ist,
die Formstückgeometrie
mittels einer Abtastvorrichtung, insbesondere eines 3D-Scanners,
erfaßt. Auf
der Grundlage dieser Formstückgeometrie
wird eine digitale Ohreinsatzgeometrie gestaltet. Dabei können Ungenauigkeiten,
die bei der Ohrabdrucknahme möglicherweise
entstanden sind, ohne aufwendige handwerkliche Nachbearbeitung ausgeglichen
werden. Die Herstellung des Ohreinsatzes auf der Grundlage der digitalen
Ohreinsatzgeometrie unter Verwendung eines dreidimensionalen, computergesteuerten
Herstellungsverfahrens erlaubt eine wiederholgenaue, von handwerklichen
Fähigkeiten
unabhängige,
kostengünstige
Herstellung solcher Ohreinsätze.
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Da
die Ohrgeometriedaten in digitaler Form vorliegen, kann die Herstellung
des Ohreinsatzes nach erfolgter Erfassung der Formstückgeometrie (Scannen)
völlig
unabhängig
von einem physischen Modell erfolgen. Insgesamt erlaubt die erfindungsgemäße Kombination
der einzelnen Verfahrensschritte eine weitgehende Entkopplung der
Abnahme des Ohrabdrucks und der Erfassung der Formstückgeometrie
von der weiteren Gestaltung der Ohreinsatzgeometrie und der Herstellung
des eigentlichen Ohreinsatzes. Sowohl die nach der Digitalisierung
vorliegende Formstückgeometrie
als auch die daraus gestaltete eigentliche Ohreinsatzgeometrie liegt
in digitaler Form vor. So können ohne
weiteres an räumlich
voneinander entfernten Orten Bearbeitungsschritte durchgeführt werden,
ohne daß das
Risiko besteht, daß qualitative
Einbußen
am eigentlichen Ohreinsatz auftreten.
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Die
Weiterbildung des Verfahrens gemäß der Ansprüche 2 und
3 betrifft eine geeignete Abdruckmasse, mit der die gewünschte Abdrucknahme durchführbar ist.
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Anspruch
4 betrifft eine Ausbildung des Verfahrens, bei dem zusätzlich eine
Membran verwendet wird, welche das eigentliche Abformen handwerklich
erleichtert – insbesondere
das Ausformen der zu einem Formstück ausgehärteten Abdruckmasse aus dem
Ohrmuschelbereich – und
sicherstellt, daß der
empfindliche Gehörgang
beim Abformen gegen die Formmasse geschützt wird, ohne daß ein Fremdkörper – Wattepfropfen
oder ähnliches – in den Gehörgang eingebracht
und wieder entnommen werden müßte. Gleichzeitig
wird mit einer solchen Membran verhindert, daß die Abformmasse beim Einmodellieren
in die Ohrmuschel eventuell vorhandene Haare erfaßt, so daß die Entnahme
auf jeden Fall schmerzfrei bleibt. Die Membran dient auch als Infektionsbarriere
gegen die Übertragung
von Keimen ins Ohr und vom Ohr auf die Abdruckmasse und damit auf
das Formstück.
Sie ist nach Abdrucknahme vom Formstück abziehbar.
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Gemäß Anspruch
5 erfolgt die Gestaltung der digitalen Ohreinsatzgeometrie in zwei
Schritten: Die Gestaltung der Ohrmuschelgeometrie, in den Bereichen,
die später
am fertigen Ohreinsatz in Kontakt mit den entsprechend komplementär ausgebildeten Ohrbereichen
stehen. Bei dieser Gestaltung können mit
geeigneten CAD-Bearbeitungswerkzeugen auch Unregelmäßigkeiten
der Formstückgeometrie
ausgeglichen werden. Die Gestaltung der freien Außenflächen kann
unabhängig
davon erfolgen und so optimiert werden, daß entsprechende An- bzw. Einbaugeräte optimal
am bzw. im Ohreinsatz ausgerichtet anbringbar sind.
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In
der Weiterbildung gemäß Anspruch
6 wird die Ohrmuschelgeometrie größer bzw. kleiner als das abgeformte
Ohrmuschelrelief gestaltet werden. Damit kann zum einen ein gegenüber der
tatsächlichen Ohrmuschelgeometrie
gegebenenfalls auftretender Volumenschwund des Formstücks berücksichtigt werden
und zum andern können
besondere Fertigungsaspekte bei der Herstellung des Ohreinsatzes berücksichtigt
werden.
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Es
ist aber auch möglich,
durch diese Veränderung
der Ohrmuschelgeometrie besondere Anwendungseffekte zu erzielen,
so daß auch
der eigentliche Ohreinsatz mit einem entsprechenden Übermaß bzw. einem
Untermaß angefertigt
wird. So ist es z.B. bei der Verwendung des Ohreinsatzes mit einem
Ohrhörer
oder einem sog. Headset unter Umständen wünschenswert, den Ohreinsatz
mit einem Untermaß herzustellen,
so daß der
Ohreinsatz vergleichsweise locker und damit auch lange Zeit angenehm
zu tragen im Ohr verbleiben kann. Gleichzeitig kann so eine Belüftung des
Ohrinnenraums erfolgen, ohne daß zusätzliche
Belüftungsbohrungen
oder Kanäle
erforderlich sind. Dient der Ohreinsatz jedoch auch gleichzeitig
als Gehörschutz,
bzw. dazu, Umgebungsgeräusche
abzuschirmen, so ist eine Ausführung
mit Übermaß, d.h.
ein strammer Sitz in der Ohrmuschel, unter Umständen wünschenswert.
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Gemäß Anspruch
7 ist das Verfahren dadurch weitergebildet, daß in der (digitalen) Ohreinsatzgeometrie
ein oder mehrere Hohlräume
angeordnet werden, die als Schall- und/oder Belüftungskanal dienen, als Aufnahmeraum
für den
Ohrhörer bzw.
das Headset selber oder für
geeignete Adapterstücke
mit einer Anschlußgeometrie
für zu
koppelnde Geräte,
und für
Komponenten zur Energieversorgung, für eine Lautsprechereinrichtung,
eine Mikrophoneinrichtung, eine Verstärkereinrichtung, für Steuerelemente
oder ähnliches.
Diese Hohlräume können am
CAD-Modell der Ohreinsatzgeometrie auch
unter Berücksichtigung
von Kollisionsbedingungen besonders einfach angeordnet werden.
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In
Anspruch 8 sind beispielhaft geeignete dreidimensionale, computergestützte Herstellungsverfahren
angegeben, wie Stereolithographie, rechnergesteuertes Fräsen oder
Schleifen, 3D-Druckverfahren etc. Diese Verfahren können auch
miteinander kombiniert bzw. nacheinander ausgeführt werden. Beispielsweise
kann die Außengeometrie,
und insbesondere die Ohrmuschelgeometrie in einem Stereolithographieverfahren
bzw. einem 3D-Druckverfahren aufgebaut werden, und anschließend entsprechende
Hohlräume
mit mechanischen (Fräsen, Schleifen,
Bohren) Verfahren eingebracht werden.
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Anspruch
9 betrifft einen Ohreinsatz, der nach einem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt ist. Anspruch 10 eine Ohreinsatzanordnung mit einem
solchen Ohreinsatz, wobei dieser einen Adapterhohlraum aufweist. Über einen
solchen Adapterhohlraum, in dem ein entsprechendes Adapterstück fest
angeordnet ist, ist es möglich,
Geräte
zur Übertragung
akustischer Signale mit unterschiedlichsten Schnittstellengeometrien
am bzw. im Ohreinsatz anzuordnen, ohne daß diese Schnittstellengeometrie jeweils
individuell im entsprechenden Ohreinsatz ausgebildet sein muß. Damit
können
z.B. mehrere einheitliche Ohreinsatzstücke hergestellt werden (auch
auf Vorrat), die dann über
ein entsprechendes Adapterstück
mit unterschiedlichen Geräten
zur Übertragung
akustischer Signale koppelbar sind. Auf diese Weise können Ohreinsätze mit
individueller Ohrmuschelgeometrie und einem einheitlichen Adapterhohlraum
hergestellt werden, die dann über
ein entsprechendes Adapterstück
mit unterschiedlichen Geräten
gekoppelt werden können.
Auf diese Weise kann die individuell erforderliche Geometriegestaltung
des Ohreinsatzes auf den eigentlichen Ohrmuschelbereich beschränkt werden.
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Gemäß Anspruch
11 ist eine Ohreinsatzanordnung vorgesehen, wobei das Gerät zur Übertragung
akustischer Signale alle erforderlichen Komponenten zur Schall-
und Signalübertragung
bzw. zur Energieversorgung trägt.
Gemäß Anspruch
12 ist ein solches Gerät
als Headset mit Lautsprecheranordnung und/oder einer Mikrophonanordnung
versehen.
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Anspruch
13 betrifft eine Ohreinsatzanordnung, welche speziell für die Verwendung
mit handelsüblichen
Ohrhörern
bzw. Headsets ausgeführt ist.
Hier ist eine besonders große
Schallaustrittsöffnung
vorgesehen, die etwa einer vorhandenen Schallaustrittsöffnung an
einem solchen Headset oder Ohrhörer
entspricht. Auf diese Weise werden die akustischen Eigenschaften
verfügbarer
Geräte wenig
oder gar nicht beeinflußt,
so daß solche
Geräte ohne
weiteres mit einem an die Ohrgeometrie angepaßten Ohreinsatz verwendet werden
können.
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Gemäß Anspruch
14 ist eine Ohreinsatzanordnung angegeben, bei der die Ohreinsatzgeometrie
kleiner als das ursprünglich
abgeformte Ohrmuschelrelief ausgebildet ist und so ein besonders
hoher Tragekomfort erreichbar ist. Dabei ist ein Untermaß von 0,45
bis 3 mm und insbesondere ein Bereich von 0,2 bis 1 bzw. 0,1 bis
0,5 mm vorgesehen. Als Unter- bzw. Übermaß wird hier der Abstand zwischen
der ursprünglichen
Oberfläche
des Ohrmuschelreliefs und einer proportional geschrumpften bzw.
erweiterten entsprechenden Außenoberfläche des
Ohreinsatzes bezeichnet. Bezogen auf Kugelflächen entspricht das Unter-
bzw. Übermaß dem Abstand
zwischen den Oberflächen
zweier unterschiedlich großer,
konzentrisch ineinander angeordneter Kugeln.
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Gemäß Anspruch
15 ist eine Ohreinsatzanordnung vorgesehen, bei welcher die Ohreinsatzgeometrie
mit einem entsprechenden Übermaß ausgebildet
ist. Auf diese Weise sitzt der Ohreinsatz besonders fest bzw. besonders
dicht in der Ohrmuschel und es ist ein sicherer Verbleib der Ohreinsatzanordnung
im Ohr auch bei heftigen Kopfbewegungen möglich. Gleichzeitig werden
Umgebungsgeräusche besser
abgeschirmt. Gemäß Anspruch
16 ist ein Hohlraum des Ohreinsatzes vollständig ausgefüllt. Damit ist eine Verwendung
einer entsprechenden Ohreinsatzanordnung auch als Gehörschutz
möglich.
Die Ausführung
gemäß Anspruch
17 verbessert die Eigenschaften für diese Anwendung. Anspruch 18
betrifft die Verwendung einer solchen Ohreinsatzanordnung als Gehörschutz
selbst.
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Ein
Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung wird nun anhand der Figuren beispielhaft erläutert, in
denen
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1 den
Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung eines Ohreinsatzes darstellt,
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2 eine
Ansicht von außen
einer Ohreinsatzanordnung zeigt (welche in einem Ohr angeordnet
ist und mit einem Ohrhörer
gekoppelt ist),
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3 einen
Längsschnitt
durch die in 2 dargestellte Ohreinsatzanordnung
zeigt,
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3a einen
Längsschnitt
durch eine alternative Ohreinsatzanordnung zeigt,
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4 einen
Ohreinsatz mit einem Adapterhohlraum und einem darin angeordneten
Adapterstück
zeigt,
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5 eine
Ohreinsatzanordnung, welche als Gehörschutz geeignet ist, zeigt,
und
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6 eine
Darstellung zur Erläuterung
der Begriffe Unter- bzw. Übermaß ist.
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1 zeigt
ein Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung eines Ohreinsatzes 1. Dabei werden zunächst Kundendaten
aufgenommen, für
die der Ohreinsatz 1 vorgesehen ist. Anschließend wird
das Relief eines außen
an den Gehörgang
angrenzenden Ohrmuschelbereichs abgeformt. Dies geschieht mit einer
plastisch verformbaren, aushärtbaren
Abdruckmasse, die beispielsweise aus zwei Komponenten eines Additions-vernetzenden
Silikonmaterials durch Mischen der beiden Komponenten hergestellt
wird. Anschließend
wird mit der Abdruckmasse der gewünschte Ohrmuschelbereich abgeformt, ohne
daß die
Abdruckmasse über
den Eingangsbereich hinaus in den Ohrkanal bzw. den Gehörgang eindringt.
Dazu weist die Abdruckmasse in gebrauchsfertigem Zustand eine entsprechende
Viskosität
auf und ist in einem Zeitraum von bis zu 10 min verarbeitbar. Es
gibt auch Abdruckmassen, bei denen nach dem Anmischen die Verarbeitungszeit
nur 1–5
min beträgt.
Beim Abformen wird die Abdruckmasse in die Ohrmuschel gedrückt. Dabei
wird durch Anformen an die Anthelix, den Tragus und den Antitragus
der Ohrmuschel der Concha-Bereich (Cavum Conchae, Cymba Conchae)
abgeformt. Die Konsistenz der Abdruckmasse verhindert dabei, daß diese über den
Eingangsbereich hinaus in den Ohrkanal selbst eindringt. Nach dem
Einformen der Abdruckmasse in die Ohrmuschel härtet diese innerhalb von ca.
10 min zu einem Formstück 2 aus.
Das ausgehärtete
Formstück
weist eine Shore-A-Härte
von 15 bis 95 auf. Diese Elastizität erlaubt die einfache Entnahme
des Formstücks 2 aus
der Ohrmuschel. Bei einer variierten Verfahrensweise wird vor dem
Anmodellieren der Abformmasse eine dünne, flexible Membran über die
Ohrmuschel gelegt, die sich beim Anformen flexibel an das Ohrmuschelrelief
anschmiegt. Diese Membran verhindert zusätzlich, daß Abformmasse in den Gehörgang eindringt.
Gleichzeitig bewirkt sie eine gleichmäßige abgerundete Formgebung
der Abformmasse in dem Bereich, in dem diese ein Stück in den
Eingangsbereich des Gehörgangs
hineinragt. Die Membran wirkt auch als Barriere gegen das Eindringen
von Keimen in den Gehörgang
beim Abformen und verhindert andererseits, daß Keime oder Krankheitserreger
auf das Formstück 2 aus
dem Ohr übertragen
werden. Schließlich
wird durch die Verwendung der Membran auch verhindert, daß die Abformmasse
gegebenenfalls vorhandene Behaarung im Eingangsbereich des Ohrkanals
einformt und beim Ausformen herauszieht. Als Membran kommen z.B.
geeignete Kunststofffolien in Frage, die sich nach dem Abformen ohne
weiteres vom Formstück
entfernen lassen und sich an das Ohrmuschelrelief anschmiegen.
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Im
nächsten
Schritt wird die am Formstück 2 ausgebildete
Ohrmuschelgeometrie mit Hilfe eines 3D-Scanners erfaßt und digi talisiert.
Dazu dient beispielsweise ein Scanner, der die Oberflächengeometrie
digital erfaßt.
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Die
erfaßte
Formstückgeometrie
dient als Grundlage zur Gestaltung einer digitalen Ohreinsatzgeometrie
mit Hilfe eines CAD-Programms. Beim Gestalten bzw. Modellieren der
digitalen Ohreinsatzgeometrie können
erkennbare Ungenauigkeiten und Abformungsfehler des Formstücks 2 korrigiert
werden. Bei diesem Modellierungsprozeß werden auch die freiliegenden
nach außen
weisenden Oberflächen der
Ohreinsatzgeometrie sowie vorzusehende Schallkanäle und Aufnahmebereiche für Bauteile vorgesehen
werden. Diese Hohlräume
und insbesondere Schallübertragungskanäle können dabei klangoptimiert
gestaltet werden.
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Die
so erzeugte Ohreinsatzgeometrie dient zur Steuerung eines dreidimensionalen,
computergesteuerten Herstellungsverfahrens.
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Diese
dienen in einem nächsten
Schritt dazu, einen oder mehrere Ohreinsätze 1 anzufertigen.
Geeignete Verfahren sind beispielsweise Laser-Polymerisationsverfahren,
computergesteuerte Fräs-,
Bohr- oder Schleifverfahren, 3D-Druckverfahren und andere geeignete
additive oder subtraktive Herstellungsverfahren, mit denen dreidimensionale
Körper
mit Hinterschneidungen aus geeigneten Werkstoffen und mit hinreichender
Genauigkeit herstellbar sind. Es können auch geeignete Gußverfahren
(z.B. Spritzguß,
Vakuumguß)
eingesetzt werden. In dem in 1 dargestellten
Verfahren schließen
sich an die eigentliche Herstellung des Einsatzes noch Nachbearbeitungsschritte
an, in denen weitere Bauteile mit dem Ohreinsatz kombiniert werden
können.
Bei diesen Nachbearbeitungsschritten kann es sich auch um Oberflächenbehandlungen
(Schleifen, Polieren oder Beschichtungsverfahren (Lackieren oder ähnliches)
handeln.
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Die 2–5 betreffen
Ohreinsätze
bzw. Ohreinsatzanordnungen, die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
herstellbar sind. 2 zeigt eine Ohreinsatzanordnung 3,
die in das Ohr 4 eingesetzt ist. Die Ohreinsatzanordnung
weist einen Ohreinsatz 1 auf, der nach dem oben beschriebenen Verfahren
hergestellt ist. In den Ohreinsatz ist ein Gerät zur Übertragung akustischer Signale 5 eingesetzt. Im
dargestellten Ausführungsbeispiel
handelt es sich dabei um einen sogenannten Ohrhörer, der über ein Kabel 6 mit
einer Signalquelle verbunden ist (nicht dargestellt). Dabei kann
es sich um ein Telefon, ein Musikabspielgerät, ein Funkgerät, eine
Kommunikationsanlage oder ähnliches
handeln. Der in 3 dargestellte Schnitt A-B zeigt,
daß der
Ohrhörer 5 in einen
Hohlraum 7 eingesetzt ist, der über den Schallkanal 8,
der bei eingesetztem Ohreinsatz in den Gehörgang mündet und die vom Ohrhörer 5 in
den Hohlraum 7 gegebenen akustischen Signale in den Gehörgang leitet.
In anderen Ausführungen
kann in den Hohlraum 7 auch ein anderes Gerät, z.B.
ein sog. Headset – eine
Mikrophon-Lautsprecherkombination – eingesetzt werden. Die Signalübertragung
kann in anderen Ausführungen
auch kabellos z.B. über
Bluetooth oder andere Funkprotokolle erfolgen. Bei anderen (nicht
dargestellten) Ausführungen
des Formstücks 2 können auch
noch weitere Hohlräume
oder Kanäle,
z.B. zur Ohrbe- bzw. Entlüftung
vorgesehen werden. Die übrigen
Hohlräume
können
Komponenten wie Lautsprecher, Mikrophone, Stromversorgungseinrichtungen,
Empfangsantennen, Sendeantennen, Signalanschlüsse und andere Komponenten enthalten.
Die Pfeile K deuten auf Hinterschneidungen am Ohreinsatz 1 bzw.
an der dem Ohr zugewandten Außengeometrie,
mit denen der Ohreinsatz sicher an entsprechenden komplementär geformten Bereichen
der Ohrmuschel zu befestigen ist.
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4 zeigt
eine Ohreinsatzanordnung 3, bei der am Ohreinsatz 1 ein
Adapterstück 9 angebracht ist,
das einen Aufnahmebereich 10 umfaßt, der zur Kopplung eines
in 4 nicht dargestellten Gerätes zur Übertragung akustischer Signale
dient. Zur Kopplung des Adapterstücks 9 an den Ohreinsatz 1 weisen
diese einen jeweils komplementär
ausgebildeten Flächenbereich 11 auf,
an dem das Adapterstück
mit dem Ohreinsatz verbunden werden kann (verklebt, verschraubt,
Schnappverbindung). Durch das Adapterstück 9 ist es möglich, den Hohlraumbereich 7 an Ohreinsätzen 1 mit
individueller "Ohr"-geometrie einheitlich auszuführen, und über unterschiedliche
Adapterstücke 9 mit
unterschiedlichen Anschlußbereichen 10 eine
Verbindung zu verschiedenen Geräten zur Übertragung
akustischer Signale zu realisieren. Diese Standardisierung des Hohlraumbereiches
vereinfacht das Verfahren insbesondere bei der Gestaltung der Innengeometrie
des Ohreinsatzes.
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5 zeigt
eine Ohreinsatzanordnung 3', die
auf der Grundlage eines Ohreinsatzes 1 ausgebildet ist,
und bei der der Hohlraum 7 nach außen mit einem Deckel 11' verschlossen
ist und der übrige Hohlraumbereich
mit einem schalldämmenden
Material (z.B. Silikon, Kunststoffschaum, etc.) ausgefüllt ist.
In einem nicht-dargestellten Ausführungsbeispiel kann der Ohreinsatz
auch ganz ohne Hohlraum 7 bzw. Schallkanal 8 ausgebildet
werden und selbst aus einem schalldämpfenden oder schallabsorbierenden
Material angefertigt sein. So ein Ohreinsatz 1 kann dann
als Gehörschutz
zur Abschirmung gegen Umgebungsgeräusche und Umgebungslärm verwendet
werden.
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Um
diese Wirkung zu verbessern, kann die der Ohrmuschel zugewandte
Geometrie auch mit einem Übermaß hergestellt
werden, indem der Ohreinsatz ohrmuschelseitig etwas größer als
das abgeformte Ohrmuschelrelief ausgeführt wird. Dieses Übermaß kann bereits
bei der Gestaltung der Ohreinsatzgeometrie realisiert werden. 6 zeigt,
wie der Begriff Übermaß in diesem
Zusammenhang zu verstehen ist. In Teilfigur a stellt die gestrichelte
Linie 12 die Kontur des Reliefs eines Ohrmuschelbereichs dar.
Die Linie 13 stellt die komplementäre Kontur des Ohreinsatzes 1 dar,
die mit einem sog. Übermaß A hergestellt
ist. In der Praxis bedeutet dies, daß die Ohrmuschel gewissermaßen "zu klein" für den entsprechend
hergestellten Ohreinsatz ist. Dadurch sitzt der Ohreinsatz dicht
im Ohrmuschelrelief und schirmt den Gehörgang gegen Geräusche wirksam
ab. Das Übermaß liegt
dabei in einem Bereich von 0,45–3 mm,
oder 0,2–1
mm bzw. 0,1–0,5
mm.
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6b zeigt den umgekehrten Fall, bei dem die
Ohreinsatzgeometrie (Kontur 13') mit einem Untermaß b im Vergleich
zur tatsächlichen
Ohrmuschelgeometrie (Kontur 12) angefertigt wurde. Diese
Ausführung
hat Vorteile bei einer Ohreinsatzanordnung mit einem Gerät zur Übertragung
akustischer Signale. Zum einen sitzt der Ohreinsatz 1 etwas
lockerer in der Ohrmuschel, was den Tragekomfort verbessern kann,
wird aber trotzdem in den Bereichen K (3, 4 und 5)
sicher und formschlüssig
im Ohr gehalten. Gleichzeitig ermöglicht die etwas "zu kleine" Ausführung des
Ohreinsatzes eine Belüftung
des Gehörgangs
bei eingesetzter Ohreinsatzanordnung, ohne daß zusätzliche Entlüftungskanäle vorhanden sein
müssen.
Schließlich
können
auch neben dem vom Gerät
zur Übertragung
akustischer Signale auch Umgebungsgeräusche wahrgenommen werden,
was beispielsweise im Straßenverkehr
hilfreich sein kann. Das Untermaß liegt dabei in einem Bereich
von 0,45–2
mm, von 0,2–1
mm bzw. von 0,1–0,5
mm.
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In 3a ist
eine alternative Ohreinsatzanordnung dargestellt. Diese Ausführung ist
speziell auf die Erfordernisse bei der Verwendung mit verfügbaren Ohrhörern bzw.
sogenannten Headsets eingerichtet. Gezeigt ist ein handelsüblicher
Ohrhörer 5, der
in einen Ohreinsatz 1' eingefügt ist.
Die Verbindung kann hier wie bei den anderen dargestellten Ausführungen
durch Verkleben, Verschrauben, Einschnappen oder in anderer geeigneter
Weise erfolgen. Um die akustischen Eigenschaften des Ohrhörers 5 nicht
zu beeinträchtigen,
der beispielsweise auch durch ein Headset o.ä. ersetzbar ist, ist hier ohrseitig
im Ohreinsatz 1' eine
große
Schallöffnung 8' vorgesehen,
die bei eingesetztem Ohreinsatz 1' zur Ohrmuschel weist. Die Größe dieser
Schallöffnung 8' ist so auf
die Schallöffnung
des Ohrhörers 5 abgestimmt,
daß dessen
akustische Eigenschaften weitgehend erhalten bleiben. Obwohl hier
der Ohreinsatz 1' nicht
bis zum Eingangsbereich des Gehörgangs ausgebildet
ist, ist eine hinreichende Befestigung im Ohr in den Bereichen K
gewährleistet.
Der Ohreinsatz 1' verbessert
wirksam den Halt des Ohrhörers 5 im
Ohr eines Anwenders und erlaubt die Verwendung handelsüblicher
Geräte,
ohne daß deren Klangeigenschaften
verändert
werden oder angepaßt
werden müssen.
So ein Ohreinsatz 1' ist
nach den beschriebenen oder anderen bekannten Verfahren herstellbar.
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In
einer anderen Ausführung
(siehe 1) ist die physische Ohrabformung mittels einer
Abformmasse durch eine digitale Ohrabformung ersetzt. Die Ohrmuschelgeometrie
wird dann mittels eines geeigneten Scanners, der beispielsweise
mit Laserlicht, Licht, Ultraschall, Röntgenstrahlen, etc. arbeitet,
digital erfaßt.
In diesem Fall entfällt
das in 1 unter 3. angegebene 3D-Scannen des oder der
Formstücke und
im Schritt 4, CAD-Modellierung, werden die digital erfaßten Ohrmuschelgeometriedaten
zur Gestaltung des Ohreinsatzstücks
verwendet. Das Ohreinsatzstück
selbst wird dann entsprechend der oben beschriebenen Verfahrensweisen
angefertigt, angepaßt
und ausgestattet.
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Weitere
Ausführungen
und Variationen der vorliegenden Erfindung ergeben sich für den Fachmann
im Rahmen der nachfolgenden Ansprüche.
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- 1
- Ohreinsatz
- 2
- Formstück
- 3
- Ohreinsatzanordnung
- 4
- Ohr
- 5
- Gerät zur Übertragung
akustischer Signale
- 6
- Kabel
- 7
- Hohlraum
- 8
- Schallkanal
- 8'
-
- 9
- Adapterstück
- 10
- Anschlußbereich
- 11
- kompl.
Flächenbereich
- 11'
- Deckel
- 12
- Ohrkontur
- 13
- Ohreinsatzkontur
(zu groß)
- 14
- Ohreinsatzkontur
(zu klein)