Antimikrobielle
Eigenschaften spielen überall
dort eine Rolle, wo Oberflächen
besondere Anforderungen erfüllen
müssen,
beispielsweise im Nahrungsmittelsektor, im privaten oder auch im
kommerziellen Bereich, wie beispielsweise bei Kochflächen, d.h.
im Bereich außerhalb
der beheizten Platten/Flächen,
oder für Kühl- und
Gefriermöbel,
dort insbesondere auf Türsystemen,
die gegebenenfalls auch beheizt sein können, Einlegefächern, -böden, -schubladen,
Auskleidungen und dergleichen.
Die
bekannten Desinfektionsverfahren zur Reinigung von Oberflächen genügen häufig nicht,
um die gewünschte
antimikrobielle Wirkung zu erzielen oder aufrecht zu erhalten, eine
Reinigung ist nicht immer in vollem Ausmaße wirksam und auch im Hinblick
auf die Belastung des Menschen problematisch. So hängt die Wirkung
bekannter Reinigungsverfahren von der Sorgfalt, der jeweiligen Reinigungskraft
und den Zeitintervallen ab, mit denen diese durchgeführt werden.
Die Verkeimung setzt unmittelbar nach der Reinigung wieder ein, wobei
einige Bakterien auch eine gewisse Resistenz gegenüber bakteriziden
Mitteln entwickeln können,
so dass eine Entkeimung nicht in ausreichendem Maße erfolgen
kann. Auch bereitet die Reinigung von inneren Oberflächen oder
größeren Flächen Schwierigkeiten,
wobei zusätzlich
bei Verwendung von Reinigungsmitteln die Gefahr von Allergien durch
Hautkontakt besteht.
Daher
kommt der antimikrobiellen Wirkung von bestimmten Metallionen, wie
Silberionen, eine wachsende Bedeutung zu, die in den unterschiedlichsten
Bereichen wie z. B. bei der Wasseraufbereitung oder im medizinischen
Bereich eingesetzt werden. Die Metallionen werden hierbei für den Menschen
als weitgehend unbedenklich eingestuft.
Es
gibt im Stand der Technik zahlreiche Vorschläge und die unterschiedlichsten
Verfahren, Gläsern oder
Glaskeramiken antimikrobielle Eigenschaften zu verleihen:
So
beschreibt beispielsweise die JP 2001192234 ein Aufsprühen von
Lösungen,
die Silber- oder Zinksalze enthalten, auf die Oberflächen von
Natronkalkgläsern,
um diesen antimikrobielle und wasserabstoßende Eigenschaften zu verleihen.
Die
EP 0 942 351 B1 beschreibt
ein Glasssubstrat für
einen Touchscreensensor. Die Oberfläche des Glassubstrats enthält ein antimikrobielles
Mittel, wie eine Silberverbindung, und ein Silizium-haltiges Bindemittel.
Beschichtungen
für antimikrobielle
Kühlschrankeinlegeböden sind
beispielsweise aus der WO 02/40180 A1 bekannt. Demgemäß wird ein
antimikrobielles Mittel zu einer Matrix, die ein Epoxy-Acrylat-Harz, einen
Adhäsionspromotor
und einen freien radikalischen Photoinitiator enthält, zugegeben.
Diese das antimikrobielle Mittel enthaltende Matrix wird dann als
Beschichtung auf ein Glassubstrat aufgebracht. Die Beschichtung
weist eine Dicke von etwa 20 μm
auf. Um die Beschichtung noch stabiler zu machen, insbesondere den Abrieb
zu vermindern, wird die Beschichtung insbesondere mit UV-Licht gehärtet.
Derartige
beschichtete Artikel haben jedoch den Nachteil, dass ihre Herstellung äußerst zeitaufwendig ist.
Die Kühlschrankböden, obwohl
sie sogar zusätzlich
gehärtet
wurden, weisen zudem nach wie vor eine völlig unzureichende Abriebsbeständigkeit
auf. Darüber
hinaus Verkratzen derartige organische Schichten sehr leicht, zeigen
keine Transparenz und sind bei einer Vielzahl von Anwendungen, insbesondere
im Lebensmittelbereich, toxikologisch bedenklich, da diese organischen
Substanzen beispielsweise bei direktem Kontakt ohne weiteres in
das Fettgewebe von Fleisch und Wurst aufgenommen werden.
Die
EP 1270527 betrifft ein
Produkt mit einer Glasschicht, wobei die Glasschicht antibakterielle
Metallionen aufweist, die durch einen Ionenaustausch zwischen einem
Alkali- oder Erdalkalimetallion und einem Metallion in die Glasschicht
eingebracht wurden. Beispielsweise können die antibakteriellen Metallionen
eine angereicherte Schicht an der Oberfläche der Glasschicht ausbilden.
Die
US 2002/001604 beschreibt Glasgegenstände, worin eine Komponente
mit antibakteriellen, fungiziden oder gegen Algen wirkenden Eigenschaften
von der Oberfläche
ins Innere des Oberflächenbereiches des
Gegenstandes, insbesondere eines Natronkalkglases, diffundiert wird.
Hierzu wird die Oberfläche
des Gegenstands mit einer Dispersion oder Lösung der Komponente beschichtet
und eine Wärmebehandlung
durchgeführt,
beispielsweise im Falle einer Glasplatte auf eine Temperatur von
400 bis 500°C
erhitzt, damit die Komponente in den Gegenstand diffundiert.
Nachteilig
am vorangehend geschilderten Stand der Technik ist, dass die Verfahren
häufig
auf spezielle Gläser,
wie beispielsweise Natronkalkgläser,
zugeschnitten sind, so dass kein universell einsetzbares Verfahren
bekannt ist, um antimikrobielle Eigenschaften zu erreichen. Auch
werden die Verfahrensbedingungen zur Erzielung einer optimalen antimikrobiellen
Wirkung nicht in ausreichendem Maße auf die Gegebenheiten einer
Massenproduktion abgestimmt. Geringe Temperaturen beim Eindiffundieren
von Silberionen bedeuten sehr lange und unwirtschaftliche Behandlungszeiten,
wobei eine ungenügend
große
Eindringtiefe der Silberionen in den Gegenstand bedeutet, dass die
Silberionen sehr leicht wieder durch ein einfaches Abwaschen aus der
Oberfläche
entfernt werden und die antimikrobiellen Eigenschaften verloren
gehen. Die antimikrobielle Wirkung der bekannten Gläser oder
Glaskeramiken ist zudem für
manche Anwendungen nicht ausreichend.
Aus
der
DE 100 17 701 ,
EP 1 170 264 sowie der
EP 0 220 333 sind ferner
Zusammensetzungen und Herstellbedingungen für Glaskeramiken bekannt geworden.
Der Offenbarungsgehalt dieser Schriften, insbesondere betreffend
die Zusammensetzungen sowie die Herstellbedingungen werden vollumfänglich in
den Offenbarungsgehalt der vorliegenden Anmeldung mitaufgenommen.
In
Fortentwicklung des Standes der Technik wird ferner gemäß der WO
2005/042437 A2 sowie der WO 2005/030665 A1 ein Gegenstand mit einer
antimikrobiellen Oberfläche
durch eine Metallionen-Konzentration, insbesondere einer Silberkonzentration,
beschrieben, die in einer Tiefe von etwa 0 bis etwa 2 μm, gemessen ausgehend
von der Oberfläche
des Gegenstands, höher
als 0,6 Gew.-% beträgt.
Durch Aufbringen einer Lösung,
Dispersion oder Emulsion, die mindestens ein antimikrobiell wirksames
Ion oder einen Vorläufer
hiervon enthält,
auf mindestens einen Teil der Oberfläche des Gegenstands durch ein
entsprechendes Verfahren wird eine temporäre Schicht erzeugt, die nach
einer Temperaturbehandlung verschwindet, wobei eine antimikrobiell wirksame
Menge an Metallionen in die Oberfläche des Substrats diffundiert.
Wenn
antimikrobielle Komponenten, wie beispielsweise Silber, in die Oberfläche eines
Gegenstandes hineindiffundiert werden, sammelt sich das Silber an
der obersten Schicht der Oberfläche
an, d.h. man erhält mit
Silber hochdotierte Oberflächenbereiche.
Dies führt
zu einer in den meisten Fällen
unerwünschten
gelbgrünen
oder braunen Färbung
des Gegenstands. Insbesondere bei Verwendung von Silberionen als
antimikrobiellem Mittel in einem Gegenstand wie Floatglas tritt
eine unerwünschte
Gelbgrünfärbung auf,
die durch Bildung von metallischen Silber-Nanopartikeln und -Clustern
hervorgerufen wird. Das Silber weist jedoch nur in Form von Ionen
antimikrobielle Eigenschaften auf. Die Bildung von Silber-Nanopartikeln
kann zum Beispiel durch Zinn- und/Eisenverunreinigungen sowie deren
Redoxzustand hervorgerufen werden, d.h. Redoxpartner, wie Fe2+ oder Sn2+, reduzieren
die Silberionen. Das reduzierte Silber bildet Silber-Nanopartikel/-Cluster,
d.h. eine unerwünschte
Konzentrationshäufung
des Silbers unter Bildung von Aggregaten oder Clustern tritt auf, die
Licht bei etwa 420 nm absorbieren, und eine Gelbgrünfärbung hervorrufen.
Um
dies zu vermeiden, kann beispielsweise eine erheblich geringere
Silberkonzentration verwendet werden. Dies kann aber dazu führen, dass
die eigentliche antimikrobielle Wirkung des Silbers sehr schnell
wieder verschwindet, beispielsweise bei einem Putzen des Gegenstands,
oder dass die antimikrobielle Wirkung gar nicht auftritt.
Ähnliche
Probleme wie bei Silbermetallionen treten auch bei Kupfer oder Zinkionen
auf, insbesondere bei Verwendung hoher Konzentrationen.
Aufgabe
der Erfindung ist es daher, die Nachteile des Standes der Technik
zu vermeiden, insbesondere eine antimikrobiell wirkende Glas- oder
Glaskeramikoberfläche
bereitzustellen, die ohne die Beschränkungen und Nachteile aus dem
Stand der Technik möglichst
vielseitig auf jeder Art von Glas- oder Glaskeramiksubstrat einsetzbar
ist. Eine unerwünschte
Verfärbung
der behandelten antimikrobiell wirkenden Oberflächen soll, trotz Verwendung
von Metallsalzen, insbesondere Silbersalzen, nicht erfolgen, und
es soll zudem keine Veränderung
oder Verschlechterung der ursprünglichen
Eigenschaften der Gläser
oder Glaskeramiken auftreten. Ferner soll auch ein möglichst
einfaches Verfahren zur Herstellung eines derart beschichteten Gegenstandes
zur Verfügung
gestellt werden, das auch in industriellem Maßstab einsetzbar sein soll.
Die antimikrobielle Ausrüstung
soll unabhängig
von der Oberflächenbeschaffenheit
des Substrats, beispielsweise auch auf ein Dekor, aufbringbar sein.
Erfindungsgemäß wird in
einem ersten Aspekt die Aufgabe durch eine antimikrobielle Mischung
(im Folgenden auch als Paste oder Grundpaste bezeichnet) zur Ausrüstung von
Gläsern
und Glaskeramiken mit einer antimikrobiellen Wirkung gelöst, umfassend
mindestens die drei folgenden Komponenten:
- – Komponente
a): mindestens ein antimikrobiell wirksames Metallsalz in Form eines
Oxids;
- – Komponente
b): mindestens eine Komponente in Form eines Sulfates und
- – Komponente
c): mindestens eine organische Matrix, in der das oder die antimikrobiell
wirksamen Salze eingebettet sind.
Durch
Behandeln mit der erfindungsgemäßen Mischung,
welche die drei obigen Komponenten a) bis c) enthält, können Gläsern und
Glaskeramiken aller Art die gewünschten
antimikrobiellen Eigenschaften verliehen werden.
Überraschenderweise
wurde festgestellt, dass sich eine antimikrobielle Ausrüstung von
Gläsern
und insbesondere Glaskeramiken mittels der erfindungsgemäßen metallhaltigen
Mischungen realisieren lässt, ohne
dass es zu einer Verfärbung
der Gläser
und insbesondere Glaskeramiken kommt, wie dies üblicherweise im Stand der Technik
beobachtet wird.
Die
einzelnen Komponenten der antimikrobiellen Mischung sollen nachfolgend
detailliert erläutert
werden:
Die Komponente a) stellt ein Metalloxid dar und ist
damit eine antimikrobiell wirkende Komponente der Mischung, Komponente
b) kann ebenfalls antimikrobielle Wirkung zeigen. Das antimikrobiell
wirksame Salz der Komponente a) kann ausgewählt sein aus der Gruppe, bestehend
aus den Oxiden von Ag, Zn und/oder Cu, insbesondere Ag. Es können auch
Mischungen dieser Salze verwendet werden. Selbstverständlich können zusätzlich auch
andere antimikrobiell wirksame Salze zum Einsatz kommen.
Die
antimikrobiell wirksame Komponente a) ist zweckmäßigerweise in einer ausreichenden
Menge enthalten, um dem Gegenstand eine antimikrobiell wirksame
Oberfläche
zu verleihen. Die erfindungsgemäße Komponente
a) ist vorzugsweise in einer Menge von 5 bis 50 Gew.-%, bevorzugt
15 bis 30 Gew.-% in der antimikrobiellen Mischung oder Paste der
Erfindung enthalten.
Die
Komponente b) ist im Rahmen der Erfindung nicht weiter beschränkt, sofern
eine Sulfat-haltige Verbindung vorliegt. Dies kann beispielsweise
sein: ein Kupfersulfat, Silbersulfat, Zinksulfat und/oder Zinnsulfat.
Auch die Komponente b) kann demnach antimikrobielle Wirkung haben.
Das
Sulfat hat die besondere Wirkung in der Mischung, dass es zu einer
homogenen Dispergierung beiträgt
sowie z.B. im Falle des Silbersulfates im Gegensatz zu Silbernitrat
(Zersetzung oberhalb von 440°C) nicht
oder erst bei relativ hohen Temperaturen (> 1000°C)
zur Zersetzung neigt. Weiterhin stabilisiert es den Red-Ox Zustand
an der Austauschoberfläche
so, dass es nicht zur Reduktion von z.B. Ag2+ zu
metallischem Silber kommt. Dadurch kann eine Verfärbung des
Glases bzw. der Glaskeramik vermieden werden.
Vorteilhafterweise
ist die Komponente b) daher in einer Menge von 10 bis 60 Gew.-%,
bevorzugt 20 bis 50 Gew.-% in der erfindungsgemäßen antimikrobiellen Mischung
enthalten.
Die
Komponente c) stellt eine organische Matrix insbesondere für die antimikrobiell
wirkende Komponente a) dar und dient als eine Art inerter, flüssiger Träger, mit
dem die Komponenten a) und b) gleichmäßig vermischt werden. „Inert" bedeutet in diesem
Zusammenhang, dass keine reaktive Gruppe enthalten ist, die eine
unerwünschte
Reaktion mit den anderen Komponenten eingeht. Durch die Wahl der
Menge der organischen Matrix kann die Konsistenz der Gesamtmischung
eingestellt werden. Die Komponenten a), b) und c) ergeben zusammen
eine Paste oder pastenartige Masse.
Die
Komponente c) wird in der antimikrobiellen Mischung eingesetzt,
um eine homogenes Aufbringen der antimikrobiell wirksamen Verbindungen
auf die Glas/Glaskeramikoberfläche
zu gewährleisten.
Diese Komponente c) verdampft bzw. verbrennt während des Temperschrittes derart,
so dass nach dem Temperschritt keine Rückstände auf der Oberfläche verbleiben,
bzw. diese sich in einem nachgeschalteten Reinigungsschritt einfach
entfernen läßt.
Die
organische Matrix kann praktisch jede organische Flüssigkeit
sein, die nicht mit den Komponenten a) und b) reaktiv ist. Dies
sind beispielsweise organische Öle
oder Ölgemische.
Beispielhaft einsetzbare Öle sind
ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus Harzölen, Siebdruckölen und/oder
Terpenen.
Die
erfindungsgemäße Komponente
c) ist in der Grundpaste bevorzugt in einer Menge von 5 bis 40 Gew.-%,
noch bevorzugter von 8 bis 20 Gew.-% enthalten.
Durch
bestimmte Mischungen der antimikrobiellen Grundpaste mit Verdünner, wie
einer organischen Flüssigkeit,
z.B. einem organischen Öl,
kann gezielt die Viskosität
eingestellt werden.
Die
Viskosität
kann beispielsweise eine Rolle für
das Aufbringverfahren, mit dem die antimikrobielle Mischung oder
Paste auf eine Glas- oder Glaskeramikoberfläche aufgetragen wird, spielen.
Bei
diesem Verdünner
kann es sich um praktisch jede organische Flüssigkeit, wie ein organisches
Lösungsmittel,
handeln, die nicht mit den Komponenten a), b) oder c) reaktiv ist.
Dies sind beispielsweise Öle oder Ölgemische.
Beispielhaft einsetzbare Öle
sind ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus Harzölen, Siebdruckölen und/oder
Terpenen. Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem Verdünner um
die gleiche Substanz wie Komponente c) in der Grundpaste, jedoch
können
auch beliebige andere organische Flüssigkeiten als Verdünner zum
Einsatz kommen; zum Beispiel sind ebenfalls Kombinationen von Komponente
c) mit anderen Lösungsmitteln
in Form von Verdünnern
möglich.
Eine
erfindungsgemäße Mischung
niedriger Viskosität,
d.h. mit hohem Anteil an Verdünner
hat den Vorteil, dass sie besonders für eine antimikrobielle Ausrüstung mittels
eines Sprüverfahrens
geeignet ist. Eine Mischung mit hoher Viskosität. d.h. mit geringem Anteil
an Verdünner
hat den Vorteil, dass sie besonders für eine antimikrobielle Ausrüstung mittels
eines Siebdruckverfahrens geeignet ist.
Besonders
vorteilhafte Mischungsverhältnisse
der Komponenten sind solche, bei denen das Mischungsverhältnis Grundpaste
(Komponenten a) + b + c)) zu organischem Verdünner im Bereich von 1:1 bis 1:6
(Vol %) liegt. Ganz besonders vorteilhaft ist es, wenn das Mischungsverhältnis Grundpaste
zu organischer Verdünner-Matrix
1:3 (Vol.%) beträgt.
Hierbei können
besonders günstige
Ergebnisse erhalten werden. Dieser Verdünnungsgrad ergibt eine optimale
antimikrobielle Wirkung (Reduzierung der Keime um 4 log-Stufen entsprechend
dem ASTM Standardtest E 2180-01) bei gleichzeitiger Vermeidung von
Verfärbungen
des Glases bzw. der Glaskeramik. Weiterhin ist bei diesem Mischungsverhältnis die
Viskosität
optimal für
einen Siebdruckprozess geeignet.
Gemäß einer
ganz besonders vorteilhaften Ausführungsform einer antimikrobiellen
Mischung der Erfindung sind die folgenden Komponenten mit den angegebenen
Mengenbereichen in der Grundpaste enthalten:
- Komponente
a): 15-30 Gew.% Silberoxid,
- Komponente b): 20-50 Gew.% Kupfer-II-sulfat-5-hydrat und
- Komponente c) 8-20 Gew.% Harzöl.
Besonders
vorteilhafte Mischungsverhältnisse
bei dieser Ausführungsform
sind Paste (Kupfer-II-sulfat-5-hydrat + Silberoxid + Harzöl) zu Verdünner von
1:1 bis 1:6, insbesondere Paste zu Verdünner von 1:3. Der Verdünner kann
beispielsweise dasselbe Harzöl
wie bei Komponente c) darstellen oder ein anderes geeignetes Öl.
Selbstverständlich kann
die antimikrobielle Mischung der Erfindung in Form der Grundpaste
weitere Bestandteile in Form üblicher
Additive enthalten.
Die
erfindungsgemäßen antimikrobielle
Mischungen können
als so genannte (Farb-)Beizen zum Einsatz kommen.
Ein
zweiter Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Ausrüstung von
Gläsern
oder Glaskeramiken mit einer antimikrobiellen Wirkung, umfassend
die Schritte:
- (1) Aufbringen einer antimikrobiellen
Mischung oder Paste gemäß der vorliegenden
Erfindung auf eine Glas- oder Glaskeramikoberfläche;
- (2) Einbrennen der Mischung und
- (3) Entfernen der eingebrannten Schicht unter Erhalt von Gläsern oder
Glaskeramiken mit einer antimikrobiellen Wirkung.
Das
erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht
unabhängig
von der Glas- oder Glaskeramikoberfläche dieser antimikrobielle
Eigenschaften zu verleihen, wobei das Verfahren zu keiner Veränderung
des Farbortes oder Farbtons der behandelten Glas- oder Glaskeramikoberfläche und/oder
eines gegebenenfalls vorhandenen Dekors führt.
Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird zunächst
in Schritt (1) die bereits beschriebene antimikrobielle Mischung,
die beispielsweise eine silberhaltige Beize darstellt, auf die antimikrobiell
auszurüstende Glas-
oder Glaskeramikoberfläche
aufgebracht. Hierzu haben sich die nachfolgend aufgeführten Auftragverfahren
als besonders geeignet erwiesen: Siebdruck, Sprühen oder Roll-Coating. Selbstverständlich kann
auch jedes andere Auftragverfahren zum Einsatz kommen.
Die üblicherweise
aufgebrachte Schichtdicke der antimikrobiellen Mischung vor dem
Einbrand beträgt bevorzugt
1-1000 μm,
besonders bevorzugt 1-100 μm,
kann aber auch von diesem Bereich abweichen.
Die
Mischung kann direkt auf das Glas oder die Glaskermik aufgebracht
werden, d.h. direkt auf eine unbehandelte oder bereits behandelte
Oberfläche
oder direkt auf ein gegebenenfalls vorhandenes Dekor.
Anschließend wird
die aufgebrachte Schicht gemäß Verfahrensschritt
(2), beispielsweise in einem Ofen, in einem Temperaturbereich von
400 bis 700°C,
vorzugsweise im Temperaturbereich von > 400°C
und < 600°C, ganz besonders
bevorzugt bei Temperaturen von 420°C bis 470°C eingebrannt, wobei Komponente c)
sowie der Verdünner
teilweise oder ganz verdampfen bzw. verbrennen. Normalerweise bleibt
eine Kruste zurück,
die in einem Reinigungsprozeß mit
Wasser und evtl. leichtem Seifen- bzw. Tensidzusatz mühelos entfernt
werden kann.
Um
geeignete antimikrobielle Effekte zu erzielen sind bei den erfindungsgemäßen Verfahren
bereits sehr kurze Behandlungszeiten hinreichend. Die Behandlungszeiten
können
dabei sogar deutlich unter 60 min liegen. Die Zeitspannen zum Einbrennen
liegen in der Regel im Bereich von 5-60 min. Vorzugsweise wird das Einbrennen
für etwa
15 min durchgeführt.
Als Faustregel kann man angeben, dass bei einem Temperaturintervall
von 420-470°C
etwa eine Zeitspanne von 15 min zum Einbrennen der Schicht ausreichend
ist.
Das
Brennen kann kontinuierlich oder diskontinuierlich beispielsweise
in Gasöfen,
Kammeröfen,
Mikrowellenöfen
oder Strahlungsöfen
erfolgen. Das Einbrennen der Schicht kann neben einem herkömmlichen Tempern
in widerstands- oder gasbeheizten Öfen auch mit IR-Strahlungsheizung
oder mit Hilfe von Laserstrahlung (z. B. CO2-Laser,
Neodym YAG-Laser) erfolgen. Die Laserwellenlängen und Leistungen können entsprechend
geeignet ausgewählt
werden und dienen beispielsweise zum ortsaufgelösten Eindiffundieren von Metallionen.
Mittels Laser oder anderen Strukturierungverfahren können auch
definierte antimikrobielle Strukturen auf die Oberflächen aufgebracht
werden. Diese können
z. B. im Bereich der Biotechnologie eingesetzt werden.
Durch
unterschiedliche Temperaturbehandlungen, beispielsweise Temperaturzyklen,
und Zeitspannen beim Einbrennen können, wenn dies gewünscht wird,
unterschiedliche Tiefenprofile, d. h. Tiefenverteilungen der antimikrobiellen
Metallionen eingestellt werden.
Durch
geeignetes Einbrennen mit entsprechender Temperaturführung/Zeitkontrolle
kann z. B. eine Eindiffusion der Metallionen aus der antimikrobiellen
Mischung in die Gläser
oder die Glaskeramik von nahezu 100 % erreicht werden.
Das
Einbrennen kann mit anderen Temperaturbehandlungen des antimikrobiell
auszustattenden Glas- oder Glaskeramik-Gegenstandes kombiniert werden,
beispielsweise mit erforderlichen Formgebungsverfahren, Behandlungen
zur Verbesserung der mechanischen Festigkeit, Beschichtungs- oder
Dekorationsverfahren.
Im
Falle einer Glaskeramik kann die antimikrobielle Mischung oder Paste
direkt auf das Grünglas
aufgebracht werden und in Kombination mit dem Keramisierungsschritt
in die Glasoberfläche
eingebracht werden. Bevorzugt ist jedoch ein Einbrennen der antimikrobiellen
Mischung im Anschluß an
den Keramisierungsprozess, da während
des Keramisierens hohe Temperaturen von bis zu 1000°C erreicht
werden, was dazu führen kann,
dass die Mischung so fest in die Oberfläche eingebrannt wird, dass
sie im anschließenden
Waschprozess nicht wieder entfernt werden kann. Weiterhin haben
diese hohen Temperaturen den Nachteil, dass die antimikrobiell wirksamen
Ionen und hierbei insbesondere Silberoxid sehr tief in das Glas
eindiffundieren und so antimikrobiell unwirksam werden. Weiterhin
können
sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Glaskeramik,
wie zum Beispiel E-Modul, Farbe und dergleichen, derart verändern, dass
die behandelte Glaskeramik nicht mehr für die gedachte Verwendung geeignet
ist.
Nach
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird die antimikrobielle Mischung oder Paste daher
in einem nachgeschalteten Prozessschritt nach Herstellen des Glases
oder der Glaskeramik auf deren Oberfläche und/oder deren Dekor aufgebracht.
In
einem nachgeschalteten Waschprozess gemäß Verfahrensschritt (3) werden
die Reste der eingebrannten Schicht wieder von der Oberfläche entfernt.
Hierzu wird die auf der Oberfläche
verbliebene Schicht beispielsweise mittels Wasser, gegebenenfalls
unter Zusatz von Seifen, oberflächenaktiven
Verbindungen und/oder Reinigungsmitteln von der Oberfläche entfernt.
Durch das vorangehende Einbrennen befinden sich die antimikrobiell
wirksamen Ionen, wie beispielsweise Silberionen, nunmehr in der
Oberfläche
des Glases bzw. der Glaskeramik.
Vorteilhafterweise
wird das Verfahren derart geführt,
dass die antimikrobiell wirksamen Metallionen in den oberflächennahen
Bereichen der Gläser
oder Glaskeramik angereichert vorliegen. Dies bedeutet, dass dort
die antimikrobiellen Ionen angereichert sind und ihre Konzentration
an der Oberfläche
viel größer ist,
als im Innern des Glases oder der Glaskeramik. Dies ist für den Fachmann
ohne weiteres durch Variation von Temperatur- und Zeitkontrolle
beim Einbrennen bei jedem Glas- oder Glaskeramiksubstrat anhand
weniger orientierender Versuche durchführbar. Besonders vorteilhaft
ist es, wenn ein antimikrobielles Glas oder eine antimikrobielle
Glaskeramik erhalten wird, bei der in einem Bereich, gemessen ausgehend
von der Oberfläche
bis zu einer Tiefe von 5 μm
ein Metallionengehalt von > 1,0,
insbesondere > 2,
bevorzugter ≥ 3
Massenprozent vorliegt.
Ein
dritter Aspekt der Erfindung bezieht sich auf die Verwendung einer
antimikrobiellen Mischung zur antimikrobiellen Ausrüstung von
mindestens einer Glas- oder Glaskeramikoberfläche, erhältlich mit dem oben geschilderten
Verfahren.
Ein
vierter Aspekt der Erfindung betrifft ein Glas oder eine Glaskeramik,
die eine antimikrobiell wirksame Konzentration von Metallionen,
insbesondere Silberionen aufweist, erhältlich mit dem oben beschriebenen Verfahren,
wobei das Verfahren zu keiner Veränderung des Farbortes oder
Farbtons der behandelten Glas- oder Glaskeramikoberfläche und/oder
des Dekors führt.
Um
einem Grundglas oder einer Glaskeramik die gewünschte antimikrobielle Wirkung
zu verleihen, ist erfindungsgemäß vorzugsweise
nach Herstellung des Grundglases oder der Glaskeramik vorgesehen,
diese mit antimikrobiellen Ionen in einem vorzugsweise separaten
Verfahren antimikrobiell auszurüsten.
Durch die nachträgliche
Ausrüstung
mit antimikrobiellen Ionen zeigt die Oberfläche der so ausgerüsteten Glas-
oder Glaskeramik gegenüber
Bakterien, Pilzen sowie Viren eine biozide, auf jeden Fall eine
biostatische Wirkung. Gegenüber
höheren
Lebewesen treten keinerlei schädigende
Wirkungen auf. Das mit einer antimikrobiellen Oberfläche gemäß der Erfindung
versehene Glas oder die Glaskeramik sind insbesondere im Lebensmittelbereich,
Medizinbereich und Haushaltsbereich einsetzbar.
Unter „antimikrobieller
Ausrüstung" soll erfindungsgemäß verstanden
werden, dass der behandelte Gegenstand eine derartige Konzentration
antimikrobiell wirksamer Ionen enthält, die von der Oberfläche in einem
solchen Ausmaß freigesetzt
werden, der ausreichend ist, der Oberfläche antimikrobielle Eigenschaften zu
verleihen, wobei antimikrobielle Ionen derart langsam freigesetzt
werden, dass die Oberfläche
für einen ausgedehnten
Zeitraum antimikrobiell bleibt, selbst wenn diese Oberfläche in üblicher
Weise geputzt oder mit einem herkömmlichen Reinigungsmittel gereinigt
wird.
Demnach
ist eine derartige Konzentration einer antimikrobiell wirksamen
Komponente vorhanden, dass diese mit einer Geschwindigkeit und in
einer Konzentration freigesetzt wird, die ausreicht, mikrobielles Wachstum
bei Kontakt mit einem Mikroorganismus zu inhibieren bzw. diesen
abzutöten.
Vorzugsweise ist die antimikrobielle Wirkung derart, dass die antimikrobiellen
Anforderungen gemäß ASTM E2180-01
und/oder JIS Z2801 erfüllt
werden. Hierfür
ist die Freisetzungsrate der antimikrobiellen Komponente bevorzugt
derart, dass diese die Anforderungen des deutschen Lebensmittelgesetztes
(LMBG) und der Trinkwasserverordnung § 11 erfüllt, wonach eine maximale Freisetzungsrate
von 0,08 mg/l zulässig
ist. Bevorzugt wird kein sogenannter „Hemmhof" gemäß EN1104
gegen Aspergillus Niger und Bazillus subtilis gebildet, wonach in
einem Agar-Diffusionstest keine Freisetzung oder Diffusion von der
antimikrobiellen Oberfläche
mehr zu sehen ist.
Die
Konzentration an vorhandenen antimikrobiellen Metallionen im behandelten
Glas oder der Glaskeramik ist selbstverständlich nicht nur von der Art
des verwendeten Glases oder der Glaskeramik, sondern auch der aufgetragenen
Schichtdicke, der Brenntemperatur und -zeit, dem Verwendungszweck
für den
die antimikrobielle Ausrüstung
eingesetzt werden soll sowie von einer Reihe anderer Faktoren abhängig. Demnach kann
keine generelle Konzentration für
die antimikrobiell wirksamen Metallionen angegeben werden. Lediglich beispielhaft
sei die Konzentration von Silberionen in einem Bereich von etwa
0,2 Gew.% bis etwa 10 Gew.%, bevorzugt von etwa 1,0 Gew.% bis etwa
5 Gew.% für
eine Tiefe in Glas gemittelt bis zu einer Tiefe von ca. 5 μm angegeben.
Die
antimikrobiell ausgerüsteten
Gläser
und Glaskeramiken sind im Rahmen der Erfindung nicht besonders beschränkt. Es
können
sämtliche
dem Fachmann bekannte Gläser
oder Glaskeramiken eingesetzt werden. Bevorzugt Verwendung finden
beispielsweise alkalihaltige Floatgläser, wie z.B. Borosilikatgläser (z.B. Gläser aus
der Fiolax- oder Illax-Reihe, Borofloat 33, Borofloat 40, Duran® von
Schott AG, Mainz) genauso wie alkalifreie Gläser (z.B. AF 37, AF 45 von
Schott AG, Mainz), Alumosilikatgläser (z.B. Fiolax-, Illax-Gläser von Schott
AG, Mainz), Erdalkali-Gläser
(z.B. B 270, BK 7 von Schott AG, Mainz), Li2O-Al2O3-SiO2-Floatglas, entfärbtes Floatglas
mit einer Eisenkonzentration unterhalb 700 ppm, bevorzugt unterhalb
200 ppm, und in einer noch spezielleren Anwendung Kalknatrongläser, wobei
insbesondere letztere bevorzugt sind. Weiterhin bevorzugt sind auch
Display-Gläser,
wie D263 von Schott-DESAG, Grünenplan.
Prinzipiell sind sämtliche
bekannten technischen und optischen Gläser verwendbar.
Typische
Glaskeramiken, die als alkalihaltige Glaskeramiken Verwendung finden,
sind z.B. Lithiumalumosilikate(LAS)-Glaskeramiken, wie CERAN
®,
ROBAX
® oder
ZERODUR
® (alles
Marken von Schott AG, Mainz), aber auch alkalifreie Glaskeramiken,
wie Magnesiumalumosilikate (MAS) können eingesetzt werden. Als
Glaskeramiken sind besonders bevorzugt solche, wie in der
DE 100 17 701 , der
EP 1 170 264 , der
EP 0 220 333 oder der WO
2005/030665 beschrieben.
Besonders
bevorzugt weist das Grünglas
einer Glaskeramik die folgenden Zusammensetzungen (in Gew.-% auf
Oxidbasis) auf:
SiO2 | 62-68 |
Al2O3 | 19,5-22,5 |
Li2O | 3,0-4,0 |
Na2O | 0-1,0 |
K2O | 0-1,0 |
BaO | 1,5-3,5 |
CaO | 0-1,0 |
MgO | 0-0,5 |
ZnO | 0,5-2,5 |
TiO2 | 1,5-5,0 |
ZrO2 | 0-3,0 |
MnO2 | 0-0,4 |
Fe2O3 | 0-0,20 |
CoO | 0-0,30 |
NiO | 0-0,30 |
V2O5 | 0-0,80 |
Cr2O3 | 0-0,20 |
F | 0-0,20 |
Sb2O3 | 0-2,0 |
As2O3 | 0-2,0 |
ΣNa2O + K2O | 0,5-1,5 |
ΣBaO + CaO | 1,5-4,0 |
ΣTiO2 + ZrO2 | 3,5-5,5 |
ΣSb2O3 + As2O3 | 0,5-2,5 |
Weiterhin
bevorzugte Zusammensetzungen des Grünglases einer Glaskeramik enthalten
(in Gew.-% auf Oxidbasis):
SiO2 | 66-70 |
Al2O3 | > 19,8-23,0 |
Li2O | 3,0-4,0 |
Na2O | 0-1,0 |
K2O | 0-0,6 |
SrO | 0-1,0 |
BaO | 0-2,5 |
CaO | 0-0,5 |
MgO | 0-1,5 |
ZnO | 1,0-2,2 |
TiO2 | 2,0-3,0 |
P2O5 | 0-1,0 |
ΣNa2O + K2O | 0,2-1,0 |
ΣCaO + SrO
+ BaO | 0,2-3,0 |
Auch
bevorzugt sind die folgenden Zusammensetzungen für ein Grünglas einer Glaskeramik, die
umfassen (in Gew.-% auf Oxidbasis):
SiO2 | 55-69 |
Al2O3 | 19,0-25,0 |
Li2O | 3,2-5,0 |
Na2O | 0-1,5 |
K2O | 0-1,5 |
SrO | 0-1,5 |
BaO | 0-2,5 |
CaO | 0-1,5 |
MgO | 0,1-2,2 |
ZnO | 0-< 1,5 |
TiO2 | 1,0-5,0 |
P2O5 | 0-3,0 |
ZrO2 | 1,0-2,5 |
SnO2 | 0-< 1,0 |
ΣNa2O + K2O | 0,2-2,0 |
ΣTiO2 + ZrO2 + SnO2 | 2,5-5,5 |
Das
antimikrobiell auszurüstende
Glas oder die Glaskeramik sind nicht nur hinsichtlich des Materials, sondern
auch hinsichtlich der Form im Rahmen der Erfindung nicht besonders
begrenzt, so dass beispielsweise flache, runde, abgerundete, große und kleine
Gegenstände
eingesetzt werden können.
Beispielhaft seien genannt Flachglas, Glasröhren, Glaslinsen, Ampullen,
Karpullen, Flaschen, Kannen, Glasscheiben oder beliebig geformte
Glas- und Glaskeramik-Teile, insbesondere Kochfelder.
Selbstverständlich kann
auch ein beliebig oberflächenbehandelter
Gegenstand, wie beispielsweise ein oberflächenbehandeltes Glas, verwendet
werden. Der Gegenstand ist dabei zumindest auf einem Teil seiner
Oberfläche
gemäß der vorliegenden
Erfindung mit antimikrobiellen Eigenschaften versehen.
Selbstverständlich kann
auch die gesamte Oberfläche
oder mehrere Teile einer oder mehrerer Oberflächen antimikrobiell ausgerüstet sein.
Ein Substrat kann zum Beispiel ein- oder beidseitig, entsprechend
der Form auch mehrseitig behandelt und antimikrobiell ausgerüstet werden.
Es
besteht auch die Möglichkeit,
ein Glas oder eine Glaskeramik mit ein oder mehreren zusätzlichen Schichten
zu versehen und diese durch Einprägen eines Musters oder in anderer
Weise zu strukturieren und gleichzeitig oder vorzugsweise anschließend die
antimikrobielle Behandlung gemäß der Erfindung
durchzuführen.
Das Verfahren der Erfindung kann auch durchgeführt werden, wenn bereits beliebige
dekorative Muster, beispielsweise Dekorationen mit keramischen Farben,
Bildern und Strukturen auf dem zu behandelnden Gegenstand oder Substrat
aus Glas oder Glaskeramik vorliegen.
Die
Anwendungsgebiete der antimikrobiell ausgerüsteten Gläser und Glaskeramiken sind
außerordentlich
vielfältig.
Beispielhaft seien angeführt:
- – Keramik-,
Emaille- oder Glasfliesen, beispielsweise sanitärkeramische Produkte für Krankenhäuser, Arztpraxen
und dergleichen;
- – Emailleteile,
insbesondere bei Werkzeugen oder Backofenmuffeln;
- – Platten,
wie Arbeitsplatten aus Glas oder Keramik, im Haushalt oder Labor;
- – Verglasungen
aller Art, insbesondere von Fenstern, beispielsweise Isolierglastüren für Schränke; Schaufenster;
Bilderrahmen; Architekturglas;
- – Scheiben,
insbesondere Sichtscheiben, zum Beispiel Kamin-, Backofen- und Mikrowellensichtscheiben; oder
Scheiben für
Laminar-Flow-Boxen, beispielsweise in der Pharmazie oder im medizinischen
Bereich;
- – Duschabtrennungen
aus Glas oder Glaskeramik;
- – Türgriffe
aus Glas oder Glaskeramik;
- – Ablagen
aus Glas oder Glaskeramik, beispielsweise im Sanitär- oder
Küchenbereich;
- – Abdeckungen,
beispielsweise für
Displays;
- – Spiegel,
beispielsweise rückstrahlende
Verkehrsspiegel;
- – Wände, insbesondere
Außenwände, beispielsweise
von Zügen;
- – Tafeln,
wie Werbetafeln;
- – Küchenutensilien,
wie Schneidbrettchen aus Glas oder Glaskeramik;
- – Behälter, wie
Backschalen;
- – Ess-
oder Trinkutensilien, wie Trinkgläser;
- – Arbeits-
und Kochflächen,
insbesondere Glaskeramikkochflächen,
insbesondere im Kaltbereich und in den Übergangszonen zum Heißbereich
und
- – Ausstattungen
von Backöfen,
Spülmaschinen
oder Kühl-
und Gefriermöbeln,
beispielsweise Kühlschrankeinlegeböden, -fächer oder
-schubladen.
Weitere
Einsatzmöglichkeiten
sind beispielsweise Glaskeramik-Platten für ein Haushaltsgerät, eine Glasabdeckung
für Solar-Energie-Anlagen,
als Sichtscheibe eines Geschirrspülers oder eines Kochgeschirrs, wie
eines Dampfgarers, als Brandschutzscheibe oder medizinisches Glas,
beispielsweise Medikamentenfläschen,
für Behältnisse
oder Rohre, beispielsweise beschichtete Behältnisse oder dergleichen für die Nahrungs-/Lebensmittelverarbeitung,
wie die Milchwirtschaft, Bestandteil von Hi-Fi-, Rechen- oder Telekommunikationsgeräten, für ein Desinfektionskabinett,
Babyflaschen, optische Linsen, Laborgläser, insbesondere Borosilikatgläser, Behältnisse
für Nahrungs-/Lebensmittel,
Hygieneprodukte, Kosmetikprodukte, Körperpflegeprodukte und dergleichen,
insbesondere auch auf dem Gebiet der Dentalerzeugnisse. Eine weitere
Verwendung besteht auch bei Ausstattungen von Krankenhäusern.
Bevorzugte
Verwendungsbereiche eines Glases oder einer Glaskeramik mit antimikrobieller
Wirkung sind daher im Nahrungs-/Lebensmittelbereich, insbesondere
bei der Erzeugung, Aufbewahrung, Transport, Weiterverarbeitung,
beim Verkauf, Kochen und Verzehr, im Haushalt, in Pharmazie und
Biotechnologie, im Bereich der Pflege, im Bereich der Displays,
im Bereich der Medizintechnik, im Bereich von Krankenhäusern und Praxen,
im Sanitärbereich,
im Labor, im Elektrogerätebereich,
Körperpflegebereich,
Kosmetikbereich, im pharmazeutischen, zahnmedizinischen und medizinischen
(Verpackungs-)Bereich.
Ganz
besonders bevorzugte Einsatzmöglichkeiten
sind Verwendungen auf Kochflächen
bzw. Kochfeldern, insbesondere im Bereich außerhalb der beheizten Platten/Flächen. Hierbei
müssen
die bekannt hohen Anforderungen aus der Praxis erfüllt werden.
Die erfindungsgemäße antimikrobielle
Beschichtung erfüllt
in hohem Maß sämtliche
dieser Anforderungen.
Ein
fünfter
Aspekt der vorliegenden Erfindung sind demnach auch Glaskeramikkochfelder
mit antimikrobieller Wirkung, insbesondere im Kaltbereich und in
den Übergangszonen
zum Heißbereich,
die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlich
sind.
Die
Vorteile der vorliegenden Erfindung sind sehr zahlreich:
Überraschenderweise
erlaubt es das erfindungsgemäße Verfahren
mit der antimikrobiellen Mischung einem Glas oder einer Glaskeramik
in einfacher Weise antimikrobielle Eigenschaften zu verleihen, ohne
dass eine Verfärbung
des Glases oder der Glaskeramik stattfindet und trotzdem beim Glas
eine möglichst
große
Transmission, bevorzugt im sichtbaren Wellenlängenbereich gewährleistet
bleibt.
Eine
Zugabe spezieller Bestandteile oder eine Absenkung der antimikrobiellen
Metallteilchen-Konzentration unterhalb einer Grenze, welche kaum
noch antibakterielle Wirkung zeigt, um eine Verfärbung der Gläser oder
Glaskeramiken durch die Metallteilchen zu unterdrücken, ist
erfindungsgemäß nicht
erforderlich.
Es
können
deutlich höhere
Metallionen-Konzentrationen in die zu behandelnden Substrate eindiffundiert
werden, als bislang im bekannten Stand der Technik überhaupt
möglich
war, und trotzdem kann eine Verfärbung
gänzlich
vermieden werden. Hierdurch können
eine hohe antimikrobielle Wirkung und gleichzeitig eine lang andauernde
Wirkung erreicht werden.
Dies
ist um so überraschender,
wenn man jüngste
Entwicklungen aus dem Stand der Technik berücksichtigt:
Bekanntermaßen sind
Polymere in der Regel hydrophob. Um derartige Polymere mit antimikrobiellen
Eigenschaften zu versehen, werden Metallsalze, wie Silbersalze,
in die Polymere eingebracht. Da diese Silbersalze aber hydrophil
sind, kommt es durch die elektrische Abstoßung zu einer geringen Löslichkeit
im Polymer und damit zu einer unzureichenden, nicht homogenen Dispergierung
der Silberteilchen. Demgemäß sind Polymere als
Matrix von großem
Nachteil, da bereits die Matrix an sich die antimikrobielle Wirksamkeit
von vornherein deutlich verschlechtert. Um dieses Problem zu umgehen,
wurde eine Vordispergierung der antimikrobiell wirksamen Verbindung
in einem Silikonöl
vorgenommen, das dann bei der Polymersynthese mitverarbeitet wird. Dieses
Vorgehen ist nicht nur auf silikonhaltige Polymere limitiert, sondern
die vordispergierte Lösung
ist zudem tiefschwarz, was zu einer deutlichen Verfärbung des
Endproduktes führt.
Somit wurde eine verbesserte antimikrobielle Wirkung erzielt, aber
gleichzeitig eine stärkere
Verfärbung
der Gegenstände
in Kauf genommen.
In
Abwendung vom Stand der Technik wurde demnach erfindungsgemäß eine Möglichkeit
geschaffen, die geeigneten antimikrobiellen Wirkungen für Gläser oder
Glaskeramiken bereitzustellen, aber keine Verfärbungen der antimikrobiell
ausgerüsteten
Gegenstände
hervorzurufen.
Weiterhin
ist das erfindungsgemäße Verfahren
für eine
Massenproduktion geeignet, da das Verfahren relativ zeitsparend
durchgeführt
werden kann. Um geeignete antimikrobielle Effekte zu erzielen sind
bei den erfindungsgemäßen Verfahren
bereits sehr kurze Behandlungszeiten hinreichend. Das Verfahren
kann kontinuierlich oder diskontinuierlich durchgeführt werden.
Die
Verwendungen der Gläser
oder Glaskeramiken der Erfindung mit antimikrobieller Wirkung sind sehr
vielfältig
und können
auch in sensiblen Bereichen, wie beispielsweise im Lebensmittelbereich
liegen, da die antimikrobielle Ausrüstung toxikologisch nicht bedenklich
ist.
Die
Lehre der Erfindung ist universell auf jede Art von Glas- oder Glaskeramiksubstrat
anwendbar und nicht auf spezielle Gläser oder Glaskeramiken beschränkt. Die
antimikrobielle Wirkung der Gläser
oder Glaskeramiken kann in gewünschter
Weise eingestellt werden, beispielsweise durch Variation von Temperatur
und Zeit beim Einbrennen. Durch unterschiedliche Temperaturbehandlungen,
beispielsweise Temperaturzyklen, und Zeitspannen beim Einbrennen
können,
wenn dies gewünscht
wird, unterschiedliche Tiefenprofile, d. h. Tiefenverteilungen der
antimikrobiellen Metallionen eingestellt werden.
Neben
der Vermeidung einer unerwünschten
Verfärbung
der behandelten antimikrobiell wirkenden Oberflächen wird auch keine Veränderung
oder Verschlechterung der ursprünglichen
Eigenschaften der Gläser
oder Glaskeramiken erhalten.
Die
antimikrobielle Ausrüstung
wird unabhängig
von der Oberflächenbeschaffenheit
des Substrats, beispielsweise auch auf einem bereits vorhandenen
Dekor oder einer oder weiteren Schichten, ohne weiteres erhalten,
wobei die antimikrobielle Mischung oder Paste direkt auf das Glas
oder die Glaskermik aufgebracht wird, d.h. direkt auf die unbehandelte
oder bereits behandelte Oberfläche
oder direkt auf ein gegebenenfalls vorhandenes Dekor aufgetragen
werden kann.
Das
Verfahren der Erfindung kann auch mit anderen Temperaturbehandlungen
des antimikrobiell auszustattenden Glases oder der Glaskeramik kombiniert
werden, beispielsweise mit erforderlichen Formgebungsverfahren,
Behandlungen zur Verbesserung der mechanischen Festigkeit, Beschichtungs-
oder Dekorationsverfahren. Hierdurch können zusätzliche Verfahrensschritte
entfallen.
Die
nachfolgenden Ausführungsbeispiele
dienen der Illustration der erfindungsgemäßen Lehre. Sie sind lediglich
als mögliche,
exemplarisch dargestellte Vorgehensweisen zu verstehen, ohne die
Erfindung auf deren Inhalt zu beschränken.