Zombeck-Turm
Ein Zombeck-Turm (offiziell: Luftschutzturm der Bauart Zombeck, umgangssprachlich auch „Rundbunker“[1]) ist ein normierter deutscher Hochbunkertyp aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1937 ließ der Konstrukteur Paul Zombeck den nach ihm benannten Rundturmtyp patentieren.[1]
Bauart und Gestaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ansteigende Rampe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besonderes Kennzeichen der Zombeck-Türme ist die spiralförmig um einen Zylinderkern gelegte Rampe im Innern des Turms, wodurch die innere Struktur der Türme einem Schneckenhaus gleicht. Die sanft ansteigende Rampe besitzt keine Stufen und dient gleichzeitig zur Erschließung und als Aufenthaltsort. Im Zylinderkern befinden sich Waschräume und Toiletten. Durch diese Gestaltung konnten die Zombeck-Türme im Vergleich zu Hochbunkern mit einer Erschließung über Treppenhäuser in begrenzter Zeit deutlich mehr Menschen aufnehmen. Zombeck-Türme wurden primär an Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen und Brücken errichtet, wo sie bei Luftalarm die schutzsuchenden Fahrgäste von angehaltenen Zügen aufnahmen.[2]
Die Türme des Typs B I waren für 500 Personen ausgelegt, nahmen jedoch mehr als 1.000 Personen auf. Die Türme galten als splitter- und explosionssicher und besaßen eine Gasschleuse.
Tarnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zombeck-Türme sind aus Beton erbaut, besitzen jedoch meist eine Fassade aus Klinkern. Auch das kegelförmige Betondach, das Bomben abweisen soll, ist mit Dachpfannen verkleidet. Damit vermittelten sie der Bevölkerung das Gefühl einer Trutzburg und fielen bei Luftangriffen im Wohnumfeld weniger auf.[3] Besonders an hervorgehobenen Standorten wurden zur Einfassung von Türen auch Werksteine eingesetzt, über dem Haupteingang befand sich dort ein Reichsadler mit Hakenkreuz, am Hamburger Turm an den Vorsetzen heute noch als leere Fläche in einem Kranz sichtbar.
Standorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Zombeck-Türme stehen noch heute in Hamburg (siehe auch: Bunker in Hamburg). Hier wurden elf Luftschutztürme der Bauart Zombeck gebaut.[1] Davon existieren gegenwärtig noch neun, die alle unter Denkmalschutz stehen:
- Wiesendamm 7, nahe dem Bahnhof Barmbek, 1939 errichtet, die Rampe diente vorübergehend als Ausstellungsfläche einer Möbelfirma. Er steht seit 2003 unter Denkmalschutz.[4]
- Vorsetzen 70 am Baumwall, gegenüber der Cap San Diego, 1940 errichtet, steht seit 2003 unter Denkmalschutz.[5]
- Rothenbaumchaussee/Moorweide nahe dem Dammtorbahnhof, 1940 mit neoklassizistischer Fassadengestaltung errichtet, steht seit 2003 unter Denkmalschutz.[6] Der Turm wird als Bar genutzt.[2]
- Peutestraße 1, am Südufer der Norderelbe zwischen Peute und A 255, 1940 errichtet, steht seit 2004 unter Denkmalschutz.[7]
- Prielstraße 9, am Südufer der Norderelbe zwischen der Auffahrt zur Freihafenelbbrücke (Eisenbahn) und der A 255, 1941 errichtet, steht seit 2004 unter Denkmalschutz.[8]
- Turm am Bahnhof Hasselbrook (→Lage )
- Turm am Bahnhof Sternschanze (Sportgelände im Sternschanzenpark, →Lage )
- Turm am Bahnhof Berliner Tor (→Lage ) sowie der
- Turm an der Billhorner Brückenstraße (ehemalige Station an der Hochbahnlinie nach Rothenburgsort, →Lage )
Nicht mehr vorhanden:
- Der im Jahr 1940 errichtete Turm am Zentralen Omnibusbahnhof Hamburg (Brockesstraße) wurde im Rahmen der Umbauarbeiten im Jahr 2002 abgerissen.[9]
- Bismarckstraße (heute: Ottenser Hauptstraße), Ottensen
Türme außerhalb Hamburgs:
- In Berlin steht noch ein Zombeck-Turm auf dem Betriebsgelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes „Franz Stenzer“ (RAW) an der Warschauer Straße / Revaler Straße in Berlin-Friedrichshain, der im Rahmen des Werkschutzes der Deutschen Reichsbahn errichtet wurde. Der äußerlich ähnliche Turm stammt angeblich auch von Paul Zombeck, hat aber Treppen anstelle einer Spiralrampe, ist also eher ein „Ringtreppenturm“.[10]
- in Flensburg stehen noch zwei Zombeck-Türme im Trollseeweg. In einem der Türme entsteht ein Übungsraum für Rockbands.[11]
- in Wilhelmshaven der Turm an der Rheinstraße[12]
- im norwegischen Trondheim (auf dem Gelände der U-Boot-Bunker) gab es Zombeck-Türme.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Foedrowitz: Bunkerwelten – Luftschutzanlagen in Norddeutschland. Ch. Links, Berlin 1998, ISBN 3-86153-155-0.
- Michael Foedrowitz: Luftschutztürme und ihre Bauarten 1934–1945. Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2003, ISBN 3-89555-096-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rundbunker Typ „Zombeck“ in Hamburg bei 7grad.org
- Zombeck-Turm – eine Kurzvorstellung ( vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) bei www.holger-raddatz.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Jochen Lambernd: Hamburg ist Bunker-Hochburg. Rundbunker mit neuer Funktion. In: www.ndr.de. Norddeutscher Rundfunk, 20. Dezember 2016, abgerufen am 21. Februar 2017.
- ↑ a b Ndr: Hamburg ist Bunker-Hochburg (Seite 2). In: www.ndr.de. 28. Juni 2014, abgerufen am 9. Oktober 2019.
- ↑ Christina Busse: Die Geschichte der Trutzburg. In: Hamburger Wochenblatt, 1. Juli 2020, S. 5.
- ↑ Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 13. April 2010 (PDF; 915 kB) ( vom 27. Juni 2011 im Internet Archive) (PDF; 915 kB), Stand 23. März 2009, Denkmalschutzamt in der Behörde für Kultur, Sport und Medien, S. 209, Denkmallisten-Nr. 1368. Position: 53° 35′ 11,6″ N, 10° 2′ 41,6″ O
- ↑ Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 13. April 2010 (PDF; 915 kB) ( vom 27. Juni 2011 im Internet Archive) (PDF; 915 kB), Stand 23. März 2009, Denkmalschutzamt in der Behörde für Kultur, Sport und Medien, S. 205, Denkmallisten-Nr. 1366. Position: 53° 32′ 38,7″ N, 9° 58′ 35,2″ O
- ↑ Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 13. April 2010 (PDF; 915 kB) ( vom 27. Juni 2011 im Internet Archive) (PDF; 915 kB), Stand 23. März 2009, Denkmalschutzamt in der Behörde für Kultur, Sport und Medien, S. 177, Denkmallisten-Nr. 1367. Position: 53° 33′ 44″ N, 9° 59′ 25,3″ O
- ↑ Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 13. April 2010 (PDF; 915 kB) ( vom 27. Juni 2011 im Internet Archive) (PDF; 915 kB), Stand 23. März 2009, Denkmalschutzamt in der Behörde für Kultur, Sport und Medien, S. 168, Denkmallisten-Nr. 1442. Position: 53° 31′ 40,8″ N, 10° 1′ 29,2″ O
- ↑ Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 13. April 2010 (PDF; 915 kB) ( vom 27. Juni 2011 im Internet Archive) (PDF; 915 kB), Stand 23. März 2009, Denkmalschutzamt in der Behörde für Kultur, Sport und Medien, S. 170, Denkmallisten-Nr. 1421. Position: 53° 31′ 48,9″ N, 10° 1′ 18,8″ O
- ↑ ZOB-Abriss: Am ersten Tag lief alles schief, Hamburger Abendblatt vom 19. Juni 2001, S. 9
- ↑ Jürgen Müller: Die unterirdischen Anlagen des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks „Franz Stenzer“ ( vom 27. Februar 2006 im Internet Archive). In: „Schattenwelt“, Mitteilungsblatt des Vereins Berliner Unterwelten e. V., Nr. 4/2002, ZDB-ID 2138301-7, S. 6–9. Position: 52° 30′ 25,7″ N, 13° 27′ 16,2″ O
- ↑ Denkmalschutz in Flensburg: Hässlich oder schützenswert? In: www.ndr.de. 9. Juni 2021, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juni 2021; abgerufen am 12. März 2024.
- ↑ Der Zombeck-Turm: Eine Kurzvorstellung auf Luftschutzbunker Wilhelmshaven. Position: 53° 31′ 0,4″ N, 8° 7′ 41″ O