Stockhausen (Windhagen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stockhausen
Ortsgemeinde Windhagen
Koordinaten: 50° 39′ N, 7° 22′ OKoordinaten: 50° 39′ 29″ N, 7° 21′ 34″ O
Höhe: 295 m ü. NHN
Einwohner: 576 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl: 53578
Vorwahl: 02683
Stockhausen (Rheinland-Pfalz)
Stockhausen (Rheinland-Pfalz)
Lage von Stockhausen in Rheinland-Pfalz

Stockhausen ist ein Ortsteil der Ortsgemeinde Windhagen im Landkreis Neuwied in Rheinland-Pfalz mit über 550 Einwohnern.

Stockhausen liegt auf der Asbacher Hochfläche im nordwestlichen Westerwald auf Höhenlagen zwischen 265 und 300 m ü. NHN und grenzt direkt an den sich nach Westen erstreckenden Aegidienberger Wald an. Dort steigt das Gelände zum Dachsberg (362 m ü. NHN) an, nach Osten fällt es zum Stockhausener Bach und dessen ortsnah entspringenden Zufluss Forthbach an. Stockhausen hat keinen klassischen Ortskern, sondern erstreckt sich entlang der Dorfstraße. Zu den nächstgelegenen Ortschaften gehören nordöstlich das 1,5 Kilometer entfernte Germscheid sowie das 1,5 Kilometer nordwestlich gelegene Wülscheid.

Urkundlich in Erscheinung trat Stockhausen 1418 als ein Dienstmannsgut des kurkölnischen Amtes Altenwied. Der Hof war vermutlich durch die ursprünglich aus Dassel stammenden Junker von Stockhausen gegründet und als Motte ausgebaut worden. Er fiel um 1550 in den Besitz der „von Neustadt, genannt Munt“, 1600 wurde er ein Rittersitz der Grafen von Nesselrode.[2][3] 1660 verzeichnete Stockhausen als Teil der Honschaft Windhagen im gleichnamigen Kirchspiel bei einer Inventur im Amt Altenwied zehn Häuser.[4]

In preußischer Zeit (ab 1815) blieb Stockhausen ein Teil der Honschaft, später Gemeinde Windhagen, seit 1823 im Verwaltungsbezirk der Bürgermeisterei Asbach. Im Rahmen von Volkszählungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Stockhausen zunächst als Weiler, 1843 war es als Dorf verzeichnet und umfasste 35 Wohn- sowie 25 Wirtschaftsgebäude.[5] Der Rittersitz der Grafen von Nesselrode war 1830 aufgegeben worden, blieb jedoch als Gebäude erhalten.

1907 erhielt Stockhausen eine Telegraphenhilfsstelle und 1931 eine eigene Poststelle der Klasse II im Bezirk des Postamts Asbach.[6] Zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurde 1932 an der Stockhausener Straße ein Ehrenmal errichtet.[7] Ende der 1930er-Jahre entstand nördlich von Stockhausen das Lager Süd-West des damaligen Einsatz(flug)hafens Eudenbach auf der Mußer Heide (auch Musser Heide). Es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg niedergelegt. 1959 wurde die Poststelle Stockhausen dem Postamt Linz zugeordnet und 1980 als Spätfolge der kommunalen Neugliederung in eine Annahmepoststelle umgewandelt.[6]

Die mundartliche Bezeichnung des Ortes lautet „Stockes“.[8]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1816[9] 148
1828[10] 196
1843[11] 190
1885[12] 191
1987[13] 515

Zum Hof und späteren Rittersitz Stockhausen gehörte auch die heutige Wüstung Wiesplätzchen, auf halbem Weg zwischen Stockhausen und Germscheid gelegen. Eine früh erwähnte Hofstelle dieses Ortes war das Blietzgenhöffgen. Nach einer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde Wiesplätzchen wiederaufgebaut und zählte 1660 bei der Inventur im Amt Altenwied drei Häuser. Über diesen Umfang wuchs der Ort nie hinaus. Die jährliche Pacht des Hofes betrug 11 Malter Hafer. Die Schreibweise des Ortsnamens entwickelte sich über Weisplätzgen (1729), Wiespletzgen (1765), Wiesenplaetz (1803–1820) und Wiesplätzgen (19. Jahrhundert) zu Wiesplätzchen.

1829 bestanden in Wiesplätzchen noch zwei (von ursprünglich drei) Wohnhäusern, eines war zuvor einem Feuer zum Opfer gefallen. Bei der Volkszählung 1843 war Wiesplätzchen als Hof verzeichnet und umfasste ein Wohn- und zwei Wirtschaftsgebäude mit acht Einwohnern.[11] 1905 war die Einwohnerzahl auf fünf gesunken. Nachdem im Herbst 1929 das damals letzte Wohnhaus niederbrannte, wurde Wiesplätzchen zur Wüstung.[14]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine wesentliche Sehenswürdigkeit von Stockhausen ist die neugotische Marienkapelle, ein von 1884 bis 1886 errichteter Backsteinsaalbau. Als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz steht auch ein Fachwerkhaus des ehemaligen Hofs der Grafen von Nesselrode, das im Kern vor 1700 errichtet wurde. In der Weiherstraße befindet sich ein geschütztes Wegekreuz aus dem Jahre 1876[15], an der Ringstraße steht eine als Naturdenkmal ausgewiesene Eiche.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Windhagen – Ortsgemeinde im Westerwald. Abgerufen am 18. Mai 2023.
  2. Heinrich Neu, Hans Weigert: Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 16, Abt. II). Düsseldorf, Schwann, 1940, Seiten 393/394.
  3. Ernst-Dieter Meyer: Der Rittersitz Stockhausen. In: Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994, S. 51–56
  4. August Welker: Inventur im Amt Altenwied anno 1660. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Neuwied, 1977, S. 101–103.
  5. A. A. Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preußischen Staats, Verlag K. A. Kümmel, Halle 1823, Vierter Band, S. 386
  6. a b Theo Winterscheid: Aus der Geschichte der Post im Windhagener Raum. In: Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994, S. 116–119.
  7. Karl-Heinz Prangenberg: Das Gefallenendenkmal in Stockhausen. In: Heimatblatt Altenwied 2008/2009, S. 65–71.
  8. Helmut Wolff: Der Windhagener Dialekt. In: Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994, S. 196.
  9. Der Regierungs-Bezirk Coblenz nach seiner Lage, Begränzung, Größe, Bevölkerung und Eintheilung..., Coblenz: Pauli, 1817; Seite 89
  10. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1830, S. 693
  11. a b Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Coblenz, Coblenz: Hölscher, 1843, Seite 66
  12. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6, S. 44/45 (Digitalisat).
  13. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile (Excel; letzte Ausgabe 2015) [siehe unter „Verzeichnisse und Adressarien“, Kennziffer A1132E]
  14. Anton Stockhausen: Untergegangene Siedlungen und Höfe. In: Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994, S. 62–64.
  15. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Neuwied. (Memento vom 31. Oktober 2020 im Internet Archive) Mainz 2019[Version 2024 liegt vor.], S. 71 (PDF; 6,4 MB).