Stadtkirche Teterow

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Blick vom Mühlenteich zur Stadtkirche
Grundriss, 1902

Die Stadtkirche St. Peter und Paul ist ein typischer Bau der norddeutschen Backsteingotik. Sie befindet sich in der mecklenburgischen Stadt Teterow und ist die Kirche der Kirchgemeinde Teterow in der Propstei Rostock im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).

Baubeschreibung

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Der älteste Teil der Kirche ist der 1280 errichtete frühgotische Chor. Als direktes Vorbild wird der zwischen 1265 und 1279 errichtete Zweitbau der Rostocker Marienkirche angesehen. Der Chorgiebel weist eine Dreifenstergruppe auf, wie an frühgotischen Backstein- (und auch Feldstein-) Kirchen auch südwärts bis in die Mark Brandenburg und westwärts bis in die Provinz Groningen nicht selten anzutreffen. Die Seitenwände haben jeweils zwei schlanke Spitzbogenfenster. Die beiden Chorjoche sind stark gebuste Kreuzrippengewölbe nach westfälischem Vorbild.

Wenig später entstand die Sakristei auf der Nordseite, allerdings zunächst ohne den (ebenfalls mittelalterlichen) aufwändigen Ziergiebel.

Nach dendrochronologischem Befund wurde das Kirchenschiff 1310 errichtet. Sein Querschnitt ist etwas asymmetrisch, auf der Südseite ist es eine Stutzbasilika mit fensterlosen Hochschiffswänden, auf der Nordseite eine Basilika mit Obergadenfenstern. Als Ursache wird eine Ad-hoc-Entscheidung der Bauleute angenommen, im mittelalterlichen Kirchenbau nichts Ungewöhnliches. Das nördliche Seitenschiff wurde allerdings 1877–1880 durch ein größeres ersetzt, mit üppigen neugotischen Quergiebeln. Gleichzeitig entstand auch die südliche Sakristei.

Der quadratische, fast 40 m hohe Westturm, im ursprünglichen Konzept noch nicht vorgesehen, wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet, die obersten Teile nach dendrologischem Befund um 1450.[1]

  • Im Gewölbe des Chorraums befinden sich wertvolle mittelalterliche Fresken, die zwischen 1877 und 1880 bei einer Renovierung freigelegt wurden. Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert und wurden 1880 überfasst. Dargestellt sind Erschaffung der Welt, Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies, Brudermord an Abel, Mariä Verkündigung, Geburt Jesu, heilige drei Könige, Kindermord in Bethlehem, Flucht nach Ägypten, Versuchung Jesu, Einzug in Jerusalem, Kreuzigung, Auferstehung, Jesus als Weltenrichter.
Marienkrönungsaltar aus dem 15. Jahrhundert
  • Im nördlichen Seitenschiff steht der als Doppelflügelaltar gestaltete geschnitzte frühere Hauptaltar (Marienkrönungsaltar). Er stammt von einer Rostocker Werkstatt aus den 1430er Jahren. Ganz geöffnet zeigt er die Marienkrönung und die zwölf Apostel mit Paulus und Stephanus sowie weitere 17 Heilige in einem schmaleren Streifen darunter. Wird das erste Flügelpaar geschlossen, so zeigt sich ein Gemäldezyklus zur Passion in 16 Einzeldarstellungen, der dem Meister des Rostocker Dreikönigsaltars zugeschrieben wird. Die Malereien auf den Außenflügeln, die sichtbar werden, wenn der Altar ganz geschlossen wird, sind hingegen verloren. Der Altar steht heute an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs.
  • Über dem Zugang zum Chorraum befindet sich ein großes Triumphkreuz: ein Kruzifix, gerahmt von den Figuren der Jungfrau Maria und dem Evangelisten Johannes. Das Kreuz ist an den vier Enden mit den vier Evangelistensymbolen und an den Rändern mit großen Blättern besetzt.
Strahlenkranzmadonna (15. Jahrhundert)
  • An einer Seitenwand befindet sich die Darstellung einer Strahlenkranzmadonna auf der Mondsichel aus dem 15. Jahrhundert. Der Text unter dem Relief stammt aus 1. Mose 3,15. Er lautet: „Des Weibes Same soll der Schlange den Kopf zertreten.“ Das wird als Hinweis auf Jesus gedeutet.
  • Vor dem Altarraum steht im Mittelschiff ein gotischer Taufstein (Fünte) aus dem 14. Jahrhundert. Er ist aus gotländischem Kalkstein gefertigt.
  • Reste einer Kanzel aus der Zeit der Renaissance sind heute in der Turmhalle aufgestellt. Altar, Kanzel, und Bänke stammen aus der Zeit der neugotischen Erneuerung von 1877/80. Das Altarbild ist wahrscheinlich eine Darstellung der Auferstehung, eine Kopie nach Bernhard Plockhorst.
  • An der Ostwand des Nordschiffs ist seit den 1920er Jahren eine Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindeglieder angebracht. Darüber befindet sich ein Kreuz für die Opfer des Zweiten Weltkrieges.

Paul Schmidt baute im Jahr 1789 eine neue Orgel. 1891 wurde sie durch ein neues Werk von Heinrich Schlag & Söhne ersetzt; das alte Gehäuse blieb erhalten. Hinter dem historischen Orgelprospekt steht seit 1991 ein Neubau der Orgelbaufirma Mecklenburger Orgelbau (Wolfgang Nussbücker) mit insgesamt 30 Registern auf zwei Manualen und Pedal.

Kirche Teterow Orgelprospekt

Die heutige Orgel hat folgende Disposition:

I Manual C–g3
Pommer 16′
Principal 8′
Bordun 8′
Octav 4′
Kleingedeckt 8′
Quinte 223
Waldflöte 2′
Terz 135
Cornett III (ab c1)
Mixtur IV
Trompete 8′
II Manual C–g3
Gedeckt 8′
Dulciana 8′
Principal 4′
Kegelpfeife 4′
Oktave 2′
Ouinte 113
Sesquialter II
Cymbel III–IV
Tremulant
Pedal C–f1
Subbass 16′
Gedecktbass 8′
Bassflöte 4′
Principalbass 8′
Choralbass 4′
Octavbass 2′
Posaune 16′
Trompete 8′
Clarion 4′

Als zusätzliche Nebenzüge wurden der „Teterower Hecht“ (ein Glöckchen nach einer Teterower Geschichte) und ein Vogelgezwitscher eingebaut.

Seit der Erneuerung im Jahr 2019 verfügt die Kirche über ein Geläut von vier Bronzeglocken im Glockenstuhl des Turmes. Außerdem gibt es eine Uhrschlagglocke und die ehemalige Arme Sünder Glocke am Ostgiebel des Langhauses.

  • Felix Fiedler (1633–1707), Pastor an der Stadtkirche von 1661 bis 1704 und Stifter
  • Martin Kuske (1940–1995), Pastor an der Stadtkirche Teterow von 1978 bis 1994
  • Detlef Krohn: Die Wandmalerei im Chorgewölbe der Stadtkirche St. Peter und Paul in Teterow und ihre Restaurierung (in KulturERBE in Mecklenburg-Vorpommern, Band 3, Jg. 2010, Hg. Abt. Archäologie und Denkmalpflege im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, D. Jantzen u. K. Winands), mit aktuellem Forschungsstand der Baugeschichte
  • Georg Christian Friedrich Lisch: Die Kirche zu Teterow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Band 12, Schwerin, 1847 hs-wismar.de (Memento vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today).
  • Georg Christian Friedrich Lisch: Die Kirche zu Teterow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Band 42, Schwerin, 1877 hs-wismar.de (Memento vom 1. September 2004 im Internet Archive).
  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. V. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Teterow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin, Waren, Malchow und Röbel. Schwerin 1902, S. 8–20 (books.google.com).
  • Verena Friedrich, Martin Kuske: Teterow. Kunstverlag Peda, Passau 1993 (Peda-Kunstführer Nr. 81/1993), ISBN 3-927296-88-0.
Commons: St. Peter und Paul (Teterow) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Dehio-Handbuch Mecklenburg-Vorpommern, 2016, ISBN 978-3-422-03128-9, S. 694–696
  2. Orte in MV: Teterow (Memento vom 19. November 2010 im Internet Archive)
  3. Liste der Fördervereine (Memento vom 14. August 2010 im Internet Archive) auf kirche-mv.de

Koordinaten: 53° 46′ 24,8″ N, 12° 34′ 28,3″ O