Obersteinbach (Bas-Rhin)
Obersteinbach | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Bas-Rhin (67) | |
Arrondissement | Haguenau-Wissembourg | |
Kanton | Reichshoffen | |
Gemeindeverband | Sauer-Pechelbronn | |
Koordinaten | 49° 2′ N, 7° 41′ O | |
Höhe | 234–430 m | |
Fläche | 9,18 km² | |
Einwohner | 233 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 25 Einw./km² | |
Postleitzahl | 67510 | |
INSEE-Code | 67353 | |
Obersteinbach von Nordwesten |
Obersteinbach ist eine französische Gemeinde mit 233 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Kanton Reichshoffen im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est. Sie ist Teil des Naturparks Nordvogesen.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obersteinbach liegt am Nordrand des Elsass, etwa fünf Kilometer östlich der Grenze zu Lothringen im Tal des Steinbaches, eines Nebenflusses der Sauer. Es ist umgeben von den Wäldern und Buntsandsteinfelsen in den Nordvogesen (Forêt Domaniale de Steinbach). Diese Landschaftsformation bildet eine Einheit mit dem südlichen Pfälzerwald auf deutscher Seite und wird auch Wasgau genannt.
Obersteinbach ist ein Straßendorf, das sich mit seinen Fachwerkhäusern entlang der Chaussee erstreckt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf Obersteinbach lag im Amt Lemberg der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch und dort in der gleichnamigen Amtsschultheißerei Obersteinbach.[1] Zum Dorf Obersteinbach gehörten der Frauener Hof und Fischbach. Beide gehörten gemeinsam dem jeweiligen Landesherren des Amtes Lemberg und dem Bischof von Speyer.[2]
Frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1570 verstarb Graf Jakob von Zweibrücken-Bitsch (* 1510; † 1570) als letztes männliches Mitglied seiner Familie. Das Amt Lemberg erbte seine Tochter, Ludovica Margaretha von Zweibrücken-Bitsch, die mit dem (Erb-)Grafen Philipp (V.) von Hanau-Lichtenberg verheiratet war. Ihr Schwiegervater, Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg, gab durch die sofortige Einführung des lutherischen Bekenntnisses dem streng römisch-katholischen Herzog Karl III. von Lothringen Gelegenheit, militärisch zu intervenieren, da dieser die Lehnshoheit über die ebenfalls zum Erbe gehörende Herrschaft Bitsch besaß. Im Juli 1572 besetzten lothringische Truppen die Grafschaft. Da Philipp IV. der lothringischen Übermacht nicht gewachsen war, wählte er den Rechtsweg. Beim anschließenden Prozess vor dem Reichskammergericht konnte sich Lothringen hinsichtlich der Herrschaft Bitsch durchsetzen, das Amt Lemberg dagegen – und somit auch Obersteinbach – wurde der Grafschaft Hanau-Lichtenberg zugesprochen. Der Vertrag, der den Streit beendete, enthielt auch einen Passus, der den Katholiken eine freie Glaubensausübung in Obersteinbach garantierte.[3]
1736 starb mit Graf Johann Reinhard III. der letzte männliche Vertreter des Hauses Hanau. Aufgrund der Ehe seiner einzigen Tochter, Charlotte (* 1700; † 1726), mit dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) (* 1691; † 1768) von Hessen-Darmstadt fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg nach dort.
Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zuge der Französischen Revolution fiel dann der linksrheinische Teil der Grafschaft Hanau-Lichtenberg – und damit auch das Amt Lemberg und Obersteinbach – 1794 an Frankreich. Durch die Grenzziehung im Zweiten Pariser Frieden 1815 gehörte es zum Königreich Bayern und dort zum Rheinkreis. Für Frankreich war die Grenzziehung problematisch, da so der Weg zwischen den französischen Festungen Bitsch und Weißenburg durch bayerisches Gebiet führte. In der Grenzkonvention zwischen Bayern und Frankreich trat Bayern am 9. Dezember 1825 Nieder- und Obersteinbach an Frankreich ab.[4]
Malerkolonie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab 1896 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs beherbergte Obersteinbach zweimal im Jahr eine Malerkolonie. Gegründet von Franz Hein, ein Maler aus Norddeutschland, der an der Kunstschule Karlsruhe Malerei, Holzschnitt und Lithographie unterrichtete. Er war am Mittelalter und seinen Sagen interessiert. Bei einem Besuch der Burg Wasigenstein war er sofort fasziniert und malte mehrere Bilder und beschloss, im nahen Obersteinbach eine Malerschule einzurichten. Für die damalige Zeit beispiellos, war sie hauptsächlich für Frauen gedacht. Die jungen Frauen kamen aus Karlsruhe mit dem Zug bis Lembach und fuhren mit der Kutsche bis Obersteinbach. Die meisten wohnten in der Pension Fricker-Sensfelder, heute das Hotel Anthon. Die Besitzerin, Frau Fricker, baute eine Glasveranda für ihre Gäste. Für die Einheimischen waren die Malerinnen die „Molwiewer“ (Malweiber). 1918 wurde das Elsass wieder französisch und die deutschen Besucher konnten nicht mehr kommen. Als eine Gruppe von Anwohnern in den 2010er Jahren begann, die Geschichte der Malerkolonie zu erforschen, fand man im Keller der Nachfolger der Wirte Fricker-Sensfelder 15 Bilder, die die Pensionsgäste ihren Gastgebern vermacht hatten. 2019 erschien ein Buch über die Malerkolonie von Bernhard Bonkhoff.[5]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2017 |
Einwohner | 193 | 230 | 189 | 197 | 199 | 184 | 224 | 227 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zahlreiche in den Sandstein gehauenen Felsenburgen umgeben Obersteinbach. Deren bedeutendste ist der nördlich gelegene Wasigenstein vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Diese Burg ist Schauplatz des Waltharilieds. Unweit davon befinden sich direkt an der deutschen Grenze auf dem Maimont sogenannte Opferschalen, die aus heutiger Sicht allerdings die Folge natürlicher Auswitterungen sind. Ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammen die Ruinen der Burg Lützelhardt westlich des Ortes. Etwas jünger ist die Burgruine Klein-Arnsberg.
- Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Martin stammt von 1804 (Datierung über dem Türsturz). Ein Vorgängerbau (seit 1371 belegt) wurde im Zuge der Französischen Revolution 1789 zerstört. Der heutige Bau steht auf kreuzförmigem Grundriss mit Rundbogenfenstern, Oculi im Giebelfeld und schiefergedecktem Zwiebelturm.
- Die evangelische Kirche steht auf rechteckigem Grundriss und hat Segmentbogenfenster, Ostgiebel in Fachwerk und einen Glockenturm mit Spitzhelm. Sie wurde 1787 unter Landgraf Ludwig IX. (Hessen-Darmstadt) errichtet. Über dem Türsturz prangt sein Monogramm.
- Museum zur Geschichte der Burgen im Steinbachtal.
Freizeit und Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vogesenclub hat im Umkreis viele Wanderwege markiert, die auch zu sämtlichen Burgruinen und pittoresken Felsen führen. Es gibt in Obersteinbach Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort liegt an der Départementsstraße D3, die als D35 von Bitche kommend, parallel zur französisch-deutschen Grenze in West-Ost-Richtung nach Wissembourg verläuft.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
- Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.
- Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1585–1586.
- Bernhard Bonkhoff: Die Malerkolonie Obersteinbach (1896–1918). Conte Verlag, St. Ingbert 2019, ISBN 978-3-95602-204-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Knöpp, S. 10; Matt, S. 9.
- ↑ Knöpp, S. 10f.
- ↑ Fritz Claus: Maria Rosenberg. Legende, Sage und Geschichte. 3. Auflage, Edenkoben 1911, S. 334.
- ↑ Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870–1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 3–50, insbesondere S. 11 (Google Books).
- ↑ France 3 Grand Est, Die Malerkolonie der Frauen in Obersteinbach (französisch), 9. September 2020. Abgerufen am 11. November 2021.