Herbert Kapfer (Autor)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Herbert Kapfer (* 2. März 1954 in Ingolstadt) ist ein deutscher Autor, Herausgeber und Hörspielleiter.

Herbert Kapfer (2016)

Von 1972 bis 1974 absolvierte Herbert Kapfer eine journalistische Ausbildung am Münchner Presselehrinstitut. 1970 veröffentlichte er erste Gedichte und Kurzprosa in literarischen und subkulturellen Zeitschriften, ab 1971 Sendungen für öffentlich-rechtliche Radioprogramme. Er publizierte ab 1980 Hörspiele, Theaterstücke, Prosa, Essays und literarische Collagen. Er war 1978 Mitbegründer und bis 1983 Texter und Musiker der bairischen akustischen Band Dullijöh.

1988 wurde er Dramaturg der Hörspielabteilung des Bayerischen Rundfunks. Er engagierte sich in dieser Zeit als Produzent zahlreicher Pophörspiele, die vielfach ausgezeichnet wurden, und war „maßgeblich an der Entwicklung und Verfestigung“[1] dieses Subgenres beteiligt. In theoretischen Beiträgen zur Radiokunst setzte er sich für offene Sendeformen ein. Von 1996 bis 2017 leitete er dann die Abteilung Hörspiel und Medienkunst, die sich im Lauf der Jahre den Ruf einer herausragend „risikoresistenten Redaktion“[2] erwarb.

Kapfer war Initiator und Leiter der 1999 in Berlin und 2002 in Karlsruhe veranstalteten Festivals intermedium[3]. Er ist Begründer der Reihe intermedium records, in der zahlreiche künstlerische Editionen erschienen sind.[4] Von 2012 bis 2017 war er Koordinator des Radio- und Webprojekts Die Quellen sprechen.

Er ist Herausgeber von Werken Richard Huelsenbecks[5] und Mitherausgeber von Briefeditionen, u. a. zu Franz Pfemfert.[6] Er verfasste Beiträge zu Dada, Literatur-, Zeit- und Mediengeschichte.

Seine literarischen Montagen, die in jüngerer Zeit erschienen sind, widmen sich Aspekten einer Gegengeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Hier „greifen das erfundene und das erlebte Leben komplementär ineinander.“[7] Kapfer verwendet bei diesen kompositorischen, materialintensiven Arbeiten vor allem Werke vergessener Autorinnen und Autoren. Er ermutigt „zu einem Denken in nicht vorgezeichneten Bahnen“.[8]

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Autor

Als Herausgeber

Hörspiele

  • Das Dach über dem Kopf. BR 1980.
  • Weg vom Fenster. BR 1982.
  • Beat. (Mit Karl Bruckmaier, Carl-Ludwig Reichert). BR 1989.
  • eurohymne. (Mit Ulrich Bassenge). BR 1990.
  • kennen sie mich herren. eine werkstattsendung zu ernst jandl und ernst kölz. (Mit Mira Alexandra Schnoor). BR 1990.
  • Harte Schnitte, ungezähmte Worte, Stimmen hört jeder. (BR 1991).
  • dr. huelsenbecks mentale heilmethode. (Mit Regina Moths, Peter Blegvad, John Greaves). Rough Trade Rec. 1992.
  • Abrechnung in Mexico-City. Franz Pfemfert im Exil. BR 1999.
  • Medien-Meditation. BR 2004.
  • Der Privatroman 'Neid'. 36 Antworten von Elfriede Jelinek auf Fragen von Herbert Kapfer. (Mit Elfriede Jelinek). BR 2011.[10]
  • Weiter in die Nacht. Terminkalender 1937–1939. Textcollage nach Hannah Höch. Komposition und Realisation: Helga Pogatschar. BR 2014.

Hörbuch-Editionen

Preise und Auszeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tukan-Preis 2019
Commons: Herbert Kapfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stefan Greif / Nils Lehnert: Pop + Hörspiel = Pophörspiel? Zur Einleitung. In: Stefan Greif / Nils Lehnert (Hrsg.): Pophörspiele. edition text + kritik, München 2020, ISBN 978-3-96707-227-3, S. 26.
  2. Franz Mon: Die Geschichte von Geschichten in den Hörspielen von Michael Lentz. In: Jürgen Egyptien (Hrsg.): Literatur in der Moderne. Jahrbuch der Walter-Hasenclever-Gesellschaft. Band 8. V&R unipress, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0144-4, S. 81.
  3. ZKM, intermedium
  4. Discogs intermedium records. Abgerufen am 24. April 2021.
  5. Oliver Ruf: Rezension: Richard Huelsenbeck: Dada-Logik 1913–1972. Hrsg. und kommentiert von Herbert Kapfer. In: Stadt Pirmasens in Verbindung mit der Hugo-Ball-Gesellschaft. Redaktion: Eckhard Faul (Hrsg.): Hugo-Ball-Almanach. Studien und Texte zu Dada. Neue Folge, Nr. 4. edition text + kritik, München 2013, ISBN 978-3-86916-246-1, S. 269–271.
  6. Herrmann Weber: Pfemfert, Plättner und Hoelz. Neue biographische Untersuchungen zu "Sozialrebellen". In: Deutschland Archiv. Zeitschrift für das vereinigte Deutschland. Nr. 3. Leske + Budrich, 2001, ISSN 0012-1428, S. 485–487.
  7. Samuel Hamen: Sagen, was ist. Spiegeln, was sein könnte. In: Sprache im technischen Zeitalter. Nr. 230. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2019, ISBN 978-3-412-51632-1, S. 202.
  8. Antje Weber: Zukunft denken. In seinem Buch "Utop" erzählt Herbert Kapfer von Sehnsüchten nach Veränderung - und der schwierigen Umsetzung hochfliegender Ideen. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 292, 17. Dezember 2021, S. R12.
  9. Andreas Platthaus: Der Autor schreibt kein einziges Wort. Fürs Stimmenstakkato dieses Buchs sorgen andere: Herbert Kapfers faszinierende Montagefiktion "1919" aus literarischen Phantasmen erzählt die Geschichte eines deutschen Schicksalsjahres. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 76, 30. März 2019, S. 10.
  10. BR Hörspiel Pool – Jelinek/Kapfer: Der Privatroman Neid – 36 Antworten
  11. Deutscher Hörbuchpreis 2005 in der Kategorie „Best of All“. In: deutscher-hoerbuchpreis.de. Abgerufen am 25. August 2022.
  12. Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2014
  13. Deutscher Hörbuchpreis 2016 in der Kategorie „Beste verlegerische Leistung“. In: deutscher-hoerbuchpreis.de. Abgerufen am 25. August 2022.