Gersteinwerk

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Gersteinwerk
Luftbild Gersteinwerk
Luftbild Gersteinwerk
Lage

Gersteinwerk (Nordrhein-Westfalen)
Gersteinwerk (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 51° 40′ 24″ N, 7° 43′ 1″ OKoordinaten: 51° 40′ 24″ N, 7° 43′ 1″ O
Land Deutschland Deutschland
Ort Werne
Gewässer Datteln-Hamm-Kanal
Daten

Typ Dampfkraftwerk
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Erdgas
Leistung 1397 Megawatt
Eigentümer RWE
Betreiber RWE Generation
Betriebsaufnahme 1917
Turbine Gasturbinen + Dampfturbinen
Schornsteinhöhe 282 m
Website RWE
Gersteinwerk
Gersteinwerk

Gersteinwerk

f2

Das Gersteinwerk ist ein kombiniertes Dampfkraftwerk (Erdgas) der RWE AG im Werner Stadtteil Stockum an der Lippe. Das Kraftwerk hat eine elektrische Nettoleistung von 1397 Megawatt und besitzt einen 282 Meter hohen Kamin. Das Werk gehört zu verschiedenen Themenrouten der Route der Industriekultur.

Benannt ist das Gersteinwerk nach dem Bochumer Landrat Karl Gerstein, der u. a. ein entschiedener Gegner des Vordringens des RWE nach Westfalen war.[1]

Erbaut wurde es von 1913 bis 1917 von den späteren VEW. Damals wurde der Brennstoff (Steinkohle) von den umliegenden Zechen geliefert. Die letzten dieser alten Blöcke wurden 1991/1992 abgerissen.

Freileitungsmast der 220-kV-Leitung nach Lehrte während des Rückbaus 2020

In den 1920er Jahren wurde das Kraftwerk an eine 220-kV-Freileitung angeschlossen, welche das Koepchenwerk bei Herdecke über das Gersteinwerk zunächst bis zum Umspannwerk Lehrte-Ahlten und ab den 1930er Jahren auch mit dem Helmstedter Revier verband; es wurde somit Teil des ersten innerdeutschen Stromverbundes. Bis 1941 wurde diese Verbindung über das Mitteldeutsche Bergbaurevier bis nach Österreich erweitert.

Die vier neuen Erdgas-Kraftwerksblöcke wurden von 1970 bis 1973 in Betrieb genommen, 1984 folgte der Kombinations-Kraftwerksblock (Block K) zur Verbrennung von Steinkohle. Die Kohle wurde zum großen Teil per Schiff zum eigenen Hafen am Datteln-Hamm-Kanal angeliefert. Der Hafen liegt auf der anderen Seite der Lippe auf dem Gebiet der Stadt Hamm; von dort wurde die Kohle mit Hilfe eines Förderbandes über den Fluss zum Kohlelager des Kraftwerks transportiert. Ein weiterer Teil der Kohle wurde mit der Werne–Bockum-Höveler Eisenbahn direkt zum Kraftwerk geliefert.

Im Block H wurde nur noch die Gasturbine betrieben (Solobetrieb), wodurch dieser Block nur noch eine Nettoleistung von 55 MW hatte. Er wurde im August 2018 schließlich stillgelegt.

Block I wurde aufgrund der damaligen Marktlage am 1. April 2012 stillgelegt und dauerkonserviert.[2]

Am 14. August 2014 teilte RWE mit, im ersten Quartal 2017 den Betrieb des mit Steinkohle befeuerten Teils von Block K (620 MW) einstellen zu wollen.[3] 2015 wurde bekannt, dass der Stilllegungstermin auf 2019 verschoben wurde.[4]

Der mit Steinkohle befeuerte Teil des Blocks K wurde am 29. März 2019 vom Netz genommen und endgültig stillgelegt.[5]

Kapazitätsreserve

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Seit dem 1. Oktober 2020 befinden sich die beiden Gasblöcke F2 und G2 in der Kapazitätsreserve der Übertragungsnetzbetreiber.[6]

Die Erdgas-Kombiblöcke F, G, H und I liefern jeweils eine Bruttoleistung von 427 MW (Nettoleistung 410 MW) und dienen heute als Reserve zur Abdeckung von Spitzenlasten. Durch den mit der Energiewende in Deutschland verbundenen Ausbau von Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen hat sich der Einsatz des Kraftwerks gewandelt. Die Gasturbinen dienen immer häufiger bei kurzzeitigen Engpässen in der Stromversorgung (Dunkelflaute) als schnelle Ausfallreserve. Eine Besonderheit ist der Kombinationsprozess, bei dem eine Gasturbine dem Dampferzeuger vorgeschaltet ist: Die etwa 430 °C heißen Abgase der Gasturbine mit einem Volumenanteil von circa 17 % Restsauerstoff strömen in einen nachgeschalteten konventionellen Dampferzeuger zur Verbrennung von Erdgas. Die Wärme der von der Gasturbine dem Kessel zugeführten Verbrennungsluft wird zusätzlich noch als Nutzwärme im Dampferzeuger genutzt. Mit dem Verfahren wird ein Wirkungsgrad von 42 % erzielt. Diese Technik wurde von Klaus Knizia (Vorstandsvorsitzender der VEW AG von 1975 bis 1992) forciert und von 1972 bis 1974 in den Kraftwerken Gersteinwerk und Emsland umgesetzt.

Im Jahr 1984 wurde der Block K mit 791 MW elektrischer Bruttoleistung (112 MW Gasturbine, 679 MW Dampfturbine) in Betrieb genommen; nach Abzug des Eigenbedarfs stehen 732 MW (netto) dem Verbundnetz zur Verfügung. Dieser weltweit größte Gas-Steinkohle-Kombiblock hat eine mit den Erdgas-Kombiblöcken vergleichbare Schaltung; hier wird jedoch der eigentliche Dampferzeuger mit Steinkohle befeuert. Aus Steinkohle erzeugter Strom deckt generell Grund- und Mittellast ab, wird hier aber in Kombination mit der Gasturbine noch stärker für die Mittellast und sogar für Spitzenlast tauglich. Im März 2019 wurde der Steinkohleblock stillgelegt.

Technische Daten

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Blöcke des Kraftwerks Gesteinwerk
Block Brenn­stoff Feuerungswärme­leistung El. Brutto­leistung El. Netto­leistung Fernwärme­leistung Bau­beginn Inbetrieb­nahme Stilllegung Status
A–E (jeweils) Steinkohle 1913–1917 abgerissen
F Erdgas 427 MW 410 MW 1970–1973 F2 in Kapazitätsreserve
G Erdgas 427 MW 410 MW 1970–1973 G2 in Kapazitätsreserve
H Erdgas 055 MW 1970–1973 August 2018 stillgelegt
I Erdgas 427 MW 410 MW 1970–1973 1. April 2012 dauerkonserviert[2]
K1 Erdgas 112 MW 112 MW 1979 1984 in Betrieb
K2 Steinkohle 679 MW 620 MW 1979 1984 29. März 2019 stillgelegt
L Erdgas bis 1300 MW geplant; Bauvorbescheid liegt vor[7]

Quelle: Bundesnetzagentur[8]

Batteriespeicher

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Auf dem Kraftwerksgelände befindet sich seit 2023 ein Batterie-Speicherkraftwerk. Der Speicher aus Lithium-Ionen-Akkumulatoren hat eine installierte Leistung von 72 MW und 79 MWh Speicherkapazität. Das Speichersystem stellt Regelleistung bereit und wird am Energiemarkt eingesetzt. Durch virtuelle Kopplung mit RWE-Laufwasserkraftwerken an der Mosel wird der Betrieb optimiert:[9] Durch das Hoch- bzw. Herunterregeln der Durchflussmenge an diesen Anlagen kann RWE zusätzliche Leistung als Regelenergie bereitstellen und die Gesamtleistung der Batterien steigern. Die Systemtechnik zur Integration und optimalen Steuerung der Be- und Entladung der Batterien liefert SMA Solar Technology. Es kommen mehrere Batterie-Wechselrichter des Typs Sunny Central Storage UP 3450 zum Einsatz.[10]

Der Netzanschluss der Blöcke F1, G1, I1 und K1 erfolgt auf der 110-kV-Hochspannungsebene in das Verteilnetz der Westnetz. In das Übertragungsnetz von Amprion speisen die Blöcke F2 und G2 auf der 220-kV-Höchstspannungsebene ein. Der Steinkohle-Block K2 war auch mit einer Nennspannung von 380 kV angeschlossen.[8]

Block Netto-Nennleistung Spannungsebene Netzbetreiber Schaltanlage
F1 055 MW 110 kV Westnetz Gersteinwerk
F2 355 MW 220 kV Amprion Gersteinwerk
G1 055 MW 110 kV Westnetz Gersteinwerk
G2 355 MW 220 kV Amprion Gersteinwerk
I1 055 MW 110 kV Westnetz Gersteinwerk
K1 112 MW 110 kV Westnetz Gersteinwerk, Bockum-Hövel
Commons: Gersteinwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. vgl. Rezension der Festschrift der VEW
  2. a b RWE schaltet Block I ab. In: Ruhr Nachrichten. 17. März 2012, abgerufen am 20. Februar 2019.
  3. Kraftwerks-Blöcke in Hamm und Werne vor dem Aus. In: Westfälischer Anzeiger. 14. August 2014, abgerufen am 11. Februar 2024.
  4. Auch nach 2019 soll Betrieb im Gersteinwerk nicht völlig eingestellt werden. Westfälischer Anzeiger, 25. September 2015.
  5. RWE schließt Gersteinwerk K2 (614 MW) endgültig. Abgerufen am 29. März 2019.
  6. Kapazitätsreserve. In: netztransparenz.de. Abgerufen am 7. März 2022.
  7. Stellungnahme der Stadt Werne zum Entwurf des Regionalentwicklungsplans Ruhr: https://buergerinfo.werne.de/sessionnet/buergerinfo/getfile.asp?id=39973&type=do&@1@2Vorlage:Toter Link/buergerinfo.werne.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2023. Suche in Webarchiven)
  8. a b Kraftwerksliste. Bundesnetzagentur, 11. November 2019, abgerufen am 11. Dezember 2019.
  9. RWE stellt Megabatterie in Lingen und Werne fertig. RWE, 9. Januar 2023, abgerufen am 11. Februar 2024.
  10. RWE setzt beim Bau eines der größten und innovativsten Speicherkraftwerke Deutschlands auf Technologie von SMA. RWE, 22. November 2021, abgerufen am 11. Februar 2024.