Gespräche mit Investoren

Neue Chance für Fusion von Karstadt und Kaufhof

Von Hagen Seidel
Veröffentlicht am 21.03.2010Lesedauer: 3 Minuten

Die Metro-Gruppe, Eigentümerin der Kaufhof-Warenhäuser, steht nach Informationen von WELT ONLINE in Verbindung mit den Kaufinteressenten der insolventen Karstadt-Filialen. Unter Beteiligung von Investoren wäre demnach die Gründung einer Warenhaus AG möglich: die Fusion von Karstadt und Kaufhof.

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Für die mögliche Fusion von Kaufhof und Karstadt zu einer „Warenhaus AG“ gibt es jetzt offenbar einen neuen Anlauf. Nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“ wollen Investoren sowohl die 120 Häuser der insolventen Kette Karstadt als auch die 113 Filialen des Konkurrenten Kaufhof der Düsseldorfer Metro-Gruppe kaufen. Namen nannte das Blatt nicht. Nach Informationen von WELT ONLINE steht Metro in Verbindung zu Karstadt-Interessenten. Demnach wäre eine Deutsche Warenhaus AG unter Beteiligung von Investoren und der Metro möglich.

Metro-Chef Eckhard Cordes, der Kaufhof veräußern will, hatte die Idee von einem einzigen deutschen Warenhauskonzern in den vergangenen Monaten immer wieder ins Spiel gebracht. Bisher war am er Widerstand des letzten Arcandor-Chefs Karl Gerhard Eick und dann des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg gescheitert. Nach Cordes' Modell sollen Kaufhof und die besten Häuser von Karstadt zusammengehen und später an die Börse gebracht werden. Was mit den übrigen Karstadt-Häusern passieren soll, ist unklar.

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In den Verkaufsverhandlungen mit Karstadt-Insolvenzverwalter Görg ist Metro allerdings nicht vertreten. Stattdessen studieren seit Ende Februar sechs Finanzinvestoren aus den USA und Großbritannien in einem sogenannten „Datenraum“ die Zahlen von Karstadt. An diesem streng geheimen Verfahren sollen Blackstone, Permira, Apollo, Pamplona, Sun Capital und Texas Pacific Group beteiligt sein. Der Insolvenzverwalter hat ihnen eine Frist bis zum 30. April gesetzt, um ein Kaufangebot für alle 120 Häuser und die Zusage für den dauerhaften Betrieb abzugeben.

Im Markt gilt es als wahrscheinlich, dass einige der Investmentgesellschaften sowohl an Karstadt-Häusern als auch an der Kaufhof-Kette interessiert sind. Denn wer für beide den Zuschlag bekäme, hätte praktisch den gesamten deutschen Warenhausmarkt in seiner Hand. Das Hauptproblem dabei dürfte jedoch die Finanzierung sein. Allein für den Kaufhof werden Werte zwischen zwei und drei Mrd. Euro gehandelt. Derart große Deals gelten derzeit wegen der Finanzkrise als schwierig. Der Käufer müsste deutlich mehr Eigenkapital einsetzen, als das bei Private Equity-Geschäften in den vergangenen Jahren üblich war.

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Deshalb glauben Kenner des Falles an eine ganz andere Version: Danach hat keines der sechs Private Equity-Häuser im Datenraum tatsächlich die Absicht, bis Ende April ein Kaufangebot abzugeben. Einige von ihnen hatten im vergangenen Herbst bereits die Bücher der Karstadt-Schwester Primondo (Quelle) studiert und am Ende doch nicht geboten. Danach wurde Primondo filetiert und Quelle Deutschland abgewickelt.

Ähnliches könnte auch bei Karstadt passieren. Möglicherweise sichten die sechs Firmen die Karstadt-Daten nur deshalb, um nach dem 30. April ein Angebot für 30, 40 oder 50 der besten Karstadt-Häuser abzugeben. Wenn sich Blackstone und Co. nach einem möglichen Zuschlag für Karstadts Top-Standorte mit der Metro zusammentun, könnte die Warenhaus AG so durch die Hintertür doch noch entstehen.

Zudem müsste die neue Gesellschaft nicht die Schließung oder den Weiterverkauf der schlechteren Karstadt-Standorte umsetzen. Diese unangenehme Aufgabe bliebe am Insolvenzverwalter hängen. Metro könnte einen größeren Anteil an der Gesellschaft übernehmen.


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