„Heute sagt Ihr Land Ihnen Dankeschön“
In Berlin erhalten die Fußball-Weltmeister das Silberne Lorbeerblatt. Bundespräsident Gauck dankt den Spielern: „Wir in Deutschland haben uns alle gefühlt, als wären wir Weltmeister geworden.“
Jetzt hat der Herbst auch die Hauptstadt erreicht. Kletterten die Temperaturen in den vergangenen Tagen noch zuverlässig in Richtung 20-Grad-Marke, wehte ein kalter Wind am Montag gelbe Blätter über den Vorplatz vom Schloss Bellevue. Neun Grad, Fröstel-Wetter.
Doch wie soll es auch sein Mitte November? Ewigen Sommer gibt es nicht auf dem 52. Breitengrad, und ewigen Sommer gibt es auch nicht für die deutsche Nationalmannschaft. Das haben die Fußball-Meteorologen spätestens seit dem 0:2 in Polen attestiert, das sich wie ein Tiefdruckgebiet über der DFB-Auswahl entlud.
Im Sommer, da war Weltmeisterschaft. Brasilien, die unendliche Leichtigkeit des Seins. Der Titel, der Flug über die Fanmeile, die Massen und die Mannschaft. Es ist schön, dass ausgerechnet in Berlin der letzte Hauch der WM wehte, bevor der goldene Pokal endgültig einstauben kann in seiner DFB-Vitrine. Ein wenig Glanz hat er schon verloren, die Weltmeister mussten sich in die neue Länderspielsaison und den Fußballalltag quälen.
In der EM-Qualifikationsgruppe steht die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw auf Rang vier und wäre somit, Stand jetzt, nicht qualifiziert für das Kontinentalturnier in Frankreich. Natürlich ist das nur eine Momentaufnahme nach drei Spielen. Schon beim am Freitag anstehenden Spiel gegen Gibraltar wird sich das Bild begradigen. Doch angetan ist die Partie nicht dafür, den leichten Fußball-Kater zu besiegen, der Deutschland nach der glorreichen WM quält.
Umso besser, dass noch einmal etwas brasilianischer Flair aufkam, bevor es gegen die 28.000-Einwohner-Nation geht. Die Weltmeister bekamen mittags im Schloss Bellevue das Silberne Lorbeerblatt überreicht. Der höchsten fußballerischen Auszeichnung in Rio folgte nun also die höchste staatliche Auszeichnung für Sportler. Und es wurde noch besser: Abends stand die Premiere des WM-Films „Die Mannschaft“ auf dem Programm.
Gauck: „Wir haben uns alle wie Weltmeister gefühlt“
„Liebe Weltmeister, herzlich willkommen!“, begrüßte Bundespräsident Joachim Gauck die „Helden“ in seiner Lobrede: „Heute sagt Ihr Land Ihnen Danke schön. Fußball-Weltmeister zu werden ist in allen Ländern, in denen Fußball eine Rolle spielt, nicht zu toppen. Das kann in unserem Land nicht anders sein.“
Nach dem „souveränen Titelgewinn“ in Brasilien hätten „wir in Deutschland uns alle gefühlt, als wären wir Weltmeister geworden“.
Fußball sei immer „etwas mehr als Sport. Denn eine Gesellschaft lebt auch davon, dass in ihr Wir-Gefühle existieren“, sagte Gauck. Und: „Die Welt konnte sich 2014 ehrlich mit uns freuen. Das ist vielleicht das schönste an diesem vierten Titelgewinn.“ Der Fußball der deutschen Mannschaft während des WM-Turniers sei „meilenweit von einer verbissenen Erfolg-um-jeden-Preis-Mentalität entfernt“ gewesen.
Am Abend wartet die Premiere des WM-Films auf die Weltmeister
Neben den aktuellen Nationalspielern waren auch die nach der WM zurückgetretenen Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose nach Berlin gereist, um sich den Orden abzuholen und mit den Kollegen – und im Schloss Bellevue gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel – noch einmal in Erinnerung schwelgen zu können.
Mehr Spaß als bei der feierlich-formellen Verleihung dürfte die Mannschaft am Abend am Potsdamer Platz haben, wo sie über den Roten Teppich marschieren wird und sich anschließend den Film ihres Husarenstücks anschaut, der am Donnerstag in die Kinos kommt.
Thomas Müller im Dirndl, Bastian Schweinsteiger beim Beach-Golf, ein WM-Schwur in der Sauna – es sind intime Einblicke in die Mannschaft, die dann zu sehen sind. Ähnlich wie beim Sommermärchen 2006 wurde die Mannschaft von Kameras begleitet an Orte, die Fans normalerweise nicht zu sehen bekommen. Nur, dass der Film diesmal ein Happy End hat. Ist ja nicht zu viel verraten.