Die letzte Hoffnung auf Rettung für Girondins Bordeaux kam aus Boston. Die US-amerikanische Fenway Sports Group, der unter anderem der FC Liverpool gehört, hatte vor zwei Wochen Gespräche über eine mögliche Übernahme des französischen Traditionsklubs bestätigt. Sie haben nicht zu dem erhofften Ergebnis geführt. Am späten Donnerstagabend teilte Girondins mit, beim Handelsgericht Bordeaux Insolvenz angemeldet zu haben.
Damit einher geht die Aufgabe des Profistatus. Die unmittelbaren Folgen sind die Auflösung aller Profiverträge sowie die Schließung des Nachwuchsleistungszentrums. Es scheint aber, als wolle Girondins Bordeaux trotzdem in der dritten Liga antreten: „Der Verein hat das Ziel, in der nächsten Saison in der National 1 zu spielen, um so schnell wie möglich die Rückkehr des Vereins mit sanierten Finanzen und neuem Ehrgeiz auf das höchste Niveau zu ermöglichen.“
Kompany beim FC Bayern:„Es wäre ein Riesenfehler, über einzelne Spieler zu reden“
Bei seiner ersten Pressekonferenz als offizieller Trainer des FC Bayern zeigt Vincent Kompany, dass er einen anderen Ansatz verfolgt als sein Vorgänger: Über mögliche neue Spieler spricht er nicht – und auch sonst lässt er viele Fragen offen.
Für den einstigen Spitzenklub ist dieser Schritt ein neuer, aber womöglich bloß vorläufiger Tiefpunkt einer verheerenden Entwicklung in den vergangenen Jahren. Schon 2021 drohte die Insolvenz, weil der US-Hedgefonds King Street im Zuge der Corona-Pandemie die Unterstützung einstellte. Damals bewahrte sie der neue Vereinsbesitzer und Präsident Gérard Lopez mit insgesamt rund 60 Millionen Euro vor dem Absturz. 2022 folgte dennoch der sportliche Abstieg in die zweite Liga.
Diesmal war Lopez nicht bereit, das neuerliche Loch von 40 Millionen Euro zu stopfen. Mitte Juni hatte die Direction Nationale du Contrôle de Gestion (DNCG), in Frankreich für die finanzielle Kontrolle der Profiklubs zuständig, den Zwangsabstieg von der zweiten in die dritte Liga angeordnet. Den Einspruch dagegen gab der Verein am Dienstag auf, weil sich der Einstieg der Fenway Sports Group zerschlagen hatte. Somit ist dies letztlich ein weiterer Fall, der verdeutlicht, in welche Abhängigkeiten sich Vereine begeben, wenn sie einmal Anteile an Investoren verkaufen: Gibt es keinen mehr, der investiert, droht der Abgrund.
Zidane, Cantona, Lizarazu – der Verein hatte einst die prominentesten französischen Spieler in seinen Reihen
Jetzt Insolvenz anzumelden, soll laut Vereinsmitteilung helfen, „die notwendige Umstrukturierung einzuleiten“. Die Aufgabe des Profistatus sei unterdessen nur die Vorwegnahme einer „unausweichlichen Folge“ dieses Prozesses. Der Bürgermeister von Bordeaux sieht das anders. Pierre Hurmic kritisierte laut der Zeitung L’Équipe Präsident Lopez für „riskante Managemententscheidungen“ und warf ihm vor, die lokale Verankerung des Klubs zu opfern und seinen „Niedergang“ zu beschleunigen.
Girondins Bordeaux gewann sechsmal die französische Meisterschaft, zuletzt 2009 unter Trainer Laurent Blanc, und liegt in der ewigen Tabelle der französischen Liga auf Platz zwei hinter Olympique Marseille. Die erfolgreichste Zeit erlebte Bordeaux in den 1980er-Jahren, als der Klub dreimal in der Liga und zweimal im Pokal triumphierte. Einer der prägenden Spieler in dieser Zeit war der Deutsche Gernot Rohr, der insgesamt 431 Mal für Girondins auflief.
Auch Zinédine Zidane, Eric Cantona und der heutige französische Nationaltrainer Didier Deschamps waren einst in Bordeaux aktiv. Genauso wie der ehemalige Münchner Bixente Lizarazu, der in der Jugend des Vereins ausgebildet wurde und später die Kapitänsbinde trug. Der 54-Jährige schrieb bei Instagram: „Ich bin angewidert wie alle, die diesen Verein lieben. Aber was hier passiert, ist leider die Folge einer seit vielen Jahren katastrophalen sportlichen und finanziellen Führung.“