60 Maschinen für geschätzt fünf Milliarden Euro Regierung wählt offenbar Boeings Chinook als neuen Transporthubschrauber
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat sich offenbar für die Beschaffung eines neuen schweren Transporthubschrauber für die Bundeswehr entschieden. Die Truppe solle Maschinen des Typs CH-47F Chinook vom US-Hersteller Boeing erhalten, berichtete die »Bild am Sonntag« unter Berufung auf Regierungskreise.
Das Ministerium wolle 60 Hubschrauber kaufen, die geschätzten Kosten lägen bei rund fünf Milliarden Euro, hieß es. Finanziert werden sollten die Hubschrauber aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr , hieß es in dem Bericht. Nächste Woche solle das Parlament von Ministerin Lambrecht informiert werden, der Bundestag muss den Plänen zustimmen. 2020 war das Vergabeverfahren aus finanziellen Gründen noch gestoppt worden.
Eine offizielle Bestätigung für eine Entscheidung gibt es bislang nicht. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte, sie sei noch nicht getroffen worden.
Möglichkeit zur Luftbetankung verlangt
Mit einer Entscheidung würde jedenfalls ein jahrelanger Streit enden, ob die Truppe den Chinook oder das neuere, aber auch teurere Sikorsky-Modell CH-53K bekommen soll. Die »Bild am Sonntag« berichtet, der Preis habe den Ausschlag für die Boeing-Maschinen gegeben. Für dieselbe Summe hätte die Luftwaffe nur 40 Sikorsky-Maschinen bekommen. Weiteres Argument für das Boeing-Modell sei, dass viele Nato-Verbündete ebenfalls den Chinook einsetzten.
Bereits in den Sechzigerjahren hatte sich die Bundeswehr schon einmal zwischen Hubschraubern des Typs CH-53 und Chinook entscheiden müssen. Nun sollen laut der Zeitung angeblich neuere Chinook die rund 50 Jahre alten und reparaturanfälligen CH-53G-Hubschrauber vom US-Hersteller Sikorsky ablösen, die unter anderem in Afghanistan im Einsatz waren. Frühestens 2025/26 könnten die Chinook-Hubschrauber geliefert werden. Die bisherigen CH-53 sollen spätestens 2030 ausgemustert sein.
Andreas Schwarz (SPD), Hauptberichterstatter für den Verteidigungsetat im Haushaltsausschuss, sagte der »Bild am Sonntag«: »Grundsätzlich ist die Entscheidung zu begrüßen. Der Chinook ist auch bei zivilen Katastrophen wie einer Flut einsetzbar.« Schwarz stellt für den Kauf zwei Bedingungen: »Die Hubschrauber müssen für Einsätze hinter feindlichen Linien in der Luft betankt werden können. Und die Wartung muss durch die deutsche Industrie erfolgen.«
Boeing soll gegenüber dem Verteidigungsministerium zugesagt haben, die Luftbetankung für die deutschen Hubschrauber zu entwickeln. Die Wartung der Maschinen soll Airbus übernehmen.