Ehrung des Buchhandels Margaret Atwood erhält Friedenspreis
Margaret Atwood erhält den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Das teilte der Börsenverein am Dienstag zum Auftakt der Buchtage Berlin mit.
In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: "Die kanadische Schriftstellerin, Essayistin und Dichterin zeigt in ihren Romanen und Sachbüchern immer wieder ihr politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen."
Atwood bearbeitet in ihren Werken gesellschaftliche und politische Fragen. "Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz prägen die Haltung Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und Sorgen für uns so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich formuliert. Durch sie erfahren wir, wer wir sind, wo wir stehen und was wir uns und einem friedlichen Zusammenleben schuldig sind."
1985 erschien Atwoods berühmtestes Buch: In "Der Report der Magd" beschreibt sie gespenstisch eine Diktatur, in der Frauen als Gebärmaschinen benutzt werden - der Roman wurde in diesem Jahr erfolgreich als Serie adaptiert. Zuletzt erschienen von Atwood "Das Herz kommt zuletzt" (2017) und der Kurzgeschichtenband "Die steinerne Matratze" (2016) im Berlin Verlag, sowie die Shakespeare-Adaption "Hexensaat" (2017) bei Knaus.
Die 77-jährige Atwood gilt als wichtigste und erfolgreichste Autorin Kanadas. Ihr Werk, bestehend aus Romanen, Kurzgeschichten, Essays, Lyrik, Theaterstücken, Drehbüchern und Kinderbüchern ist mittlerweile in mehr als 30 Sprachen erschienen. Sie studierte von 1957 bis 1962 in Toronto und Cambridge/Massachusetts Englisch und Literatur. Ab 1964 war sie als Literaturwissenschaftlerin an verschiedenen Universitäten tätig. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Graeme Gibson, in Toronto.
Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis geht dem Statut zufolge an Persönlichkeiten, "die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen" haben. Der Preis wird auf der Frankfurter Buchmesse am 15. Oktober in der Paulskirche in Frankfurt verliehen, wo 1848 die für die demokratische Entwicklung Deutschlands bedeutende Nationalversammlung tagte.
Der Preis wird seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem Dachverband der deutschen Buchbranche, vergeben. Er gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen des Landes. Die Preisträger werden von einem Stiftungsrat mit einfacher Mehrheit gewählt. Vorschläge dazu kann jeder einreichen. Der Rat setzt sich aus Mitgliedern des Börsenvereins sowie Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft zusammen.
In den vergangenen Jahren erhielten die deutsche Journalistin Carolin Emcke (2016), der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani (2015), der US-amerikanische Informatiker Jaron Lanier (2014) und die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch (2013) den Friedenspreis.