Ukrainischer Vorstoß Russland beschönigt nach Ansicht von US-Experten Lage in Kursk
Seit Dienstag kämpfen ukrainische Truppen auch auf russischem Gebiet im Raum Kursk. Militärexperten des US-Instituts für Kriegsstudien (Institute for the Study of War, ISW) analysieren nun, dass die Lage dort wohl ernster ist, als es die Reaktionen aus Moskau auf den ersten Blick vermuten lassen.
Russland hatte für die Grenzgebiete Kursk, Belgorod und Brjansk in der Nacht zum Samstag »Antiterrormaßnahmen« ausgerufen. Genau das führen die Wissenschaftler als Begründung für ihre Einschätzung an: Dass die Grenzregion nicht zu einem Kriegsgebiet erklärt wurde, solle womöglich Panik in der russischen Gesellschaft verhindern. Machthaber Wladimir Putin scheue die Ausrufung des Kriegszustandes, weil er um die Stabilität im Land fürchte.
Weiter heißt es in der Untersuchung, Putin habe im Zuge der Invasion in der Ukraine immer wieder gezeigt, dass er nicht bereit sei, die gesamte russische Gesellschaft in einen Kriegszustand zu versetzen. Die ISW-Experten vermuten, der Kremlchef wolle damit verhindern, dass es zu neuem Unmut im Land kommt wie etwa im Herbst 2022. Damals hatte es Proteste gegen die Mobilmachung gegeben, Hunderttausende verließen das Land.
Vormarsch hat sich zuletzt verlangsamt
Nach Einschätzung der ISW-Experten hat sich der ukrainische Vormarsch im Gebiet Kursk zuletzt verlangsamt. Das russische Militär hatte dort Kräfte zusammengezogen, wie auch der Kreml bestätigte. Trotzdem hielten die ukrainischen Streitkräfte ihre Stellungen und hätten sich auch etwas weiter vorwärts bewegt, schreibt das Institut unter Berufung auf russische Militärblogger und die Auswertung von Geodaten veröffentlichter Videos.
Mit der Ausrufung von »Antiterrormaßnahmen« bekommt der Sicherheitsapparat deutlich mehr Befugnisse. Die aktuelle Lage im Gebiet Kursk ist unübersichtlich. Russland hat mindestens 76.000 Menschen evakuiert, in der Nacht soll es ukrainische Drohnenangriffe gegeben haben.
Russland hat die Ukraine seinerseits in der Nacht erneut mit Raketen angegriffen. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew starben zwei Menschen, ein Vater und sein kleiner Sohn, mehrere weitere wurden verletzt.