Kasan, Russland
Es ist ein Treffen, ganz nach Wladimir Putins Sinn: ein Familienfoto der Brics-Gruppe im russischen Kasan, ganze 720 Kilometer östlich von Moskau – und er mittendrin.
Entspanntes Lächeln mit Chinas Xi, Südafrikas Ramaphosa bekommt einen freundlichen Klaps, und siehe da, sogar der türkische Präsident Erdogan eilt mit ins Bild.
Christina Hebel, DER SPIEGEL:
»Putin inszeniert sich hier als großer Gastgeber in Kasan, dass mehr als 20 Staats und Regierungschefs zu ihm nach Russland gekommen sind und das mitten im Ukrainekrieg, ist ein großer politischer Erfolg für ihn. Putin selbst kann kaum noch ins Ausland reisen. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vor wegen der Kriegsverbrechen in der Ukraine.«
Ausgerechnet Putin ruft auf diesem Gipfel zu einem Ende der Gewalt auf. Damit bezieht er sich allerdings auf den Konflikt im Nahen Osten. Über seinen eigenen Angriffskrieg nur so viel: vor einem Treffen mit Antonio Guterres warnte er die Weltgemeinschaft vor »illusorischen Versuchen«, Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen.
Seine Botschaft an die Vereinten Nationen, welche die russische Aggression verurteilt haben:
Wladimir Putin, Präsident Russland:
»Für das weitere effektive Funktionieren der Vereinten Nationen halten wir es für wichtig, ihre Struktur an die Realitäten des 21. Jahrhunderts anzupassen und die Vertretung der Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas im Sicherheitsrat und anderen wichtigen UN-Gremien zu erweitern, einschließlich der Länder, deren Führer in diesem Saal sitzen.«
Im Saal sitzen in der Tat eine Menge Autokraten – aber nicht nur. Die Brics-Gruppe von Schwellenländern eint, dass sie sich zum Ziel gesetzt hat, eine Alternative zur westlichen Dominanz in globalen Institutionen zu schaffen. Doch die einzelnen Mitglieder haben durchaus diverse Interessen. Putin hielt sich hier deshalb mit scharfer antiwestlicher Rhetorik etwas zurück.
Christina Hebel, DER SPIEGEL:
»Wir erleben hier in Kasan einen sehr selbstbewussten Putin, der den großen Gipfel der Harmonie der BRICS -Staaten inszeniert. Konkrete Beschlüsse kann er aber nicht vorweisen. Er hätte gern Brics noch größer gemacht, um weitere Mitglieder erweitert, vergrößert. Er hätte auch gerne ein alternatives Finanzsystem unabhängig vom Dollar verkündet. Das aber ist ihm nicht gelungen.«
Was Putin dennoch mit dem Treffen gelungen ist: Eine Botschaft zu versenden, die da heißt: Wenn der Westen ihn ausgrenzt und sanktioniert, holt sich der russische Machthaber eben seine eigenen Verbündeten.