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Blick in eine Bibliothek der Hölzer

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Gruppe von Leuten in Holzlager
Umringt von vielen Wissensdurstigen erklärt Andreas Pahler (Mitte mit rotem T-Shirt) im Holzlager alles, was mit seinem Beruf zusammenhängt. © ost

Eine Wanderung der besonderen Art brachte die Offene Wandergruppe der Jetzendorfer Grünen nach Altomünster. Hier galt das Interesse der 23 Teilnehmer nicht nur der schönen Gegend sondern auch der Firma Alpentonholz von Andreas Pahler.

Jetzendorf/Altomünster – „Bitte die Türe gut schließen“, mit diesen Worten empfing eine Mitarbeiterin Pahlers die Wandergruppe der Grünen, die erwartungsvoll das Sägewerk im Altomünster Gewerbegebiet stürmte. Die Mitarbeiterin erklärt: „Wenn er erst mal drin is, der Holzwurm, dann is er drin“. Dass „Holzwurm“ ein unwissenschaftlicher Oberbegriff für holzfressende Insekten aller Art ist, ist nur eines von einer Vielzahl von Dingen, welche die Besucher erfuhren. Welche Schätze es in der Halle im Gewerbegebiet zu schützen gilt, wird schnell deutlich: Die Wanderer folgten den Ausführungen von Andreas Pahler, dem Gründer und Firmenchef. Als gelernter Geigenbauer und studierter Forstwissenschaftler erläuterte er sachkundig alle Schritte, von der Auswahl der für den Instrumentenbau geeigneten Hölzer bis zum fertigen Instrument.

Zu bestaunen gab es einen gewaltigen Fichten- und einen ebenso riesigen Ahornstamm, die erst am Vortag geliefert worden sind und draußen mit einer Sprühanlage gut feucht gehalten wurden. Die Fichten stammen aus Lagen in über tausend Metern Meereshöhe in Bergmischwäldern in Bayern, Tirol und Südtirol, die Ahornstämme aus Bosnien. „Denn nur dort gibt es die Qualität, die wir brauchen“, unterstrich Pahler.

Präsentiert bekamen die 23 Besucher auch die gewaltige Kreissäge, mit der das Holz in Bretter geschnitten wird, das Spalten in Kuchenstücke (für zweiteilige Geigenböden) und das Aufzeichnen der Schablonen. Unter dem Vordach hinter der Halle hängen die Bretter zum Trocknen, bevor sie dann ins Holzlager im ersten Stock wandern.

Holzlager wirkt wie eine riesige Bibliothek

Dort wähnt man sich in einer riesigen Bibliothek. Reihe an Reihe, Regalboden an Regalboden lagern die Hölzer, sorgfältig nach ihrer Herkunft markiert und nach Qualitäten sortiert „Richtig gut wird das Tonholz nach zehn Jahren“, erklärt Pahler. Manche Geigenbauer kaufen es schon nach drei oder vier Jahren und lassen es zu Hause nachreifen.

Dass aus bescheidenen, fast experimentellen Anfängen im Schuppen des elterlichen Hauses in Westerholzhausen inzwischen ein international gefragter Tonholzlieferant geworden ist, wird deutlich, als Andreas Pahler erzählt, dass schon mal ein Geigenbauer aus New York anruft, wenn für eine der Violinen von Anne-Sophie Mutter ein ganz bestimmtes Teilchen für eine Reparatur gesucht wird. Oder dass sich in den letzten Tagen zwei Geigenbauer aus China im Betrieb aufgehalten haben, um Material für die nächsten Jahre zu kaufen. Kunden hat Pahler auch in den USA, Australien und Japan, da die europäischen Hölzer sich besser für Streichinstrumente eignen als die dort heimischen Baumarten.

Pahler verriet schließlich noch eine Kuriosität: Aus dem Dachgestuhl der im Krieg eingestürzten Münchner Frauenkirche hatte der Münchner Geigenbauer Franz Fuchs Holz für den Instrumentenbau gewonnen. „Und irgendwie ist eine Kiste mit diesem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Holz dann bei mir gelandet“, sagt Pahler und lacht. Am Ende beantwortete er noch alle Fragen aus der Gruppe.

Abschließend kehrten die Interessierten aus Jetzendorf und Umgebung beim Kapplerbräu ein, wo auch die beiden chinesischen Geigenbauer inzwischen dem bayerischen Bier zusprachen. JOSEF OSTERMAIR

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