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raspeln

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GrammatikVerb · raspelt, raspelte, hat geraspelt
Aussprache  [ˈʀaspl̩n]
Worttrennung ras-peln
GrundformRaspel
formal verwandt mitRaspel
Wortbildung  mit ›raspeln‹ als Erstglied: Raspelei · Raspelhaus  ·  mit ›raspeln‹ als Letztglied: abraspeln  ·  mit ›raspeln‹ als Binnenglied: Süßholzraspler
Mehrwortausdrücke  Süßholz raspeln
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
jmd. raspelt (etw.)bezogen auf Oberflächen, Material, Werkstücke o. Ä.   (mit Werkzeug, z. B. einer Raspel) spanabhebend arbeiten, bearbeiten, verarbeiten
bezogen auf den Vorgang, dessen Resultat, Erzeugnis   spanabhebend abtrennen, erzeugen
Beispiele:
die scharfe Kante des Brettes muss noch stumpf geraspelt werdenWDG
glatte Ledersohlen werden durch Raspeln aufgerautWDG
Der Vorgarten […] ist bedeckt mit Holz, geraspelt in kleine Späne. [Schweriner Volkszeitung, 08.06.2019]
Aus Specksteinen dürfen die drei Jungen und vier Mädchen Figuren ihrer Wahl raspeln, schleifen, sägen und bohren. [Neue Osnabrücker Zeitung, 09.07.2016]
Die Eismassen raspelten Milliarden Tonnen Schutt und Trümmer vom Grundgestein – und sie lagen wie eine Schutzhülle über Land und Meer. [Geologie: Erben der Eiswelt, 28.10.2010, aufgerufen am 14.06.2023]
Stockmacher messen und schneiden Material zu; hobeln, raspeln, fräsen und schleifen Einzelteile aus Holz, Metall, Knochen. [Schweriner Volkszeitung, 05.02.2010]
Glatt geraspelt, geschliffen, mit Graphitpulver geschwärzt und poliert, stellt sich bei der geschlossenen Oberfläche fast metallischer Glanz ein. [Südkurier, 12.03.2008]
Die [beim Rasenmähen] abrasierten Halme werden getrocknet und klein geraspelt wieder in die Grasnarbe geblasen, damit der Rasen nicht filzig wird. [Welt am Sonntag, 18.04.2004]
Hier wird nicht gebastelt, hier wird gesägt, geraspelt, geschwitzt, gebohrt, gedübelt, geflucht, geleimt und geschliffen. [Die Zeit, 01.07.2002]
allgemeinerAn Schweizer Gewässern breitet sich der Biber aus und raspelt (= zerkleinert nagend, zernagt) Bäume zu Kleinholz. [St. Galler Tagblatt, 11.03.2021]
umgangssprachlich, scherzhaft
Phrasem:
(mit jmdm., miteinander) Süßholz raspeln (= flirten, jmdm. Avancen machen) (= Belanglosigkeiten (mit jmdm.) austauschen, jmdm. (offenkundig, auffällig, überschwänglich) schmeicheln)
Beispiele:
sie raspeln schon den ganzen Abend Süßholz miteinanderWDG
[…] er [Friedrich Merz] kämpft gegen die dramatische Überalterung seiner Partei mit dem jüngsten und weiblichsten Vorstand in der Geschichte der CDU/CSU. Ja, sogar CSU‑Chef Markus Söder raspelt Süßholz. Der neue starke Mann braucht jede Unterstützung. [Allgemeine Zeitung, 29.01.2022]
Liebesschwindler bringt junge Frau um 90.000 Euro [Überschrift] Er raspelte Süßholz, sie glaubte ihm – und bezahlte teuer dafür. [Hamburger Abendblatt, 28.05.2021]
In den Wochen vor der [Regierungs-]Klausur […] waren Worte wie »Hühnerhaufen«, »Amokläufer«, »Führungsschwäche« zur schwarz‑roten Alltagssprache geworden. Dann wurde zwei Tage lang Süßholz geraspelt – und anschließend verkündeten Kanzlerin Angela Merkel und ihr Vize Müntefering »Aufschwung, Teilhabe, Wohlstand«, das selig machende Regierungsprogramm für die zwei Jahre schwarz‑roter Restlaufzeit. [Die Welt, 20.09.2007]
Der Charmeur überwindet den inneren Schweinehund und führt Anne zum Essen […]. Alles ist paletti: Kerzen, Musik, Schampus. Anstatt nun Süßholz zu raspeln, überreicht er der Angebeteten den Verlobungsring mit den prosaischen Worten »Du hast gewonnen«. Nicht gerade ein Satz, der von großer Leidenschaft zeugt. [Leipziger Volkszeitung, 12.07.2000]
Als der SPD‑Kandidat des Wahlkreises Stuttgart III[…] letzte Woche in ein Altersheim seines Sprengels kam, wo er eigentlich bloß Schokolade verteilen und ein bißchen Süßholz raspeln wollte, entstand sogar da eine Diskussion. [Der Spiegel, 22.09.1969]
2.
Raspeln mit einer
                    Küchenreibe
Raspeln mit einer Küchenreibe
(Joho345, CC BY-SA 4.0)
jmd. raspelt (etw.)bezogen auf Lebensmittel   (mit einem Küchengerät, z. B. einer Raspel, Reibe) arbeiten, verarbeiten, zerkleinern
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: grob, fein raspeln
mit Akkusativobjekt: Äpfel, Karotten, Möhren, Rettich raspeln
Beispiele:
Ein Patisserie‑Set (Schneebesen, Rührbesen und Knethaken) sowie weiteres Zubehör zum Raspeln und Schneiden sowie eine Saftpresse sind ebenfalls [im Lieferumfang der Küchenmaschine] enthalten. [Bosch-Küchenmaschine deutlich reduziert, 11.11.2021, aufgerufen am 06.06.2023]
Schneiden Sie eine der Zwiebeln in Scheiben, anstatt sie zu raspeln. [Marokkanische Lamm oder Rindfleisch Tajine mit Honig-Zimt-Pflaumen, 30.01.2020, aufgerufen am 14.06.2023]
Der Stiel [des Parasolpilzes] ist holzig, lässt sich aber raspeln und trocknen. [Schweriner Volkszeitung, 14.07.2011]
Der Apparat [eine Apfelreibe] knurrt und ächzt, als die Metallzähne die Früchte raspeln, die oben mit Stumpf und Stiel in einen Trichter geschüttet werden. Die Maische fällt in eine schwarze Bütte und wird zur Kelter getragen. Dort kommt sie, gut in Sackleinen verpackt, in einen Bottich. Mit Muskelkraft drücken die Kinder schließlich den Saft aus den Apfelbrocken [Rhein-Zeitung, 11.10.2004]
Das Bratfett von Zeit zu Zeit abschöpfen und etwas Wildfond nachgießen. In der Zwischenzeit Rosinen ausdrücken, Blockschokolade raspeln, Pinienkerne grob hacken. [Die Zeit, 01.04.2004]
Schabe die Möhren, spüle sie mit kaltem Wasser ab, rasple sie in die Schüssel. [Braun, Anne / Nell, Edith: Man muß sich nur zu helfen wissen. Leipzig: Verlag für die Frau 1971, S. 216]
Die Kohlrabi werden geraspelt, mit Salz und Muskatnuß abgeschmeckt und mit der Mayonnaise und dem Zitronensaft vermischt. [Neue Zeit, 01.05.1971]
allgemeiner Unermüdlich konnte er Bittermandelkerne in der Schraubenpresse quetschen oder Moschuskörner stampfen oder fette graue Amberknollen mit dem Wiegemesser hacken oder Veilchenwurzeln raspeln, um die Späne dann in feinstem Alkohol zu digerieren. [Süskind, Patrick: Das Parfum. Zürich: Diogenes 1985, S. 123]
3.
etw. raspeltein kratzendes, raschelndes Geräusch von sich geben
Beispiele:
Das Schilf raspelt im Winde […] [ StrittmatterOchsenkutscher348] WDG
Ein feines blechernes Raspeln tönt in der Wand […] [ FalladaBauern418]WDG
Große braune Heuschrecken verraten sich nachts im Unterholz durch lautes Rasseln; die Sexava novaeguineae raspelt, dem Baumstamm angedrückt, zwei kurze abgerissene Laute, die sich anhören wie vergebliche Versuche, Streichhölzer zu entzünden. [Frey, Gisela: Der Njassasee und das deutsche Njassaland. Berlin 1914]
a)
übertragen jmd., etw. raspeltbezogen auf die Stimme, ihre Wirkung   rau, stark beansprucht, verraucht o. ä. klingen, dabei meist anrühren
Beispiele:
Seine Musik vereint Einflüsse aus Folk, Blues, Elektronik, Soul und Jazz, während seine Stimme in Tom‑Waits‑Manier raspelt. [Der Tagesspiegel, 03.07.2018]
[…] die echten Bob‑Dylan‑Fans [irritiert es] kaum, dass die vokalen Nebengeräusche, der velare und gutturale Lärm in der Gesangskunst ihres Idols im Alter zugenommen haben: Die Kröten krächzen öfter im Hals. Dann wiederum raspelt und schnaubt die Stimme wie eine müde Dampflokomotive. [Neue Zürcher Zeitung, 22.05.2021]
Wie die Töne, Silben, Worte, Sätze, die Otto Sander sagte mit dieser Stimme, die sich unter die Haut raspelte, die das Herz wärmte und doch überall Widerhaken auslegte. [Dresdner Neueste Nachrichten, 13.09.2013]
Die Volksbühnen‑Mimin [Sophie Rois] könnte auch das Telefonbuch aufsagen, es wäre, vorgetragen mit ihrem hysterischen Furor, nervös gestikulierend, die Stimme raspelnd, immer noch sehens‑ und hörenswert. [Hamburger Abendblatt, 08.09.2012]
»Bette Davis Eyes« raspelte Sängerin Kim Carnes 1981 mit ihrer Reibeisenstimme und setzte der großen Hollywood‑Diva damit schon zu Lebzeiten ein musikalisches Denkmal. [Hamburger Abendblatt, 07.06.2007]
Das patinabesetzte Reibeisen seiner Stimme raspelt und schmirgelt, fleht und schluchzt, er preßt und quetscht, seine Stimme wird dreckig und erlöst sich in einem gellenden Cry (= Schrei). [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.07.1993]
b)
übertragen jmd. raspelt etw.mit rauer, stark beanspruchter, verrauchter o. ä., dabei meist anrührender Stimme, Tonlage darbieten
Beispiele:
Er [Ja Rule] mag nicht der originellste Rapper sein, hat aber zweifellos eine faszinierend raue Stimme, fast alles, was er raspelt, klingt irgendwie beeindruckend. [Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2002]
Frontfrau Nina Walser raspelt ihre überlaunigen (= grantig, übellaunig) Texte so kehlig‑sonor herunter, als hätte sie sich schon Jahre am Schwachsinn der Welt heiser geschrien. [Friends of Gas, 2018, aufgerufen am 30.08.2023]
Bugg raspelt mit nasaler Stimme Verse, die das beschleunigte Lebensgefühl seiner Altersgruppe artikulieren. [Der Tagesspiegel, 23.01.2013]
Omar raspelt und raunzt seine Songs, er spielt die Gitarre mit einer Finesse, die ihn als in eine Reihe mit einschlägig bekannten Größen wie Stevie Ray Vaughan gehörig ausweist […]. [Frankfurter Rundschau, 28.08.2010]
Wenn er [Bertolt Brecht] selber auf der Platte die »Moritat von Mackie Messer« raspelt und schnarrt und der Haifisch wieder die Zähne im Gesicht trägt, wird das R in dieser unverwechselbar schwäbisch knausrigen Art im Mund hin und her gewendet, als wollte er es gar nicht hergeben. [Süddeutsche Zeitung, 10.02.1998]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
raspeln · Raspel
raspeln Vb. ‘mit der Raspel bearbeiten’. Frühnhd. raspeln (Anfang 16. Jh.), mnd. respeln ‘kratzend zusammenscharren’ ist eine Iterativbildung zu heute unüblichem raspen ‘scharren, kratzen’, ahd. (h)raspōn (um 1000), mhd. raspen ‘an sich reißen, raffen’, das als schwache Bildung neben dem untergegangenen starken Verb ahd. (h)respan ‘rupfen, zupfen’ (8. Jh.), aengl. gehrespan ‘reißen’ steht. Geht man (unter der Annahme von s-Metathese) von einer Bildung mit s-Suffix germ. *hresp- aus, so lassen sich die oben genannten Formen mit dem unter raffen (s. d.) behandelten Verb verbinden. Seit dem 17. Jh. wird raspeln unter dem Einfluß von Raspel (s. unten) gewöhnlich im Sinne von ‘mit der Raspel arbeiten’ verwendet, während die Bedeutung ‘scharren, kratzen’ nur noch selten begegnet. – Raspel f. ‘grobe Feile zum Bearbeiten von Holz und anderen weicheren Materialien, Küchengerät zum Zerkleinern von Obst und Gemüse’ (16. Jh.), Rückbildung aus dem Verb. Vgl. mhd. raspe f.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(Käse) reiben · raspeln

Typische Verbindungen zu ›raspeln‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›raspeln‹.

Zitationshilfe
„raspeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/raspeln>.

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