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ins Hintertreffen geraten

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GrammatikMehrwortausdruck · häufig mit dem Modalverb lassen
Aussprache 
Hauptbestandteile Hintertreffen geraten
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

in eine ungünstige Position kommen; an Bedeutung, Einfluss verlieren
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: mehr und mehr, weiter, zunehmend, hoffnungslos, völlig, endgültig, frühzeitig, schnell ins Hintertreffen geraten
a)
jmd. gerät ins Hintertreffennicht mithalten können, ²abgehängt werden
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: wirtschaftlich, technologisch, international ins Hintertreffen geraten
mit Präpositionalgruppe/-objekt: gegenüber der Konkurrenz, den Konkurrenten ins Hintertreffen geraten; im Wettbewerb, Vergleich, Kampf, Wettlauf, Rennen [mit jmdm., etw.] ins Hintertreffen geraten
Beispiele:
Als die Sowjetunion 1957 überraschend den ersten Satelliten in eine Erdumlaufbahn schoss, befiel die Amerikaner Panik, technologisch ins Hintertreffen zu geraten. [Neue Zürcher Zeitung, 27.12.2017]
[…] bei den Schulnoten geraten die Jungs ins Hintertreffen: Hatten sie 2013 noch durchschnittlich um 0,1 schlechtere Noten als die Mädchen, vergrößerte sich der Abstand bis 2017 auf 0,14 Notenpunkte. [Bild am Sonntag, 03.11.2019]
[…] Frauen dürften mit ihrer konservativeren Anlagestrategie auf lange Sicht weniger Rendite machen. Dabei geraten Frauen doppelt ins Hintertreffen, denn gerade sie bräuchten mit Blick aufs Alter eigentlich eine höhere Rendite als Männer. [Süddeutsche Zeitung, 25.10.2018]
Im Wettbewerb mit reinen Elektroautos geraten Wasserstofffahrzeuge ins Hintertreffen. [Süddeutsche Zeitung, 09.09.2017]
Es sind diese massiven Kosten, die die Bahn im Wettbewerb mit dem Auto und dem Fernbus immer wieder ins Hintertreffen geraten lassen. [Süddeutsche Zeitung, 29.07.2015]
[…] eine zaudernde Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Euro‑Zone gegenüber der Weltmacht Amerika ins Hintertreffen geraten. [Die Welt, 20.08.2014]
b)
seltener etw. gerät ins Hintertreffenim Vergleich zu anderen (als wichtiger bzw. vordringlich angesehenen) Themen, Problemen o. Ä. an Bedeutung verlieren, weniger beachtet, vergessen werden
Beispiele:
Auf dem Balkan mit seinen artenreichen Feuchtgebieten im Bereich der Donau und ihrer Zuflüsse […] gewinnen wirtschaftliche Interessen immer häufiger die Oberhand, ökologische Überlegungen geraten ins Hintertreffen. [Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2016]
Zwar wird in der Welt immer noch viel über Klimaschutz geredet, getan aber wird immer weniger. Wegen der globalen Finanzkrise ist das Thema schlicht ins Hintertreffen geraten. [Süddeutsche Zeitung, 13.01.2012]
[…] Umfragen […] [erbringen] regelmässig das Ergebnis, dass […] junge Menschen den Wunsch nach Familie weit oben auf ihrer inneren Rangliste placieren; doch wenn sich die Konkurrenz ökonomischer Ziele und Zwänge verschärft, gerät dieser Wunsch oft ins Hintertreffen. [Neue Zürcher Zeitung, 21.02.2009]
Das Bad Kreuznacher Unternehmen City Solar hat diesen Trend [zur Nutzung von Sonnenenergie] frühzeitig erkannt und sich […] international einen Namen gemacht – mit dem Anspruch, neben dem ökonomischen Interesse die zukunftsorientierte Entwicklung nicht ins Hintertreffen geraten zu lassen. [Rhein-Zeitung, 02.03.2007]
Während in das »drängende Problem Verkehrskreisel« Bewegung gekommen sei, gerate die Ortsumgehung immer mehr ins Hintertreffen[…] [Saarbrücker Zeitung, 11.07.2002]
Gemeinsame Radtouren oder ein Golfturnier sollen helfen, den gesellschaftlichen Aspekt des Vereinslebens [im Tennisclub] nicht ins Hintertreffen geraten zu lassen. [Frankfurter Rundschau, 27.05.1999]
Die durch unser einseitig orientiertes Bildungssystem verursachte Perversion des Leistungsbegriffs hat dazu geführt, daß […] die emotionalen, sozialen und kreativen Bedürfnisse der Schüler ins Hintertreffen geraten[.] [Die Zeit, 12.03.1976]

letzte Änderung:

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

benachteiligt werden · das Nachsehen haben · ins Hintertreffen geraten · leer ausgehen · nicht berücksichtigt werden (verhüllend) · nichts abbekommen · schauen (können) wo man bleibt · schlecht wegkommen (bei) · sehen (können) wo man bleibt  ●  durch den Rost fallen fig. · durchs Gitter fallen fig. · (einfach) Pech gehabt haben ugs. · am Katzentisch sitzen ugs., fig. · gekniffen sein ugs., fig. · hinten rüber fallen ugs., fig. · in die Röhre gucken ugs., fig. · in die Röhre schauen ugs., fig. · zu kurz kommen ugs. · zusehen (können) wo man bleibt ugs.
Assoziationen
  • benachteiligen · diskriminieren · ungleich behandeln
  • keine Handhabe haben (, um gegen jemanden / etwas vorzugehen) · nichts machen können · nichts tun dürfen (in einer Sache) · nichts unternehmen dürfen (in) · tatenlos zusehen müssen  ●  (jemandem) sind die Hände gebunden fig. · (aber) gut, dass wir (mal) d(a)rüber gesprochen haben ugs., Spruch, zynisch
  • (jemandem) keine Vorteile bringen · (jemandem) keinen Vorteil bringen · (jemandem) nichts einbringen · nichts herausspringen (für)  ●  (jemand) hat nichts von (etwas) ugs. · (jemandem) nichts bringen ugs. · seine Zeit schon sinnvoller verbracht haben ugs., Spruch, ironisch · uninteressant sein (für) ugs.
  • (den) Anschluss verlieren · (den) Anschluss verpassen · an Boden verlieren · in Rückstand geraten · ins Hintertreffen geraten · nachlassen · nicht Schritt halten (können) · nicht hinterherkommen · nicht mithalten (können) · nicht mitkommen · nicht nachkommen · zurückbleiben · zurückfallen  ●  abgehängt sein fig. · abgehängt werden fig. · absteigen fig. · hinterherhinken fig. · (ganz schön) alt aussehen ugs., salopp, fig. · abbleiben ugs. · auf der Strecke bleiben ugs. · blass vor Neid werden ugs., fig.
  • (sich) umsonst anstrengen · (sich) vergeblich abmühen · keine Chance haben (gegen)  ●  nicht punkten können fig. · (mit etwas ist) kein Blumentopf zu holen ugs., fig. · (sich) die Zähne ausbeißen ugs., fig. · auf Granit beißen ugs., fig. · auf keinen grünen Zweig kommen ugs., fig. · kein Bein auf die Erde kriegen ugs., fig. · keine Schnitte kriegen ugs., fig. · keinen Blumentopf gewinnen können (mit) ugs., fig. · keinen Fuß auf die Erde kriegen ugs., fig. · keinen Stich bekommen ugs., fig., variabel · keinen Stich haben ugs., fig., variabel · keinen Stich holen ugs., fig., variabel · keinen Stich landen ugs., fig., variabel · keinen Stich machen ugs., fig., variabel
  • (sozial) benachteiligt (sein) · auf der Schattenseite des Lebens (stehen) · nicht auf der Sonnenseite des Lebens (geboren) · sozioökonomisch benachteiligt · wirtschaftlich benachteiligt · zu kurz gekommen (sein)
  • (einfach) Pech gehabt haben · ein Problem haben · in (echten) Schwierigkeiten sein  ●  arm dran sein ugs. · gekniffen sein ugs. · in den Arsch gekniffen sein ugs.
  • (nur) ein dummes Gesicht machen  ●  am Arsch des Propheten sein derb, scherzhaft, sarkastisch · angeschmiert sein ugs. · belämmert dastehen ugs. · blöd dastehen ugs. · der Angeschmierte sein ugs. · der Blöde sein ugs. · der Dumme sein ugs. · der Gelackmeierte sein ugs. · die Arschkarte (gezogen) haben ugs., fig. · die Blöde sein ugs. · dumm dastehen ugs., fig.
  • Einbußen erleiden · Nachteile hinnehmen müssen  ●  Haare lassen (müssen) fig.
  • als letzter bedient werden · warten müssen, bis man an der Reihe ist  ●  (sich) hinten anstellen müssen auch figurativ · als letzter drankommen ugs. · noch lange nicht dran sein ugs. · warten müssen, bis man dran ist ugs. · warten müssen, bis man drankommt ugs.
  • (es sich) verderben (mit) · (es sich) verscherzen (mit) · (jemandes) Gunst verlieren · (sich) jemandes Gunst verscherzen · in Ungnade fallen (bei) · sich unbeliebt machen (bei)  ●  nicht mehr gut zu sprechen sein (auf) ugs.

(den) Anschluss verlieren · (den) Anschluss verpassen · an Boden verlieren · in Rückstand geraten · ins Hintertreffen geraten · nachlassen · nicht Schritt halten (können) · nicht hinterherkommen · nicht mithalten (können) · nicht mitkommen · nicht nachkommen · zurückbleiben · zurückfallen  ●  abgehängt sein fig. · abgehängt werden fig. · absteigen fig. · hinterherhinken fig. · (ganz schön) alt aussehen ugs., salopp, fig. · abbleiben ugs. · auf der Strecke bleiben ugs. · blass vor Neid werden ugs., fig.
Assoziationen
  • Nachholbedarf · Rückstand  ●  Aufholbedarf österr.
  • (jemandem etwas) nicht streitig machen (können) · (jemandem) deutlich unterlegen sein · nicht herankommen an (jemanden)  ●  (jemandem) nicht das Wasser reichen können fig.
  • Nachzügler  ●  Bummelant ugs. · Bummler ugs. · Zu-spät-Kommer ugs.
  • (die Gruppe wieder) einholen · (wieder) Anschluss ans Feld finden · aufschließen
  • benachteiligt werden · das Nachsehen haben · ins Hintertreffen geraten · leer ausgehen · nicht berücksichtigt werden (verhüllend) · nichts abbekommen · schauen (können) wo man bleibt · schlecht wegkommen (bei) · sehen (können) wo man bleibt  ●  durch den Rost fallen fig. · durchs Gitter fallen fig. · (einfach) Pech gehabt haben ugs. · am Katzentisch sitzen ugs., fig. · gekniffen sein ugs., fig. · hinten rüber fallen ugs., fig. · in die Röhre gucken ugs., fig. · in die Röhre schauen ugs., fig. · zu kurz kommen ugs. · zusehen (können) wo man bleibt ugs.
  • (jemandes) Erfolgsaussichten schwinden · (jemandes) Erfolgsaussichten sinken · (jemandes) Hoffnung(en) zerschlagen sich · sein(e) Hoffnung(en) begraben müssen · sein(e) Ziel(e) nicht erreichen können · sich als illusorisch erweisen (Träume, Wünsche)  ●  seine Felle davonschwimmen sehen fig.

ins Hintertreffen geraten · liegen bleiben · liegenbleiben · nicht erledigt werden · vergessen werden  ●  auf der Strecke bleiben ugs.
Assoziationen
Zitationshilfe
„ins Hintertreffen geraten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/ins%20Hintertreffen%20geraten>.

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