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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Bücherei, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Buch n. ‘gebundene (Druck)schrift’, ahd. buoh (8. Jh.), mhd. buoch, asächs. mnd. bōk, mnl. boec, nl. boek, aengl. bōc, engl. book, anord. bōk, schwed. bok, got. bōka (im Sing. ‘Buchstabe’, im Plur. bōkōs ‘Schrift, Brief, Buch’). Germ. *bōks ist ursprünglich ein der konsonantischen Deklination folgendes Fem.; doch der Übergang zum Neutr. vollzieht sich schon in früher (z. B. in ahd.) Zeit. Vielfach wird die Bezeichnung für identisch mit dem Namen der Buche (s. d.) gehalten; eine Entwicklung der Bedeutung von ‘Buche’ zu ‘Buchenstäbchen, Runenstäbchen, Rune’ und weiter zu ‘Buchstabe’ und ‘Schriftstück, Buch’ wird aber neuerdings (aus sachlichen Gründen) bezweifelt; vgl. Ebbinghaus in: General Linguistics 22 (1982) 99 ff. und besonders Seebold Etymologie (1981) 290 ff. Man zieht daher als außergerm. Verwandte aind. bhágaḥ ‘Wohlstand, Glück, Besitz, Vermögen’ (zu aind. bhájati ‘verteilt, teilt zu’), awest. baga- ‘Anteil, Los’, aind. bhágaḥ ‘Zuteiler, Herr’, awest. baγa- ‘Herr, Gott’ sowie aslaw. bogъ, russ. bog (бог) ‘Gott’ und (dehnstufig wie germ. *bōks) aind. bhāga- ‘Anteil, Besitz, Los’, awest. bāga- ‘Anteil, Los’ heran, so daß eine Wurzel ie. *bhag- ‘zuteilen’ zugrunde gelegt werden kann. Entsprechend ist auch für germ. *bōks eine Bedeutung ‘Los, Zugeteiltes’ vorauszusetzen, die sich zu ‘(zum Los bestimmtes) Runenstäbchen, Rune’ weiterentwickelt und schließlich zu ‘(griechischer bzw. lateinischer) Buchstabe’ und (im Plur.) ‘Schriftstück, Urkunde, Buch’ führt. Alter Sprachgebrauch innerhalb des Germ. zeigt in der Tat vorzugsweise pluralische Verwendung. Mit der Entwicklung der Bedeutung ‘niedergelegte Schrift, Schriftstück’ wird singularischer Gebrauch möglich. Buch bezeichnet unterschiedlich geheftete oder gebundene Lagen aus Pergament oder Papier, in nhd. Zeit insbesondere eine in sich abgeschlossene Druckschrift. Daneben lebt die Bedeutung ‘geschriebenes Buch’ vor allem in Zusammensetzungen wie Rechnungsbuch, Tagebuch weiter. – buchen Vb. ‘in ein Rechnungs-, Geschäftsbuch eintragen, registrieren’, vereinzelt im 16. Jh., öfters erst im 18. Jh.; heute auch ‘(eine Reise, einen Flug) bestellen’, wohl in Anlehnung an gleichbed. engl. to book. Buchung f. ‘Eintragung, (Vor)bestellung’ (19. Jh.). Bücherei f. ‘(öffentliche) Bibliothek’, seit Mitte des 17. Jhs. für Bibliothek (s. d.) und Liberei verwendet (vgl. nl. boekerij); wohl Übersetzung des im 17. Jh. noch geläufigen Liberei (aus mlat. libraria f., spätlat. librāria n. Plur. ‘Büchersammlung’, zu lat. liber ‘Schrift, Buch’). Obwohl von Puristen befürwortet, setzt sich Bücherei neben Bibliothek nur langsam durch und bezeichnet vorwiegend kleinere Bibliotheken, vgl. Dorf-, Stadt-, Volksbücherei; aber auch Deutsche Bücherei (gegründet in Leipzig 1912). Bücherwurm m. ‘in Büchern lebende Larve’, übertragen ‘eifriger Bücherleser’; vereinzelt Ende 17. Jh., geläufig seit 1750. Buchhalter m. ‘kaufmännischer Rechnungsführer’ (Anfang 16. Jh.), Ableitung aus der Zusammenbildung buchhalten, auch Bücher halten (Ende 15. Jh.), der Übersetzung von ital. tenere i libri. Buchhaltung f. ‘Buchführung’, seit dem 16. Jh. vereinzelt neben Buchhalten n., geläufig seit dem 18. Jh. Buchmacher m. ‘Vermittler von Wetten’ (Pferderennen), Übersetzung von gleichbed. engl. bookmaker (19. Jh.).
Zitationshilfe
„Bücherei“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/B%C3%BCcherei>.

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