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erweichen

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GrammatikVerb · erweicht, erweichte, hat/ist erweicht
Aussprache  [ɛɐ̯ˈvaɪ̯çn̩]
Worttrennung er-wei-chen
Wortzerlegung er- 1weichen
Wortbildung  mit ›erweichen‹ als Erstglied: erweichbar · Erweichung  ·  mit ›erweichen‹ als Binnenglied: herzerweichend · steinerweichend

Bedeutungsübersicht

  1. 1. ⟨jmd. erweicht etw.⟩ etw. weich machen
    1. a) [übertragen] ⟨jmd. erweicht etw., jmdn., sich⟩ etw., jmdn. milde stimmen, rühren
    2. b) [übertragen] ⟨jmd. erweicht jmdn.⟩ jmdn. zum Nachgeben bewegen
  2. 2. ⟨etw. erweicht⟩ weich werden
    1. ● [übertragen] ⟨jmd., etw. erweicht⟩ dem Gefühl der Milde, Rührung nachgeben
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
jmd. erweicht etw.ZDLetw. weich machen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
die Sonne, Hitze hat den Asphalt erweicht
den Lack, eine Firnisschicht mit einem Lösungsmittel erweichen und abschaben
durch den Seifenschaum wird die Hornhaut erweicht
Schon ein paar Minuten im warmen Wasser reichen oft aus, um die oberste Verhornung [am Fuß] zu erweichen. [Mittelbayerische, 24.12.2022]ZDL
[Rezept:] Mandelmehl, Mandelmus, Ahornsirup oder Staubzucker und Salz zu einer Masse verrühren, aus der Masse Kugeln formen, Kuvertüre im Wasserbad erweichen. [Kleine Zeitung, 23.11.2022]ZDL
a)
übertragen jmd. erweicht etw., jmdn., sichZDLetw., jmdn. milde stimmen, rühren
Beispiele:
jmds. Herz, Stolz erweichen
seinen harten Sinn erweichen
das Unglück hatte seine Seele erweicht
Er [ein Bettler] liegt meist im Eingangsbereich [eines Mittelaltermarktes], humpelt über das Gelände, immer eine Holzschale für eine milde Gabe hochhaltend. Dabei erzählt er hanebüchene Geschichten, wie schlecht es ihm geht, um die Besucher zu erweichen und deren Geldbeutel zu lockern. [Münchner Merkur, 09.06.2023]ZDL
Wenn wir uns nur einfach gegenseitig lieb haben könnten, dann würden sich unsere versteinerten Herzen erweichen. [Luzerner Zeitung, 03.12.2022]ZDL
b)
übertragen jmd. erweicht jmdn.ZDLjmdn. zum Nachgeben bewegen
Beispiele:
ihre Tränen, Bitten erweichten ihn
er ist nicht zu erweichen
sich von jmdm. erweichen lassen
Bei vielen Mädchen und Buben steht ein Haustier an oberster Stelle auf ihrem Wunschzettel. Wenn Eltern abwehrend darauf reagieren, wenden sich die Kinder gern an Oma oder Opa […]. Großeltern sollten sich vom Flehen ihrer Enkel aber keinesfalls erweichen lassen und heimlich ein Tier als Weihnachtsgeschenk kaufen. [Oberösterreichische Nachrichten, 12.12.2022]ZDL
Es ist […] nicht so, dass die Lamas Angst vor T[…] haben. Vielmehr mustern sie ihre Besitzerin aufmerksam, drehen dann den Kopf weg und staksen gemächlich davon. Als ob ihnen just in diesem Moment in den Sinn gekommen wäre, dass sie etwas Besseres zu tun haben. Innert Kürze schafft es die Lama‑Halterin jedoch, zwei ihrer Tiere zu erweichen. [Basler Zeitung, 01.06.2019]ZDL
2.
etw. erweichtZDLweich werden
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
Asphalt, Thermoplast erweicht bei steigender Temperatur
tiefgekühltes Gemüse erweicht in etwa zwei Stunden
das Papier, der Erdboden war durch die Nässe erweicht (= aufgeweicht)
»Was ich sehe, das vergehe, was ich streiche, das erweiche, Warze fall ab!« soll in Verbindung mit Gebeten eine äußerst effektive Wirkung zeigen. [Landshuter Zeitung, 24.02.2023]ZDL
Sie [eine Linde] ist von den Myzeln des Pilzes durchdrungen, ihr Holz ist erweicht, ihre Standsicherheit verloren. [Saarbrücker Zeitung, 02.10.2014]ZDL
bildlich Das Hirn erweicht (= funktioniert schlechter) in sommerlicher Schwüle, sogar Kolumnen werden halb gereimt. [Der Standard, 28.07.2018]ZDL
übertragen jmd., etw. erweichtZDLdem Gefühl der Milde, Rührung nachgeben
Beispiele:
sein harter Sinn, Trotz erweichte durch ihr gütiges Wesen
durch ihre Bitten, Tränen erweichte er (= wurde er nachgiebig)
Selbst die coolsten und die störrischsten Jungs erweichen unter Dawid Hensel G[…]s liebevoller Beharrlichkeit im Laufe des Workshops. [Badische Zeitung, 25.05.2013]ZDL
Er war grausam wie eben ein armer Scherge, der […] nicht erweichen darf […] [ FrischStiller190]

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
weich · 1weichen · 1Weiche · erweichen · weichlich · Weichtier
weich Adj. ‘nicht hart, nachgebend, biegsam, kraftlos, zart’, ahd. weih (8. Jh.), mhd. weich, asächs. mnd. wēk, mnl. weec, nl. week, aengl. wāc (engl. weak aus dem Anord.), anord. veikr, schwed. vek (germ. *waika-) ist wie das unter 2weichen (s. d.) behandelte Verb an ie. *u̯eig- ‘biegen, winden, sich wenden, weichen’ anzuschließen. Als Ausgangsbedeutung ist ‘biegsam, nachgebend’ anzusetzen. – 1weichen Vb. ‘weich machen oder werden’, ahd. weihhen ‘weich machen’ (um 800, giweihhen, 8. Jh.), weihhēn (10. Jh.), weihhōn (um 1100) ‘weich werden’, mhd. weichen ‘weich machen oder werden’. 1Weiche f. ‘Zustand des Weichseins, Weichheit’, ahd. weihhī (8. Jh.), mhd. weiche. In konkretem Gebrauch auch ‘weiche Stelle des Körpers’ (15. Jh.), in medizinischen Texten des 16. Jhs. ‘Flanke, knochenlose, weiche Körperstelle zwischen der untersten Rippe und dem Hüftknochen’ (oft pluralisch, seit Ende 16. Jh.), auch gelegentlich ‘Taille’ (16. Jh.). erweichen Vb. ‘weich machen, werden’, ahd. irweihhēn (9. Jh.), mhd. erweichen. weichlich Adj. ‘in ungehöriger, unerwünschter Art weich’ (15. Jh. in diesem Sinne zuerst mnd. wēklīk, dann md., 16. Jh.), ‘ohne innere Widerstandskraft, kraft- und energielos, verzärtelt’ (Mitte 17. Jh.), ‘willensschwach’ (19. Jh.); zunächst als Adverb zum Adjektiv weich gebildet, vgl. mhd. weichlīche ‘auf weiche, milde Weise, verweichlicht’. Weichtier n. skelettloses Tier mit weicher Körperdecke, oft mit äußerer Kalkschale, besonders Schnecken, Muscheln, Tintenfische (1. Hälfte 19. Jh.), Übersetzung von zoolog.-lat. Mollusca Plur. (Cuvier 1812, im weiteren Sinne, auch Würmer umfassend, bereits Linné 1758), nach lat. molluscus ‘recht weich’ (vgl. mollusca nux ‘Nuß mit weicher, dünner Schale’), Weiterbildung zu lat. mollis ‘weich’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemanden) umstimmen · (jemanden) zum Einlenken bewegen · erweichen · zum Nachgeben bewegen  ●  (jemanden von etwas) abbringen ugs. · (jemanden) bekehren (zu) geh., fig. · (jemanden) bringen zu ugs. · (jemanden) katholisch machen ugs., bairisch · weichklopfen ugs. · weichkochen ugs.
Assoziationen

erweichen · flüssig werden · schmelzen
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›erweichen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›erweichen‹.

bei Temperatur Bitte doch durch Bitte durch Hitze Elend Gehirn Gemüt Herz Hirn Hitze Knie mit Gesang Männerherz schmelzen Stein Träne von Bitte von Flehen von Träne
Zitationshilfe
„erweichen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/erweichen>.

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