Turbulenz, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Turbulenz · Nominativ Plural: Turbulenzen
Aussprache [tʊʁbuˈlɛnʦ]
Worttrennung Tur-bu-lenz
Wortbildung
mit ›Turbulenz‹ als Erstglied:
Turbulenztheorie
·
mit ›Turbulenz‹ als Letztglied:
Clear-Air-Turbulenz
· Klarluftturbulenz · Kursturbulenz · Wetterturbulenz · Währungsturbulenz
Herkunft zu turbulentiaspätlat
‘Unruhe, Verwirrung’,
zu turbalat
‘Menge, Gedränge’
Bedeutungsübersicht
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
(starkes) Durcheinander in einer wahrgenommenen Entwicklung
entsprechend der Bedeutung von turbulent (1)WDG
Beispiele:
nach der Turbulenz der letzten Tage sehne ich mich nach RuheWDG
Auf der Bühne: Turbulenz und beste
Unterhaltung. [Luzerner Zeitung, 16.08.2022]
Kabarett [Überschrift] Mit
überkochender Milch und einer Aktentasche erklärt
[der Kabarettist] Christian Springer in
»Nicht egal« die Turbulenz unserer Tage. [Mittelbayerische, 06.05.2022]
Nach all der Turbulenz gibt es zum guten
Schluss dann einen wunderbar besinnlichen Moment mit der Glasharfe und den
betörend schwebenden Klängen, die die beiden
[Musiker]
nur mit unterschiedlich gefüllten Wassergläsern erzeugen. [Badische Zeitung, 16.04.2022]
Die Turbulenz für die Künstler entstand
daraus, daß sie in sechs Wochen in 11 Städten 20 Auftritte absolvierten
[…] [ Tageszeitung1974]WDG
Ihr Interesse an etwa in der Umgebung sich zeigenden Affären und
Turbulenzen aber wuchs indessen sogar, und sie
hatte sich innerlich sozusagen einen ›Spion‹ angeschafft, wie man jene
Spiegel nennt, vermittels welcher man vom Fenster aus mehr sehen
kann[,]
als die gewöhnliche Optik gestattet. [Doderer, Heimito von: Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre. Gütersloh: Bertelsmann 1996 [1951], S. 535]
Der Nervenkitzel des Hart‑auf‑Hart‑Gehens
[sic!],
die Sensation des Tempos, die Turbulenz der ständigen
Bewegung schaffen einen Nährboden für das Fluidum der Sensibilität aktiver
und passiver Natur. [Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1928], S. 12498]
●
spezieller (politisch konfliktreiche, ökonomisch schwierige o. ä.) unberechenbare Phase, Periode
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: weltwirtschaftliche, wirtschaftliche, politische, anhaltende Turbulenzen
mit Genitivattribut: die Turbulenzen der Währung, Schuldenkrise, Finanzkrise, Weltwirtschaft, Finanzmärkte
mit Präpositionalgruppe/-objekt: die Turbulenzen an den Finanzmärkten, am Aktienmarkt, Kapitalmarkt, Devisenmarkt, Kreditmarkt, in den Schwellenländern
als Akkusativobjekt: Turbulenzen auslösen, verursachen, überstehen, meistern
in Koordination: Turbulenzen und Verwerfungen, Krisen, Skandale
in Präpositionalgruppe/-objekt: in Turbulenzen stürzen; in Turbulenzen geraten; unter Turbulenzen leiden; von Turbulenzen betroffen sein, erfasst werden, sich erholen
Beispiele:
Sich abzeichnende wirtschaftliche Probleme und die
Turbulenzen an den Finanzmärkten dürften
diese Situation
[wachsende Defizite im umlagefinanzierten Rentensystem der Schweiz] noch zusätzlich
verschlechtern. [Luzerner Zeitung, 16.08.2022]
Wenn im Freundeskreis alle auf dem Handy ankommenden Nachrichten
laut vorgelesen werden müssen, kann das schon zu
Turbulenzen führen. [Fränkischer Tag, 20.08.2022]
Der Angriffskrieg Russlands
[auf die Ukraine] hat auch auf dem
Heizöl‑Markt für Turbulenzen gesorgt. [Allgemeine Zeitung, 20.08.2022]
Das deutsche
[Basketball-]Team
zeigte sich von den personellen Turbulenzen der
vergangenen Tage unbeirrt. [Neue Osnabrücker Zeitung, 20.08.2022]
In den Niederlanden und in Deutschland hat man lange nicht über
Wasser nachgedacht. Es war ja genug da, man muss nur den Hahn aufdrehen.
Die Turbulenzen der vergangenen Jahre haben dann
das Umweltministerium in Berlin dazu veranlasst, erstmals eine Nationale
Wasserstrategie zu schreiben. [Süddeutsche Zeitung, 11.08.2022]
Auch Florenz, das gelegentlich strauchelte und sich Despoten
(unter anderen 1342/43 dem Feldherrn Walter de Brienne, »Herzog von
Athen«) unterwarf, wahrte bei aller Turbulenz
seiner Politik im großen und ganzen der republikanischen Regierungsform
die Treue; seit 1308 war der streitbare halbfeudale Adel von der
Staatsmacht ausgeschlossen. [Myers, A. R.: Europa im 14. Jahrhundert. In: Propyläen Weltgeschichte. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 8109]
2.
Physik (ungeordnete) Verwirbelung, verwirbelte Strömung in Gas oder Flüssigkeit
Grammatik: Singular selten
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: in Turbulenzen geraten; durch Turbulenzen steuern; von Turbulenzen erfasst werden
Beispiele:
die Turbulenz des WassersWDG
die Turbulenzen einer SchlechtwetterfrontWDG
die Turbulenz des SonnenwindesWDG
In diesem Tal durchflog das Flugzeug
Turbulenzen, »wie sie im Gebirge in Geländenähe
stets zu erwarten sind«. [Basler Zeitung, 18.08.2022]
Danach peilte man die Funkstelle Lyon an und navigierte nur noch nach
Instrumenten – auf 3.350 Metern Höhe quer durch die Schweizer Alpen, deren
Gipfel vielerorts höher sind. Doch die Fallwinde und
Turbulenzen waren stark und so endete der
Blindflug auf dem Gauligletscher. [Luzerner Zeitung, 12.08.2022]
Warum er
[der Surfer] ins Wasser fiel, muss noch
ermittelt werden. Turbulenzen auf dem Wasser wegen
schlechten Wetters schloss die Polizei aus. [Landshuter Zeitung, 23.06.2022]
Als Sonnenaktivität werden zyklisch veränderliche Eigenschaften der
Sonne bezeichnet, die mit den Turbulenzen ihres
extrem heißen Gases und Änderungen des Magnetfeldes zusammenhängen. [Badische Zeitung, 03.05.2018]
Wellen sind für Mathematiker ein Graus – die
Turbulenzen dynamischer Flüssigkeiten konnte
bisher niemand genau berechnen. [Der Spiegel, 15.01.2014 (online)]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
turbulent · Turbulenz
turbulent Adj. ‘unruhig, ungestüm, verwirrend, tumultartig’, entlehnt (2. Hälfte 15. Jh.) aus gleichbed. lat. turbulentus (zu lat. turba ‘Unordnung, Verwirrung, Getümmel, Tumult’, turbāre ‘in Unordnung bringen, verwirren’), anfangs vereinzelt in lat. Form. In der Physik auch ‘(durcheinander)wirbelnd, in wirbelnder Bewegung befindlich, ungeordnet’, besonders von Flüssigkeits-, Gas- und Luftteilchen (Anfang 17. Jh.). – Turbulenz f. ‘Ungestüm, lebhafte und laute Art, (öffentliche) Unruhe, Trubel, Verwirrung’ (Ende 18. Jh.), in der Physik ‘Wirbelbildung in Strömungen von Gasen, Flüssigkeiten und Luftschichten’ (Anfang 20. Jh.); vgl. spätlat. turbulentia ‘Unruhe, Verwirrung’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Abweichung ·
Auf und Ab ·
Fluktuation ·
Schwankung ·
Turbulenz ·
Unstetigkeit ●
Volatilität fachspr.
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Turbulenz ·
Unruhe
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Turbulenz‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Turbulenz‹.
anhaltend
arg
Asienkrise
atmosphärisch
ausgelöst
auslösen
Auslöser
Auswirkung
derzeitig
erheblich
finanziell
gegenwärtig
geopolitisch
geraten
heftig
hinterlassen
innenpolitisch
innerparteilich
neuerlich
personell
Schuldenkrise
schwer
sorgen
trotzen
verursachen
weltwirtschaftlich
wirtschaftlich
währungspolitisch
überstehen
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