Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Rand, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Rand(e)s · Nominativ Plural: Ränder
Aussprache  [ʀant]
formal verwandt miträndern
Wortbildung  mit ›Rand‹ als Erstglied: Randausgleich · Randbebauung · Randbedingung · Randbemerkung · Randbereich · Randbesatz · Randbezirk · Randblüte · Randbreite · Randereignis · Randerscheinung · Randexistenz · Randfeuer · Randfigur · Randfläche · Randfrage · Randgebiet · Randgebirge · Randgegend · randgenäht · randgesteppt · Randglosse · Randgruppe · Randkluft · Randlage · Randleiste · randlich · randlos · Randlöser · Randmeer · Randmoräne · Randnotiz · Randnummer · Randpersönlichkeit · Randphänomen · Randplatz · Randproblem · Randregion · Randschrift · Randsportart · Randstaat · Randstein · Randsteller · Randstellung · Randstreifen · randständig · Randstörung · Randstück · Randthema · Randtief · Randvermerk · Randverzierung · randvoll · Randwirbel · Randzeichnung · Randzeit · Randzone
 ·  mit ›Rand‹ als Letztglied: Alpenrand · Augenrand · Außenrand · Badewannenrand · Bassinrand · Beckenrand · Bergrand · Bettrand · Bildrand · Blattrand · Bootsrand · Brillenrand · Brunnenrand · Bühnenrand · Chausseerand · Dorfrand · einranden · Fahrbahnrand · Feldrand · Goldrand · Grabenrand · Grabesrand · Hafenrand · Hutrand · Innenrand · Kelimrand · Kragenrand · Kraterrand · Lidrand · Mützenrand · Nagelrand · Nordrand · Ortsrand · Ostrand · Reisrand · Schweißrand · Seitenrand · Spielfeldrand · Stadtrand · Steilrand · Stoffrand · Straßenrand · Strickrand · Südrand · Süllrand · Tafelrand · Tassenrand · Tellerrand · Tischrand · Trauerrand · Trottoirrand · Uferrand · umranden · Waldrand / Waldesrand · Wannenrand · Wegrand / Wegesrand · Westrand · Wiesenrand · Wolkenrand · Wundrand · Wüstenrand · Zeitungsrand · Zierrand · Zonenrand · Zylinderrand
 ·  mit ›Rand‹ als Binnenglied: Boulevardrandliteratur · breitrandig · doppelrandig · ganzrandig · Gelbrandkäfer · glattrandig · scharfrandig · schmalrandig · schwarzrandig · steilrandig

Bedeutungsübersicht

  1. 1. obere Begrenzung eines Gegenstandes, Gefäßes, einer größeren Vertiefung (z. B. einer Schlucht); die bei Gefäßen an der oberen Begrenzung gebildete Kante bzw. der eine Vertiefung umgebende (begehbare) schmale Streifen
  2. 2. äußere Begrenzung einer Fläche; der bei Flächen eine Begrenzung bildende schmale Streifen bzw. die bei flächigen Gegenständen eine Begrenzung bildende Kante
    1. a) [spezieller] äußere, nicht im Zentrum liegende Bezirke einer Stadt, eines Dorfes o. Ä.
    2. b) [spezieller] der auf einem Blatt, einer Seite oder in einem Textdokument (in Seitenansicht) äußere unbedruckte bzw. unbeschriebene Bereich (für Marginalien)
    3. c) [spezieller] (ringförmiger) sich farblich von der Umgebung abhebender, eine Begrenzung bildender Streifen; (z. B. in einem Gefäß entlang einer zurückweichenden Wassergrenze) durch Ablagerung von Schmutz, Kalk o. Ä. gebildeter dünner (ringförmiger) Streifen
  3. 3. [übertragen] Position, Stellung, Vorgang abseits des Zentrums, abseits eines Geschehens
    1. a) [Sozialwissenschaften] im Gegensatz zu einer als gesellschaftliche Mitte verstandenen Mehrheitsgesellschaft: Teile einer Gesellschaft, in denen die Menschen aufgrund von Ausgrenzung, Diskriminierung oder materieller Not vom gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen sind
    2. b) [Politik] meist dem links- oder rechtsextremen Spektrum zugerechnete Wähler, Parteien, Einstellungen oder Programme, die das politische System sowie gesellschaftliche Normen der als politische Mitte verstandenen Mehrheitsgesellschaft weitgehend infrage stellen
    3. c) ⟨jmdn. an den Rand drängen⟩
    4. d) ⟨etw. an den Rand drängen⟩
  4. 4. [übertragen] Lage, Zustand, kurz bevor ein (unerwünschtes) Ereignis einzutreten droht
    1. a) ⟨am Rand, am Rande des Grabes (stehen)⟩
    2. b) ⟨jmdn. an den Rand des Wahnsinns, an den Rand der Verzweiflung treiben⟩
  5. 5. ⟨am Rand, am Rande⟩
  6. 6. [umgangssprachlich] ⟨außer Rand und Band⟩
    1. a) ⟨etw. gerät außer Rand und Band⟩
    2. b) ⟨jmd. ist, gerät außer Rand und Band⟩
  7. 7. [derb, salopp] Mund
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
obere Begrenzung eines Gegenstandes, Gefäßes, einer größeren Vertiefung (z. B. einer Schlucht); die bei Gefäßen an der oberen Begrenzung gebildete Kante bzw. der eine Vertiefung umgebende (begehbare) schmale Streifen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein scharfer Rand
mit Genitivattribut: am Rand der Schlucht, des Abgrunds, des Kraters
in Präpositionalgruppe/-objekt: [ein Glas o. Ä.] bis an den, bis zum Rand füllen
Beispiele:
Einer der Jungs (12) verliert am Rand der Kiesbank den Halt unter den Füßen, rutscht den steilen Abhang hinunter und treibt ins tiefe Wasser ab. [Bild am Sonntag, 09.08.2015]
Ein riesiger Appetit auf Naschereien brachte ein Mädchen […] aus Freiburg (Baden‑Württemberg) dazu, sich aus der Wohnung seiner Eltern zu schleichen. Das Ziel der Kleinen: Der nächste Supermarkt! Dort füllte sie einen Kindereinkaufswagen bis zum Rand mit Süßigkeiten, tapste zur Kasse. [Bild, 05.09.2017]
Wanderwege führen bis zum Rand der Krater, und mit dem Mountainbike lassen sich viele versteckte Meeresbuchten entdecken. [Der Spiegel, 16.03.2017 (online)]
In den beiden elliptisch geformten Becken, die zum Hanging Gardens Hotel & Resort im balinesischen Ubud gehören, lässt es sich doch aushalten: Der auf zwei Ebenen angeordnete Pool ist stets mit wohltemperiertem Wasser gefüllt, und wer […] über den Rand hinausschaut, blickt auf die steil abfallenden Reis‑Terrassen Ubuds. [Süddeutsche Zeitung, 21.07.2010]
2.
äußere Begrenzung einer Fläche; der bei Flächen eine Begrenzung bildende schmale Streifen bzw. die bei flächigen Gegenständen eine Begrenzung bildende Kante
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein ausgefranster, gezackter Rand; ein scharfer Rand
mit Genitivattribut: am Rand des Waldes, Parks, Spielfelds, Sees, Schwimmbeckens, der Wiese, der Wüste; der Rand (= die Kante) des Tisches, Bettes; am Rand der Straße, des Weges
in Präpositionalgruppe/-objekt: [ein Umschlag] mit schwarzem Rand [bei Trauerbriefen]; am südlichen, westlichen, östlichen, nördlichen Rand [eines Gebietes]
Beispiele:
Wir gingen zum Wagen, der im Schatten einer einzelnen Kiefer am Rand des leeren Platzes stand; es war heiß und still. [Becker, Jürgen: Aus der Geschichte der Trennungen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1999, S. 32]
[…] ein Star auf Instagram ist der norwegische Felsvorsprung Trolltunga (deutsch: Trollzunge)[…]. Bei dieser Attraktion müssen Touristen regelrecht Schlange stehen, um eines der ikonischen Fotos schießen zu können, bei dem man ganz allein am Rand des Felsens steht und ins Tal blickt. [Welt am Sonntag, 18.02.2018]
Die Löffel waren aus Zink und hatten scharfe Ränder, die in die Mundwinkel schnitten. [Die Zeit, 14.08.2013]
Je hochauflösender gedruckt werden soll, desto wichtiger wird die Wahl des richtigen Papiers. Spezielle Sorten absorbieren die Tinte besser und schneller, sorgen so für schärfere Ränder[…]. [Berliner Zeitung, 18.06.1997]
Nur die Traueranzeige sowie die Danksagung haben schwarzen Rand, denn nur die Angehörigen gebrauchen dieses Zeichen der Trauer, häufig während der ganzen Trauerzeit. [Graudenz, Karlheinz / Pappritz, Erica: Etikette neu. Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1967 [1956], S. 219]
a)
spezieller äußere, nicht im Zentrum liegende Bezirke einer Stadt, eines Dorfes o. Ä.
Kollokationen:
mit Genitivattribut: am Rand der Stadt, des Dorfes
in Präpositionalgruppe/-objekt: am Rand wohnen
Beispiele:
Ein Grossbrand hat eine Armensiedlung am Rande der brasilianischen Metropole São Paulo nahezu vollständig verwüstet. [Neue Zürcher Zeitung, 14.09.2016]
Früher hat die Bäuerin, die am Rande des indischen Dorfs Jata lebt, nur Reis angebaut. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2005]
b)
spezieller der auf einem Blatt, einer Seite oder in einem Textdokument (in Seitenansicht) äußere unbedruckte bzw. unbeschriebene Bereich (für Marginalien)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der linke, rechte, obere, untere Rand; ein schmaler, breiter Rand
in Präpositionalgruppe/-objekt: an den Rand schreiben; am Rand anstreichen, notieren; (nicht) über den Rand schreiben
als Akkusativobjekt: [beim Schreiben] einen Rand lassen
Beispiele:
»Herr Minister bat fernmündlich um einen Bericht«, notierte ein Beamter handschriftlich auf den Rand eines Aktenblattes. [Die Zeit, 26.06.2013]
Klicken Sie im Menü »Format« auf den Eintrag »Seite …« und auf der Registerkarte »Seite« können Sie im Abschnitt »Ränder« die Randeinstellungen anpassen. [edv training – tipps & tricks, 26.03.2012, aufgerufen am 29.04.2016]
Der Wagnersche Leibphilosoph schrieb, ohne dem Meister direkt zu antworten, Marginalien an den Rand des Widmungsexemplars, bissige Bemerkungen von zuweilen boshaftem Witz, die von tiefem Unverständnis gegenüber den Eigenheiten der Wagnerschen Sprache zeugen. [Die Zeit, 29.07.1994]
c)
spezieller (ringförmiger) sich farblich von der Umgebung abhebender, eine Begrenzung bildender Streifen; (z. B. in einem Gefäß entlang einer zurückweichenden Wassergrenze) durch Ablagerung von Schmutz, Kalk o. Ä. gebildeter dünner (ringförmiger) Streifen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: dunkle, tiefe, schwarze, schmutzige, auffallende Ränder
Beispiele:
Sie haben dreckige Stiefel und schwarze Ränder unter den Fingernägeln, so wie Art Tanderup, der auf den Feldern seiner Farm Mais, Soja und Roggen anbaut. [Die Zeit, 23.02.2017]
Meistens geht es wohl darum, wer einen unappetitlichen Rand an der Badewanne hinterlassen hat, wer zu selten den Müll hinausträgt, wer den Küchenboden nicht aufgewischt hat und dergleichen mehr. [Noll, Ingrid: Ladylike. Zürich: Diogenes 2006, S. 100]
Schade, daß er sich nicht für den heutigen Abend mit dir verabreden wollte. Denn jetzt liegst du wach, morgen mittag [sic!] aber wirst du ein Schlafdefizit haben. Dunkle Ränder unter den Augen, käsige Haut. [Venske, Regula: Marthes Vision. Frankfurt a. M.: Eichborn 2006, S. 51]
Kalk setzt sich ab, nach einiger Zeit bilden sich unansehnliche Ränder auf der Keramik. [Der Tagesspiegel, 07.03.2004]
3.
übertragen Position, Stellung, Vorgang abseits des Zentrums, abseits eines Geschehens
a)
Sozialwissenschaften im Gegensatz zu einer als gesellschaftliche Mitte verstandenen Mehrheitsgesellschaft   Teile einer Gesellschaft, in denen die Menschen aufgrund von Ausgrenzung, Diskriminierung oder materieller Not vom gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen sind
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die gesellschaftlichen Ränder
mit Genitivattribut: am Rand, am Rande der Gesellschaft
Beispiele:
Armut beginne nicht, wenn Menschen verelenden, sondern »wenn Menschen nicht mehr teilhaben können«; wenn etwa das Geld für den Sportverein fehle und Menschen so an den Rand der Gesellschaft gedrängt würden. [Süddeutsche Zeitung, 03.03.2017]
Werena R[…] von der BAG W (= Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe) nennt noch einen anderen Grund für die niedrige Wahlbeteiligung Wohnungsloser: »Viele Menschen am Rande der Gesellschaft fühlen sich nicht repräsentiert und haben den Glauben verloren, etwas verändern zu können«. [Die Zeit, 24.09.2017 (online)]
Wie soll der Staat mit Menschen umgehen, die an den Rand der Gesellschaft geraten sind und die Grenzen des Rechts überschritten haben? Wie können Straftäter in die Mitte der Gesellschaft zurückgeholt werden? [ Rede von Joachim Gauck, Bundespräsidialamt20.07.2016]
b)
Politik meist dem links- oder rechtsextremen Spektrum zugerechnete Wähler, Parteien, Einstellungen oder Programme, die das politische System sowie gesellschaftliche Normen der als politische Mitte verstandenen Mehrheitsgesellschaft weitgehend infrage stellen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: rechter, linker Rand
in Präpositionalgruppe/-objekt: Parteien an den Rändern [des Parteienspektrums]
Beispiele:
Eine neue große Koalition werde die Parteien am rechten und linken Rand des politischen Spektrums weiter stärken, lautet eine weitere verbreitete Sorge. [Die Zeit, 13.12.2017 (online)]
Wer mit welchem Interesse politisch den rechten Rand besetzt, ist in Europa ein vieldiskutiertes und stets ein heikles Thema gewesen. [Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2017]
Schon die bloße Angst vor ökonomischem Abstieg reiche für ein Kreuz am rechten Rand, sagen Politologen. [Der Spiegel, 06.10.2008]
c)
Phrasem:
jmdn. an den Rand drängen (= jmdn. in eine schwache, unbedeutende Position, ins Abseits drängen)
Beispiele:
[…] Viele Lkw‑Leute fühlten sich in dem großen Autokonzern plötzlich unwichtig, an den Rand gedrängt. […] [Süddeutsche Zeitung, 15.12.2018]
Nach dem Beitritt im Jahr 2007 machten die Oligarchen, die Verbindungen in alle größeren rumänischen Parteien haben, ihren Einfluss geltend – die ebenso ambitionierte wie energische Justizministerin Monica Macovei wurde politisch an den Rand gedrängt. [Die Zeit, 01.10.2015]
Würde Doping freigegeben, wären alle zum Mitmachen gezwungen – oder als aussichtslose Mitbewerber an den Rand gedrängt. Dort stehen jetzt schon zu viele saubere Athleten, die sich gegenüber Staat, Steuerzahlern und Sponsoren an die offizielle Geschäftsgrundlage halten[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.1998]
d)
Phrasem:
etw. an den Rand drängen (= ein Thema, Ereignis o. Ä. verdrängen, so dass es nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit, des Bewusstseins steht)
Beispiele:
»Alles Geistige, Musische, Humane wird an den Rand gedrängt«, klagte sie [Marion Gräfin Dönhoff] und forderte, »dass die Fragen nach dem Sinn von Arbeit und Produktion, nach den Grenzen der Macht, dem Wesen des Fortschritts und dem Zuschnitt der Gesellschaft neu gestellt und ernsthaft diskutiert werden.« [Die Zeit, 14.03.2002]
Sexualität, die immer auch ein Verweis auf die Sterblichkeit ist, wurde im jüdisch‑christlichen Abendland in das weltliche Leben verwiesen und dort – wiederum unter Einwirkung der Geistlichkeit – verschämt an den Rand gedrängt. [Neue Zürcher Zeitung, 22.12.2001]
Die Frankfurter Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts sei bisher im öffentlichen Bewußtsein ein wenig an den Rand gedrängt – das könne sich nun ändern. [Frankfurter Rundschau, 11.06.1997]
4.
übertragen Lage, Zustand, kurz bevor ein (unerwünschtes) Ereignis einzutreten droht
Grammatik: nur mit Genitivattribut
Kollokationen:
mit Genitivattribut: am Rand, am Rande des Abgrunds, des Verderbens, des Scheiterns, der Spaltung; am Rand, am Rande der Zahlungsunfähigkeit, des Ruins, des Bankrotts
in Präpositionalgruppe/-objekt: an den Rand eines Krieges bringen
Beispiele:
Manchmal bewegt sich der FC Thun gar wie in einer Choreografie über den Platz, seine Spieler legen leidenschaftlich Kilometer zurück, stemmen sich gegen den drohenden Abstieg und bringen Teams wie Basel oder YB [Young Boys (Bern)] an den Rand einer Niederlage. [Neue Zürcher Zeitung, 10.03.2017]
Indem über Monate die Folgen des Flüchtlingszustroms nach Deutschland in drastischen Farben gemalt wurden und weil es schien, als befände sich die staatliche Ordnung am Rand des Kollapses, entstand auch ein sehr unvorteilhaftes Bild der freiheitlich‑pluralistischen gesellschaftlichen und politischen Ordnung. [Neue Zürcher Zeitung, 06.08.2016]
Durch Misswirtschaft und Hungersnöte am Rande des Zusammenbruchs stehend, war Pjöngjang schon seit längerem bereit, seinen Isolationismus aufzugeben und zu verhandeln. [Berliner Zeitung, 21.02.2002]
a)
Phrasem:
gehobenam Rand, am Rande des Grabes (stehen) (= todkrank, hochbetagt sein)WDG
Beispiele:
Einar S[…] wuchs als Sohn eines Architekten in der Kleinstadt Sangerhausen (Harz) auf. Eine repressive Kindheit hat ihn geschunden, nach einem schweren Unfall verbrachte er ein Jahr lang am Rande des Grabs in der Klinik, musste neu sprechen lernen. [Die Welt, 02.08.2001]
Ross schreibt, er sei 72 Jahre, sehe aber aus wie ein viel älterer, ganz verfallener Greis am Rande des Grabes und spreche auch wie ein solcher. [Klemperer, Victor: [Tagebuch]. In: [ders.]: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 1999 [1936], S. 155]
b)
Phrasem:
umgangssprachlich, scherzhaftjmdn. an den Rand des Wahnsinns, an den Rand der Verzweiflung treiben (= jmdn. fast wahnsinnig machen, jmdm. auf die Nerven gehen)
Beispiele:
»Die Drogen sind nicht das Problem«, sagt der Heroinabhängige. Vielmehr sei es der »psychologische Druck« gewesen, als Sohn von »so berühmten Eltern aufzuwachsen«, der ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben habe [Bild am Sonntag, 17.06.2018]
Auf der untersten Stufe der Satireleiter steht die kinderreiche Mutter, die von einem Flohzirkus missratener kleiner Söhne an den Rand des Wahnsinns getrieben wird. [Der Tagesspiegel, 14.04.2005]
5.
Grammatik: nur adverbiell
Phrasem:
am Rand, am Rande (= nebenbei, eher beiläufig, zufällig, im Verlauf einer Veranstaltung, eines Ereignisses stattfindend)
Kollokationen:
mit Genitivattribut: am Rand, am Rande der Veranstaltung, der Party, der Konferenz, des Gipfels
als Adverbialbestimmung: etw. am Rand, am Rande mitbekommen, aufschnappen, mithören (= etw. zufällig, nebenbei erfahren, hören); (nur) am Rand, am Rande interessieren, von Interesse sein
Beispiele:
Die Eckpunkte der größten Verkehrsreform der vergangenen Jahrzehnte würden von Politikern gesetzt, die sich für Verkehrspolitik nur am Rande interessieren. [Die Zeit, 04.06.2016]
Die Diplomaten berichteten am Rande der Sitzung des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees (PSK) über Meinungsverschiedenheiten zwischen den EU‑Staaten. [Die Zeit, 19.08.2013]
Die Berliner [Eisbären] haben gewonnen, aber das hat den Herrn A[…] nur am Rand interessiert. [Der Tagesspiegel, 21.04.2005]
Katja Riemann gestand am Rande der Filmfete, daß sie auf die inzwischen schriftlich bekräftigte Essenseinladung […] einfach nicht reagiert hat: […] [Berliner Zeitung, 09.10.1997]
6.
umgangssprachlich
Phrasem:
außer Rand und Band
a)
Phrasem:
etw. gerät außer Rand und Band (= ist außer Kontrolle, nicht mehr zu bewältigen)
Beispiele:
Die Bürger Europas erwarten von den politisch Verantwortlichen der EU zweierlei: Ein effektives, auf das engste abgestimmte Krisenmanagement, das sie vor unverschuldeten Notlagen schützt. Und ein Ordnungsrecht, das den außer Rand und Band geratenen Finanzmärkten der Welt endlich – wie anderen Märkten auch – allgemein einsehbare, faire Grenzen setzt. [Welt am Sonntag, 05.10.2008]
Schon bald dürften die Schäden durch Stürme und Niederschläge so gewaltig werden, dass es sich lohnen muss, das außer Rand und Band geratene globale Treibhaus abzukühlen. [Frankfurter Rundschau, 04.01.2000]
b)
Phrasem:
jmd. ist, gerät außer Rand und Band (= ist aufgedreht, aufgeputscht, hat sich nicht mehr unter Kontrolle)
Beispiele:
er ist vor Wut außer Rand und Band (geraten) (= er hat sich vor Wut nicht mehr unter Kontrolle)WDG
die Kinder waren heute vor Freude aus Rand und Band (= waren ganz ausgelassen)WDG
7.
derb, salopp MundWDG
Beispiele:
er hat einen großen, losen, frechen Rand (= Mund)
halt doch endlich den, deinen Rand (= sei endlich still)

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Rand · rändern · rändeln
Rand m. ‘äußere Begrenzung einer Fläche, eines Gebietes, Gegenstandes, Grenzstreifen, Kante’, ahd. (9. Jh.), mhd. rant ‘Einfassung, Rand, Schildrand, Schild’, asächs. rand ‘Rand, Schildbuckel’, mnd. mnl. rant, nl. rand ‘Rand’, aengl. rand ‘Schild(rand)’, anord. rǫnd f. ‘Rand, Schild(rand)’, norw. schwed. rand ‘Rand, Saum, Kante’ (germ. *randa- m., *randō f.), verwandt mit (ablautend) norw. (mundartlich) rinde ‘Land-, Bergrücken, Bank’ und außergerm. vielleicht mit mir. rinde ‘Holzgefäß’. Da das n dieser Wörter wohl vor Dental aus m entstanden ist, sind auch aengl. rima ‘Rand, Grenze, Küste’, engl. rim ‘Rand’ und anord. rimi ‘Erdrücken’ vergleichbar. Damit ergibt sich ein Anschluß der Wortgruppe an die unter Rahmen (s. d.) dargestellte Wurzel ie. *rem(ə)- ‘ruhen, sich aufstützen, stützen’, und Rand wäre ursprünglich als ‘stützendes Gestell, Einfassung’ zu verstehen. Vgl. Redensarten wie den Rand halten ‘den Mund (die Lippen als Mundumrandung) halten’ (aus der Studentensprache, 19. Jh.), aus, außer Rand und Band ‘außer sich, ganz ausgelassen’ (offenbar aus der Böttchersprache), zu Rande kommen ‘zurechtkommen, fertig werden’, älter zu Rand und Land (‘Küste, Ufer’) kommen (16. Jh.), zu Rande bringen ‘schaffen, zu Ende bringen’, das versteht sich am Rande ‘ist selbstverständlich’ (18. Jh.). – rändern Vb. (18. Jh.), rändeln Vb. (18. Jh.) ‘mit einem Rand versehen, umranden’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Unterbegriffe
Assoziationen

Flanke · Flügel · Rand · Seite

Typische Verbindungen zu ›Rand‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Rand‹.

Zitationshilfe
„Rand“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Rand>.

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