tragen Vb. ‘eine Last halten und fortbewegen, mit etw. bekleidet sein, Früchte, Ertrag hervorbringen’,
ahd. tragan (8. Jh.),
mhd. tragen,
asächs. dragan,
mnd. drāgen,
mnl. drāghen,
nl. dragen,
got. dragan ‘tragen’, semantisch abweichend
aengl. dragan ‘ziehen, schleppen, in die Länge ziehen, gehen’,
engl. to draw ‘ziehen’,
anord. draga ‘ziehen, locken, fahren, Atem holen’,
schwed. dra(ga) ‘ziehen’ (
germ. *dragan).
Außergerm. Anknüpfungen sind nicht gesichert. Aus dem
Germ. zu erschließendem
ie. *dherāgh-,
*dhrā̌gh- ‘ziehen, am Boden schleifen’ stehen nahe
ie. *trāgh- ‘ziehen, sich am Boden schleppen, sich bewegen, laufen’, wozu
lat. trahere (
tractum) ‘ziehen, schleppen’, sowie
ie. *dereg-, wozu
trecken (s. d.), und
ie. *dhreg̑- ‘ziehen, dahinziehen, gleiten, streifen’, wozu
aind. dhrájati ‘gleitet dahin, bewegt sich, fliegt’ und (zweifelhaft)
trinken (s. d.); Anschluß dieser Varianten an Wurzeln wie
ie. *der(ə)- ‘schinden, (ab)spalten’ (s.
trennen,
zerren) oder
ie. *dher(ə)- ‘halten, festhalten, stützen’ ist möglich. Ausgangsbedeutung für
tragen scheint ‘am Boden dahingleiten, schleppen, ziehen’ (von Lasten) zu sein, aus der sich ‘tragen’ (durch Lasttiere, Menschen) entwickelt. –
Trage f. ‘Gestell zum Tragen von Kranken, Lasten, Tragkorb’ (um 1400).
Träger m. ‘wer Lasten trägt’,
ahd. tragāri (8. Jh.),
mhd. trager,
treger, seit dem 14. Jh. mit Umlaut.
tragbar Adj. ‘erträglich’,
mhd. tragebære, ‘zu tragen, transportierbar, (von Kleidern) gut, bequem zu tragen, kleidsam, finanziell erschwinglich’ (18. Jh.), älter ‘trächtig, fruchtbar, gut tragend’ (17. bis 19. Jh.);
untragbar Adj. ‘wirtschaftlich, finanziell nicht zumutbar, unerträglich’ (18. Jh.), älter ‘nicht tragend, unfruchtbar’ (16. bis 19. Jh.).
abtragen Vb. ‘etw. wegschaffen, beseitigen, einebnen, niederreißen, (Kleidungsstücke) durch Tragen abnutzen, nach und nach bezahlen’,
mhd. abetragen; davon rückgebildet
Abtrag m. ‘Beeinträchtigung, Minderung, Abzahlung, Wiedergutmachung’,
mhd. abetrac ‘Wegnahme, Betrug, Buße, Entschädigung’;
abträglich Adj. ‘schädlich, nachteilig’ (Anfang 16. Jh.),
mhd. (vereinzelt)
abetragelich ‘entschädigend’.
antragen Vb. ‘anbieten, vorschlagen’,
ahd. anatragan (9. Jh.),
mhd. anetragen ‘herantragen, an sich tragen, führen, anstellen, anstiften’;
Antrag m. ‘Gesuch, schriftlich vorgebrachte Bitte, förmlicher Vorschlag, Heiratsantrag’,
mhd. antrac ‘Anschlag’, rückgebildet aus dem Verb
antragen im Sinne von ‘anstiften’;
beantragen Vb. ‘einen Antrag stellen, um etw. ersuchen, vorschlagen’ (19. Jh.).
auftragen Vb. ‘Speisen auf den Tisch tragen, servieren, aufstreichen, übertreiben, jmdn. verpflichten, etw. zu tun, Kleidungsstücke bis zur Abnutzung tragen, aufbauschen’,
mhd. ūftragen ‘in die Höhe streben, reichen’, reflexiv ‘sich erheben, darlegen, opfern’;
Auftrag m. ‘(An)weisung, Aufgabe, Verpflichtung’ (17. Jh.), Rückbildung aus dem Verb; davon abgeleitet
beauftragen Vb. ‘jmdm. einen Auftrag erteilen’ und
Beauftragter m. ‘wer einen Auftrag auszuführen hat’ (beide Ende 18. Jh.).
betragen Vb. ‘eine bestimmte Summe, Höhe, ein bestimmtes Maß erreichen, ausmachen’ (17. Jh.), reflexiv ‘sich benehmen, sich aufführen, sich verhalten’ (18. Jh.),
mhd. betragen ‘tragen, bringen, ertragen, aussöhnen, beilegen’, reflexiv ‘sich nähren, sich behelfen, sich begnügen, sich befassen, sich abgeben mit’;
Betrag m. ‘bestimmte Menge, Geldsumme’ (18. Jh.); vgl.
mhd. betrac ‘Vertrag, Vergleich, Erwägung, Sorge’.
eintragen Vb. ‘an einen Ort tragen, an einer bestimmten Stelle zusammentragen’, sodann ‘Ertrag, Gewinn bringen, abwerfen’ (16. Jh.), ‘ein-, hineinschreiben, vermerken’ (17. Jh.),
ahd. intragan ‘hineintragen’ (9. Jh.),
mhd. īntragen, auch ‘einbringen, nutzen’; zu
eintragen im Sinne von ‘hineinschreiben’ ist rückgebildet
Eintrag m. ‘schriftlicher Vermerk, an bestimmter Stelle eingetragene Bemerkung, (Akten)notiz’ (17. Jh.); vgl.
mhd. īntrac ‘Schaden, Nachteil, Einwand, Einrede’, dazu die Wendung
einer Sache Eintrag tun ‘sie beeinträchtigen, ihr abträglich sein, sie schädigen’,
mhd. īntrac tuon.
ertragen Vb. ‘Unangenehmes hinnehmen, ohne sich aufzulehnen, erdulden’,
mhd. ertragen ‘vertragen, ertragen’, im 16. Jh. in der heute veralteten Bedeutung ‘einbringen, Nutzen abwerfen’; dazu rückgebildet
Ertrag m. ‘bestimmte Menge erzeugter Güter (besonders in der Landwirtschaft), Ausbeute, finanzieller Gewinn’ (16. Jh.);
erträglich Adj. ‘so beschaffen, daß es sich ertragen läßt’,
unerträglich Adj. (beide 16. Jh.).
vertragen Vb. ‘(körperlich, psychisch) ohne Schaden aushalten’, reflexiv ‘gut zusammenpassen, miteinander auskommen’,
ahd. firtragan (8. Jh.),
mhd. vertragen ‘wegtragen, verleiten, ertragen, erdulden, sich gefallen lassen, verschonen, aussöhnen, einen Vertrag schließen’;
verträglich Adj. ‘umgänglich, friedlich, bekömmlich’,
mhd. vertregelich,
vertragelich, eigentlich ‘erträglich’, vgl.
ahd. unfirtragantlīh ‘unerträglich’ (11. Jh.),
mhd. und
frühnhd. vereinzelt noch
vertragenlich.
Vertrag m. ‘rechtsgültige Vereinbarung, Abmachung zwischen zwei oder mehreren Partnern, Kontrakt’,
mhd. vertrac ‘Vereinbarung, Verträglichkeit, Dauer, Gewinn’;
vertraglich Adj. ‘durch Vertrag festgelegt, gemäß dem Vertrag’ (Ende 19. Jh.), zuerst Adverb.
vortragen Vb. ‘nach vorn tragen, (zum Essen) vorsetzen’,
ahd. furitragan,
mhd. vür-,
vortragen,
mnd. vordragen,
-dregen, ‘in Worten vorbringen, darlegen’ (14. Jh.).
Vortrag m. ‘mündliche Darlegung, Rede’ (um 1500).
zutragen Vb. ‘etw. zu jmdm. hinbringen, (heimlich) hinterbringen, mitteilen’, reflexiv ‘sich ereignen, geschehen’ (15. Jh.),
ahd. zuotragan ‘herbeibringen’ (um 1000);
Zuträger m. ‘wer anderen (heimlich) Nachrichten zuträgt’ (15. Jh.);
zuträglich Adj. ‘die Gesundheit fördernd, bekömmlich, förderlich, nützlich’ (16. Jh.), zum Verb
zutragen in der veralteten Bedeutung ‘nützen’ bzw. zum heute unüblichen Substantiv
Zutrag ‘Nutzen’.