Berlin – Nach langem Ringen hat sich die deutsche Regierung Insidern zufolge zu einem Verkauf der internationalen Bahn-Logistiktochter Schenker entschlossen. Eine Arbeitsgruppe von Bund und Bahn habe den Grundsatzbeschluss kürzlich gefasst, sagten Regierungs- und Branchenvertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach soll der Aufsichtsrat des Staatskonzerns möglichst noch heuer den Verkauf billigen, voraussichtlich in einer Sondersitzung.
Dabei sei sowohl ein Direktverkauf als auch ein Börsengang eine Option. Man wolle sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen, ein Verkauf erst 2024 sei denkbar. Weder das federführende Verkehrsministerium noch die Deutsche Bahn wollten die Informationen kommentieren.
Deutsche Bahn braucht Geld für Investitionen
Schenker mit seinen weltweit 75.000 Mitarbeitern steht für mehr als ein Drittel des Umsatzes der Deutschen Bahn. Im ersten Halbjahr 2022 machte die Sparte einen Betriebsgewinn von fast 1,2 Milliarden Euro und hievte damit den Gesamtkonzern wieder in die Gewinnzone. Der Wert des Unternehmens wird derzeit in Finanzmarktkreisen auf zwischen zwölf bis 20 Milliarden Euro geschätzt, stark abhängig allerdings von der Weltkonjunktur infolge der Ukraine- und Energiekrise.
Die Deutsche Bahn ist hochverschuldet und braucht Geld für Investitionen. Zudem gilt das internationale Logistik-Geschäft besonders bei Grünen und FDP als keine Kernaufgabe des Staatsunternehmens. (APA, 8.9.2022)