Der FC Luzern beendet sein starkes Halbjahr mit einem spektakulären Sieg. In der Nachspielzeit macht er in Winterthur aus dem 2:3 ein 4:3. Die Stimmen zur verrückten Partie.
Ganz zum Ende hin belohnt sich der FC Luzern für den Sturmlauf in den letzten Minuten der Partie. Als es schon wie verhext schien, schoss Severin Ottiger in der 92. Minute nach einem weiteren Vorstoss der Luzerner in den Strafraum der Winterthurer das 3:3. Gleich mit dem nächsten Angriff nach dem Anstoss doppelten die Innerschweizer nach. Dabei sah die verunsicherte Winterthurer Mannschaft sehr schlecht aus und hatte auch noch Pech, dass Donat Rrudhani Teamkollege Adrian Grbic so anschoss, dass der Ball unhaltbar wurde.
Für die Luzerner endete damit die Partie, die sie nach früher 1:0-Führung durch das achte Saisontor von Thibault Klidjé und dem 2:1 durch Rrudhani aus der Hand gegeben hatten, noch mit drei Punkten. Die Winterthurer, denen Punkte so gutgetan hätten, gingen leer aus, auch weil sie sich in der Schlussphase zu sehr in die eigene Defensive drücken liessen.
Grosser Frust bei Winti
«Die Mannschaft tut mir einfach unglaublich leid», sagte FCW-Trainer Ognjen Zaric nach dem letzten Spiel vor der Winterpause. «Wir standen heute so knapp vor drei Punkten. Dann musst du mindestens einen mitnehmen. Jetzt tut es uns allen gut, dass mal der Kopf gelüftet werden kann.»
Die Art und Weise der Niederlage bezeichnet Winti-Profi Fabian Frei als «etwas vom Bittersten», was er in seiner Karriere erlebt habe, so der 35-Jährige. Der Routinier diskutierte nach dem Spiel noch mit einigen aufgebrachten FCW-Fans. «Der grösste Teil hat uns unterstützt und hat gesehen, dass wir heute wirklich unser Herz auf dem Platz gelassen und am Schluss einfach unglücklich verloren haben», meint Frei.
«Dann hast du immer Einzelne, die das Gefühl haben, sie könnten es besser machen. Ich verstehe den Frust. Ich bin denen nicht böse, weil sie Emotionen haben. Die kommen jedes Spiel schauen, auswärts und zuhause.» Frei weiter: «Es bringt dann auch nichts, viel zu diskutieren. Es sind Emotionen im Spiel.»
Glückliche Luzerner
Ganz anders sieht die Gemütslage bei den Gästen aus der Innerschweiz aus. Kein Wunder, ein so später Turnaround gelang einem Super-League-Team letztmals vor über sieben Jahren.
«Wir können unendlich stolz auf uns sein, auf unsere Saison mit 29 Punkten. So können wir weitermachen in der Rückrunde», betont Severin Ottiger. Der Abwehrspieler zeigt sich optimistisch für den weiteren Verlauf: «Wir haben Qualität, wir können super Spiele machen.» Mit dem Last-Minute-Sieg schiebt sich der FCL zumindest über Nacht auf den 3. Tabellenplatz.
«Wir hatten das Glück, dass sie den Sack nicht zumachen. Und was in der Nachspielzeit passiert ist, ist unbeschreiblich. Es gibt keine Worte dafür», so Luzern-Coach Mario Frick. Er sei bei diesem Spielverlauf um einige Jahre älter geworden, schmunzelt der Liechtensteiner. «Wir waren ja in der 90. Minute Tabellen-Siebter, jetzt sind wir Tabellen-Dritter – es ist eine verrückte Meisterschaft», findet der 50-Jährige. Die Mannschaft habe bewiesen, dass sie Mentalität und Moral habe.
«Das wird uns einen riesigen Push geben für die Rückrunde. Wir bleiben am Boden. Wir sind vorne mit dabei. Das hat uns vor der Saison niemand zugetraut. Darum gibt es jetzt ganz schöne Ferien», sagt Frick. Sein Fazit: «Es ist die beste Vorrunde in der Ära Remo Meyer – darauf kann man stolz sein.» Dennoch will Frick sein Team noch nicht zum Meisterschaftsfavorit erklären. Man habe schon Ambitionen, aber es sei wichtig, dass man demütig bleibe, unterstreicht der FCL-Coach.