"Hexyl" im Erdaushub Sprengstoff-Stopp an A49-Baustelle
Das Regierungspräsidium Gießen hat den Weiterbau der A49 bei Stadtallendorf gestoppt. Bei den Bauarbeiten im Herrenwald sind Sprengstoffsubstanzen im Boden aufgetaucht.
Diesmal sind keine Aktivisten schuld: Der Weiterbau der umstrittenen A49 bei Stadtallendorf (Marburg-Biedenkopf) ist zum Erliegen gekommen, weil im Boden Sprengstoffsubstanzen gefunden worden sind. Das Regierungspräsidium (RP) Gießen bestätigte am Donnerstagabend dem hr, dass die Arbeiten gestoppt wurden. Zuerst hatte der Gießener Anzeiger darüber berichtet.
Bereits am Montag seien Bürger-Hinweise eingegangen, dass der Aushub an der Autobahnbaustelle mit Sprengstoffmaterial verunreinigt sein könne. Man habe daraufhin einen Schnelltest veranlasst, der positiv ausgefallen sei. Ob es sich bei der Substanz um das explosive "Hexyl" handelt, müsse noch in genaueren Laboruntersuchungen erwiesen werden, so das RP. Wegen "unterschiedlicher Indizien" sei aber davon auszugehen.
Sprengstofffabrik im Zweiten Weltkrieg
Hexyl ist laut Gefahrstoffkennzeichnung eine explosive, giftige, toxische und gewässergefährdende Substanz. Sie wurde während des Zweiten Weltkriegs in großen Mengen im Sprengstoffwerk Herrenwald hergestellt. Laut Gießener Anzeiger führt die A49-Trasse über das Gebiet der ehemaligen Munitionsfabrik. Das RP habe den Bau trotzdem genehmigt, weil es davon ausgegangen sei, dass die Autobahntrasse nicht über hochkontaminierte Flächen verlaufen würde.
Der umstrittene Weiterbau der A49 macht seit Jahren Schlagzeilen. Immer wieder kam es zu teils massiven Protesten. Eine der Umweltaktivistinnen hatte bis vor kurzem viele Monate im Gefängnis gesessen, weil sie ihre Identität nicht verraten hatte. Erst an diesem Montag entließ das Landgericht Gießen die Baumbesetzerin "Ella" aus der Untersuchungshaft, nachdem sie schließlich doch ihre Papiere vorgelegt hatte.