DIE SIEMENSSTADT - Ein Lexikon der Siemensstadt in Berlin -

Werk für Maschinen und Werkzeuge
(Blockwerk I, Gebäudegruppe 36)

Erneuerte Bauten
des ehemaligen
Blockwerks I
(links Fernmeldewerk,
oben Wernerwerk-Hochhaus,
rechts S-Bahn-Trasse)
Aufnahme 1976
Foto: Unbekannte Postkarte
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Das Werk für Maschinen und Werkzeuge (kurz Werkzeug- und Maschinenwerk; auch Gebäudegruppe 36) gehört zu den Fertigungsanlagen der Firma Siemens in Siemensstadt. Es befindet sich am östlichen Ende des Wernerwerkdammes 17-20, westlich des Bahnhofs Wernerwerk der S-Bahn.

Das Werk für Maschinen und Werkzeuge wurde im Herbst 1906 als Blockwerk I  für die Fertigung von Eisenbahn-Signalanlagen, -Sicherungssystemen und -Blockwerken der Siemens-Schuckertwerke in Betrieb genommen. Die Konzeption sah zwei weitere Blockwerke vor, von denen 1925 das Blockwerk II, das heutige Werk für Übertragungssysteme, errichtet wurde.

Die Entwicklung von Eisenbahnsicherungssystemen begann bei der Firma Siemens Mitte des 19. Jahrhunderts, als 1870 Carl Ludwig Frischen (1830-1890) den ersten Eisenbahnstreckenblock zur Verhütung von Zusammenstößen aufeinander folgender Züge entwickelte. Blocksysteme sind Sicherungsvorrichtungen, die (sehr vereinfacht gesagt) die Schienenstreckenabschnitte durch Verriegelung und Freigabe von Signalen und Weichen überwachen sowie gegenseitig absichern. 1871 wurde bei Siemens die erste entsprechende Fertigungsabteilung eingerichtet und Blockapparate hergestellt. Durch deren rasche Einführung unter maßgeblicher Initiative von Siemens erreichte das deutsche und internationale Eisenbahnwesen einen hohen sicherheitstechnischen Standard. 1928 wurden die beiden Blockwerke I und II mit den bedeutenden deutschen Signalgerätefirmen Jüdel-Stahmer in Bruchsal und der Signalabteilung der AEG zu den Vereinigten Eisenbahn-Signalwerken (VES) zusammengeschlossen; ihr Sitz war das Blockwerk I in Siemensstadt.

Von 1914 bis 1918 fertigte man im Blockwerk I auch Bootsantriebe, Motoren und Sondermotoren z.B. für die von Siemens konstruierten luftgekühlten gegenläufigen Sternmotoren mit Leistungen später bis zu 240 PS. Bereits 1907 hatte Siemens auch mit dem Flugzeugbau begonnen. Ende des 1. Weltkrieges stellte das Unternehmen z.B. sechsmotorige Flugzeuge mit Flügelspannweiten von 50 m her,; ab 1919 zivile Produkte wie Fahrkartengeber und -drucker. Nach erneuter Kriegsproduktion ab 1939 verlagerte man ab Ende 1945 die Entwicklung und Fertigung der Zugsicherungsanlagen nach Braunschweig.

Eine der ersten
Bohrmaschinen mit einem
Elektromotor-Antrieb
Aufnahme Juni 2003
Foto: Karl H. P. Bienek,
Berlin
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Elektrischer Einzelantrieb
einer Bohrmaschine
Aufnahme 1887 (?)
Foto: Ausstellungskatalog
Alles automatisch!
Industrie im Umbruch
.
SiemensForum,
München 2003
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Die beiden Abbildungen zeigen erste elektrische Werkzeugmaschinen, hergestellt von Siemens & Halske in Berlin.

Ab 1971 wurden im Blockwerk I unter anderem Teile für die Produktion von Textendgeräten (siehe Werk für Textendgeräte) und ab 1981 für Fertigungsmaschinen und -werkzeuge überwiegend des eigenen Bedarfs hergestellt, denen das Werk seine gegenwärtige Bezeichnung verdankt. Die Entwicklungs- und Fertigungsbereiche umfassen heute vor allem Spezialwerkzeuge, Hochleistungswickelautomaten, computergesteuerte Maschinen der industriellen Fertigung und Automatisierung nach Kundenangaben.

Blockwerk I
vorn der Nonnendamm
Aufnahme nach 1914
Foto: Postkarte;
Verlag R. Reimer, Spandau

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Das heutige Werkzeug- und Maschinenwerk wurde 1906 nach Entwürfen von Karl Janisch (1870-1946) und des Regierungsbaumeisters Robert Pfeil (1864-1928) konzipiert und neben dem Fernmeldewerk der Firma errichtet. Die 75 x 127 m große Bauanlage war als drei- und fünfgeschossiger Geschoss- und Hallentrakt in Mauerwerk unter Walm- und Sheddächern ausgeführt. Die Fassaden besaßen ursprünglich ornamentierte Putzflächen, die bei den ersten Umbauten 1911 und 1914 geglättet wurden. Infolge Kriegseinwirkungen 1944 brannten mehrere Gebäudeteile sowie der Hallenbereich völlig aus. Nach Abtragung der zerstörten Bereiche wurden 1952 die Randbauten als Flachtrakte zusammen mit dem Restteil des Geschossbaues erneut in Betrieb genommen. 1961 errichtete man auf den Fundamenten des zerstörten Hallentraktes eine Versandhalle, die nach konstruktiver Umwandlung seit 1981 für die Werkzeug- und Maschinenfertigung genutzt wird. 1960 wurde übrigens das auf diesem Gelände verlaufende Teilstück des Nonnendammes für den öffentlichen Verkehr entwidmet.

Literatur
Informationsbroschüre Siemens-Bauten in Berlin. Siemens AG, Berlin 1977
Wolfgang Ribbe, Wolfgang Schäche: Die Siemensstadt [...]. Ernst & Sohn, Berlin 1985
Karl H. P. Bienek: Siemensstädter Lexikon - Arbeiten in Siemensstadt. ERS, Berlin 1993

© Karl H. P. Bienek - Berlin 2000 - Stand: 14. Dezember 2007


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