POLYMERISATE, DIE DURCH EMULSIONSPOLYMERISATION VON
FUNKTIONALISIERTEN POLYURETHAN-NANOPARTIKELN UND RADIKALISCH HÄRTBAREN MONOMEREN HERSTELLBAR SIND, EIN VERFAHREN ZU DEREN
HERSTELLUNG SOWIE DEREN VERWENDUNG.
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft Polymerisate, die durch Umsetzung von mindestens einem Polyisocyanat mit mindestens einem Polyol und mindestens einem radikalisch härtbaren Monomer A mit gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen in mindestens einem radikalisch härtbaren Monomer B zu
Polyurethanpartikeln mit einem mittleren Durchmesser von weniger als 40 nm, bevorzugt weniger als 20 nm und besonders bevorzugt weniger als 10 nm und einer mittleren Anzahl an radikalisch härtbaren Funktionalitäten in Bereich von 2 bis 4, bevorzugt 2 bis 3, sowie anschließende Emulsionspolymerisation des erhaltenen Produkts erhältlich sind. Diese Polymerisate eignen sich zur
Anwendung in Klebstoffen, Lacken oder als Beschichtungsmaterial, wie z.B. zum Aufbringen auf bahnförmigen Materialien, z.B. Textilien. Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung solcher
Polymerisate.
Polymerdispersionen haben in vielen Anwendungsbereichen, wie Beschichtungs-, Haft- und Klebemittel oder im Lacksektor, eine wichtige Bedeutung erlangt, da sie im Gegensatz zu lösungsmittelbasierten Suspensionen oder Lösungen ohne umweltbelastende und teure Lösungsmittel verarbeitet werden können. So beschreibt beispielsweise die EP 1 015 507 AI wässrige Polyurethandispersionen, die als Lack für eine Anzahl von Substraten einschließlich Holz oder Metalle, Glas,
Stoff, Leder, Papier oder Plastik verwendet und durch Verfahren, wie Eintauchen, Fließbeschichtung, Aufsprayen oder ähnliche Verfahren aufgebracht werden können. Das wässrige Trägermedium wird nach dem Auftragen durch Trocknen aus der Beschichtung entfernt.
Es ist weiterhin bekannt, dass die Eigenschaften von Polyurethanlacken, die sich von wässrigen Dispersionen ableiten, durch Einbeziehen von Vinylpolymeren, insbesondere Acrylpolymeren, in die Dispersionen modifiziert werden können. Beispielsweise kann die Verwendung von Acrylpolymeren zu einer verbesserten Härte der entstehenden Lackbeschichtung führen. Solche Dispersionen enthalten die Polyurethan- und Vinylpolymerkomponenten als physikalische Mischung.
Darüber hinaus beschreiben verschiedene Patentanmeldungen, wie die US 3,705,164, US 4, 198,330 und 4,318,833, Verfahren, in denen ein Vinylpolymer in situ gebildet wird, indem ein oder mehrere Vinylpolymere in Anwesenheit eines Polyurethans, das anionische Seitengruppen enthält, in wässriger Dispersion polymerisiert werden. Eine solche in situ-Bildung des Vinylmonomers weist den Vorteil auf, dass ihre Dispersionsstabilität in vielen Fällen höher ist und die Eigenschaften daraus resultierender Lacke im Vergleich zu einfachen Mischungen der Polyurethane und Vinylpolymere deutlich verbessert sind.
In der EP 0 666 275 werden wasserbasierende Polyurethan/ Acrylpolymer- dispersionen beschrieben, die für Filme und Filmlaminierungen sowie flexible Verpackungsmaterialien geeignet sind. Diese Polyurethan/Acrylpolymer- dispersionen basieren auf Polyisocyanaten, die mit Carbonsäureseitenketten funktionalisiert sind und so anionische wasserdispergierbare Vorpolymere bilden. Diese können anschließend über Kettenverlängerung modifiziert und durch Polymerisation der Acrylatmonomeren in der Mischung zu fertigen Polyurethan- Acrylatpolymer-dispersionen umgesetzt werden.
Die US 5,371, 133 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von
Polyurethan/Acrylat- oder Vinyllatexen zur Verwendung in wässrigen Klebstoffen oder Lacken, in denen das Urethanpolymer ausschließlich Urethanverknüpfungen (d.h. keine zusätzlichen Harnstoffverknüpfungen) aufweist.
Die EP 0 309 114 AI offenbart eine wässrige Polymerdispersion, die ein
Vinylpolymer sowie ein nichtionisches wasserdispergierbares Polyurethan mit Polyethylenoxid Seitenketten enthält. Das Vinylpolymer wird durch radikalische Polymerisation mindestens eines Vinylmonomers in Anwesenheit einer wässrigen Dispersion des Polyurethans hergestellt.
Schließlich offenbart die US 6,787,596 AI die schrittweise Herstellung einer Polyurethanpredispersion, die einen Anteil an zusätzlichem Acrylatpolymer enthält. Dazu wird zunächst ein Säure-Funktionalitäten enthaltendes
Polyurethanpolymer in wässriger Dispersion hergestellt, dem anschließend eine Acrylatkomponente zugegeben und ebenfalls in wässriger Phase polymerisiert wird.
Es sind ebenfalls nichtwässrige Polyurethan/Acrylatdispersionen (auch als 100% Systeme oder reaktive Systeme bezeichnet) bekannt, in denen
Polyurethanpartikel in einem reaktiven Lösungsmittel dispergiert sind, das in einem anschließenden Polymerisationsschritt ausgehärtet werden kann. Solche Dispersionen könne beispielsweise mittels UV-Strahlung gehärtet werden und zeigen bei Applikationen wie Klebungen von Glas, Holz, Metall oder Kunststoff oder im Lackieren im Möbel- und Parkettbereich vorteilhafte
Anwendungseigenschaften. Beispielhaft für solche nichtwässrigen Dispersionen sei auf die EP 1 910 436 verwiesen, die Polyurethanpolymerpartikel in
Acrylatmonomeren als Reaktivverdünner offenbart, wobei die geringe Größe der Polyurethanpartikel zu transparenten Produkten bei gleichzeitig guten
mechanischen Eigenschaften führt.
In vielen Anwendungsbereichen, in denen Dispersionen großflächig aufgetragen und in teilweise unzugängliche Bereiche appliziert werden, ist eine nachträgliche Aushärtung von radikalisch härtbaren Monomeren jedoch mit Schwierigkeiten verbunden, da die Vollständigkeit der Polymerisation nicht in allen Fällen gewährleistet werden kann. Nicht polymerisierte Monomere stellen jedoch ein Problem dar, da die Restmonomere über die Zeit aus dem Material freigesetzt werden können und oft mit erheblichen Geruchsbelästigungen verbunden sind. Problematisch ist dies insbesondere bei Textilanwendungen, da die fertigen
Textilien in Kontakt mit Haut kommen. Ebenso ist eine vollständige Auspolymerisation bei dicken Schichten problematisch.
Wässrige Dispersionen weisen gegenüber lösemittelverdünnbaren bzw. 100 % festkörperhaltigen Dispersionen (100% nicht flüchtiger Anteil) in der Anwendung weitere wichtige Vorteile auf. So können Dispersionen auf Basis hochmolekularer Polymere hergestellt und sehr gut verarbeitet werden, da die Viskosität der Dispersion in der Regel unabhängig vom Polymerisationsgrad ist. Nach Entfernen des Wassers mittels physikalischer Trocknung werden sehr trockene Oberflächen erhalten, was für viele Beschichtungsprozesse mit Vorteilen verbunden ist.
Weiterhin können im Vergleich zu festkörperreichen Beschichtungssystemen oder Klebern (bis 100 %) wässrige Dispersionen reproduzierbar als dünne Schichten aufgetragen werden. Schließlich sind wässrige Dispersionen für Anwendungen in denen matte Oberflächen gewünscht sind, vorteilhaft, da sich ein„Mattieren" einfach bewerkstelligen lässt und sich Glanzgrade von kleiner 3E (60°-Meßwinkel) einstellen lassen.
Es besteht daher ein weiterer Bedarf an Polymerisaten, insbesondere an
Emulsionspolymerisaten, die in Anwendungen, beispielsweise im Klebstoffbereich, im Lackbereich oder für Beschichtungen, vorteilhafte Eigenschaften zeigen.
Darüber hinaus besteht ein Bedarf an Polymerisaten, die aus relativ wenigen Komponenten erhältlich sind, um die Herstellung wirtschaftlicher zu machen.
Die zuvor beschriebenen Aufgaben werden mit einem Polymerisat gemäß
Anspruch 1 gelöst. In den Unteransprüchen 2 bis 9 sind vorteilhafte
Ausführungsformen des Polymerisats nach Anspruch 1 angegeben. Ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Polymerisats ist in den Ansprüchen 10 bis 17 angegeben. Die Ansprüche 17 bis 19 beziehen sich auf Verwendungen, für die sich das erfindungsgemäße Polymerisat eignet. In Anspruch 1 ist nur das
Monomer A, nicht jedoch auch das Monomer B als optionale Komponente zu betrachten.
Wegen der Nanostrukturierung der Polyurethanpartikel mit einer Partikelgröße von weniger als 40 nm weisen die Polymerisate in Form von Klebstoffen, Lacken oder in Beschichtungen eine vorteilhafte Transparenz auf. Darüber hinaus weisen
aus den erfindungsgemäßen Polymerisaten hergestellte Klebstoffe eine hohe Schlagzähigkeit auf, sind hinsichtlich ihrer Elastizität leicht steuerbar und haben eine sehr hohe Haftfestigkeit und Beständigkeit. In diesen Anwendungen erfüllen die Polyurethanpartikel demzufolge die Funktion eines Schlagzähigkeits- modifikators. Aus den erfindungsgemäßen Polymerisaten hergestellte Lacke weisen zusätzlich eine hohe Beständigkeit gegen Mikrokratzer auf. Überraschend wurde zudem gefunden, dass sich die erfindungsgemäßen Emulisionspolymerisate im Vergleich zu entsprechenden Emulsionspolymerisaten ohne Polyurethan- nanopartikel durch verbesserte Haftfestigkeiten auf unterschiedlichen Substraten sowie eine verbesserte Holzanfeuerng auszeichnen.
Mit„Holzanfeuerung" wird im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung die Farbvertiefung bezeichnet, die bei der Benetzung einer Holzoberfläche durch den Beschichtungsstoff eintritt und die Holzmaserung bleibend betont (vgl.
Prieto/Keine,„Holzbeschichtung, Coatings Compendien, Curt Vincentz-Verlag, Hannover, 2007).
Gegenüber den bisher vielfach eingesetzten Lösungen von Polyurethan- Schlagzähigkeitsmodifikatoren zeichnet sich das erfindungsgemäße Polymerisat dadurch aus, dass in ihm, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Zusammensetzung, ein höherer Anteil an Polyurethanpartikeln enthalten sein kann, als bei Lösungen von Polyurethanen in einem aushärtbaren Lösungsmittel (Reaktivverdünner). Bei letzteren ist der Anteil an Polyurethan durch den starken Viskositätsanstiegs bei hohen Anteilen begrenzt. Somit kann in den
erfindungsgemäßen Polymerisaten ein hoher Anteil an Polyurethan als
Schlägzähigkeitsmodifikator bei gleichzeitig guter Handhabung bzw.
Verarbeitbarkeit erreicht werden. Zusätzlich sind die Polyurethanpartikel durch die Funktionalisierung mit Monomeren mit gegenüber Isocyanat reaktiven
Gruppen kovalent mit dem Emulsionspolymerisat verbunden, da diese dafür sorgen, dass die Partikel während der Emulsionspolymerisation in das
entstehende Polymer eingebunden werden. Dadurch lassen sich Emulsionspolymerisatpartikel erzeugen, die eine einheitliche Morphologie aufweisen.
Die Polyurethanpartikel bestehen aus Polyurethanen, die durch Reaktion von Polyisocyanaten mit Polyolen und gegebenenfalls Monomeren A mit gegenüber Isocyanaten funktionellen Gruppen hergestellt werden. Poiyisocyanate bezeichnen
im Rahmen der Erfindung niedermolekulare Verbindungen, die im Molekül zwei oder mehrere Isocyanatgruppen enthalten. Bevorzugt werden in der vorliegenden Erfindung Diisocyanate eingesetzt. Es können jedoch zusätzlich Polyisocyanate mit drei oder mehr Isocyanat-Gruppen zugesetzt werden, um ein geeignetes Eigenschaftsspektrum von Reißdehnung und Reißfestigkeit einzustellen. Je höher der Anteil an Verbindungen mit drei oder mehr Funktionalitäten ist, desto höher wird die Reißfestigkeit. Um einen geeigneten Wert der Reißdehnung zu erhalten sollten der Anteil der Polyisocyanate mit drei oder mehr Isocyanatgruppen jedoch nicht größer als etwa Gew. -10%, bevorzugt nicht größer als 5 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse an Polyisocyanaten, betragen.
Hinsichtlich der Auswahl der Polyisocyanate, unterliegt die vorliegende Erfindung keinen relevanten Beschränkungen. Zu den in der vorliegenden Erfindung verwendbaren Polyisocyanaten gehören insbesondere 2,4-Toluoldiisocyanat, 2,6- Toluoldiisocyanat, 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat (4,4'-Methylendiphenyidiiso- cyanat, MDI), 4,4'-Dicyclohexyldiisocyanat, 2,4'-Methylendicyclohexyldiisocyanat, 4,4'- Methylendicyclohexyldiisocyanat, meta- und para-Tetramethylxylendiiso- cyanat, 3-Isocyanatemethyl-3,5,5-trimethylcyciohexylisocyanat (Isophorondiiso- cyanat), Hexamethylenisocyanat, 1,5-Naphthylendiisocyanat, Dianisyldiisocyanat, Di(2-isocyanatoethyl)-bicyclo[2.2.1]-hept-5-en-2,3-dicarboxylat, 2,2,4- und 2,4,4- Trimethylhexamethylendiisocyanat (TMDI), Triphenylmethan-4,4',4"-triisocyanat, Tris-(4-isocyanatophenyl)-thiophosphat und Mischungen davon.
Geeignete Polyisocyanate können beispielsweise auch durch die Umsetzung von mehrwertigen Alkoholen mit Diisocyanaten oder durch die Polymerisation von Diisocyanaten erhalten werden (z.B. Isocyanuratstruktur) Ebenso sind
Polyisocyanate einsetzbar, die durch Umsetzung von Hexamethylendiisocyanat mit geringen Mengen an Wasser darstellbar sind. Diese Polyisocyanate enthalten Harnstoff-Gruppen.
Neben Polyisocyanaten können bei der Umsetzung der Polyole mit den
Polyisocyanaten auch geringe Mengen an Monoisocyanaten eingesetzt werden, die als Kettenregler für das Polyisocyanat fungieren. Dabei ist es jedoch bevorzugt, wenn die Menge der zusätzliche Monoisocyanate, nicht mehr als 10
Mol.-%, insbesondere nicht mehr als 5 Mol .-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Isocyanatfunktionalitäten, beträgt.
Das Polyol ist bevorzugt ein hochmolekulargewichtiges Polyol mit statistischer Molmassenverteilung. In diesem Sinne ist unter einem "hochmolekulargewichtigen Polyol" im Rahmen der vorliegenden Erfindung ein Polyol mit zwei oder mehreren Hydroxygruppen zu verstehen, wobei das Gewichtsmittel des Molekulargewichts des hochmolekulargewichtigen Polyols im Bereich von > 500 bis etwa 20.000 g/Mol liegt. Bevorzugt liegt es im Bereich von > 500 bis 15.000 g/Mol,
insbesondere im Bereich von > 500 bis 10.000 g/Mol, und ganz besonders bevorzugt im Bereich von > 500 bis 5.000 g/Mol, gemessen mit
Gelpermeationschromatographie.
Wenn im vorstehenden von Molekularmassen die Rede ist, sind diese im Rahmen der vorliegenden Erfindung unter Verwendung passender Standards über GPC zu bestimmen.
Beispielhaft für hochmolekulargewichtige Polyole sind die Polyetherpolyole.
Polyetherpolyole sind Polyalkylenetherpolyole der Strukturformel
worin der Substituent R Wasserstoff oder eine Alkylgruppe mit 1-5
Kohlenstoffatomen bedeutet, einschließlich gemischter Substituenten, und n typischerweise eine ganze Zahl zwischen 2-6 ist und m 2 bis 100 oder auch höher beträgt. Bevorzugte Polyetherpolyole sind die Poly(oxytetramethylen)glycole (=Polytetrahydrofurane), Poly(oxyethylen)glycole, Poly(ox-l,2-propylen)glycole und die Reaktionsprodukte von Ethylenglycol mit einer Mischung von 1,2- propylenoxid, Ethylenoxid und Alkylglycidylethern.
Ebenfalls als hochmolekulargewichtige Polyole können mittelmolekulare
Copolyesterdiole, oder lineare Copolyester mit endständigen primären
Hydroxylgruppen, eingesetzt werden . Ihr gewichtsmittleres Molekulargewicht liegt
vorzugsweise bei 3000-5000 g/mol . Solche Polyole sind erhältlich durch
Veresterung einer organischen Polycarbonsäure oder eines Derivats davon mit organischen Polyolen und/oder einem Epoxid. Im Allgemeinen sind die
Polycarbonsäuren und Polyoie aliphatische oder aromatische dibasische Säuren und Diole.
Als Diol in dem Copolyesterdiol werden vorzugsweise Alkylengiykole, wie
Ethylenglykoi, Neopentylglykol, oder auch Glykole wie Bisphenol A,
Cyclohexandiol, Cyclohexandimethanol, von Caprolacton abgeleitete Diole, z.B. das Reaktionsprodukt von epsilon-Caprolacton und Ethylenglykoi, Hydroxy- alkylierte Bisphenole, Polyetherglykole, wie Poly(oxytetramethylen)glykol eingesetzt. Polyole höherer Funktionalität können ebenso eingesetzt werden. Sie umfassen beispielsweise Trimethylolpropan, Trimethylolethan, Pentaerythrit, und auch höhermolekulargewichtige Polyole, wie diejenigen, die durch Oxyalkylierung niedermolekularer Polyole hergestellt sind.
Als Säurekomponente in dem Copolyesterdiol werden vorzugsweise monomere Carbonsäuren oder -anhydride mit 2 bis 36 Kohlenstoffatomen pro Molekül eingesetzt. Einsetzbare Säuren sind z.B. Phthalsäure, Isophthalsäure,
Terephthalsäure, Tetrahydrophthalsäure, Decandisäure, Dodecandisäure. Die Polyester können geringe Mengen monobasischer Säuren enthalten, wie z.B. Benzoesäure, Stearinsäure, Essigsäure und Ölsäure. Ebenso einsetzbar sind höhere Polycarbonsäuren, wie Trimellithsäure.
Eine weitere Klasse von hochmolekulargewichtigen Polyolen, die erfindungsgemäß eingesetzt werden können, sind die Polyester vom Lacton-Typ. Diese werden gebildet durch die Reaktion eines Lactons, wie z.B. epsilon-Caprolacton, mit einem Polyol . Das Produkt eines Lactons mit einem säurehaltigen Polyol kann ebenso eingesetzt werden.
In einer besonders bevorzugten Ausfuhrungsform besteht das Polyol für die Polyurethan(meth)acrylatpartikel aus einer Mischung mindestens eines hochmolekulargewichtigen Polyols und mindestens eines niedermolekulargewichtigen Polyols.
Unter einem niedermolekulargewichtigen Polyol versteht man erfindungsgemäß eine Verbindung, die zwei oder mehr Hydroxyfunktionalitäten aufweist und eine Molmasse von 50 bis 500 g/Mol und vorzugsweise 50-250 g/Mol besitzt. Das Molekulargewicht kann einheitlich sein (Einzelverbindung), oder es kann statistisch verteilt sein (Oligomer), wobei im letzteren Fall unter dem
Molekulargewicht das Gewichtsmittel des Molekulargewichts zu verstehen ist. Bevorzugt als niedermolekulargewichtiges Polyol ist eines mit einheitlichem Molekulargewicht, wobei die aliphatischen Diole mit 2 bis 18 Kohlenstoffatomen, wie z.B. Ethylenglykol, 1,2-Propandiol, 1,3-Propandiol, 1,2-Butandiol, 1,4- Butandiol, 1,2-Hexandiol und 1,6-Hexandiol, und die cycloaliphatischen Poiyole, wie 1,2-Cyclohexandiol und Cyclohexandimethanol besonders bevorzugt sind. Ebenso einsetzbar sind Poiyole mit Ethergruppen, wie Diethylenglykol,
Triethylenglykol und Dipropylenglykol. Beispielhaft für niedermolekular gewichtige Poiyole mit mehr als zwei Hydroxygruppen sind Trimethylolmethan,
Trimethylolethan, Trimethyloipropan, Glycerin und Pentaerythrit. Am meisten bevorzugt werden als niedermolekulargewichtiges Polyol 1,4-Butandiol und 1,3 Propandiol eingesetzt. In einer weiteren Ausführungsform wird als
niedermolekulargewichtiges Polyol 1,4-Butandiol oder 1,3-Propandiol eingesetzt. Das Molverhältnis der OH-Gruppen des niedermolekulargewichtigen Polyols zu den OH-Gruppen des hochmolekulargewichtigen Polyols liegt zweckmäßig im Bereich von 0,3 bis 1,2.
Zusätzlich zu Polyolen können bei der Umsetzung der Poiyole mit den
Polyisocyanaten auch geringe Mengen an einwertigen Alkoholen eingesetzt werden, die wie Monoisocyanate als Kettenregler für das Polyisocyanat fungieren. Dabei ist es jedoch bevorzugt, wenn die Menge der zusätzlichen Monoalkohoie nicht mehr als 10 Mol.-%, insbesondere nicht mehr als 5 Mol.-%, berechnet auf die Gesamtmenge der OH-Funktionalitäten bezogen auf Poiyole und Monoalkohoie beträgt.
Ebenso ist es möglich, zusätzlich zu den Polyolen Polythiole, Polyamine oder Alkanolamine einzusetzen. Bei vorteilhaft einzusetzenden Thiolen handelt es sich insbesondere um aliphatische Thiole einschleißlich Alkan-, Alken- oder Alkinthiole, die mindestens zwei oder mehr -SH-Gruppen aufweisen, insbesondere Polythiole wie das 2,2'-Oxytris(ethanthiol) und Di- und Tri-Mercaptoproprionatester von
Poly(oxyethylen)diol Thiodigiycolen sowie Trioien. Als Polyamine kann ebenso eine große Bandbreite von Verbindungen eingesetzt werden. Beispiele von geeigneten linearen Diamiden schließen insbesondere Jeffami ne™ wie die
Polyoxypropylendiamine, die kommerziell als Jeffamine™ D230, Jeffamine™ D400 und Jeffamine™ D2000 sowie als Jeffamine™ EDR-148 (ein
Triethylenglycoldiamin) erhältlich sind. Beispiele von Alkyl-substituierten verzweigten Diaminen sind das 2-Methyl-l,5-pentandiamin, 2,2,4-Trimethyl-l,6- hexandiamin und das 2,4,4-Trimethyl-l,6-hexandiamin. Zyklische Diamine können ebenso verwendet werden, wie beispielsweise Isophorondiamin,
Cyclohexandiamin, Piperazin und 4,4'-Methy!enbis(cyclohexylamin), 4,4'-, 2,4'- und 2,2'-Diaminodiphenylmethan, 2,2,4-Trimethyl-l,6-hexandiamin, 2,4,4- Trimethyl-l,6-hexandiamin und Polyoxypropylendiamine. Alkanolamine sind Verbindungen, die Aminfunktionalitäten und Hydroxylfunktionalitäten aufweisen. Weitere Beispiele von Alkanolaminen sind das 2-(Methylamino)ethanol und das N- Methyldiethanolamin. Geeignete Beispiele von Verbindungen, die eine
Aminogruppe und eine weitere Gruppe ausgewählt aus Amino und Hydroxyl aufweisen, sind Diamine, Akanoiamine und aminterminierte Polyamide oder Polyether. Ebenso können Mischungen solcher Verbindungen verwendet werden. Es ist bevorzugt, wenn die Menge der Polyamine, Polythiole und Alkanolamine nicht mehr als 50 mol%, insbesondere nicht mehr als 20 mol% und besonders bevorzugt nicht mehr als 10 mol% bezogen auf die Gesamtmenge der OH-, NH- und SH-Funktionalitäten in den isocyanatreaktiven Verbindungen beträgt.
Weiterhin werden Urethanpartikei mit besonders vorteilhaften Eigenschaften erhalten, wenn das Molverhältnis der Isocyanatgruppen aus dem Polyisocyanat zu den Hydroxygruppen aus dem Polyol im Bereich von 1,03 bis 1,7 liegt.
In den Polymerisaten ist es zweckmäßig, wenn der Anteil der Polyurethanpartikel, bezogen auf das Gesamtgewicht der organischen Komponenten in dem
Polymerisat etwa 5 bis 70 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 60 Gew.-% und besonders bevorzugt 30 bis 50 Gew.-% beträgt.
In den Polymerisaten können die Polyurethanpartikel mit radikalisch härtbaren, insbesondere mit vinylischen Monomeren A funktionalisiert sein. Dabei handelt es sich vorzugsweise um (Meth)acrylate. Diese Polyurethanpartikel sind erhältlich
durch Umsetzung mindestens eines Poiyisocyanats mit mindestens einem Polyoi und mindestens einem nukieophii funktionalisierten Monomer A, insbesondere einem nukieophii funktionalisierten (Meth)acrylsäureester.
Der Begriff "nukieophii funktionalisierter (Meth)acrylsäureester" bedeutet im Rahmen dieser Erfindung einen (Meth)acrylsäureester, der in seinem aus dem Alkohol stammenden Rest eine nukleophile funktionale Gruppe trägt, die mit freien Isocyanatgruppen ganz oder teilweise umgesetzt werden kann. Dabei handelt es sich bevorzugt um eine Hydroxy-, Amin- oder Mercapto-Funktionalität, besonders bevorzugt um eine Hydroxy-Funktionaiität. Letztgenannte nukleophil- funktionalisierten (Meth)acrylsäureester werden auch als "hydroxyfunktionale (Meth)acrylsäureester" bezeichnet. Durch diese Zusammensetzung werden
Polyurethanpartikel erhalten, die an ihrer Oberfläche Acrylatfunktionalitäten tragen, und so eine Interaktion mit den radikalisch härtbaren Monomeren in der Dispersion eingehen. Solche Partikel werden auch als Polyurethan(meth)acrylate bezeichnet.
Der Begriff "Polyurethan(meth)acrylat" bedeutet im Rahmen dieser Erfindung ein Polyurethan, dessen freie endständige Isocyanatgruppen ganz oder teilweise mit einem nukieophii funktionalisierten (Meth)acrylsäureester umgesetzt wurden. Dabei reagieren die Isocyanatgruppen mit der nukleophilen Gruppe des nukieophii funktionalisierten (Meth)acrylsäureesters, z.B. Hydroxy-, Amino- oder Mercapto-, und es werden endständige, ethylenisch ungesättigte Funktionalitäten gebildet, die von (Meth)acrylaten abgeleitet sind. Der Ausdruck (Meth)acrylsäure
bezeichnet hier Methacrylsäure oder Acrylsäure, sowie Mischungen dieser Säuren. Die nukieophii funktionalisierten Methyacrylsäureester, die mit den freien
Isocyanatgruppen des Polyurethans reagieren, diese also "verkappen", werden auch als "capping Reagenzien" oder "Verkappungsreagenzien" bezeichnet.
Besonders bevorzugte nukieophii funktionalisierte (Meth)acrylsäureester sind hydroxyfunktionale (Meth)acrylsäureester. Unter einem "hydroxyfunktionalen (Meth)acrylsäureester" ist erfindungsgemäß ein (Meth)acrylsäureester zu verstehen, der in dem vom Alkohol herrührenden Rest nach der Veresterung mit der (Meth)acrylsäure noch mindestens eine Hydroxyfunktionalität trägt. Anders
gesagt, handelt es sich um den Ester aus einer (Meth)acrylsäure und einem Diol oder Polyol, wobei die Diole bevorzugt sind.
Eine besonders bevorzugte Gruppe der "hydroxyfunktionalen
(Meth)acrylsäureester" sind die Hydroxyalkyl(meth)acrylsäureester.
Erfindungsgemäß einsetzbare Hydroxyalkyl(meth)acrylsäureester sind Monoester der (Meth)acryisäure mit zweiwertigen, aliphatischen Alkoholen. Diese
Verbindungen sind in der Fachwelt bekannt. Sie können beispielsweise durch die Reaktion von (Meth)acrylsäure mit Oxiranen erhalten werden.
Hinsichtlich des Anteils der nukleophil funktionalisierten (Meth)acrylsäureester bestehen innerhalb der vorliegenden Erfindung keine relevanten Beschränkungen. Es sollte jedoch sichergestellt werden, dass die Polyurethan-Nanopartikel im Mittel mindestens eine Vinyl-Funktionalität aufweisen. Bevorzugt liegt die mittlere Funktionalität an radikalisch härtbaren Gruppen pro Nanopartikel im Bereich von etwa 2 bis 4, insbesondere im Bereich von 2 bis 3. In einer bevorzugten
Ausführungsform liegt der Anteil der nukleophilen Gruppen in dem in die Partikel einzubeziehenden vinylischen Monomer, bezogen auf die Gesamtmenge aller funktionellen Gruppen in den Vorläufern des Polyurethans, d.h. insbesondere den OH-Gruppen aus den Polyolen, im Bereich von etwa 0,1 bis 70 %, insbesondere etwa 25 bis 50 %. In einer weiteren Ausführungsform beträgt der Anteil der funktionellen Gruppen, bezogen auf die Gesamtmenge aller funktionellen Gruppen in den Vorläufern des Polyurethans, etwa 0,1 bis 10 %, insbesondere 0,5 bis 7 %.
Während sich der Anmelder diesbezüglich nicht auf eine bestimmte Theorie beruft, wird angenommen, dass die funktionalisierten Nanopartikel„Nanozentren" bilden, die während der Polymerisation der radikalisch härtbaren Monomere in das entstehende Polymer integriert (d.h. einpolymerisiert) werden. Klassische Acrylat-/Polyurethan-Dispersionen liegen in der Regel als physikalische
Mischungen vor, in denen zwischen den Polyurethananteilen und Acrylaten im Wesentlichen keine kovalenten Verbindungen bestehen (durch Kettenübertragung kann es auch bei der Polymerisation der Acrylatanteile in geringem Umfang zur Verknüpfung von Acrylaten und Polyurethanen kommen). Durch die
Funktionalisierung der Polyurethanpartikel werden die Partikel jedoch mindestens anteilsmäßig in die Acrylatmatrix integriert. Dadurch werden die mechanisch-
technologischen Eigenschaften im Vergleich zu nicht kovalent verknüpften Polyacrylat-/Polyurethanhybriden deutlich verbessert.
In einer weiteren Ausführungsform können überschüssige Isocyanat- funktionalitäten in den Polyurethanpartikeln auch mit einwertigen Alkoholen, wie Methanol, Ethanol, n- oder iso-Propanol, Butanol, etc. umgesetzt werden, so dass die entstehenden Polyurethanpartikel keine gegenüber dem radikalisch härtbaren Monomer B reaktiven Gruppen aufweisen. Derartige Polyurethanpartikel können in Einzelfällen zu einer weiteren Stabilisierung der Emulsion beitragen. Werden einwertige Alkohole zur Umsetzung verbleibender Isocyanatfunktionaiitäten in den Polyurethanpartikeln verwendet, sind statt der vorstehenden
Mengenbeschränkungen für einwertige Alkohole als Kettenregler die
Mengenbeschränkungen für in die Partikel einzubeziehenden vinylische Monomere anzusetzen.
Die funktionalisierten Polyurethane, die anschließend einer Emulsionspolymerisation mit radikalisch härtbaren Monomeren B unterzogen werden, besitzen ein mittleres Molekulargewicht Mn von etwa 3 000 g/mol bis 800 000 g/mol und vorzugsweise von 3 000 g/mol bis 600 000 g/mol. Bevorzugt weisen die funktionalisierten Polyurethane hohe mittlere Molekulargewichte auf, da dies von Vorteil für die chemische Beständigkeit der Partikel ist. Zusätzlich weisen funktionalisierte Polyurethane mit hohem Molekulargewicht auch bessere mechanisch-technologische Eigenschaften, wie eine verbesserte Haftfestigkeit, Klebefähigkeit, Zug- und Reißfestigkeit sowie eine exzellente Dehnbarkeit, auf. Aus diesem Grund liegt das mittlere Molekulargewicht der funktionalisierten Polyurethane vorzugsweise im Bereich von 100.000 bis 800.000 g/mol,
insbesondere 200.000 - 600.000 g/mol.
Die erfindungsgemäßen Polymerisate sind durch Emulsionspoiymerisation vorstehend beschriebener Polyurethanpartikel, die radikalisch härtbare
Funktionalitäten aufweisen, mit mindestens einem radikalisch härtbaren Monomer B erhältlich. Dabei weisen die Polyurethanpartikel einen mittleren Durchmesser von weniger als 40 nm auf, bevorzugt einen mittleren Durchmesser von weniger als 20 nm und insbesondere einen mittleren Durchmesser von weniger als 10 nm. Während sich der Anmelder nicht auf eine bestimmte Theorie beruft, bewirkt die
geringe Teilchengröße, dass das entstehende Polymerisat eine vorteilhafte Transparenz aufweist. Abhängig von den in die Polyurethanpartikel einbezogenen Polyolen und Polyisocyanaten können die Polyurethanpartikel auch als Emulgator für radikalisch härtbare Monomere in einer Emulsionspoiymerisation dieser Monomere fungieren, ohne dass eine Modifikation des Polyurethans mit anionischen Seitengruppen nötig ist.
Hinsichtlich der einzusetzenden radikalisch härtbaren Monomere B unterliegt die vorliegende Erfindung keinen relevanten Beschränkungen. Bevorzugt ist es jedoch, wenn als radikalisch härtbares Monomer B ein Vinylmonomer,
insbesondere Styrol und substituierte Styrole, wie substituierte Styrole mit einem Alkylsubstituenten in der Seitenkette, wie z.B. aipha-Methylstyrol und alpha- Ethylstyrol, substituierte Styrole mit einem Alkylsubstituenten am Ring, wie beispielsweise Vinyltoluol, halogenierte Styrole, wie beispielsweise
Monochlorstyrole, Dichlorstyrole, Tribromstyrole oder Tetrabromstyrole, eingesetzt werden.
Weitere vorteilhaft einzusetzende radikalisch härtbare Monomere B sind
Vinylacetat, Vinylchlorid und Vinyiidenchlorid. Ein bevorzugtes radikalisch härtbares Monomer ist Vinyiidenchlorid (1, 1-Dichlorethylen). In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst das radikalisch härtbare Monomer B Diene, insbesondere Isopren, Butadien oder ein Gemisch davon.
In andern Fällen ist es bevorzugt, wenn es sich bei dem radikalisch härtbaren Monomer B um (Meth)acrylate handelt. Hierunter sollen im Rahmen der Erfindung sowohl Methacrylate als auch Acrylate verstanden werden. Die (Meth)acrylate können eine oder mehrere Doppelbindungen aufweisen. (Meth)acrylate, die zwei oder mehrere Doppelbindungen aufweisen, werden im Rahmen der Erfindung als mehrwertige (Meth)acryiate bezeichnet und dienen vor allem der Einstellung eines wünschenswerten Vernetzungsgrades. Der vom Alkohol herrührende Rest der (Meth)acrylate kann Heteroatome enthalten, beispielsweise in Form von Ethern, Alkoholen, Carbonsäuren, Estern oder Urethangruppen.
Das radikalische härtbare Monomer B kann in Form einer Einzelverbindung oder von zwei oder mehreren radikalischen härtbaren Monomeren eingesetzt werden .
Zu besonders bevorzugten radikalisch härtbaren Monomeren B gehören im Rahmen der Erfindung u.a. Alkyl(meth)acry!ate, die sich von gesättigten
Alkoholen ableiten, wie Methyl(meth)acrylat, Ethyl(meth)acrylat, Isopropyl- (meth)acryiat, n-Propyl(meth)acrylat, n-, iso- oder tert-Butyl(meth)acrylat, Pentyl(meth)acrylat, n-Hexyl(meth)acrylat, n-Octyl(meth)acrylat, n-Decyl(meth)- acrylat, Isooctyl(meth)acrylat, Tetra-decyl(meth)acrylat, Phenoxyethyl(meth)- acrylat, Allyl(meth)acrylat, Glycidyl(meth)acrylat, Neopentyl(meth)acrylat, Isobornyl(meth)acrylat, Hexandioidiacrylat(HDDA), Dipropylenglycoldiacrylat (DPGDA), Tripropylenglycoldiacrylat (TPGDA), Cyclohexyl(meth)acrylat, tert.- Butyl(meth)acrylat, Tetrahydrofurfuryl(meth)acrylat, Maleinsäure-mono-2- (meth)acryloylmethylester, 7,7,9-Trimethyl-4,13-dioxo-3,14-dioxa-12-diazahexan- decan-l, 16-dioldi(meth)acrylat, 3-[2-((Meth)acryloyoxy)ethoxycarbonyl]-propion- säure oder Gemische davon. Am meisten bevorzugt als radikalisch härtbare Monomere B sind Methylacrylat (MMA), 2-Phenyloxyethylmethacrylat (POEMA), Isobornylacrylat (IBOA), 2-Ethyihexylacrylat (2-EHA), und Tetra hydro- furfurylmethacrylat (THFMA).
Darüber hinaus können auch Vinylether mit einpolymerisiert werden, z.B. 2- Ethylhexylvinylether, 4-Hydroxybutylvinylether, Butandioidivinylether, Cyclohexyl- vinylether, Diethylenglykoldivinylether, Dodecylvinylether, Isobutylvinylether (stab. 0,1% DEA), N-Butylvinylether, Octadecylvinylether, Triethylenglykol- divinylether und tert.-Butylvinylether.
Bei der Emulsionspolymerisation, mit der das erfindungsgemäße Polymerisat erhältlich ist, können konventionelle Emulgatoren zugesetzt werden, wie beispielsweise Alkylsulfatsalze wie Natriumdodecylsulfat, Alkyldiphenyl- oxiddisulfonate, Ethoxylate sekundärer Alkohole, Ethylenoxid/
Propylenoxidcopolymere, Diphenolethoxylate oder Polyetherphosphatester.
Weitere konventionelle Emulgatoren, die in Emulsionspolymerisationen
einbezogen werden können, sind dem Fachmann geläufig. Ebenfalls können polymerisierbare Emulgatoren wie z.B. Natriumvinylsulfonat verwendet werden.
Die Zugabe eines Emuigators ist nicht zwingend erforderlich. Bei Verwendung geeigneter Polyole (beispielsweise langkettiger Polyoxyalkylenpolyole) in dem Polyurethan kann die Polymerisation in Abwesenheit zusätzlicher Emulgatoren
durchgeführt werden, da eine Emulgationswirkung zum einen durch die nano- Struktur der Polyurethanpartikel und zum andern durch die Wechselwirkung der Polyolketten mit Wasser gewährleistet wird. Alternativ kann der Einsatz zusätzlicher Emulgatoren im Vergleich zu konventionellen Emulsionspolymerisationen reduziert werden.
Die Polymerisation wird zweckmäßig durch konventionelle Polymerisations- Initiatoren gestartet, die vorzugsweise wasserlöslich sind und nach
Energieaufnahme freie Radikale bilden. Beispielhaft für solche Initiatoren kommen Wasserstoffperoxid, Natriumpersulfat, Kaliumpersulfat und
Ammoniumpersulfat oder entsprechende Peroxodisulfate sowie tert- Butylhydroperoxid in Betracht, wobei der Katalysator zweckmäßig in Mengen im Bereich von 0,01 Gew.-% bis 3 Gew.-%, vorzugsweise 0,01 bis 1 Gew.-%, basierend auf dem gesamten Feststoffgehalt der Emulsion, einzusetzen ist.
Als Initiator kann eine Einzelverbindung verwendet werden oder eine Kombination mit Reduktionsmitteln, wie Natriumformaldehydsulfoxylat, Eisensalzen,
Natriumdithionit, Natriumhydrogensulfit, Natriumsulfit oder Natriumthiosulfat, die als Redoxkatalysatoren wirken und in Mengen im Bereich von 0,01 bis 3 Gew.-%, vorzugsweise 0,01 bis 1 Gew.-%, basierend auf dem gesamten Feststoffgehalt der Emulsion, verwendet werden können. Die Radikalinitiatoren können zu Beginn der Polymerisation vollständig in die wässrige Emulsion gegeben werden oder in mehreren Chargen zugegeben werden.
Die Polymerisation wird in der Regel bei einem pH von zwischen 2 und 7, vorzugsweise 3 bis 5, durchgeführt. Um in diesem pH-Bereich zu bleiben, kann es zweckmäßig sein, in Anwesenheit eines Puffersystems zu arbeiten, wie beispielsweise Alkalimetallacetaten, Alkalimetallcarbonaten oder Alkalimetall phosphaten. Ebenfalls können Regulatoren, wie Mercaptane, Aldehyde, Chloroform,
Ethylenchlorid und Trichloroethylen, zugegeben werden.
Das Polymerisat kann hinsichtlich seines Anteils an radikalisch härtbaren
Monomeren B funktionelle Gruppen aufweisen, insbesondere Hydroxyl- oder Carboxyl-Gruppen, die für eine anschließende Vernetzung zur Verfügung stehen. Eine solche Vernetzung kann durch Selbstvernetzung oder durch Zugabe von
externen Vernetzern wie Melaminharzen, Polyaziridinen, Polycarbodiimiden, hydrophobisierten und/oder hydrophilen Polyisocyanaten erfolgen.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines wie vorstehend beschrieben Polymerisats, umfassend a) die Umsetzung von mindestens einem Polyisocyanat mit mindestens einem Poiyol und gegebenenfalls mindestens einem radikalisch härtbaren Monomer A mit gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen in mindestens einem radikalisch härtbaren Monomer B zu Polyurethanpartikeln mit einem mittleren Durchmesser von weniger als 40 nm, bevorzugt weniger als 20 nm und besonders bevorzugt weniger als 10 nm, und einer mittleren Anzahl an radikaiisch härtbaren Funktionalitäten in Bereich von 2 bis 4, bevorzugt 2 bis 3, und b) Emulsionspolymerisation des unter a) erhaltenen Produkts.
Es hat sich gegenüber vergleichbaren Verfahren aus dem Stand der Technik als vorteilhaft herausgestellt, wenn das Polyisocyanat in dem radikalisch härtbaren Monomer B, das in diesem Fall als Reaktivverdünner wirkt, mit den Polyolen und dem radikalisch härtbaren Monomer A mit einer gegenüber Isocyanat reaktiven Funktionalität umgesetzt wird. Das als Reaktivverdünner wirkende radikalisch härtbaren Monomer weist in aiesem Fall zweckmäßig keine funktionellen Gruppen auf, die mit Isocyanaten reagieren. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass einerseits kein zusätzliches Lösungsmittel verwendet werden muss. Andererseits ist die Herstellung von Polyisocyanaten in Wasser immer in geringem Umfang mit einer Hydrolyse der Isocyanate verbunden, was sich über die Bildung von
Harnstoff-Verknüpfungen im entstehenden Polymer negativ auf dessen
Eigenschaften, insbesondere in ungünstigeren Beständigkeiten bei Außen- bewitterung oder UV-Strahlung, auswirken kann. Durch die Polymerisation in dem radikalisch härtbaren Monomer wird diese Nebenreaktion unterbunden und die Eigenschaften des Polyisocyanats lassen sich besser einstellen.
Vorzugsweise wird die Umsetzung a) in einem Rührkessel bei einer Rührerumfangsgeschwindigkeit von mindestens 5 m/s durchführt, wobei das Verhältnis von Rührerdurchmesser zu Gefäßdurchmesser 0,3 bis 0,80 beträgt und der Abstand des Rührers vom Gefäßboden das 0,25 bis 0, 5-fache des Rührerdurchmessers beträgt.
Die Geometrie des Rührers und seine Geschwindigkeit kann der Fachmann anhand der vorstehenden Informationen fachmännisch ausgestalten. Es hat sich jedoch als zweckmäßig herausgestellt, wenn sich die Rührerumfangsgeschwindigkeit im Bereich von 100 bis 500 U/min, vorzugsweise 150 bis 300 U/Min bewegt. Alternativ lässt sich das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung dadurch vorteilhaft ausgestalten, indem die Rührerumfangsgeschwindigkeit mindestens 12 m/s beträgt. Zudem ist es bevorzugt, dass als Rührer eine Dispergierscheibe, ein Turrax-Rührer (z.B. Unidrive X 1000 D CAT, der Fa. Zipperer Gmbh mit Schaft des Typs G20 20mm V) oder ein KPG-Rührer verwendet wird.
Bei der Emulsionspolymerisation mit der das erfindungsgemäße Polymerisat in Schritt b) hergestellt ist es zweckmäßig, das radikalisch härtbare Monomer B mit Hilfe eines Initiators zu polymerisieren, wie vorstehend aufgeführt.
Es ist ebenfalls von Vorteil, wenn die Umsetzung des Polyisocyanats mit dem Polyol im Schritt a) des Verfahrens in Gegenwart eines Katalysators ausgeführt wird, der ausgewählt sein kann aus tertiären organischen Aminen und/oder organischen Zinnverbindungen. Insbesondere ist die Verwendung von
Dibutylzinnlaurat als Katalysator besonders zweckmäßig.
Die erfindungsgemäßen Emulsionspolymerisate weisen vorzugsweise eine Partikelgröße der aus der Emulsionspolymerisation erhältlichen Sekundärpartikel im Bereich von etwa 50 bis etwa 150 nm, besonders bevorzugt etwa 70 bis etwa 120 nm auf. In diese Sekundärpartikel sind die Polyurethannanopartikel in Form von Einschlüssen eingebunden.
Mittels Emulsionspolymerisation erhältliche Polymerisate haben eine sehr große Markbedeutung und sind insbesondere zur Verwendung für Klebstoffe, Textilien und Beschichtungen etabliert. Gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung können solche Polymerisate deutlich leichter, weniger aufwändig und gezielter hergestellt werden, wobei insbesondere der Einsatz von organischen
Lösungsmitteln wie Aceton entbehrlich ist. Daher ist ein weiterer Aspekt des vorstehend beschriebenen Verfahrens, dass auf den Einsatz von organischen Lösungsmitteln, insbesondere von Aceton verzichtet wird.
Aufgrund der Klebefestigkeit eignen sich die erfindungsgemäßen Polymerisate u.a. besonders als Klebstoff. Demzufolge betrifft ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung die Verwendung eines Polymerisats, wie vorstehend beschrieben, als Klebstoff, insbesondere als Dispersionsklebstoff. Zur
Formulierung des Klebstoffs kann das Polymerisat in reiner Form (d.h . wie vorstehend beschrieben) eingesetzt werden, oder mit weiteren Reaktivklebern auf wässriger Basis oder mit Reaktivklebern auf Reaktivklebebasis, insbesondere auf (Meth)acrylatbasis, versetzt werden. Darüber hinaus ist eine Verwendung der Polymerisate als Klebstoffschicht auf Klebebändern Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung der vorstehend beschriebenen Polymerisate als Lack oder Bestandteil eines Lackes.
Beispielsweise können erfindungsgemäße Polymerisate in der Holz- bzw.
Möbelbeschichtung als Grundierung und/oder als Decklacke (TopCoats) verwendet werden. In dieser Branche ist für Klarlacksysteme höchste Transparenz (d .h.
keine Verschleierung der Holzmaserung) angestrebt, um eine sehr gute
Holzanfeuerung zu erzielen . Unter dem Begriff „Holzanfeuerung" wird die
Farbvertiefung bezeichnet, die bei der Benetzung der Holzoberfläche durch den Beschichtungsstoff eintritt und die Holzmaserung bleibend betont. Beim Einsatz von anorganischen Nanopartikeln ist ab einer wirksamen Konzentration häufig eine Trübung sichtbar.
Mit den erfindungsgemäßen Polymerisaten und daraus hergestellten wässrigen Lacken können darüber hinaus grundierte oder nicht grundierte Kunststoffe wie z. B. ABS, AMMA, ASA, CA, CAB, EP, UF, CF, MF, MPF, PF, PAN, PA, PC, PE, HDPE, LOPE, LLDPE, UHMWPE, PET, PMMA, PP, PS, SB, PUR, PVC, RF, SAN, PBT, PPE, POM, PUR-RIM, SMC, BMC, PP-EPDM und UP (Kurbezeichnungen nach DIN 7728 Tl) beschichtet werden. Die Beschichtung von Kunststoffen dient einer
Verbesserung der Haft- und Kratzfestigkeit der verwendeten Lacksysteme.
Darüber hinaus müssen die Lacksysteme eine gewisse Elastizität aufweisen, um bei Stoßbeanspruchung (z.B. Stoßfänger) bei hohen und niedrigen Temperaturen rissfrei zu bleiben.
Ein weiteres Anwendungsfeld stellen z.B. PVC- und Linoleumböden dar. Für prägbare Linoleumböden werden im Stand der Technik UV-härtende
Polyurethandispersionen herangezogen. In solchen Anwendungen werden die erfindungsgemäßen Polymerisate zur Verbesserung der Abriebsfestigkeiten bzw. Lebensdauer eingesetzt.
Automobil-Lacke (Grundierungen, Füller, etallic-Basislacke, Decklacke oder Klarlacke) werden hauptsächlich im Spritzverfahren aufgetragen. Im Regelfall sind solche Lacke glänzend. Von solchen hochwertigen Oberflächen wird ein klares, brillantes Erscheinungsbild erwartet. Der Einsatz von anorganischen und nanoskaligen Füllstoffen bzw. Nanopartikeln führt in Klarlacken zu leicht milchigen/trüben Erscheinungen. Dieser Effekt wird als Glanzschleier oder„Haze" bezeichnet. Der Glanzschleier tritt nur bei hochglänzenden Oberflächen auf. Im Zusammenhang mit Automobil-Lacken können die erfindungsgemäßen
Polymerisate zur Vermeidung solcher Glanzschleier, und darüber hinaus zur Verbesserungen, "Waschbürstenfestigkeit" gegenüber Mikroverkratzung eingesetzt werden.
In Segment der Industrielacke werden unterschiedlichste Vernetzungsverfahren verwendet (ΙΚ-oxidativ, IK-Melaminharz-Vernetzung, IK-blockierte
Polyisocyanate, 2K-Polyisocyanat, 1K selbstvernetzend, 1K physikalisch
trocknend). Zurzeit dominieren in diesem Anwendungsfeld lösemittelverdünnbare Lacke. Wasserlacke gewinnen jedoch stetig an Bedeutung. Die
erfindungsgemäßen Polymerisate können so funktionalisiert werden, dass die oben erwähnten Vernetzungsverfahren möglich sind. Sie sind daher bei entsprechender Formulierung mit Melaminharzen, blockierten und unblockierten Polyisocyanaten verträglich.
Weitere wichtige Anwendungsfelder sind Einschicht-Primer, Einschicht-Lacke und Klarlacksysteme. Die erfindungsgemäßen Polymerisate sind ebenfalls für
Korrosionsschutzlacke geeignet. Die im Stand der Technik verwendeten
Primärdispersionen (Polyacrylate) haben den Nachteil, dass mit ihnen keine höheren Glanzgrade erzielt werden können.
Schließlich können erfindungsgemäße Dispersionen auf Folien weiterverarbeitet werden. Von besonderem Interesse sind dabei insbesondere Folien auf Basis von Polyvinylidenchlorid, die als Barrierefolien für Lebensmittel und
Pharmaverpackungen eingesetzt werden können. Ein weiteres Anwendungsgebiet für die erfindungsgemäßen Polymerisate sind Korrosions-schutzanwendungen.
Die vorstehend beschriebenen Lacke und Klebstoffe können, abhängig von ihrer Verwendung mit üblichen Zusatzstoffen formuliert werden. Beispielhaft aber nicht abschließend für solche Zusatzstoffe sind Koaleszenzmittel wie Ethyidiglycol, Entschäumer, beispielsweise auf Basis von Polyethersiloxan-Copolymeren, Benetzungsmittel, beispielsweise auf Basis von polyethermodifizierten Siloxanen und Verdickern, beispielsweise auf Basis von Polyurethanen. Zudem kann es zweckmäßig sein, den pH-Wert der Emulsion so einzustellen, dass eine möglichst stabile Emulsion erhalten wird. Eine im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung geeigneter pH-Wert ist im Bereich von 7 bis 9.
Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft das Aufbringen eines erfindungsgemäßen Polymerisats auf eine Textilie.
Schließlich betrifft ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung die
Verwendung erfindungsgemäßen Polymerisate für die Herstellung von Filmen und Gießfolien, wobei die Polymerisate entweder allein oder als Mischung mit weiteren Komponenten eingesetzt werden können.
Die vorstehenden beschriebenen Verwendungen können das Aufbringen der erfindungsgemäßen Polymerisate auf ein entsprechendes Substrat und optional eine Aushärtung der Dispersion mittels physikalischer Trocknung beinhalten. Dies kann beispielsweise durch Anlegen eines Vakuums oder durch Erhitzen erfolgen. Dem Fachmann sind weitere Alternativen zur physikalischen Trocknung geläufig, die hier keiner weiteren Erläuterung bedürfen.
Die vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Polymerisate zeichnen sich in vielen Anwendungsbereichen durch vorteilhafte Eigenschaften, insbesondere eine wünschenswerte Transparenz, eine hohe Kerbschlagzähigkeit und Bruchdehnung sowie eine gute Haftfähigkeit auf Materialien wie PVC, Glas, Holz und Metall aus.
Der Vernetzungsgrad kann im Rahmen der Erfindung vorteilhaft eingestellt werden, so dass eine ausreichende Fließfähigkeit gewährleistet wird. Darüber hinaus besteht durch die mögliche hohe Flexibilität hinsichtlich der einsetzbaren Acrylate, Methacrylate, Diole und Diisocyanate eine gute Möglichkeit für den speziellen Anwendungszweck wünschenswerte Eigenschaften zu realisieren.
Zusätzlich kann durch Auswahl geeigneter Ausgangsmaterialien ein Zusatz von Dispersionsstabilisatoren vermieden werden. Aufgrund dieser Eigenschaften sind solche Polymerisate in vielfältigen industriellen Anwendungen höchst interessant.
Im Folgenden wird die vorliegende Erfindung anhand von einigen Beispielen genauer illustriert, die jedoch für die Bestimmung des Schutzumfangs der vorliegenden Erfindung nicht maßgeblich sind.
Beispiele:
Beispiel 1 : Synthese der Primärpartikel im Reaktivverdünner
Die Versuche wurden in einem Vakuum-Kreis-Dissolver Typ V KDV 30-3,0 der Fa. Niemann (D-49326 Meile) duchgeführt. Die jeweils verwendete Behältergröße, Scheibendurchmesser, Umdrehungszahl und Temperatur sind in Tabelle 1 angegeben.
Die Synthese wurde wie folgt durchgeführt: Auf einer Oberschalenwaage werden 0,2692 mol Diisocyanat (TM DI) und 2,31 mol (Reaktiv)-Verdünner (Methylmeth- acrylat (MMA), bzw. Vinylidenchlorid (VCD)) eingewogen und bei 60°C bzw. 20 °C bei der angegebenen Umdrehungsgeschwindigkeit 2 h gerührt. Anschließend wurden 0,072 mol Polyol (Lupranol VP 9358 (PPG), PTHF 2000, Dynacoll 7250), 0,085 mol Kettenverlängerer ( 1,4-Butandiol) und gegebenenfalls 1,36 mol
(Reaktiv)-Verdünner (MMA, VCD) zugegeben . Die Mischung wurde leicht erwärmt und dann mit Hilfe eines auf 60°C temperierten Tropftrichters 1 h in den Reaktor zugetropft. Anschließend wurden dem Reaktionsgemisch 0,728 mmol Katalysator (DBTDL oder DABCO) zugegeben und eine weitere Stunde bei 60°C/20°C gerührt.
Danach erfolgt die Bestimmung der freien Isocyanatgruppen nach DIN EN 1242.
Für das„Capping" wird eine zum ermittelten Isocyanatgehalt äquimolare Menge an Capping-Reagenz (Hydroxyethylmethacrylat (HEMA), Methanol, oder
Hydroxyethylacrylat (HEA)) hinzugefügt und das Gemisch auf 23°C abgekühlt.
Nach der Synthese und dem Endcapping wurden 25 ppm 5 %ige Hydrochinon- Lösung als Stabilisator zugeben.
Tabelle 1 :
Bei Lagerung der Proben 3 bis 6 bei 23°C konnte beobachtet werden, dass sich in dem klaren leicht viskosen Produkt ein geringer Bodensatz bildet. Der Bodensatz ist deutlich geringer als der Polyurethangehalt (5 Gew.-%) der Proben. Die VDC- basierten Produkte mit 5 % Polyurethangehalt konnten mit unterschiedlichen Polyolen hergestellt werden.
Beispiel 2: Herstellung der Emulsionpolvmerisate
In einem Tropftrichter wird die Emulsion der Monomere durch Rühren erzeugt. Dazu werden 97,44 g Wasser, 13,33 g Natriumdodecylsulfat (15 %) und 200 g des jeweiligen Ausgangsmaterials eingewogen (Emulsionszulauf). In einen zweiten Tropftrichter wird der Initiator in Wasser gelöst. Dazu werden 39,00 g Wasser und 1,0 g Natriumperoxodisulfat eingewogen (Initiator). In den mit Stickstoff gespülten Reaktor werden nun 55,90 g Wasser, 15,54 g
Emulsionszulauf und 4 g Initiatorzulauf vorgelegt. Diese Mischung wird nun unter Rühren auf 85°C aufgeheizt. Dadurch wird die Polymerisation gestartet. Nach 5 Minuten bei 85°C werden die Inhalte der beiden Tropftrichter gleichmäßig in 1,5 h unter Rühren in den Reaktor gegeben. Die Temperatur muss durch Kühlen auf 85°C +/- 1°C sehr genau eingehalten werden. Nach Zulaufende wird die Temperatur nochmals 1 h bei 85°C gehalten und dann abgekühlt.
Bei der Synthese sind ca. 400 g einer 50,2 %igen wässrigen Dispersion und 5 g Koagulat entstanden. Die Teilchengröße ist durch die Emulsionsmenge in der Vorlage auf 190 nm Durchmesser mit enger Verteilung eingestellt worden.
Will man die Teilchengröße verändern, so kann man die Vorlagemenge bei der Anpolymerisation, oder die Emulgatorkonzentration ändern oder zusätzlichen Emulgator in die Vorlage geben.
Die Bedingungen für verschiedenen Emusionpolymerisationen sind in der folgenden Tabelle 2 dargestellt.
Tabelle 2;
Bei der Vergleichs- und den beiden erfindungsgemäßen Proben wurde eine viskose, aber fließfähige, milchfarbige Flüssigkeit erhalten. Geringe Mengen an (polymerem) Feststoff (wenige g) die gebildet wurden, konnten leicht abgetrennt werden und bereiteten im beschriebenen Maßstab keine Probleme.
Aus den wässrigen Dispersionen der Vergleichsprobe und der erfindungsgemäßen Proben 8 und 9 wurden Lackrezepturen formuliert und entsprechende Lackfilme hergestellt. In Tabelle 3 sind die eingesetzten Formulierungen (Gewichtsanteile, 100%) aufgeführt. Um die Stabilität und Kompatibilität der verwendeten
Dispersionen zu erhöhen, wurden die Dispersionen mit Ammoniak auf pH-Wert 8- 9 eingestellt.
Tabelle 3: hergestellte Lackformulierungen
1 Koaleszenzmittel für die Verfilmu ng der Dispersionen, 2 Entschäumer in Form eines Polyethersiloxan-Copolymers, kieselsä urehaltig, 3 Untergrundbenetzer in Form einer Lösu ng eines polyethermod ifizierten Siloxa ns, 4 Polyurethanverdicker.
Auf Grund der hohen Glasübergangstemperatur benötigte die Vergleichsdispersion erwartungsgemäß den höchsten Koaleszenzmittelanteil. Die wässrigen
Formulierungen wurden mit einem Kastenrakel (200 pm Nassauftrag) auf schwarzer PVC-Folie, Glas sowie auf Holz (Buchenfurnier) aufgetragen. Nach dem Auftrag verfilmten die Formulierungen schaumfrei auf. Danach wurden die beschichteten Substrate bei 40 °C (Umlufttemperatur) im Laborofen für 8
Stunden getrocknet. Anschließend wurden die Lackfilme unterschiedlichen
Prüfungen unterzogen. Die Ergebnisse dieser Prüfungen sind in der folgenden Tabelle 4 dargestellt.
Tabelle 4:
*Unter dem Begriff "Holzanfeuerung" wird die Farbvertiefung bezeichnet, die bei der Benetzung der Holzoberfläche durch den Beschichtungsstoff eintritt und ie Holzmaserung bleibend betont (Prieto/Kiene: Fachbuch "Holzbeschichtung", Coatings Compendien, Curt Vincentz-Verlag Hannover, 2007)
Wie sich Tabelle 4 entnehmen lässt, führen die wässrigen Dispersionen Lack 2 und Lack 3, im Vergleich zur Vergleichsprobe Lack 1 zu einer Verbesserung der Haftfestigkeit auf Glas und PVC-Folie. Im "Chemikalientest", in Anlehnung an DIN 68861 Teil 1 B/C, schneiden die beschichteten Flächen mit Lack 2 und Lack 3 ebenfalls tendenziell besser ab als die Vergleichsprobe Lack 1. Die besten Chemikalienbeständigkeiten (Wasser, Alkohol) weist die Dispersion Lack 3 auf.
Zugleich zeigt diese Dispersion auch die niedrigsten Pendeldämpfungswerte (weicher als Lack 1 und Lack 2; die wässrigen Dispersionen Lack 1 und Lack 2 zeigen sehr ähnliche Pendeldämpfungswerte). Den höchsten Glanzgrad in Anlehnung an DIN EN ISO 1522 zeigen die Formulierungen gemäß Lack 1 (38) und Lack 2 (46). Beim Vergleich der "Anfeuerung" auf Buche (furniert) zeigt überraschenderweise die Dispersion Lack 3 eine besonders gute "Anfeuerung", die den aktuellen Stand der bekannten wässrigen Polyacrylatdispersionen übersteigt.
Im Resultat der Versuche konnte gezeigt werden, dass die Modifizierung von wässrigen Polyacrylatdispersionen mit Polyurethanpolymeren (nanoskalig) zu Lackfilmen mit verbesserten Eigenschaftsprofilen führt. Tendenziell können die Haftfestigkeit, Chemikalienbeständigkeit (Wasser, Alkohol) sowie die
"Anfeuerung" von Holzuntergründen verbessert werden.