DE3805744C2 - Phenylcarbamate zur Hemmung der Acetylcholinesterase - Google Patents

Phenylcarbamate zur Hemmung der Acetylcholinesterase

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Description

Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von (S)-N-Aethyl-3-[(1-dimethylamino)äthyl]-N-methyl-phenyl-Carbamat der Formel I
in Form der freien Base oder als Säureadditionssalz gemäß dem Patentanspruch.
Wie aus dieser Formel ersichtlich ist, ist in Form der freien Base das Kennzeichen der Rotation der Verbindung der Formel I (-). Jedoch kann es in Form des Säureadditionssalzes (+) oder (-) sein. Zum Beispiel ist das Kennzeichen der Rotation des Hydrogen­ tartrates (+). Die vorliegende Erfindung deckt unabhängig von ihrem Rotationskennzeichen die freie Basenform wie auch die Säureadditionssalzformen.
Die racemische Mischung (±)-N-Aethyl-3-[(1-dimethylamino)äthyl]- N-methyl-phenyl-carbamat in Form ihres Hydrochlorides ist aus der Europäischen Patentanmeldung 193,926 A2 bekannt, wo es als RA7HCl identifiziert ist.
In Übereinstimmung mit dieser Offenbarung wird das Racemat in Form der freien Base durch Amidierung von α-m-Hydroxyphenyläthyl­ dimethylamin mit einem entsprechenden Carbamoylhalogenid er­ halten. Die resultierende Verbindung und ihre pharmakologisch akzeptablen Säureadditionssalze, die auf bekannte Weise aus der freien Base hergestellt werden können, sind als Acetylcholin­ esterasehemmer im ZNS offenbart.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß das (-)-Enantio­ mere der Formel I und seine pharmakologisch akzeptablen Säure­ additionssalze, im Nachstehenden als erfindungsgemäß verwendete Verbindungen bezeichnet, eine besonders ausgeprägte und selektive Hemmung der Acetylcholinesterase aufweisen.
Diese Befunde sind unerwartet, besonders da man nicht glaubte, daß die Dialkylaminoalkylseitenkette, welche das optisch aktive Zentrum enthält, zur Hauptsache verantwortlich ist für die Acetylcholinesterasehemmungsaktivität der Phenylcarbamate.
Die freie Base kann aus dem Racemat durch Trennung der Enantiomere in Übereinstimmung mit bekannten Methoden, z. B. durch Verwendung von Di-O,O'- p-toluol-weinsäure, hergestellt werden. Die Säureadditionssalze können auf an sich bekannte Weise aus der freien Base hergestellt werden. Diese schließen beispielsweise das Hydrogentartrat ein.
Die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen zeigen pharma­ kologische Wirkung wie in Standardtests angezeigt wird und sind daher nützlich als Pharmazeutika. Sie erreichen das ZNS rasch nach s.c., i.p. oder p.o Verabreichung in Ratten. Sie üben eine Gehirnregion selektive Hemmung der Acetylcholinesteraseaktivität aus, wobei Hippocampus und corticale Enzyme mehr gehemmt werden als aus dem Striatum und Pons/Medulla entstandene Acetylcholin­ esterase. Überdies haben sie eine lange Wirkungsdauer.
Zum Beispiel veranschaulichen die folgenden Resultate das pharma­ kologische Profil der erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen im Vergleich mit den entsprechenden Isomeren und Racematen. Ver­ bindung A ist die Verbindung der Formel I in Form ihres Hydrogen­ tartrates. Verbindung B ist das optische Isomere des genannten Salzes. C bezeichnet die racemische Mischung der Verbindung der Formel I und ihres optischen Isomeres in Form des Hydrochlorides.
In vitro Versuche Elektrisch hervorgerufene 3H-Acetylcholin-Freisetzung aus Hippocampusschnitten der Ratte
Elektrisch hervorgerufene 3H-Acetylcholin (3H-ACh)-Freisetzung aus Hippocampusschnitten der Ratte ist ein zweckmäßiges in vitro Modell zur Untersuchung präsynaptischer muscarinischer Autorezeptor-Agonisten und -Antagonisten. Dieses Modell kann auch verwendet werden als eine indirekte Methode zur Auswertung von Arzneimitteln, die Acetylcholinesterase (AChE) hemmen. Die Hemmung der AChE-Aktivität führt zur Anhäufung von endogenem ACh, welches dann mit präsynaptischen muscarinischen Autorezeptoren aufeinander einwirkt und die weitere Freisetzung von 3H-ACh hemmt.
Ratten-Hippocampusschnitten (Wistar Stamm, 180-200 g) werden hergestellt durch kreuzweises Zerhacken ganzer Hippocampus­ schnitten mit einem Mc Ilwain Gewebezerhacker in einem Abstand von 0,3 mm. Hippocampusschnitten, die von 3 Ratten erhalten werden, werden während 30 Minuten bei 23°C in 6 ml Krebs-Ringer, enthaltend 0,1 µCi 3H-Cholin, inkubiert und in die Superfusions­ kammer übertragen. Die Superfusion findet mit Kreb's Medium, enthaltend 10 µM Hemicholinium-3 bei einer Rate von 1,2 ml/Min. bei 30°C statt. Die Sammlung von 5 Minuten Fraktionen des Superfusates beginnt 60 Minuten nach der Superfusion. Zwei Perioden elektrischer Stimulation (2 Hz rechteckige Impulse 2 msec, 10 mA, 2 Min.) werden nach 70 Minuten (S1) und nach 125 Minuten (S2) Superfusion angewendet. Die Testsubstanzen werden 30 Minuten vor S2 hinzugefügt und sind anwesend im Super­ fusionsmedium bis 145 Minuten Superfusion. Am Ende der Versuche werden die Schnitte in konzentrierter Ameisensäure gelöst und der Tritiumgehalt im Superfusat und in den gelösten Schnitten be­ stimmt. Der Tritiumabfluß wird ausgedrückt als Bruchteil des Tritiumabflusses pro Minute. Elektrisch hervorgerufener Tritium­ abfluß wird berechnet durch Substraktion des extrapolierten basalen Tritiumabflusses vom totalen Tritiumabfluß während den zwei Minuten der elektrischen Stirnulation und den folgenden 13 Minuten und wird ausgedrückt als Prozent des Tritiumgehaltes zu Beginn der Probensammlung. Arzneimittelwirkungen bei durch Stimulierung hervorgerufenem Tritiumabfluß werden als Ver­ hältnisse S2/S1 ausgedrückt. Alle Versuche werden im Doppel ausgeführt, wobei ein programmierbares 12 Kanal-Superfusions­ system verwendet wird. Für die Berechnung wird ein Computer­ programm verwendet.
Bei diesem Test hemmt Verbindung A elektrisch hervorgerufene 3H-ACh-Freisetzung aus Hippocampusschnitten in ungefähr 40% (100 µM), währenddem Racemat C (100 µM) in ungefähr 25% hemmt. Die Hemmeffekte der Verbindung A und des Racemates C können durch Atropin antagonisiert werden. Diese Resultate stehen im Einklang mit AChE-Hemmwirkungsaktivität. Die Verbindung B ist inaktiv in diesem Modell.
Acetylcholinesterasehemmung in verschiedenen Regionen des Rattenhirns
In diesem Test werden AChE-Präparate aus verschiedenen Regionen des Rattenhirns (Cortex, Hippocampus und Striatum) verwendet und die IC50 (Hemmkonzentrationen in µM) bestimmt. Die Enzympräparate werden 15 Minuten vor der Bestimmung mit dem Inhibitor präinku­ biert.
Die AChE-Aktivität wird entsprechend der durch Ellman (Arch. Biochem. Biophys. 82, 70, 1959) beschriebenen Methode gemessen. Das Rattenhirngewebe wird in kaltem Phosphatpuffer pH 7,3 (0,25 mM), enthaltend 0,1% Triton X-100, homogenisiert. Nach der Zentrifugation werden Aliquots des Klarobenaufschwimmenden als Enzymquelle verwendet. Das Enzym wird mit verschiedenen Konzen­ trationen des Inhibitors präinkubiert. Nach verschiedenen Zeiten wird das Substrat (Acetylthiocholiniodid 0,5 mM) hinzugefügt und die übrigbleibende Aktivität gemessen.
Die Resultate sind aus der nachstehenden Tabelle 1 ersichtlich:
Tabelle 1
Wie aus dieser Tabelle ersichtlich ist, ist die AChE-Hemmung mit Verbindung A etwas höher als mit Racemat C, währenddem Ver­ bindung B signifikant weniger aktiv ist.
Acetylchilinesterasehemmung ex vivo in verschiedenen Regionen des Rattenhirns
30 Minuten nach Verabreichung von verschiedenen Dosen der Ver­ bindung A wird die AChE-Aktivität in verschiedenen Regionen des Rattenhirns ex vivo gemessen. Die Methode wird oben beschrieben. Die gefundenen IC50-Werte sind 7 µmol/kg p.o. im Striatum, 4 µmol/kg p.o. im Hippocampus und 2 µmol/kg p.o. im Cortex. Die nach der Verabreichung des Racemates C erhaltenen IC50 sind für alle geprüften Regionen 2 bis 3 mal höher. Sechs Stunden nach Verabreichung der Verbindung A (10 µmol/kg p.o.) ist das AChE im Striatum immer noch um 16% gehemmt, währenddem zur gleichen Zeit die Aktivitäten im Cortex und Hippocampus um 39% bzw. um 44% gehemmt sind.
In vivo Versuche Beeinflussung des Dopaminmetabolismus
Männliche OFA-Ratten (150-200 g) werden sowohl für akute als auch für subchronische Experimente verwendet. Die Tiere werden während 12 Stunden Perioden von Licht und Dunkelheit gehalten. Die Tiere werden immer zwischen 11,00 und 13,00 Uhr getötet. Die Hirne werden sofort herausgeschnitten, hierauf nach der Methode von GLOWINSKI und IVERSEN, J Neurochem. 13, 655 (1966) auf Eis seziert, auf trockenem Eis gefroren und die Gewebeproben bis zur Analyse bei -80°C gelagert.
Dopamin und seine Metaboliten DOPAC (3,4-Dihydroxyphenylessig­ säure) und HVA (Homovanillinsäure) werden in Hirngewebeextrakten bestimmt. Diese werden erhalten durch Homogenisierung von gelagerten Hirngewebsproben in 0,1 N HCl, enthaltend 0,05 mM Acorbinsäure, und nachfolgender Zentrifugation. Es werden striatale und corticale Gewebe verwendet.
Die Bestimmung der Metabolite wird ausgeführt entweder unter Anwendung der Gaschromatographie/Massenfragmentographie (GCMS)- Technik beschrieben von KAROUM et al., J. Neurochem. 25, 653 (1975) und CATABENI et al., Science 178, 166 (1972) oder der fluorometrischen Methode wie von WALDMEIER und MAITRE, Analyt. Biochem. 51, 474 (1973) beschrieben wurde. Für die GCMS-Methode werden Gewebsextrakte hergestellt durch Zugabe bekannter Mengen deuterierter Monoamine und ihrer jeweiligen Metabolite als interne Standarde.
Der Dopaminmetabolismus im Striatum ist nach Verabreichung der Verbindungen A und B und des Racemates C erhöht (Diese Eigen­ schaft ist eine Folge der durch die genannten Verbindungen hervorgerufene Acetylcholinakkumulation). Dennoch ist Ver­ bindung A aktiver als Verbindung B und Racemat C beim Erhöhen der striatalen Dopaminmetaboliten-Konzentrationen.
Muscarin- und Nikotinwirkungen auf die Hirnglukoseverwertung
Änderungen bei der funktionellen Aktivität des ZNS sind ver­ bunden mit einer veränderten Desoxyglukose (DOG)-Verwertung im Gehirn. Diese können gleichzeitig in verschiedenen Regionen des Gehirnes sichtbar gemacht werden bei Anwendung der autoradio­ graphischen Methode von Sokoloff et al., J. Neurochem. 28, 897 (1977). Die Verabreichung von cholinergischen Wirkstoffen entweder direkt (Muscarinagonisten) oder indirekt (Anhäufung von Acetylcholin) bewirkt in diesem Modell ein charakteristisches "Fingerdruck"-Muster durch Änderung des regionalen Glukose­ metabolismus.
Männliche Wistar-Ratten (150-200 g) werden verwendet. Die Wirk­ stoffe werden den Tieren in verschiedenen Dosen und auf ver­ schiedenen Wegen (i.v., p.o., i.p.) verabreicht. [14C]-2-Desoxy­ glucose (125 µC/kg) wird 45 Minuten bevor die Tiere getötet werden injiziert. Die Hirne werden umgehend herausgeschnitten, bei -80°C gefroren und anschließend in Scheiben mit einer Dicke von 20 µm geschnitten. Die optischen Dichten der radiographischen Bilder werden entsprechend einer Modifikation von Sokoloff et al. gemessen.
Nach p.o. Verabreichung der Verbindungen A und B (7,5 µmol/kg) werden signifikante Änderungen in der DOG-Verwertung in ver­ schiedenen Regionen des Rattenhirns beobachtet. Die Wirkung der Verbindung A ist in den ersten 30 Minuten stärker als diejenige von Verbindung B. Die am meisten ausgeprägten Änderungen werden in den Gesichtsregionen und dem anteroventralen Thalamus wie auch im lateralen habenula Nucleus gefunden.
Acetylcholin-Spiegel in verschiedenen Regionen des Rattenhirns
Die Wirkungen der Verbindungen A und B und des Racemates C als AChE-Hemmer in vivo wird bestimmt durch Messung der ACh-Spiegel in verschiedenen Regionen des Rattenhirns zu verschiedenen Zeiten nach Verabreichung des Wirkstoffes.
OFA-Ratten (200-230 g) werden verwendet. Die Tiere werden ge­ tötet durch Mikrowellenbestrahlung eingestellt auf den Kopf (6 kW Betriebskraft 2450 MHz Belichtung 1,7 Sek., Pueschner Mikro­ wellen-Energietechnik, Bremen). Die Gehirne werden entfernt, seziert nach Glowinski und Iversen (1966) und bis zur Analyse bei -70°C gelagert. Die Hirnteile werden homogenisiert in 0,1 M Perchlorsäure enthaltend intern deuterierte Standards von ACh-d4 und Ch(cholin)-d4. Nach Zentrifugieren werden endogenes ACh und Ch zusammen mit ihren deuterierten Varianten mit Dipicrylamin (2,2',4,4',6,6'-Hexanitrodiphenylamin) in Dichlormethan als Ionenpaare extrahiert. Die Ch-Teile werden mit Propionylchlorid derivatisiert und die resultierende Mischung von ACh- und Propyl­ cholinderivaten werden mit Natriumbenzolthiolat demethyliert und durch Massenfragmentographie nach Jenden et al., Anal. Biochem., 55, 438-448, (1973) analysiert.
Eine einmalige Verabreichung von 25 µmol/kg p.o. steigert die ACh-Konzentration in Striatum, Cortex und Hippocampus. Die maximale Wirkung wird ungefähr 30 Minuten nach der oralen Verab­ reichung erreicht und nimmt in den nächsten 3-4 Stunden ab. Im Cortex und Hippocampus sind die ACh-Spiegel bei 4 Stunden noch signifikant höher verglichen mit Kontrollen. Die Wirkungen sind dosenabhängig. Der Einfluß der Verbindung B ist signifikant schwächer als derjenige, der durch das Racemat C ausgelöst wird, und der Einfluß des Racemates C ist signifikant schwächer als derjenige, der durch die Verbindung A ausgelöst wird.
Ferner sind die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen gut verträglich, und sie haben eine lange Wirkungsdauer, z. B. in den obigen und anderen Standardtests.
Die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen sind daher nützlich zur Behandlung der senilen Demenz, Alzheimer's Disease, Huntington's Chorea, Dyskinesia tarda, Hyperkinesie, Manie, akute Verwirrungszustände, Down's Syndrom und Friedreich's Ataxie.
Eine indizierte tägliche Dosierung liegt im Rahmen von ca. 0,1 bis ca. 25 mg, z. B. von ca. 0,1 bis ca. 5 mg, einer erfindungsgemäß verwendeten Verbindung, zusammen mit einem festen oder flüssigen Träger oder Verdünnungsmittel.
Im folgenden Beispiel sind die Temperaturen unkorrigiert und in Celsiusgraden angegeben.
Synthesebeispiel (S)-N-Aethyl-3-[(1-dimethylamino)äthyl]-N-methyl­ phenyl-carbamat
130 g (±)-N-Aethyl-3-[(1-dimethylamino)äthyl]-N-methyl-phenyl­ carbamat und 210 g (+)-di-O,O'-p-Toluolweinsäure-monohydrat werden gelöst während Erhitzen in 1,3 Liter Methanol/Wasser (2 : 1). Nach der Kühlung wird das ausgefallene Salz filtriert und dreimal aus Methanol/Wasser (2 : 1) umkristallisiert. Das (S)-Enantiomere wird freigesetzt durch Verteilung zwischen 1 N NaOH und Aether. [α] 20|D = -32,1° (c = 5 in Äthanol).
Das Hydrogentartrat der Titelverbindung (aus Äthanol) schmilzt bei 123-125°. [α] 20|D = + 4,7° (c = 5 in Äthanol).
Die vorliegende Erfindung betrifft die systemische trans­ dermale Anwendung der Phenylcarbamate der Formel I.
Die EP 0 155 229 A2 betrifft die transdermale systemische Verabrei­ chung von Bopindolol (beta-Blocker), Methysergid (Serotoninantago­ nist), Tizanidin (myotonolytisches Mittel) sowie Clemastin und Ketotifen (Antihistaminica) (vergleiche Abstrakt in Verbindung mit Seite 2, Absatz 3, und Seite 5, Absatz 1). Das Dokument erwähnt jedoch kein Carbamat oder Phenylcarbamat und schon gar nicht das S-Phenylcarbamat des Anspruchs 1 der vorliegenden Anmeldung.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß die Verbindungen der Formel I als freie Basen oder in Form von pharmazeutisch akzeptablen Säureadditionssalzen eine unerwartet gute Hautpenetration aufweisen, wenn sie percutan verabreicht werden.
Das Durchdringen der Haut der erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen kann in Standard in vitro oder in vivo Tests beobachtet werden.
Ein in vitro Test ist der gut bekannte Diffusionstest, der ausge­ führt werden kann in Übereinstimmung mit den Prinzipien, wie sie in GB 2098865 A und durch T.J. Franz in J. Invest. Dermatol. (1975) 64, 194-195 aufgezeigt werden. Lösungen, die den aktiven Wirkstoff in unmarkierter oder radioaktiv markierter Form ent­ halten, werden auf eine Seite von isolierten Stücken intakter menschlicher Haut oder haarloser Rattenhaut auf einer Fläche von ca. 2 cm2 angebracht. Die andere Seite der Haut ist in Kontakt mit physiologischer Kochsalzlösung. Die Menge an aktivem Wirk­ stoff in der Kochsalzlösung wird nach an sich bekannten Methoden gemessen, z. B. durch HPLC oder spektrophotometrischen Techniken, oder durch Bestimmung der Radioaktivität. Z.B. werden in diesem Test bei Verwendung von Rattenhaut die folgenden Penetrations­ raten gefunden:
Vorstehend definierte Verbindung A: 23,6 ± 14,9%
Verbindung der Formel I in Form der freien Base: 28,0 ± 8,2%.
Weiterhin wurde gefunden, daß die transdermale Verabreichung der erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen eine langandauernde und konstante Hemmung der Acetylcholinesterase­ wirkung verursacht wie in Standardtests angezeigt wird, mit langsamem Beginn der Wirkung, was im Hinblick auf die Verträg­ lichkeit dieser Verbindungen besonders vorteilhaft ist.
Zum Beispiel wurde die Acetylcholinesterasehemmung in ver­ schiedenen Regionen des Rattenhirnes ex vivo gemessen nach transdermaler Verabreichung der erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen und verglichen mit der Hemmung, wie sie nach Verabreichung auf verschiedenen Wegen erhalten wurde.
Die Verbindungen werden aufgelöst in oder verdünnt mit n-Heptan bis zu einer Konzentration von 1 oder 3 mg/20 µl. Männliche Ratten (OFA-Stamm, ca. 250 g) werden in der Nackenregion rasiert und die Lösung mit einer Mikropipette auf die Haut gebracht. Die Anwendungsstelle wird sofort mit einem dünnen Plastikfilm und einem Pflaster gedeckt. Das Tier hat keinen Zugang zum Pflaster. Zu verschiedenen Zeiten nach der Verabreichung werden die Tiere durch Enthauptung getötet und die verbleibende AChE-Wirkung gemessen.
Z.B. bewirkt die transdermale Verabreichung der oben definierten Verbindung A eine langandauernde, dosenabhängige Hemmung der AChE-Wirkung. Im Gegensatz zum raschen Beginn der Wirkung entweder nach oraler oder subcutaner Anwendung (max. 15 und 30 Minuten) tritt die AChE-Hemmung nach dieser Anwendungsroute (max. < 2 Stunden) nur langsam ein ohne die Hirnregion-selektive AChE-Hemmung zu beeinflussen.
Die Resultate sind aus der nachstehenden Tabelle 2 ersichtlich. 24 Stunden nach der transdermalen Anwendung ist die AChE-Wirkung immer noch in zentralen und peripheren Regionen gehemmt. Nach dem gleichen Zeitraum hat die oral verabreichte Verbindung A keine Wirkung auf das Enzym, währenddem nach der s.c. Verabreichung nur das Enzym im Herz signifikant gehemmt wird.
Die vorliegende Erfindung sieht demnach eine pharmazeutische Zusammensetzung für die systemische transdermale Verabreichung vor, enthaltend eine Verbindung der Formel I als freie Base oder in Form eines pharmazeutisch akzeptablen Säureadditionssalzes, mit einem pharmazeutischen Träger oder Verdünnungsmittel, welche geeignet sind für die systemische transdermale Verabreichung.
Außerdem sieht die vorliegende Erfindung die Anwendung einer Verbindung der Formel I' als freie Base oder in Form eines pharmazeutisch akzeptablen Säureadditionssalzes als Wirkstoff bei der Herstellung einer für die systemische trans­ dermale Verabreichung geeigneten pharmazeutischen Zusammensetzung vor.
Die aktiven Wirkstoffe können in jeder konventionellen flüssigen oder festen transdermalen pharmazeutischen Zusammensetzung verabreicht werden, z. B. wie beschrieben in Remington's Pharma­ ceutical Sciences 16th Edition Mack; Sucker, Fuchs und Spieser, Pharmazeutische Technologie 1st Edition, Springer und in GB 2098865 A oder DE 32 12 053 A1.
Zweckmäßig liegt die Zusammensetzung in Form einer viskosen Flüssigkeit, einer Salbe, eines festen Reservoirs oder einer festen Matrix vor. Zum Beispiel wird der Wirkstoff durch ein festes Reservoir oder eine feste Matrix verteilt. Letztere werden aus einem Gel oder einem festen Polymer gemacht, z. B. einem hydrophilischen Polymer wie in der Europäischen Patentanmeldung 155,229 A2 beschrieben.
Der Wirkstoff kann auch in einem Pflaster eingebaut sein.
Die Zusammensetzungen für die transdermale Verabreichung können von ca. 1 bis ca. 20 Gewichtsprozente an aktivem Wirkstoff der Formel I als freie Base oder in Form eines pharmazeutisch akzeptablen Säureadditionssalzes enthalten.
Die pharmazeutischen Zusammensetzungen für transdermale Verab­ reichung können für die gleichen Indikationen wie für die orale oder intravenöse Verabreichung verwendet werden. Die Menge des zu verabreichenden pharmazeutischen Wirkstoffes wird individuell abhängen von den Charakteristika der Wirkstofffreisetzung der pharmazeutischen Zusammensetzungen, der in in vitro und in vivo Tests beobachteten Penetrationsrate des Wirkstoffes, der Stärke des Wirkstoffes, dem Umfang der Hautkontaktfläche, dem Teil des Körpers, welcher mit der Formulierung belegt ist und der Dauer der verlangten Wirkung. Die Menge an aktivem Wirkstoff und die Fläche der pharmazeutischen Zusammensetzung usw. können bestimmt werden durch routinemäßig durchgeführte Bioverfügbarkeitstests, wobei die Blutspiegel des Wirkstoffes nach Verabreichung des Wirkstoffes auf unversehrte Haut in einer pharmazeutischen Zusammensetzung laut vorliegender Erfindung verglichen werden mit den Blutspiegeln des Wirkstoffes wie sie nach oraler oder intra­ venöser Verabreichung einer therapeutisch wirksamen Dose des pharmakologisch aktiven Wirkstoffes beobachtet werden.
Ist die tägliche Dose eines Arzneimittels für orale Verabreichung gegeben, so wird die Wahl einer geeigneten Menge des Arznei­ mittels, welches in einer transdermalen Zusammensetzung laut vor­ liegender Erfindung enthalten ist, abhängen von den pharmako­ kinetischen Eigenschaften des Wirkstoffes, einschließlich des Leberpassageeffektes; von der Menge Arzneimittel, welches durch die Haut absorbiert werden kann von der in Frage stehenden Matrix für eine gegebene Anwendungsfläche und in einem gegebenen Zeit­ raum; und von dem Zeitraum, in dem die Zusammensetzung angewendet werden soll. So kann ein Arzneimittel mit einem hohen Leber­ passageeffekt eine relativ kleine Menge in der transdermalen Zusammensetzung benötigen, verglichen mit der täglichen oralen Dosis, da der Leberpassageeffekt vermieden wird. Andererseits wird im allgemeinen ein Maximum von nur annähernd 50% des Arzneimittels in der Matrix durch die Haut in einer 3 Tage- Periode freigesetzt.
Die pharmazeutischen Zusammensetzungen laut vorliegender Er­ findung haben im allgemeinen z. B. eine effektive Kontaktfläche des Arzneimittelreservoirs auf der Haut von ca. 1 bis ca. 50 Quadratcentimeter, vorzugsweise ca. 2 bis 20 Quadrat­ centimeter, und sollen angewendet werden während 1-7 Tagen, vorzugsweise 1-3 Tagen.
Zum Beispiel kann die Verbindung A in einer Dose von 10 mg auf einen Flecken von ca. 10 cm2, einmal alle drei Tage verabreicht werden.
Das folgende Beispiel veranschaulicht die Erfindung.
Formulierungsbeispiel Herstellung einer transdermalen Zusammensetzung, enthaltend ein hydrophes Polymer
Verbindung der Formel I', z. B. Verbindung A 20%
Hydrophilisches Polymer, z. B. Eudragit E 100* 30%
Nicht schwellendes Acrylatpolymer, z. B. Durotack 280-2416** 44%
Weichmacher, z. B. Brij 97*** 6%
*: Registrierte Handelsmarke, erhältlich durch Röhm, Darmstadt, W. Deutschland@ **: Registrierte Handelsmarke, erhältlich durch Delft National Chemie Zutphen, Holland@ ***: Registrierte Handelsmarke, erhältlich durch Atlas Chemie, W. Deutschland.
Die Komponenten werden Aceton oder Äthanol oder einem anderen geeigneten flüchtigen organischen Lösungsmittel zugegeben und gemischt, wobei eine viskose Masse erhalten wird. Die Masse wird auf eine aluminisierte Polyesterfolie (23 Micron dick) unter Verwendung eines üblichen Apparates verstreut, wobei ein Film von 0,2 mm Dicke (feucht) gebildet wird. Man läßt den Film bei Zimmertemperatur während 4 bis 6 Stunden trocknen. Die Aluminium­ folie wird dann in Stücke von ca. 10 Quadratcentimeter ge­ schnitten.

Claims (1)

  1. Verwendung von (S)-N-Ethyl-3-[(1-dimethylamino)-ethyl]-N- methyl-phenyl-carbamat als freie Base oder in Form eines pharma­ zeutisch akzeptablen Säureadditionssalzes für die systemische transdermale Anwendung zur Acetylcholinesterasehemmung, insbeson­ dere zur Behandlung von seniler Demenz, Alzheimer-Krankheit, Huntington-Chorea, Dyskinesia tarda, Hyperkinesie, Manie, akuten Verwirrungszuständen, Down-Syndrom oder Friedreich-Ataxie.
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