DE3606316A1 - Verfahren und vorrichtung zur dekontamination des abgases des brennstoffkreislaufs eines fusionsreaktors von tritium und/oder deuterium in chemisch gebundener form enthaltenden abgas-bestandteilen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur dekontamination des abgases des brennstoffkreislaufs eines fusionsreaktors von tritium und/oder deuterium in chemisch gebundener form enthaltenden abgas-bestandteilenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Dekontamination des Abgases des Brennstoffkreislaufs
eines Fusionsreaktors von Tritium und/oder Deuterium in
chemisch gebundener Form enthaltenden Abgas-Bestandteilen,
bei welchem das Abgas über einen Oxidations-Katalysator und
danach über ein heißes Metall-Bett geleitet wird, Tritium
und/oder Deuterium aus seinen bzw. ihren Bindungen freige
setzt, aus dem Abgas abgetrennt und in den Brennstoffkreis
lauf rückgeführt wird bzw. werden.
Das Abgas des Brennstoffkreislaufs eines Fusionsreaktors
enthält ca. 85 Vol.-% Edelgase und ca. 15 Vol.-% Verunreini
gungen, einschließlich geringer Restmengen von schwerem
Wasserstoff. Die Verunreinigungen fallen in der Form von
Argon, tritiierten und/oder deuterierten Kohlenwasserstof
fen, insbesondere tritiiertem und/oder deuteriertem CH4,
tritiiertem und/oder deuteriertem Wasser und tritiiertem
und/oder deuteriertem Ammoniak an. Das Abgas muß daher so
wohl von freiem Tritium als auch von Tritium enthaltenden
Verunreinigungen befreit bzw. bis auf die für die Emission
zulässigen Grenzwerte dekontaminiert werden, bevor das Rest
abgas in die Umgebungsatmosphäre abgeleitet werden kann.
Außerdem ist die Wiedergewinnung des Tritiums und des Deute
riums aus den diese enthaltenden Verbindungen und die Rück
führung des Tritiums und des Deuteriums in den Brennstoff
kreislauf wünschenswert, nicht zuletzt deshalb, weil auf
diese Weise eher gewährleistet ist, daß das Tritium aus der
Umgebungsatmosphäre ferngehalten wird.
Ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Dekontamination gemäß
dem Gattungsbegriff des Hauptanspruches ist in den "Procee-
Application", Dayton, Ohio, April 29 (1980), in den Seiten
115 bis 118 vorgeschlagen worden. Hierbei soll das die
Verunreinigungen enthaltende Abgas zunächst einen Zwischen
behälter durchströmen, danach einen katalytischen Reaktor
zur Reduktion von Sauerstoff mit Wasserstoff bei 450 K
passieren, wonach alle Verunreinigungen in einem Molekular
siebbett bei 75 K adsorptiv festgehalten und so aus dem
Abgas abgetrennt werden. Nach Erhitzen des Molekularsiebbet
tes auf 400 K, wodurch die Verunreinigungen desorbiert wer
den, werden diese in einem sauerstoffgebenden Festbett bei
800 K oxidiert zu tritium- bzw. deuterium-haltigem Wasser
und zu tritium- bzw. deuterium-freien Verbindungen, nämlich
zu CO2, N2 und Ar. Das tritium- bzw. deuterium-haltige Was
ser wird nun ausgefroren bei 160 K, danach periodisch ver
dampft und einem heißen Uranmetall-Bett zugeleitet, welches
bei 750 K das Wasser zu D- bzw. T-haltigem Wasserstoff und
festem UO2 umsetzt. Anstelle der Reduktion durch das Uran-
Metall-Bett kann auch eine Reduktion mit Hilfe einer Elek
trolysezelle durchgeführt werden.
Die bisher vorgeschlagenen Verfahren weisen folgende Nach
teile auf:
- - viele Prozeßschritte,
- - hohe Temperaturen und damit die Gefahr von Tritiumver lusten durch Permeation,
- - Betrieb des sauerstoffgebenden Festbettes bei hohen Tempe raturen, womit eine eventuelle Sinterung der Festbetteil chen verbunden ist und ein Sauerstoffabgabeüberschuß (Desaktivierung), welcher die Heißmetallgetter belastet,
- - oxidative Umsetzung von Ammoniak und Kohlenwasserstoffen und Rückreduktion des gebildeten Wassers (Belastung der Heißmetallgetter),
- - Oxidation von Wasserstoff und Rückreduktion des gebildeten Wassers (Belastung der Heißmetallgetter),
- - hoher radioaktiver Feststoffabfall und
- - Bildung von Stickoxiden während der NH3-Oxidation am sauerstoffabgebenden Feststoffbett.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und
eine Vorrichtung zur Dekontamination des Abgases des Brenn
stoffkreislaufs eines Fusionsreaktors von Abgasbestandtei
len, welche Tritium und/oder Deuterium in chemisch gebunde
ner Form enthalten, zu schaffen, bei welchem Verluste an
Tritium und/oder Deuterium durch Permeation und die hohe
Belastung der Heißmetallgetter-Werkstoffe, wie sie bei den
bisher bekannten, entsprechenden Verfahren auftrat, sowie
die Bildung von Stickoxiden vermieden werden. Das Verfahren
soll energiesparend gegenüber den bisher bekannten Verfahren
und einfach durchführbar sein. Das freigesetzte Tritium
und/oder Deuterium soll(en) ohne weitere Behandlungsmaßnah
men mit Ausnahme einer Isotopentrennung in den Brennstoff
kreislauf rückführbar sein.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
- a) die katalytische Oxidations-Reaktion bei einer Temperatur im Bereich von 200°C bis 300°C durchgeführt wird, wobei die Abgas-Bestandteile CO zu CO2, Methan zu CO2+Wasser und die Wasserstoff-Isotope zu Wasser oxidiert werden, jedoch Ammoniak unverändert bleibt,
- b) das aus a) erhaltene Gasgemisch zur Entfernung der Rest menge O2 und zur selektiven Umwandlung des Wasseranteils in Wasserstoffisotope bei einer Temperatur im Bereich von 200°C bis 300°C mit dem Metall-Bett in Kontakt gebracht wird,
- c) das aus b) erhaltene Gasgemisch zur Zersetzung (Cracking) des Ammoniaks mit einer heißen Membran aus Palladium oder aus einer Palladium-Silber-Legierung bei einer Temperatur im Bereich von 400°C bis 450°C in Kontakt gebracht, alle freigesetzten Wasserstoffisotope durch die Membran hindurchgeführt, vom Restabgasstrom abgetrennt und abge führt werden und
- d) das dekontaminierte Abgas in die Umgebungsluft abgeleitet wird.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des Ver
fahrens, welche einen Pufferbehälter, ein heizbares Oxida
tions-Katalysator-Bett und ein heizbares Metall-Bett auf
weist ist dadurch gekennzeichnet, daß in Strömungsrichtung
des Abgases in einer im Kreislauf geführten Leitung (7) ein
Pufferbehälter (1) zum Ausgleichen des Gasdruckes, ein heiz
bares Katalysator-Bett (2) zur Oxidation von CO, Methan und
Wasserstoff, ein heizbares, O2 und H2O selektiv aus dem Abgas
durch chemische Reaktion entfernendes Metall-Bett (3), ein
eine oder mehrere für Wasserstoffisotope selektiv durch
lässige, heizbare Membran(en) (4) enthaltendes Gefäß (5) mit
einem Produktauslaß (6) für die Wasserstoffisotopen, sowie
eine oder mehrere Pumpen (8) angeordnet sind.
Das Abgas des Brennstoffkreislaufs eines Fusionsreaktors hat
etwa folgende Zusammensetzung:
80 bis 85 Mol.-%He, Ar
15 bis 20 Mol.-%N(D, T)₃, C(D, T)₄, (D, T)₂O, (D, T)₂,
CO, CO₂, N₂ und O₂.
Selbstverständlich kann ein Teil der schweren Wasserstoff
isotope durch leichten Wasserstoff (Protium) in den entspre
chenden Verbindungen ersetzt sein.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfin
dungsgemäßen Vorrichtung sind darin zu sehen, daß
- a) eine Reduktion der Anzahl der Prozeßschritte erreicht wird,
- b) mit Ausnahme der Zersetzungstemperatur für NH3 die maxi male Arbeitstemperatur innerhalb des Kreislaufssystems 300°C nicht überschreitet und dadurch keine Tritiumver luste durch Permeation durch metallische Wände erfolgen kann,
- c) eine Minimierung des radioaktiven Feststoffabfalls er reicht wird,
- d) eine Reduktion der Belastung des Sauerstoffgetters (des Metallbettes) auf ein Minimum erfolgt (keine In-situ O2- Bildung durch thermische Zersetzung des sauerstoffabge benden Festbettes) und
- e) keine Stickoxid-Bildung stattfindet.
Bei dem zum Stande der Technik genannten Verfahren kann es
sowohl bei der katalytischen Oxidation der oxidierbaren
Abgasbestandteile als auch bei der Reduktion des Wassers zu
Wasserstoff im Uran-Bett zu Permeationsverlusten von schwe
rem Wasserstoff kommen.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird das Abgas als Feed-Gas
in eine im Kreislauf geführte Rohrleitung eingeführt, durch
strömt einen Pufferbehälter und passiert danach bei 200° bis
300°C ein als Katalysator arbeitendes Festbett. Dieses
enthält beispielsweise Hopcalite (CuO/MnO2) oder Perowskite.
Hieran wird im Abgas enthaltener Sauerstoff und Kohlenmon
oxid zu CO2 konvertiert, Kohlenwasserstoffe zu CO2 und Was
ser und Wasserstoff zu Wasser oxidiert, jedoch nicht Ammoni
ak, der im weitergeführten Abgas verbleibt. Bei Sauerstoffde
fizit im Gas setzt das Festbett stöchiometrische Sauer
stoffmengen frei. Das diesen Katalysator verlassende Abgas
wird nachfolgend an einem Bett, welches z.B. Uranmetall oder
Titanmetall enthalten kann, bei einer Temperatur zwischen
200° und 300°C, vorzugsweise bei 250°C, vorbeigeführt, bei
welchem Wasser unter Bildung von Wasserstoff und Uranoxid
zersetzt und evtl. nicht zu Kohlendioxid umgesetzter Sauer
stoff gegettert wird. Das diesen Sauerstoffgetter verlas
sende Abgas wird dann durch ein Gefäß mit Membranen aus
Palladium oder aus einer Palladium-Silber-Legierung bei
einer Temperatur zwischen 300° und 450°C, vorzugsweise bei
400° bis 450°C, geleitet und der im Abgas enthaltene Am
moniak an den Membranen quantitativ zersetzt. Die Membranen
können als direkt geheiztes Rohr oder Rohrbündel, ummantelt
von einem gekühlten Außenbehälter (Gefäß), ausgestaltet
sein. Aus diesem Gefäß wird der bei der Crackung entstandene
schwere Wasserstoff abgeleitet und falls erforderlich, nach
Passieren einer Wasserstoffisotopentrennanlage, in den
Brennstoffkreislauf des Fusionsreaktors zurückgeführt.
Das Restgas kann, je nach seinem Reinheitsgrad, entweder
direkt in die Umgebungsluft abgeleitet werden oder bis zur
erforderlichen Reinheit im Kreislauf geführt werden, wobei
es wieder zunächst den Pufferbehälter durchströmt und danach
die beschriebenen Katalysatorbetten, Sauerstoffgetter und
Gefäße.
Während das bekannte Verfahren aus mindestens 7 Verfahrens
schritten besteht, deren einzelne Betriebstemperaturen weit
voneinander entfernt sind, die weiteste Temperaturdifferenz
zweier aufeinander folgender Schritte beträgt 640°, ist das
erfindungsgemäße Verfahren so aufgebaut, daß die drei
Schritte wesentlich geringere Temperaturdifferenzen auf
ausschließlich ansteigender Linie aufweisen. Während bei dem
zum Stande der Technik gehörigen Verfahren die katalytische
Oxidation aller oxidierbarer Bestandteile des Abgases bei
527°C erfolgt, wird im erfindungsgemäßen Verfahren die
katalytische Oxidation für CO, Methan und Wasserstoff bei
niedrigeren Temperaturen im Bereich von 200° bis 300°C
angewendet. Die darauf im erfindungsgemäßen Verfahren fol
gende Reduktion von Wasser und Entfernung von Sauerstoff
durch ein Gettermetall bei mäßiger Temperatur, beispiels
weise bei 200° bis 300°C, ermöglicht dann den Zersetzungs
schritt für Ammoniak.-
Im folgenden wird anhand der Figur die Erfindung näher
erläutert.
Die Figur zeigt eine schematische Darstellung eines Beispiels
für die erfindungsgemäße Vorrichtung.
Nach Eintritt des zu dekontaminierenden Abgases in die im
Kreislauf geführte Leitung 7 durchströmt es den Pufferbehäl
ter 1 und gelangt danach in das Oxidations-Katalysator-Bett
2, in welchem bei beispielsweise 250°C CO zu CO2 die Kohlen
wasserstoffe, beispielsweise Methan, zu CO2 und Wasser und
die Wasserstoffisotopen zu Wasser katalytisch oxidiert wer
den. Als Katalysator können Hopcalite oder Perowskite ver
wendet werden. Das dieses Bett verlassende Abgas, welches
noch Ammoniak, Wasser und evtl. noch eine Restmenge Sauer
stoff enthält, wird zu einem auf beispielsweise 250°C
erhitzten Uran-Bett 3 geleitet, in welchem der Restsauer
stoff gegettert und das Wasser selektiv zersetzt wird, wobei
Wasserstoffisotope frei werden und das Uran-Metall den
Sauerstoff des Wassers aufnimmt bzw. bindet. Das Abgas aus
dem Uran-Bett 3, das außer dem Trägergas Helium praktisch
nur noch Ammoniak und Wasserstoffisotope enthält, wird an
schließend in ein Gefäß 5 mit beispielsweise Palladium-
Membranen 4 geleitet, welche auf beispielsweise 450°C er
hitzt worden sind. Das Gefäß 5 wird dabei an seiner Außen
seite auf 200°C gekühlt. An den Membranen 4 wird der
Ammoniak in seine Elemente zersetzt. Gleichzeitig durchdrin
gen die Wasserstoffisotope die Membranen und werden durch
den Auslaß 6 aus dem Kreislauf 7 abgezogen.
Claims (2)
1. Verfahren zur Dekontamination des Abgases des Brenn
stoffkreislaufes eines Fusionsreaktors von Tritium und/
oder Deuterium in chemisch gebundener Form enthaltenden
Abgas-Bestandteilen, bei welchem das Abgas über einen
Oxidations-Katalysator und danach über ein heißes Metall-
Bett geleitet wird, Tritium und/oder Deuterium aus seinen
bzw. ihren Bindungen freigesetzt, aus dem Abgas abge
trennt und in den Brennstoffkreislauf rückgeführt wird
bzw. werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) die katalytische Oxidations-Reaktion bei einer Tempe ratur im Bereich von 200°C bis 300°C durchgeführt wird, wobei die Abgas-Bestandteile CO zu CO2, Methan zu CO2+Wasser und die Wasserstoff-Isotope zu Wasser oxidiert werden, jedoch Ammoniak unverändert bleibt,
- b) das aus a) erhaltene Gasgemisch zur Entfernung der Restmenge O2 und zur selektiven Umwandlung des Was seranteils in Wasserstoffisotope bei einer Temperatur im Bereich von 200°C bis 300°C mit dem Metall-Bett in Kontakt gebracht wird,
- c) das aus b) erhaltene Gasgemisch zur Zersetzung (Cracking) des Ammoniaks mit einer heißen Membran aus Palladium oder aus einer Palladium-Silber-Legierung bei einer Temperatur im Bereich von 400°C bis 450°C in Kontakt gebracht, alle freigesetzten Wasserstoff isotope durch die Membran hindurchgeführt, vom Restab gasstrom abgetrennt und abgeführt werden und
- d) das dekontaminierte Abgas in die Umgebungsluft abge leitet wird.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1, welche einen Pufferbehälter, ein heizbares Oxidations
katalysator-Bett und ein heizbares Metallbett aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß
in Strömungsrichtung des Abgases in einer im Kreislauf
geführten Leitung (7) ein Pufferbehälter (1) zum Ausglei
chen des Gasdruckes, ein heizbares Katalysator-Bett (2)
zur Oxidation von CO, Methan und Wasserstoff, ein heiz
bares, O2 und Wasser selektiv aus dem Abgas durch chemi
sche Reaktion entfernendes Metall-Bett (3), ein eine oder
mehrere für Wasserstoffisotope selektiv durchlässige,
heizbare Membran(en) (4) enthaltendes Gefäß (5) mit einem
Produktauslaß (6) für die Wasserstoffisotopen, sowie eine
oder mehrere Pumpen (8) angeordnet sind.
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